Test: Yakuza (Action-Adventure)

von Benjamin Schmädig



Entwickler:
Publisher: Sega
Release:
12.09.2006
21.01.2016
21.01.2016
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Quatschen und Flirten

Erkundet ihr die Stadt, stört das nicht, denn in den Straßen herrscht mehr Übersicht und ihr nutzt den rechten Stick, um auf der Minikarte euer Ziel zu suchen. Und das ist wiederum eine klasse Idee! Am Anfang werdet ihr davon häufig Gebrauch machen, denn obwohl Yakuza nur in einem Viertel Tokios spielt, ist der Schauplatz groß genug, um bei den ersten Schritten die Orientierung zu verlieren. Erst wenn ihr ein paar Mal Einkaufen wart oder alle Hostbars besucht habt, findet ihr euch ohne Hilfe zurecht. Hostbars? Ich vermute, ihr spitzt gerade eure Ohren. Tatsächlich: Wer statt schnöde Strip-Clubs zu besuchen lieber mit Hostessen plaudert, darf das
Alles, was auf der Straße steht oder liegt, könnt ihr als Waffe nutzen - jedenfalls für kurze Zeit.
jederzeit tun. Tagsüber sind die Bars geschlossen, aber ihr seid ohnehin meist in der Dunkelheit unterwegs. Schließlich kommen die in Neonlicht getauchten Straßenzüge dann richtig zur Geltung!

Bevor ihr euch zum Plausch mit einem Mädel eurer Wahl trefft, solltet ihr euch ein paar Tipps holen, die einige Passanten auf Lager haben: Erina freut sich z.B. über Geschenke wie teures Parfüm oder Markenartikel, Reika kann mit schüchternen Männern nichts anfangen und Hiromi mag es gar nicht, wenn ihr Kunden teure Drinks ordern. Warum das von Bedeutung ist? Weil ihr es euch beim Besuch einer Hostbar auf dem Sofa gemütlich macht, etwas zum Trinken oder Essen bestellt, Geschenke machen könnt und euch in Ruhe unterhaltet. Dabei kommt es darauf an, aus drei Antworten die zu wählen, welche eurer Partnerin am meisten zusagt.  Je mehr ihr die Mädchen damit beeindruckt, desto mehr gewinnt ihr ihre Zuneigung - was ihr in den kommenden Nächten fortsetzen könnt. Das führt jedoch nicht dazu, dass sich Kazuma eine Freundin anlacht oder gar Sex hat, wie es in Fahrenheit der Fall war. Die Hostessen schicken euch nach jedem Besuch lediglich eine SMS. Kostprobe gefällig? "Hi du! Hier ist Chisa vom Jewel. Bin immer so müde um diese Zeit. Ich habe grad meinen Finger geklemmt, als ich versuchte ne CD in den CD-Spieler zu legen! Aua!" Meist folgen Smilies, die ich in meinem Leben noch nicht gesehen habe. Köstlich!

Seltene Höhepunkte

Außerhalb der Bars führen Unterhaltungen mit mehreren Antworten-Möglichkeiten leider stets zum gleichen Ergebnis - vom Annehmen oder Ablehnen eines Bonusauftrags ("Finde mein verlorenes Manuskript", "Verprügle die Typen, die mich bestohlen haben") einmal abgesehen. Dabei hatte ich mir große Hoffnungen auf ein lebendiges Stadtleben gemacht, nachdem ich eine Frau vor ihrem Verfolger schützen durfte oder es lassen konnte. Natürlich habe ich die Dame verteidigt, bin mit ihr Trinken gegangen (auch das hätte ich nicht tun müssen), habe ein zweites Glas bestellt - und wurde im betrunkenen Zustand vom Barkeeper ausgeraubt. Blöd gelaufen, denn ich hatte den Braten gerochen und ein drittes Mal wollte ich nicht ansetzen. Trotzdem war die Szene klasse, aber leider eine der seltenen mit beeinflussbarem Ausgang. Ach ja: Mein Geld habe ich anschließend aus dem Wirt wieder heraus geprügelt.
Zwei mal gibt es Club SEGA in eurem Viertel. Videospiele dürft ihr aber in keinem der beiden zocken.
Der wollte mir doch glatt Kohle anbieten, um die Sache unter den Tisch zu kehren. Weil ich sein Angebot abgelehnt hatte, schob er mir stattdessen eine heiße Information zu... Verdammt Sega, ich will mehr davon! Warum verstecken sich solche Szenen nicht an allen Ecken und Enden?

So bleiben lediglich die mäßigen, wenn auch intensiven Schlägereien, das trotz offener Wunschliste tolle Wandeln durch Tokio sowie ein erstklassiges Kinoerlebnis aus den Zwischensequenzen. Denn die sorgen dank unscharfer Objekten abseits vom Fokus der Kamera, einiger großartigen Kamerafahrten, glaubwürdiger Akteuren sowie Sprachausgabe aus Hollywood für ein professionelles Leinwandepos, in dem lediglich der häufige Ladebildschirm stört. Es ist nur schade, dass es wieder einmal keine vollständig eingedeutschte Fassung gibt. Falls ihr kein Englisch versteht, bleiben euch damit nur lokalisierte Untertitel, die allerdings viele Dialoge zu lapidar ins Deutsche übersetzen: Statt hartem Mafia-Slang wird den Figuren oft lässige Jugendsprache untergeschoben. Dass ich den Soundtrack nur zum Schluss erwähne, liegt übrigens daran, dass viele Szenen ohne akustische Untermalung auskommen. Meist werden einfach die Beats der Disko oder des Cafès gespielt, in dem die Szene spielt. Immerhin ist von Rock über Jazz bis Techno alles dabei und passt perfekt zum jeweiligen Schauplatz. Zwar trumpfen japanische Leinwand-Streifen selten mit einer einprägsamen Titelmelodie oder viel Musik auf, dem emotionalen Zusammenhalt hätten ein paar mehr der in einigen Sequenzen erstklassigen Melodien jedoch gut getan.   

