Metal Slug 428.10.2005, Paul Kautz
Metal Slug 4

Im Test:

Vor knapp einem Jahr läutete Publisher flashpoint mit Metal Slug 3 auf PS2 und Xbox die Ära der spaßigen Retro-Shooter ein. Jetzt steht der nächste Teil für wenig Geld in den Startlöchern und sucht seinen Weg in eure Laufwerke – erneuter Koop-Spaß, oder ist die Luft schon raus?

Kurzes Vergnügen

Wer unbedingt eine Story in einem Shooter haben will, soll sie auch hier bekommen: In naher Zukunft greift der Cyber-Terrorismus wild um sich. General Morden und seine Schergen wollen mit raffiniert platzierten Computerviren die Regierungen und Militärs dieser Welt unschädlich machen und so schwuppdiwupp die Weltherrschaft übernehmen. Vier stramme Söldner bzw. Söldnerinnen stehen dieser Bedrohung mit geschärften

Die Bossfights fordern euren Reflexen alles ab.
Zähnen und verdammt vielen Waffen gegenüber. Genug Story? Gut, denn im Endeffekt geht es auch im vierten Teil der legendären Arcade- bzw. Neo Geo-Serie nur darum, heil vom Levelanfang zum Levelende zu gelangen und auf dem Weg da hin mehr Blei in der Luft zu verteilen als es Feinde in Serious Sam 2 gibt.

Zwischen euch und dem finalen, etwas asterixesken Abschlussfestmahl stehen sechs Missionen, die euch durch Städte, Autobahnen, Schiffe, ein ägyptisches Szenario und einen langen vertikalen Schacht führen, in dem ihr euch wie Tom Cruise in Mission Impossible an einem Seil baumelnd nach unten durchballert. Als Besonderheit sind die Levels nicht linear aufgebaut – überall finden sich mehr oder weniger versteckte Abzweigungen, die zu komplett neuen Abschnitten führen. Am Ende jedes Levels wartet ein dicker Endgegner, der, sei es mehrstufige Rakete, dicker Schrottplatzroboter, mächtiges U-Boot oder verrückter Wissenschaftler mit sehr viel Blech um sich, einige Munition frisst. Habt ihr es geschafft, warten leider nur drei weitere Schwierigkeitsgrade auf euch, Sonderspielmodi wie noch beim dritten Teil sind dieses Mal nicht vorhanden. Das Ganze wird noch dadurch verschärft, dass es hier, wie auch beim Vorgänger, unendliche viele Continues gibt – das Durchspielen ist also, unabhängig von der tatsächlichen Spieleleistung, nur eine Frage der Zeit. Und das auch nicht wirklich, denn ein gezieltes Durchrennen dauert nicht mal eine Dreiviertelstunde.

Im Team geht alles besser

Metal Slug 4 (ab 26,99€ bei kaufen) ist ganz der Alte: Ihr habt vier Figuren zur Auswahl, die sich allein optisch unterscheiden – spielerisch macht die Wahl unter Fio, Trevor, Marco und Nadia keinerlei Unterschied. Jeder hat eine unbegrenzt munitionierte Pistole sowie ein knappes Dutzend Granaten am Gürtel und kann jede Menge herumliegender oder von befreiten Rauschebart-Gefangenen erhaltener Waffen benutzen:

In Fahrzeugen seid ihr einigermaßen sicher und könnt ordentlich austeilen.
MG, Doppel-Uzi, Bazooka, Laser oder Flammenwerfer sind nur begrenzt einsetzbar, im Nahkampf wird automatisch schnell das Messer bzw. der Kickfuß gezückt. Um eure wertvollen Sohlen zu schonen, seid ihr des Öfteren als Beifahrer z.B. auf einem Motorrad oder Pick-Up unterwegs – aber noch viel öfter als Pilot eines »Slugs«. Das sind einem Panzer mehr oder weniger ähnliche Vehikel, die eine Zeit lang Schutz bieten und ordentlich austeilen können. Gelegentlich werdet ihr durch Feindbeschuss auch verwandelt und wankt bis zur Heilung oder dem nächsten Treffer fortan als Mumie oder Uzi-bewehrter Orang-Utan durch die Szenarien.

