Star Wars: Battlefront (2004)01.10.2004, Mathias Oertel
Star Wars: Battlefront (2004)

Im Test:

Spätestens seit EAs Battlefield sind Shooter mit massiven Multiplayer-Schlachten überaus beliebt. Und nun bietet LucasArts mit Star Wars Battlefront die machthaltige Variante – und das für PC, PS2 und Xbox. Doch reicht das Gefühl, in einer Galaxie weit, weit entfernt zu kämpfen, um eine ernsthafte Konkurrenz für Battlefield darzustellen? Wie gut sind die Konsolenfassungen umgesetzt? Die Antworten findet ihr im Test!

Massenschlachten

Das Grundprinzip von Star Wars Battlefront ist einfach: Ihr kämpft wahlweise in First- oder Third-Person-Ansicht auf der Seite des Imperiums bzw. der KUS oder Rebellen bzw. Republik in groß angelegten Materialschlachten um Kontrollpunkte.

Dank authentischer Schauplätze und Fahrzeuge wird sofort Star Wars-Atmosphäre geschaffen. (PC)
Und auch wenn dieses Prinzip für PC-User nichts Neues ist –immerhin hat EAs Battlefield-Serie eine gewaltige Fangemeinde- ist es für Konsolen-Krieger ein erfrischendes Spielerlebnis.

Doch obwohl Battlefront auf allen Systemen vorrangig auf Online-Spiel ausgelegt ist (dazu gleich mehr), hat sich Pandemic nicht lumpen lassen und einige im Endeffekt zwar recht kurze, aber dennoch unterhaltsame Einzelspieler-Modi spendiert.

Trainings-Kampagne

So könnt ihr entweder die historische Kampagne in Angriff nehmen oder euch an eine Galaxis-Eroberung machen. Wir wollen uns zunächst mit den historischen Schlachten beschäftigen, da euch diese in die grundlegenden Spielmechaniken einführen. Im Rahmen des Galaktischen Bürgerkriegs bzw. der Klonkriege seid ihr auf vielen Planeten der Filme als Mitglied eines Heeres unterwegs, um die Gegner aufzureiben. Den Sieg erreicht ihr über zwei Wege: Entweder ihr schafft es, das gesamte Nachschub-Kontingent (das pro Karte variiert) zu zerschlagen oder ihr nehmt alle Kontrollpunkte ein, die gleichzeitig als Spawn-Punkte dienen und haltet sie für 20 Sekunden.

Ein Tunnel ist ein Garant für verlustreiche Gefechte. (PS2)
Ein wenig Taktik kommt ebenfalls ins Spiel: Da jede Seite (abhängig von Epoche und Einsatzplanet) über fünf verschiedene Einheiten verfügt, solltet ihr überlegt Entscheidungen treffen. Der Sniper ist genau so vertreten wie der Allerweltssoldat und natürlich dürfen auch Piloten nicht fehlen. Jede Einheit hat Stärken und Schwächen. So kann der Pilot z.B. Fahrzeuge reparieren, ist dafür allerdings nicht so schussgewaltig wie z.B. eine normale Sturmtruppeneinheit oder gar ein Super-Kampfdroide der KUS.

Doch so interessant die verschiedenen Typen auch sind, die zur Verfügung stehen, gibt es innerhalb der Epochen kaum Unterschiede. Der Sniper des Imperiums spielt sich genau so wie ein Kollege auf Rebellenseite. Das Balancing wird dadurch zwar weitestgehend auf einem guten Niveau gehalten, doch etwas größere Unterscheidungsmerkmale hätten die Langlebigkeit und vor allem die taktische Komponente der Truppenauswahl gefördert.

Ein neuer Darth Vader?

Die Galaxiseroberung baut zwar ebenfalls auf das typische "Kontrollpunkt einnehmen" auf, bietet euch aber die Auswahl, welchen Planeten ihr als nächstes angreifen wollt. Da jeder der Planeten über bestimmte Boni verfügt, die ihr vor der Schlacht auswählen könnt, kommt ein leichter Hauch von Freiheit auf. Wollt ihr den Planeten einnehmen, der euch eine stete Regeneration an Lebenspunkten sichert oder wollt ihr vielleicht erst einmal dafür sorgen, dass der Gegner eure Kommunikation nicht stören kann, so dass ihr auf dem übersichtlichen Radar auch alle Feindestruppen erkennen könnt?

  

Zwar spielen sich die Schlachten auch mit den Boni weitestgehend identisch zum normalen Gefecht, doch die Unterschiede sind spürbar und können den wesentlichen Schritt Richtung Sieg oder Niederlage bedeuten.