       

Kommentare

ZOMBIES schrieb am
4P|Bot hat geschrieben:"Yakuza" setzt sich aus den Zahlwörtern acht, neun, drei zusammen, die beim Kartenspiel Oichi-Kabu von Bedeutung sind: Nur Meister ihres Fachs können dort gewinnen, wenn sie ein Blatt mit diesen Karten erhalten und genau das sollen die Mitglieder des organisierten Verbrechens sein. Ein Gangster mit großem Herzen, Bösewichter mit einem Sinn für Ehre, die Freundschaft zwischen zwei ungleichen Part...<br><br>Hier geht es zum gesamten Bericht: <a href="http://www.4players.de/rendersite.php?L ... CHTID=4833" target="_blank">Yakuza</a>
Ähm wenn ich mich nicht täusche, bedeuten die Zahlen genau das gegenteil.
Zumindestens laut Wikipedia.
Ya-Ku-Za ist eigentlich die dialektale Aussprache der Zahlenkombination 8-9-3, welche bei dem japanischen Kartenspiel Hanafuda (ähnlich dem Black Jack) als völlig wertlos gilt. So sehen sich auch die Yakuza mit einem gewissen Stolz als die ?Wertlosen? der Gesellschaft.
AdV1sor schrieb am
Dein Komment @ Max basiert auf zu wenig Spielerfahrung in diesem Bereich.
Zufallskämpfe gab es und wird immer noch geben in Japan Rollenspielen. Das Spiel war für die Leute gedacht, die gute alte Prügler vermisst haben und dabei dichte Story gewünscht haben. Yakuza ist wie ein Buch, man spielt es um immer weiter in die Geschehenisse einzutauchen. Es ist nicht zu schwer gemacht, damit auch die Prügelanfänger durchs Spiel kommen. Und nicht jedes Spiel muss unbedingt neue Maßstäbe setzen. Klar konnte man von SEGA noch mehr abverlangen, aber diese Mafiegeschichte ist schon ordentlich gemacht. Würde das Spiel jedem empfählen mal durchzuspielen.
Max Headroom schrieb am
@GabbaGabbaHey:
77%..das ist einfach zu wenig.
Auch ich würde dem Game ein paar Punkte mehr geben... ca. 3 um auf die 80% zu kommen ;)
Was mich stört sind die teilw. auffällig verschenkten Chancen, dem Game ein paar Bits mehr Innovationen zu geben. Zufallskämpfe ? Die gab's schon seit der grauen Vorzeit von Final Fantasy 1 auf dem NES. In Zeiten von 128 Bit, Megabytes an RAM, 24-Bit True Color Grafik und RISC-CPUs sollte man sich schon was anderes einfallen lassen als per Random-Generator alle paar Minuten den obligatorischen Level-Up Kampf auf dem Schirm zu klatschen.
Eine SEGA-Spielhalle mit nichts interaktivem ausser einem Grabber ? Muss sich der Spieler erst wieder zu Shen Mue hinbegeben, um eine wahre SEGA Arcade zu erleben ? Haben sie keine freien Resourcen in Japan um mal den einen oder anderen geliebten Klassiker auf der PS2 umzusetzen ? Viele Spieler würden sterben für eine Shen Mue ähnliche Partie Afterburner oder gar Space Harrier. So muss man sich mit einer Träne an den Arcades vorbeischleichen, nur um mit einem Mechano-Grabber die Existenz einer fetten SEGA Arcade Hall in dem Game zu rechtfertigen. Scha(n)de SEGA :P
Und das ist nur das Sahnehäubchen. Andere Mags haben andere Fehlerpunkte aufgelistet. Summa Summarum kommt man auf gute 80 Punkte, je nach Geschmack und Plus/Minus 3 Punkte :P
So großartig dieses Gericht auch sein mag, der Koch hat nicht alle Zutaten in die Suppe gekippt. Und so schmeckt das Resultat zwar sehr gut, aber ist noch keine wahre kulinarische Spezialität.
Was mich aber nicht davon abhält, eines Tages trotzdem als Yakuza durch die Strassen zu schlendern... und wenn sie nur virtuell in diesem Game sind und ich mich dabei im Spieleladen befinde ;)
GabbaGabbaHey schrieb am
77%..das ist einfach zu wenig. Klar wird es auf Dauer etwas eintönig..und ein paar mehr..nennen wir sie QuckTimeEvents, wären aufjeden drin gewesen..aber
Die Steuerung ist gut, die Kämpfe rocken die scheisse fett. Die Story ist echt gut gemacht und verleiht den Spieler eine wirklich tole Spieltiefe.. haben sich sehr wohl viel überlegt die Jungens von Sega. Schon alleine die Spielzeit. Ich habe mit Hostess besuchen...ein paar Secrets entdecken, schnickschnack..ca. 20 Stunden gezockt, habe das Spiel immer noch nicht 100% durchgerotzt. Das ist doch wohl heutzutage unschlagbar..man(n) kann die Spiele an einer Hand abzählen die über 15Std. Spielzeit haben.
Ich hoffe das es nicht viele Menschen gibt die sich auf iergenwelche Tests beziehen ob sie ein Spiel kaufen oder nicht...weil da wäre wohl Yakuza durchgefallen...
schrieb am