Da es auf Dauer keinen überwältigenden Spaß macht, sich allein durch Soldaten, Yetis, Mumien, Zombie-Roboter-Kommandanten oder Schwerter schwingende Piraten zu schlitzen, dürft ihr getreu der Metal Slug-Tradition kooperativ zu zweit antreten. Hier geht die Post richtig ab, jede Extrawaffe wird zum begehrten Sammelobjekt, man entwickelt fiese Taktiken, streitet sich um Punkte – einfach herrlich! Leider entwickeln gerade dann die nervigen Jump-n-Run-Einlagen eine unnötige Lebensfressereigenschaft. Aber immerhin verlieren die im Singleplayermodus sehr langatmigen Arenakämpfe, in denen ihr minutenlang in einem Raum immer neue Gegnerwellen abwehrt, gemeinschaftlich etwas ihren Schrecken.

Zu zweit geht Metal Slug richtig ab - so fällt auch die extrem kurze Spielzeit kaum negativ auf.
Früher Pixeltod

Was soll sich optisch schon an einem Metal Slug-Titel ändern? Wer nichts mit 2D-Pixelgrafik anfangen kann, wird auch durch dieses Spiel kaum bekehrt werden. Aber wenn ihr ein Faible für diese Art der Darstellung habt, dann ist MS4 der Grafikhimmel: liebevoll animierte Fünfpixelhochs, fette Explosionen, jede Menge verspielter Details, weiches Parallax-Scrolling, massig Action auf dem Bildschirm – hier ist ordentlich was los! Dankbarerweise gibt es auch einen 60Hz-Modus, der das Flimmern der 50Hz-Variante der Vergangenheit angehören lässt.

In Sachen Akustik bleibt das Spiel dem Synthesizer-Stil der Serie treu, setzt allerdings dieses Mal auf dramatische Themen à la James Bond. Dazu gibt es Krawotz!-Soundeffekte entweder in Mono oder in Stereo – wenn schon retro, dann wohl richtig.      

Fazit

Hatte ich bei Metal Slug 3 noch an ein bedauerliches Versehen geglaubt, bin ich jetzt irgendwie sauer: Leute, warum gibt es unendliche Continues? Wozu die unterschiedlichen Schwierigkeitsgrade, wozu irgendwelches Aneignen von Skills, wenn ich einfach blind durchrennen kann? Einem Arcade-Shooter raubt so ein Fauxpas gehörig den Wiederspielwert, denn dadurch offenbart sich viel zu schnell die mickrige Durchspielzeit von gerade mal einer Dreiviertelstunde. Generell ist Metal Slug 4 das Lowlight der Serie, eine Art Recycling der ersten drei Teile, ohne deren Originalität oder verrückte Ideen zu erreichen – hier wirkt alles schon gesehen, schon gespielt, schon erledigt. Die Gegner sind bekannt, die Waffen sind bekannt, die Slugs sind bekannt, nicht mal die Bossgegner sind wirkliche Kracher. Nach wie vor gerade zu zweit ein cooler Spaß, ohne Frage, aber einfach ohne den Kick, den z.B. der dritte Teil noch auslöste. Ich freue mich daher vermehrt auf den fünften Teil, der neue Gegner, neue Slugs und generell viel mehr frische Ideen in die Serie bringt – und bei uns leider erst 2006 die Zelte aufschlägt.

Pro

witziger Koop-Modus
detailverliebte Grafik
super Animationen
abgefahrene Levels
einfache Steuerung
schön chaotisch
bondiger Soundtrack
preiswert

Kontra

massig Vorgänger-Recycling
gewöhnungsbedürftiger Retro-Look
keinerlei Sondermodi
alleine nur halb so spaßig
sehr kurz
dank unendlicher Continues viel zu leicht
flimmernder 50 Hz-Modus
viele Arenakämpfe
nervige Jump-n-Run-Einlagen

Wertung

PlayStation2

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