Klonkriege und Galaktischer Bürgerkrieg in einem Spiel. (Xbox)
Doch trotz dieser interessanten Spielmodi ist Battlefront ein Einzelspieler-Erlebnis ohne Langlebigkeit. Erfahrene Spieler dürften bereits nach wenigen Stunden alles gesehen haben.

Cooles Spielgefühl

Klar: für PC-User sind solche Massenschlachten nichts Neues mehr. Doch egal ob am Rechenknecht oder auf dem Sofa – das Spielgefühl ist gut und sorgt für ansprechende Unterhaltung. Ein Großteil dieses Gefühls ist natürlich der Star Wars-Anbindung zuzuordnen. Dass z.B. Darth Vader mit euch auf Bespin kämpft oder Mace Windu mit seinem Laserschwert einen Kampfdroiden nach dem anderen zu Schrott verarbeitet sorgt für einen gehörigen Motivationsschub. Nicht vergessen sollte man die Fahrzeuge, von denen insgesamt über 20 zur Verfügung stehen. Es kommt wirklich Filmfeeling auf, wenn man in der Schlacht auf Hoth mit seinem Snowspeeder um die Beine eines AT-AT kurvt. Auf Imperiumsseite ist es natürlich ein erhebendes Gefühl, sich mit seinem AT-ST durch die Wälder Endors zu kämpfen, während Ewoks und Rebellen um einen herumwuseln.

Um diese Atmosphäre zu steigern, gibt es an entscheidenden Punkten in der Kampagne Original-Filmausschnitte, deren Qualität allerdings unter dem gängigen Standard liegt.

Einen großen Anteil an dem guten Spielgefühl hat auch die KI: Zwar ist sie nicht perfekt und scheint situationsbezogen zu arbeiten, doch besser als beim Kollegen Battlefield ist sie allemal.

Was heißt situationsbezogen? Wenn die KI-Gegner (und auch die eigenen Mannen) in die Nähe eines Fahrzeuges, Geschützturmes oder Kontrollpunktes kommen, erledigen sie ihren Job gut und benutzen den Gegenstand entsprechend.

So kommt man schneller durch die Botanik: Jeder Planet hat seine spezifischen Fahrzeuge. (PC)
Falls sich jedoch im Beispiel des Kanonenturmes kein Gegner in der Nähe befindet, stehen die Burschen einfach nur dumm herum, anstatt sich auf den Weg zum nächsten Ziel zu machen. Einzig wenn die KI stirbt und an irgendeinem Kontrollpunkt wieder auftaucht, macht sie sich gut und selbstständig wieder auf den Weg, um mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln in die Schlacht einzugreifen.

Trotzdem ist es nervig, wenn ihr mitten im Gefecht drauf geht, vom Spawn-Punkt los lauft und auf dem Weg mindestens zehn Gefährten stehen, die gerade nichts zu tun haben und ein Kaffeekränzchen ausrufen, während ihre Kameraden an der Front den Löffel abgeben.

Online-Spiel für alle

Die Qualitäten der gut designten Karten kommen natürlich vor allem im Mehrspieler-Modus zur Geltung, der auf dem PC für bis zu 50 Spieler (sowohl online als auch im LAN) und auf den Konsolen für bis zu 16 Spieler gute Unterhaltung bietet.

Zum einen kommen hier die taktischen Elemente der ausgewählten Klasse besser zur Geltung, wenn es darum geht, einen schwer gepanzerten Gegner oder einen Kontrollpunkt einzunehmen.

Und zum anderen macht es einfach einen Heidenspaß, an den Massenschlachten teilzunehmen – auch wenn diesem Punkt seit Battlefield der Innovations-Bonus fehlt.

   

Allerdings hat Pandemic einige Chancen verschenkt, um Battlefront wirklich zu einem Konkurrent für Battlefield zu machen: Die Eroberung der Kontrollpunkte ist der einzige zur Verfügung stehende Modus: Kein Deathmatch, kein Team-Deatchmatch und vom so beliebten Capture the Flag keine Spur.

Auf manchen Planeten machen euch neutrale Kämpfer wie hier die Sandleute das Leben schwer. (PS2)
Und das führt dazu, dass die Duelle –so intensiv und spannend sie auch sein mögen- auf lange Sicht an Reiz verlieren.

Ein definitiver Pluspunkt der PC-Fassung ist die Performance beim Online-Spiel. Denn wo der PC im Normalfall weiter flüssig vor sich hin schnurrt, sind auf den Konsolen abhängig von der Verbindung abrupt die Position wechselnden Gegner ein Manko. Vor allem, wenn man als Sniper unterwegs ist, hat man kaum eine Chance, dieses Problem sinnvoll zu lösen.

