Neo Contra20.03.2005, Paul Kautz
Neo Contra

Im Test:

Knapp anderthalb Jahre nach Contra: Shattered Soldier schwingen sich die fast unbesiegbaren Soldaten wieder durch einen dauerfeuerlastigen Retro-Shooter – mit neuer Grafik, neuer Steuerung und mehr Story. Alles neu macht der Neo? Oder ist die Luft langsam raus?

Neo wie »neu«

Back to the roots: Was vor 18 Jahren auf dem NES gut war, taugt auch heute noch! Seit dem 1992er Contra 3 (SNES) war die Contra-Serie (die hierzulande aus Jugendschutzgründen in »Probotector« umgewandelt wurde) auf die Seitenperspektive festgelegt: selbst der 3D-Neuling Shattered Soldier brach nicht mit dieser Regel. Mit Neo Contra (ab 54,90€ bei kaufen) wird alles anders: Auffälligster Unterschied ist der Wechsel der Ansicht – statt von der Seite seht ihr eure Helden jetzt aus einer

Ordentlich Krawumm: aus aus der neuen Perspektive liefert Contra wieder pausenlose Action.
Iso-Perspektive, wobei die Kamera  mal in eine Seiten- oder Vorderaussicht schwenkt. Das bringt einige steuerungstechnische Veränderungen mit sich: Sprünge sind nicht mehr drin, dafür legt ihr jetzt auf Knopfdruck einen schnellen Ausweichschritt aufs Parkett oder dreht euch kurz um die eigene Achse, womit sich gegnerische Geschosse reflektieren lassen. Wie beim Vorgänger könnt ihr die Schussrichtung festschalten, neu hinzugekommen ist der Bewegungslock: Haltet ihr den entsprechenden Button gedrückt, bleibt ihr stehen, und könnt in alle Richtungen schießen. All das geht speziell analog nach kurzer Übungszeit in Fleisch und Blut über, erfordert aber mehr Einarbeitung als von Contra gewohnt – aber für irgendetwas muss ja der Trainingsmodus gut sein.

Eingeleitet wird die Action-Orgie von einem spektakulären Renderfilm, welcher euch auf herrlich überzogene Art und Weise die trashige Story schmackhaft macht, welche mit absurden Dialogen und sogar einer klitzekleinen Romanze zu punkten versucht – spätestens wenn man sich einem militärisch daherredenden Hund mit Pickelhaube (!) gegenüber sieht, schaltet der Verstand auf Durchzug und das Zwerchfell übernimmt die Kontrolle.

Contra für Einsteiger?

Der Tradition entsprechend dürft ihr auch hier zu zweit spielen, wobei der eine Spieler zum bewährten Bill Rizer, der andere zum neu in der Serie auftauchenden Samurai »Jaguar« greifen darf. Auf den ersten Blick unterscheiden sich die beiden zumindest spielerisch nicht. Erst nach dem Durchspielen des Games darf Jaguar zu seinem Katana greifen, jedenfalls sofern man auf »Normal« zockt. Denn wie beim Vorgänger dient der »Easy«-Schwierigkeitsgrad nur der Übung, und ist 

Schwertschwinger Jaguar (links) ist neu im Team.
erheblich eingeschränkt: Ihr bekommt nur vier der sieben Levels zu sehen und habt zwar mehr Leben, aber spielt nichts frei. Normalos müssen pro Abschnitt mit maximal fünf Versuchen auskommen, und schlagen sich natürlich mit stärkeren Gegnern herum. Allerdings ist das relativ, denn der Schwierigkeitsgrad wurde im Vergleich zu früheren Knochenbrechern erheblich reduziert – speziell im Multiplayermodus habt ihr nach einigen Versuchen recht leichtes Spiel, da die Feinde weder stärker noch zahlreicher werden. Und nicht zuletzt mangels eines »Hard«-Levels, der früher noch obligatorisch war, ist Neo Contra tatsächlich das erste Spiel der Serie, das man unter Vorbehalt auch Shooter-Neulingen ans Herz legen kann.   

