SEGA Classics Collection10.01.2006, Paul Kautz
SEGA Classics Collection

Im Test:

Sega hatte bislang mit der Wiederbelebung seiner klassischen Helden kein sonderlich gutes Händchen: Shinobi ging in die Hose, Altered Beast war jämmerlich schlecht. Und selbst bei der an sich einfach scheinenden Aufgabe einer Retro-Collection müssen die Japaner mal wieder eine Extrawurst braten: Statt die alten Titel originalgetreu und mit reichlich Bonusmaterial veredelt auf moderne Fernseher zu bringen (wie gerade bei der Capcom Classics Collection vorbildlich vorgemacht), setzt Sega hier auf den »3D ist super!«-Zug. Oder auch nicht. Oder irgendwie doch?

3D, oh je

Okay, von einer Oldie-Sammlung sollte man nicht allzu viel Innovation erwarten. Aber das Baukastenprinzip »Firmenname + 'Classics'- bzw. 'Collection'-Zusatz« ist langsam etwas abgedroschen – Sonic Gems Collection bzw. die in Kürze erscheinenden Taito Legends sind auch nicht der literarische Höhepunkt des Jahres, heben sich aber wenigstens ein bisschen von gängigen Zug ab. Sei’s drum, denn für knapp 30 Euro bekommt ihr acht Spiele auf der PS2-DVD, die Sega-Fans noch in größtenteils guter Erinnerung sein sollten: OutRun, Space Harrier, Fantasy Zone, Golden Axe, Columns, Virtua Racing sowie Monaco GP und Tant R/Bonanza Bros; Kenner des amerikanischen Originals werden allerdings »Alien Syndrome« vermissen. Die Spiele werden

Golden Axe leidet am stärksten an der Ver3Disierung: Das 2D-Vorbild sieht um Klassen besser aus.
direkt aus dem Hauptmenü heraus gestartet und sind zu einem großen Teil zu zweit spielbar. Großartige Erweiterungen wie Quicksave (Sonic Mega Collection plus ) oder umfangreiches Bonusmaterial (Capcom Classics Collection ) gibt es hier kaum. Stattdessen winkt euch jetzt da, wo früher 2D herrschte, immer wieder 3D-Optik entgegen.

Oder so ähnlich. Denn die Auszeichnung »Selbstzweck des Jahres« geht an just diese 3D-Spielerei: Die hat sich auf die Fahne geschrieben, das 2D-Spielerlebnis exakt in 3D nachzubilden, abgehackte Animationen und Leveldesign inklusive. Albern wird es nur, wenn das Gezeigte weniger Details beinhaltet als das Vorbild, besonders deutlich zu sehen bei OutRun und Space Harrier. Ganz abstrus wird’s bei Golden Axe, das nicht nur einige der hässlichsten 3D-Modelle seit Anbeginn der Polygonzeitrechnung bietet, sondern wo die Entwickler scheinbar derart von ihrer 3D-Engine angetan waren, dass sie das Spielfeld gelegentlich in den dritten Raum schwenken – bei 2D-Steuerung! Wie sich das spielt? Nicht gut. Wie das aussieht? So 1995, bestenfalls auf PSone-Niveau. Sega hätte sich mit einer simplen Umsetzung der 2D-Titel einen wesentlich größeren Gefallen getan, denn in der so gezeigten Form geht nicht nur das Oldie-Gefühl komplett flöten, es bleiben euch auch neumodische Krankheiten wie Clipping-Fehler, Steuerungsprobleme oder flimmernde Texturen nicht erspart. Blöd.

Nicht ganz wie damals

Virtua Racing war 1994 spektakulär, zeigt heute allerdings deutlich überdeutlich, wie schlecht frühe Polygonracer altern.
Dankbarerweise gibt es auch Licht am Ende des Tunnels, allerdings ist es nicht sehr hell und flackert dauernd. An Columns kann man nicht viel falsch machen, das sympathisch von Tetris abgekupferte Spielprinzip macht auch heute noch Spaß. Fantasy Zone ist ein kirrebunter, aber charmanter »Defender«-Klon und Virtua Racing spielt sich als einziges Game der Sammlung originalgetreu – kein Wunder, schließlich war ja schon das Original einer der ersten echten 3D-Racer. Die hiesige Version läuft sogar etwas flüssiger als das Arcade-Vorbild, so dass hier tatsächlich von einem Zugewinn gesprochen werden kann. Allerdings teilt das Game den Nachteil aller frühen 3D-Spiele: Halbnackte und untexturierte Polygone sehen heutzutage einfach nicht mehr so richtig dolle aus, egal wie flott sie an einem vorbeirauschen.

Folgende Spiele sind enthalten:

OutRun

Space Harrier

Columns

Fantasy Zone

Monaco GP

Virtua Racing

Tant R & Bonanza BrosGanz ohne einen Klacks Verbesserungen kommt auch diese Sammlung nicht aus, allerdings ist ihr Nutzen überwiegend fragwürdig: In Space Harrier ergibt z.B. die Mischung aus neuem Lock-On-Feature und ebenfalls frischem Dauerfeuer unterm Strich eine völlig unherausfordernde Ballerei, die man fast blind spielen kann. Und OutRun bietet einen neuen Spielmodus sowie die Möglichkeit, zwischen originalgetreuer sowie neu arrangierter Musik zu wählen. Leider geht das bei kaum einem anderen Spiel, denn die neuen Stücke sind zum größten Teil schlicht scheußlich.   

Fazit

Das hab ich nun davon - ich hatte mich echt auf die Sega Classics gefreut, der erste Eindruck (mit Golden Axe) war entsprechend schockierend: WTF??!? Auf dem Papier klang das »2D in 3D«-Konzept echt gut, in der Praxis ist der Grafikhammer tödlicher als bei den Game Gear-Umsetzungen der Sonic Gems. Ist dieser Niederschlag überwunden, machen die ollen Kamellen teilweise wirklich noch einen Heidenspaß – gerade zu zweit. Aber manche, gerade Virtua Racing, Bonanza Bros oder Monaco GP, sind wirklich sehr schlecht gealtert, durch den Optik-Murks teilweise sogar mehr als nötig. In 2D (jedenfalls da, wo nötig) wären die Sega Classics eine echt gute Retro-Compilation geworden. Mit etwas Bonuskram (wie z.B. den als Bonus beiliegenden Originalen) sogar eine wirklich gute. So ist sie nur Mittelmaß für idealerweise blinde Fans. Taub sollten sie aufgrund der teilweise grauenhaft neu arrangierten Musik auch sein. Und nicht sehr nostalgisch veranlagt sowieso.

Pro

<P>
einige sehr gute Klassiker an Bord
größtenteils zu zweit spielbar
guter Preis</P>

Kontra

teils jämmerliche 3D-Grafik
viele Clipping-Fehler
einige mäßige Games
teils sehr ungenaue Steuerung
Originale nicht dabei
»runderneuerte« Musik
kein »Alien Syndrome«

Wertung

PlayStation2

0
Kommentare

Du musst mit einem 4Players-Account angemeldet sein, um an der Diskussion teilzunehmen.

Es gibt noch keine Beiträge. Erstelle den ersten Beitrag und hole Dir einen 4Players Erfolg.