Viewtiful Joe 218.04.2005, Jens Bischoff
Viewtiful Joe 2

Im Test:

Viewtiful Joe ist zurück. Und dieses Mal ist er nicht allein, sondern wird tatkräftig von Comic-Freundin Silvia unterstützt, die sich wohl nicht länger nur mit der Opferrolle zufrieden geben wollte. Spielerisch hat sich zwar nicht allzu viel getan, aber die charmanten Zeichentrickhelden sorgen nach wie vor für ein einzigartiges Action-Feuerwerk mit Award-Qualitäten.

Doppelte Helden-Power

Dass Silvia nun einen aktiven Part spielt und ihr jederzeit die Figuren austauschen dürft, hat übrigens viele Vorteile:

Neues Helden-Duo: Dieses Mal steht auch Joes Freundin Silvia als spielbarer Charakter bereit.
Ihr könnt euch dadurch nicht nur jedem Gegner mit eurem persönlichen Lieblingshelden stellen, sondern auch mitten in einem Bossfight zwischen durchschlagskräftigem Nahkampfspezialisten (Joe) und flinker Distanzschützin (Silvia) wechseln. Bei vielen der hübsch designten und teils durchaus anspruchsvollen Rätsel ist der fliegende Heldenwechsel sogar Pflicht - auch wenn manche Lösungen doch recht abstrus erscheinen und Silvia abseits spezieller Aufgaben leider immer nur zweite Wahl ist, da Joe einfach kraftvollere Watschen verteilt.

Die Zeit auf eurer Seite

Nichtsdestotrotz ist den Entwicklern die Mischung aus traditioneller 2D-Kampfaction und situationsabhängigem Rätselraten jedoch sehr gut gelungen, was vor allem den vielschichtigen Einsatzmöglichkeiten eurer zeitmanipulierenden VRX-Kräfte und dem abwechslungsreichen, wenn auch recht linearen Leveldesign zuzuschreiben ist. So könnt ihr nicht nur die Zeit verlangsamen oder beschleunigen, sondern auch eine Zoom- sowie neuerdings auch eine Replay-Funktion aktivieren. Letztere steht allerdings nur Ballerqueen Silvia zur Verfügung, die damit eine Verdreifachung ihrer Aktionen auslöst. Doch Vorsicht, werdet ihr während eines Replays getroffen, erleidet ihr auch den dreifachen Schaden!

Bewährtes Gameplay

An der Spielmechanik hat sich im Vergleich zum Vorgänger nichts Gravierendes geändert: So hüpft, knobelt, prügelt und ballert ihr euch nach wie vor durch hübsch inszenierte, seitlich scrollende 2D-Filmwelten und verdient euch mit besonders stylischen Aktionen Bares,

Nur keine Angst: Um dem Feuerodem des Dinos zu entgehen, dürft ihr nicht kontaktscheu sein.
das ihr zwischen den einzelnen Spielabschnitten wie gehabt in neue Angriffstechniken, diverse Power-Ups und Wurfgeschosse investieren dürft.So könnt ihr eure Charaktere sehr individuell aufpowern und anschließend entsprechend in den Kämpfen agieren lassen.

Eine Frage des Timings

Das A und O für erfolgreiches Gegnervermöbeln ist dabei das richtige Timing für Angriffe, Ausweichmanöver und Konter. So könnt ihr Gegenangriffen sowie feindlichen Projektilen und Wurfgeschossen nicht nur elegant ausweichen, sondern letztere dank punktgenauer Kollisionsabfrage und hilfreicher Zeitlupenfunktion auch höchst effektiv auf eure Angreifer zurückschleudern. Im Zeitraffer schlägt Joe sogar an mehreren Fronten gleichzeitig zu oder setzt seine Widersacher in Brand. Zoomt ihr das Geschehen heran, lassen sich sogar imposante Schmetterattacken und Rundumschläge ausführen. Auch auf actionlastige Tauchgänge in einem U-Boot dürft ihr euch freuen.          

Alles im Griff?

Ansonsten kommt das handliche Kampfsystem mit einem Schlag- (Joe) bzw. Feuer- (Silvia) sowie einem Kick- und einem Sprung-Knopf aus,

Verführerische Nahaufnahme: Mit der Zoom-Funktion betört ihr mit Silvias Reizen die Gegner.
während ihr mit dem linken Analog-Stick bzw. Steuerkreuz euren Charakter nach links und rechts bewegt sowie nach oben oder unten ausweichen lasst. Allerdings kann es dadurch auch schon mal vorkommen, dass ihr nach oben ausweicht, obwohl ihr eigentlich hüpfen wolltet, wenn ihr es gewohnt seid, beim Springen nicht nur nach links oder rechts, sondern schräg nach links bzw. rechts oben zu drücken. Nach einer Weile habt ihr das System aber verinnerlicht und gerade mit dem Steuerkreuz kaum noch Probleme mit verpatzten Hüpfern.

Hart, aber fair

Aufgrund des teils recht harschen Schwierigkeitsgrades richtet sich Viewtiful Joe 2 (ab 24,99€ bei kaufen) aber sowieso in erster Linie an Spieler, die ihr Pad perfekt beherrschen und selbst im wildesten Gegnergetümmel den Überblick bewahren. Anfänger freuen sich zwar über eine im Vergleich zum Vorgänger ausgewogenere Spielbalance und dürfen obendrein zwischen zwei Schwierigkeitsgraden wählen, aber werden wohl spätestens in den 36 freispielbaren Bonusaufgaben, in denen Cracks auf Highscore-Jagd gehen können,an ihre Grenzen stoßen. Das Speicher- und Rücksetzsystem ist allerdings ziemlich fair und lässt euch im Shop sogar Extraleben und Wiederbelebungen an Ort und Stelle erwerben,

Blinder Passagier: Zwar könnt ihr den feindlichen Jet nicht entern, aber Joe findet auch so Halt.
während ihr bei besonderen Problemen auch mal mit mehr oder weniger nützlichen Tipps versorgt werdet. Frust kommt eigentlich nur dann auf, wenn ihr beim Knacken eines Rätsels oder Endgegners auf dem falschen Weg seid und ein Leben nach dem anderen verliert. Habt ihr den Dreh aber endlich raus, könnt ihr problemlos vom letzten Speicherpunkt wieder beginnen und die Hürde dann meist ohne größere Schwierigkeiten nehmen.

