Test: Pro Evolution Soccer Management (Sport)

von Jörg Luibl



Entwickler:
Publisher: Konami
Release:
21.03.2006
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ab 11,47€
Spielinfo Bilder Videos
Schwache Präsentation

Bekommt man im Intro noch jubelnde Fans, bebende Stadien und Fäuste ballende Trainer serviert, verliert die Präsentation im Menü-Dschungel schnell an Reiz. Zwar ist das Ganze nicht so spröde wie der staubtrockene Excel-Charakter des Football Manager 2006, aber es fehlt einfach an optischen und akustischen Reizen. Mal abgesehen davon, dass die abschaltbare Menümusik selbst in Fahrstühlen für Fluchtreflexe sorgen dürfte: Die Sprüche des deutschen Kommentatoren-Duos wurden
Während des Spiels zeigen die grauen Balken die Ermüdung an, die mittleren die Form und die Buchstaben die aktuelle Note.
scheinbar 1:1 aus PES5 übernommen - das ist schade. Erstens hätte man hier gezielter auf die Managerpersönlichkeit oder den eigenen Verein eingehen müssen. Zweitens hätte man Entwicklungen des Vereins gut in die Kommentare einpflegen können. So kommt es oft Bemerkungen, die nicht zur eigenen Lage passen: Man verliert 2:0 und Hansi Küpper jubelt "Das war eine gelungene Generalprobe!" Hinzu kommen kleinere Textfehler wie das "Motiviationsloch".

Lizenzen & Marketing

Und man muss weitere Abstriche machen: In Konamis Manager werden zwar die Spielernamen authentisch angezeigt, aber der Vereinsname lautet "Westfalen", der Pokal "German Super Cup", das Wappen stimmt nicht und es gibt keinerlei Hintergrundmaterial zur Vereinshistorie. Klar kann man das alles über den Editor nachtragen, aber das kostet Zeit und Mühe. Außerdem sind die Transfersummen unrealistisch hoch und es gibt weder die Möglichkeit, in die Bandenwerbung einzugreifen noch das Stadion auszubauen oder Eintrittspreise festzulegen. Wer das ganz große DFB-Paket mit allem Drumherum und Lizenzen sucht, wird hier nicht glücklich werden und sollte zu EAs Fußball Manager 06  greifen, der auch den wirtschaftlichen Marketingbereich besser abdeckt.

Hier geht es zentral um Training, Taktik, Transfers. PESM hat hier gegenüber der Konkurrenz einige vorbildliche Ansätze, die viel Spieltiefe bieten, aber auf lange Sicht noch nicht perfekt durchdacht wurden. Die Freiheit der Einstellungen geht z.B. nicht so weit wie in Segas Football Manager 2006 : Man kann weder bestimmen, wohin die Ecken geschlagen werden sollen noch unter Freistoßvarianten wählen. Auch eine gezielte Doppeldeckung gegen den gegnerischen Spielmacher haben wir nicht gefunden. Und man vermisst noch mehr Taktiken und Einstellungen für das Kollektiv: Warum gibt es z.B. keine Mannschaftsansprache nach dem Spiel? Ich muss mit jedem Profi einzeln sprechen.

Gespräche & Motivation

In der Spielerbesprechung trefft ihr auf animierte Profis, die ihren Vorbildern sehr ähnlich sehen und dank Mimik und Gestik für etwas Leben sorgen. Allerdings beschränkt sich die Wiedererkennung auf bekannte Stars wie Ballack, Deisler oder Koller. Schön ist, dass man hier über Frage und Antwort direkt auf die Motivation einwirken kann: Wenn ein Stürmer sagt, dass die
Sechs europäische Ligen stehen zur Auswahl, darunter auch die italienische, spanische und englische.
Mannschaft reif für den Titel ist, kann man entweder Öl ins Feuer gießen und entgegnen "Deshalb brauchen wir Sie in Topform!" oder eher dämpfen und betonen "Das wird kein Kinderspiel!" Etwas diffus bleibt die Rolle der Sekretärin, die ihr euch aus drei Typen zu Beginn auswählen könnt und die einen Monatsplan für euch erstellt und regelmäßig Berichte abgibt - ihr Einfluss ist letztlich unklar.

Und da alle Mitarbeiter vom Scout bis zum Präsidenten ohne Sprachausgabe auftreten, versinken sie in der puppenhaften Statistenrolle, zumal sich ihre Textbeiträge zu schnell wiederholen. Trainer und Bank bleiben während des Spiels quasi unsichtbar, so dass das ein Spieltag etwas steril wirkt. Man kann weder aktiv über Reinrufen eingreifen noch sieht man mal einen jubelnden, verzweifelten oder wütenden Trainer. Immerhin gibt es Zwischensequenzen: Wenn Koller, Rosicky und Ricken wie begossene Pudel in der Umkleidekabine hocken, spürt man die Krise.

Situationen meistern

Wer die Karriere mit speziellen Vorgaben starten will, kann zwischen Situationen wählen: Für Anfänger ideal ist z.B. "Totaler Glaube", wo sowohl Fans als auch Verein wie eine Wand hinter euch stehen. Profis versuchen sich an "Die Grenzen der Härte", denn dort sitzt ihr auf einem heißen Stuhl und steht kurz davor, gefeuert zu werden. Im Laufe des Spiels könnt ihr über Erfolge sechs weitere Situationen freischalten.

Für zwischendurch ganz interessant ist, dass man im Modus Einzelspiel sein Team gegen das eines Freundes antreten lassen. So kann man schnell mal gespeicherte Taktiken und Formationen auf ihre Tauglichkeit prüfen. Die Kompatibilität zu den Echtzeit-Fußballspielen ist vorbildlich: Ihr könnt Daten aus PES4 und PES5 einfach übertragen. Einen Online-Modus gibt es allerdings nicht.
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Kommentare

johndoe-freename-2320 schrieb am
Mein respekt gebührt euch für diesen test.
Ich hab das spiel und bin begeistert von der "sportlichen" tiefe,die einem bei diesem spiel geboten wird.Ebenso enttäuscht bin ich über das fehlen der wirtschaftlichen komponente.Da es jedoch der erste versuch von konami ist winning eleven tactics nach europa zu bringen, bin ich zuversichtlich, dass sich das spiel schnell weiterentwickeln wird.
Vorraussetzung sind natürlich gute absatzzahlen.
Überrascht bin ich über eure fussballerischen kenntnisse :-)
78% ist genau die richtige bewertung.Andere tester haben zum teil nur 60% gegeben, wenn ich mich nicht irre.
schrieb am