Wie schon bei Shattered Soldier gibt es hier keine Knarren zum Aufsammeln mehr. Stattdessen wählt ihr vor Spielbeginn unter einem vorgefertigten Waffenmuster – drei sind von Anfang an verfügbar, nach dem Durchspielen werden es mehr. Jedes Set bietet unterschiedliche 

Zu zweit wird das Spiel erheblich einfacher.
Wummen, die Stärken und Schwächen haben, und zwischen denen ihr jederzeit wechseln dürft. Zockt ihr allein, könnt ihr euch mit dieser Wahl das Leben leichter oder schwerer machen, zu zweit ergänzen sich die Sets perfekt, was das Spiel erneut etwas leichter macht – speziell die Bossgegner lassen sich so oftmals viel zu einfach durch pures Draufhalten und Ausweichen niedermachen. Das Austüfteln der Schwachstellen samt nachfolgender Penetration mit der am besten zur Vernichtung geeigneten Waffe wie in Shattered Soldier fehlt hier. Außerdem müsst ihr jetzt zwischen Boden- und Luftangriffen unterscheiden: Während ihr unten mit euren Standard-Kanonen alles wegputzt, benötigen fliegende Gegner erst ein kurzes Panzer Dragoon Orta-kompatibles Aufschalten, gefolgt von einem verheerenden Luftangriff. Habt ihr einen Level geschafft, wird eure Leistung bewertet: Speziell die Treffer- und Sterberate hat Einfluss auf die danach vergebene Note, welche sich direkt auf die Menge der freispielbaren Boni auswirkt. Wollt ihr also eine Jukebox, einen zusätzlichen Abspann, weitere Charaktermodelle oder eine Bonusgalerie haben, solltet ihr besser alles zerstören und dabei besser nicht draufgehen.

Schneller durch als eine Pizza

Neo Contra ist seit langer Zeit das erste Spiel seiner Gattung, welches man durchaus als ansehnlich bezeichnen kann: Die Renderfilme sehen spitze aus, die Ingame-Optik ist schnell, sauber und effektreich – platscht ihr z.B. mit eurer Rakete aufs Meer, schwappt ordentlich Wasser von innen auf den Fernseher und verwischt langsam nach unten. Während die Wald-und-Wiesen-Gegner ebenso unspektakulär sind wie schnell das Zeitliche segnen, bestechen die Bosse mit extrem abgefahrenem Design und tollen Animationen: Euch erwarten u.a. ein gigantischer Wurm, aus dem ein abstoßender Kopf wächst, eine 

Wie gehabt besticht auch Neo Contra mit sehr abgefahrenen Boss-Designs.
schnappfreudige Pflanze, der bereits erwähnte Hund und viel mehr – die Kämpfe gegen Plant Contra, Mysterious G, Pheromone Contra, Animal Contra und wie sie alle heißen ziehen sich teilweise ordentlich in die Länge, gelegentlich folgt dem erstem Widersacher gleich noch ein zweiter.

Das ändert leider nichts an der extrem kurzen Spielzeit: Für jedes Level braucht man, selbst wenn man sehr vorsichtig vorgeht, kaum mehr als zehn Minuten – für einen speziellen Bonuscharakter wird sogar gefordert, die ersten fünf Levels in weniger als 18 Minuten durchzuspielen! Selbst weniger erfahrene Spieler dürften an einem Nachmittag alles gesehen haben, danach hält nur noch das Bonusmaterial die Wiederspielmotivation wach.  

Fazit

Ein generalüberholtes Contra? Her damit! Zugegeben, am Anfang ist es schon komisch, seine Helden mal nicht von der Seite, sondern von oben zu sehen, aber die Gewöhnung fällt leicht, zumal die Entwickler wirklich viele Tugenden der Vorgänger in die neue Ansicht gerettet haben. Allerdings bin ich nicht sicher, ob das wirklich drastische Zurückschrauben des Schwierigkeitsgrades nun positiv oder negativ zu bewerten ist: Auf der einen Seite angelt man sich vielleicht Spieler, die bislang der Serie den Rücken gekehrt haben. Auf der anderen Seite dürften Contra-Veteranen enttäuscht sein. Und bei all den Verbesserungen: Wieso kommt man immer noch nur per Reset zurück ins Hauptmenü? Wieso gibt es nur vorgefertigte Steuerungssets? Wieso sind die Bosskämpfe jetzt so eintönig? Neo Contra ist gerade im Mehrspielermodus ein sehr cooles Spiel, und ein würdiger Erbe der Serie – bleibt ihr allerdings nicht immer treu.

Pro

leichter als bisherige Contras
neues Contra-Spielgefühl
zwei Schwierigkeitsgrade
unterschiedliche Waffensets
allerlei freizuspielen
ansehnliche Grafik
viele Insiderwitze
gute Steuerung
hektischer Mehrspielermodus
coole Renderfilme

Kontra

leichter als bisherige Contras
sehr kurz
unauffällige Musik
Steuerung nicht frei definierbar
extrem trashige Story
lange Ladezeiten

Wertung

PlayStation2

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