Sylischer Comic-Look

Die Präsentation ist dabei erneut über nahezu jeden Zweifel erhaben. Der stylische Cel-Shading-Look passt abgesehen von ein paar seltenen Clipping-Fehlern perfekt zum Comic-artigen Spielgeschehen und bietet jede Menge herrlicher Animationen und Effekte. Schade nur, dass es zwar einen 60Hz-, aber leider keinen 16:9-Modus gibt, der sich bei der filmischen Inszenierung eigentlich angeboten hätte. Weit mehr hätte man sich aber wahrscheinlich einen kooperativen Zwei-Spieler-Modus gewünscht, um Joe und Silvia wirklich mit vereinten Kräften agieren zu lassen -

Nichts für Anfänger: Pad-Akrobaten dürfen in 36 Bonusrunden all ihr Können unter Beweis stellen.
aber irgendwas muss man sich ja auch noch für den Nachfolger aufheben...

Deutsch oder nicht deutsch?

Ebenfalls wünschenswert wäre eine zumindest anwählbare deutsche Synchro gewesen, aber angesichts der nur mäßig eingedeutschten Untertitel, kann man wahrscheinlich froh sein, dass die fetzige Sprachausgabe englisch belassen wurde. Ansonsten ist uns eigentlich nur die einfallslose Story um entwendete Oscars und das drohende Ende von Movieland etwas übel aufgestoßen. Nichts gegen absichtlich trashige Rette-die-Welt-Handlungen, aber dann bitteschön mit richtig Schmalz und Tamtam und nicht einfach nur beiläufig irgendetwas zusammenreimen, damit man die parodistisch angehauchten Levels halbwegs nachvollziehbar aneinander reihen kann. Zwar hätte man sich als Kenner des Originals auch spielerisch etwas mehr Ideenreichtum gewünscht, aber angesichts des immer noch grandiosen Erstlings kann man es Joe nicht wirklich übel nehmen, sich doch sehr auffällig auf seinen wohlverdienten Lorbeeren auszuruhen...        

Fazit

Auch bei seinem zweiten Auftritt sorgt Viewtiful Joe wieder für einzigartige Comic-Prügel-Action mit hohem Spaß- und Suchtpotential. Niemand anders weicht in Zeitlupe so elegant gegnerischen Angriffen und Projektilen aus, teilt im Zeitraffer so heiße Combos aus und fegt in Nahaufnahme so stylisch ganze Feindansammlungen vom Bildschirm wie Joe. Der famose Cel-Shading-Look ist und bleibt Kult und die Präsentation ist bis auf die mäßige Lokalisierung und einen fehlenden Breitbild-Modus einfach topp. Der in zwei Stufen variierbare Schwierigkeitsgrad ist erneut hart, aber fair - lediglich bei manchen Rätseleinlagen und Bossfights haben es die Entwickler teils etwas übertrieben. Hat man jedoch endlich die ärgste Kopfnuss geknackt oder den härtesten Widersacher besiegt, ist die anschließende Befriedigung umso größer. Eine besondere Herausforderung stellen hierbei die 36 freispielbaren Bonusaufgaben dar, in denen ihr neuerdings auf Highscore-Jagd gehen könnt. Allerdings lässt sich nicht leugnen, dass sich wirkliche Neuerungen rar machen. Dass es mit Silvia einen zweiten spielbaren Charakter mit individuellen Fähigkeiten gibt, ist zwar lobenswert, aber die meiste Zeit kommt ihr mit Joe einfach besser und schneller voran, während ein sich angebotener Koop-Modus außen vorblieb. Auch mit zusätzlichen VFX-Kräften wurde gespart - hier ist gerade einmal Silvias Replay-Power zu nennen. Wer den Vorgänger mochte, wird zwar auch den Nachfolger lieben, aber der Originalitätsbonus ist mittlerweile etwas verflogen und neue Ideen sind leider Mangelware. Für Platin zu wenig, aber allemal Gold wert!

Pro

60Hz-Modus
einzigartiger Look
einfallsreiche Rätsel
skurrile Präsentation
spannende Bossfights
spaßiges 2D-Gameplay
ermäßigter Verkaufpreis
zwei spielbare Charaktere
individuelle PowerUp-Wahl
freispielbare Bonusspielchen
gelungener Taktik-Action-Mix
abwechslungsreiches Leveldesign

Kontra

öde Story
kein 16:9-Modus
kaum Neuerungen
mäßige Lokalisierung
Silvia meist nur zweite Wahl
gelegentliche Clipping-Fehler
teils sehr haarige Rätseleinlagen
gewöhnungsbedürftige Sprungsteuerung

Wertung

PlayStation2

Gelungene, aber wenig innovative Fortsetzung des 2D-Action-Hits.

0
Kommentare

Du musst mit einem 4Players-Account angemeldet sein, um an der Diskussion teilzunehmen.

Es gibt noch keine Beiträge. Erstelle den ersten Beitrag und hole Dir einen 4Players Erfolg.