Grafisch gelungen

Dass Battlefront auf dem PC mit der überlegenen Hardware im direkten Vergleich natürlich um einiges besser aussieht als auf PS2 und Xbox, dürfte keine Überraschung darstellen.

Doch das soll nicht heißen, dass die Konsolenfassungen keine Sternenkrieg-Atmosphäre entfachen. Im Rahmen der zur Verfügung stehenden Möglichkeiten holt Pandemic einiges aus der jeweiligen Hardware heraus, ohne jedoch wirklich an Grenzen zu stoßen.

Die Animationen sind gelungen, das Figurendesign überzeugt und auch die Explosionen und sonstigen Effekte, die allerdings vorrangig auf Rechenknechten zum Einsatz kommen, können sich sehen lassen.

Mit dem X-Wing auf zerstörerischem Einsatz: das Fluggefühl ist gut.
Allerdings sind sowohl die Charaktere als auch die Umgebungen weit davon entfernt, sich mit Grafikprotzen wie Doom 3 messen zu können.

Dafür gibt sich Battlefront jedoch recht Hardware-sparsam. Empfohlen wird ein Prozessor mit mindestens 1 GHz und eine Grafikkarte ab GeForce 2. Insofern können auch User, die ihren PC lange nicht mehr aufgerüstet haben, ins Star Wars-Universum einsteigen, ohne erst einen Kredit aufnehmen zu müssen.

Und so schön die Eigenheiten der verschiedenen Planeten auf allen Systemen herausgearbeitet wurden, müssen Konsolenbesitzer auf weiträumig gestreute Flora und Fauna verzichten, während PC-User sich an Grasbüscheln und kleinen Animationen außerhalb der Schlachtgebiete erfreuen dürfen.

Laserfeuer und Funksprüche

Da man auf die Lucasfilm-Bibliothek zurückgreifen konnte, kommen natürlich authentische Soundeffekte beim Laserfeuer oder dem Fliegen eines Tie Fighters aus den Lautsprechern, was natürlich zu einem intensiven Atmosphäre-Boost führt. Auch die Original-Musiken überzeugen auf ganzer Linie.

Einzig die deutsche Sprachausgabe kann da nicht ganz mithalten: Insgesamt zwar sehr sauber und hochwertig produziert, fehlt den Sprechern das letzte Bisschen Intensität, um die Funksprüche während der Kämpfe vollends glaubhaft zu machen.  

Fazit

Star Wars Battlefront ist ein gutes Spiel – daran besteht kein Zweifel. Doch so ganz überzeugen kann es nicht. Die Idee von actionhaltigen Multiplayer-Schlachten hat EAs Battlefield-Serie bereits salonfähig gemacht und beim Spielen fühlt man sich immer wieder an den Klassiker erinnert. Das Star Wars-Gefühl kann zwar einiges wieder davon auffangen, doch im Endeffekt spielt sich Battlefront wie ein guter Battlefield-Klon. Auch im Einzelspieler-Modus sind deutliche Parallelen spürbar: die KI ist zwar wesentlich besser als bei EAs Kandidat, doch immer wieder finden sich Momente, in denen man ob der Aktionen der eigenen Leute die Hände über dem Kopf zusammenschlägt. Dafür jedoch gibt es mit der galaktischen Eroberung einen leicht taktisch angehauchten Modus, der für mehr taugt als das pure Lernen der Karte. Technisch an alle Systeme gut angepasst, ohne wirklich in irgendeinem Punkt herausragend zu sein, kann man Battlefront durchaus empfehlen. Für PC-User eine nette, wenn auch vermutlich nicht so langlebige Alternative zu Battlefield & Co, für Konsolenbesitzer eine neue Spielerfahrung, die sie bislang in der Form noch nicht machen konnten.

Pro

gelungener Battlefield-Klon mit Star Wars-Atmosphäre
gute Steuerung
nette Grafik
Massenschlacht-Gefühl wird klasse vermittelt
durchgestylte Präsentation
Wechsel zwischen Ego- und Third Person-Ansicht möglich
interessanter Galaxie-Eroberungs-Modus
passable KI
über zwei Dutzend Fahrzeuge
gutes Kartendesign
übersichtlicher Radar
Kämpfe an Original-Schauplätzen

Kontra

KI mit Aussetzern
Performance-Probleme beim Online-Spiel (PS2, Xbox)
wenig Spielmodi
wenig Einstellmöglichkeiten beim Online-Spiel
keinerlei Innovation
schnell abnehmende Einzelspieler-Motivation
Klassen innerhalb der Epochen und Schauplätze mit wenig Unterschieden

Wertung

PlayStation2

Ein guter Battlefield-Klon mit Star Wars-Flair - nicht mehr und nicht weniger!

XBox

PC

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