Im Test:
Jagd durch Tokio
Ihr dürft nicht nur den Tokioter Highway entlang rasen, sondern auch über die Serpentinen der angrenzenden Gebirgsregion schliddern. Und das Ganze sogar mit der Lizenz des Tuning-Blockbusters The Fast and the Furious. Den aktuellen Teil mit dem Untertitel Tokio Drift habe ich zwar noch nicht gesehen, aber wenn der Film das hält, was der Trailer verspricht, dreht sich auch dort einiges ums stilvolle Schliddern.
Doch dazu später mehr, denn bevor ihr euch an unterschiedlichen Drift-Technikern versucht, müsst ihr eure Fahrkünste erst einmal auf dem Wangan beweisen. Wan-was? So nennt sich das Autobahnnetz, das sich mit seinen langen Geraden durch die glitzernde Mega-City zieht. Trefft ihr auf einen potentiellen Gegner, blinkt ihr kurz auf und zeigt ihm dann die Auspuffrohre. Sobald der Abstand zwischen euch auf 200 Meter angewachsen ist, habt ihr gewonnen und streicht zur Belohnung ein nettes Sümmchen ein. Gib Gummi! Zündet gleich am Start den Nitro, um euch vor eure Konkurrenz zu setzen.
Auf den Parkplätzen am Rande der Autobahn warten weitere Freizeitraser darauf, ihr Portmonee zu erleichtern. Bei diesen Wettbewerben geht es entweder darum, als Erster das Ziel zu erreichen oder die Tacho-Nadel am weitesten in Richtung Anschlag zu bewegen. Doch egal, wofür ihr euch entscheidet: Es geht immer nur gegen einen einzigen Konkurrenten auf die Straße. Habt ihr einen ausgewählt, werdet ihr direkt an die Startlinie gebeamt. Nun ja, nicht direkt, denn ihr müsst eine ganze Weile den Ladebildschirm bewundern. Dank der kurzen Rennen und der langen Lade- und Speicherzeiten verbringt ihr übrigens das halbe Spiel in irgendwelchen Menüs. Die Auto-Save-Option lässt sich allerdings abschalten.
Need for Speed?
Bling bling: die leuchtenden Hochhausfassaden und die glitzernde Straße wirken stimmungsvoll, bieten aber wenig Details und Abwechslung. |
Tunen für Profis?
Habt ihr genug Cash in der Tasche, ist es Zeit, den Autohäusern und Tuning-Schuppen einen Besuch abzustatten. Neben Reiskochern wie dem RX-8 von Mazda und dem Nissan Skyline GT-R V-Spec II gibt es diverse Modelle von Mitsubishi, Saleen, Shelby, Subaru,
Toyota, Lexus und Scion zu erwerben. Außerdem warten eine Viper und andere Ami-Schlitten von Dodge, Ford und General Motors auf euch. Bis auf die in Zweikämpfen gewonnenen Wagen der Racing-Gang-Bosse könnt ihr sämtliche Vehikel in mehreren Kategorien wie Motor, Vergaser, Bremsen, Differential aufrüsten. Bis ins kleinste Detail abstimmen wie in Import Tuner Challenge lassen sich die Boliden aber nicht. Andererseits könnt ihr euren Liebling aber mit Vinyls, Bodykits, Stickern und anderen Details verschönern.Einen Tunnelblick genießt ihr bei The Fast and the Furious nicht nur unter der Erde.
Habt ihr einige Zeit auf Tokios Autobahnen verbracht, geht es ab in die Berge, wo euch Driftmeister Daijiro Yoshihara erwartet. In gebrochenem Englisch erklärt er euch die Feinheiten der einzelnen Drift-Techniken. Mal bringt ihr den Wagen in der Kurve durch die Handbremse zum Ausbrechen, mal durch Treten der Kupplung oder einfach durch geschickte Gewichtsverlagerung. Es empfiehlt sich, neben einem Autobahnfahrzeug einen zweiten Wagen zu tunen, mit dem ihr geschmeidig um die Kurven driften könnt. Am besten eignet sich dazu ein Modell mit Frontmotor und Heckantrieb. Mit dem tretet ihr zu gewöhnlichen Rennen und Drift-Wettbewerben an, die euch durch die malerische Bergwelt abseits der Metropole führen.
Das Rauschen des Windes
Obwohl auch dort die Hintergründe wenig Abwechslung und keine scharfen Texturen bieten können, wurde die Kulisse atmosphärisch in Szene gesetzt. Bleibt ihr mit dem Wagen stehen, hört ihr das Rauschen des Windes, kleine Wolkenfetzen hängen über der Fahrbahn
und ab und zu fliegt eine Passagiermaschine über euren Kopf hinweg. In Sachen Steuerung haben sich die Entwickler für eine Mischung aus Realismus und Simulation entschieden. Mit ein wenig Übung schleudert ihr die Autos geschmeidig um die Kurve. Und sollte es einmal krachen, ist das auch nicht so schlimm. Denn erstens gibt es kein Schadensmodell, zweitens werden die angehäuften Punkte für die vorher ausgeführten Drifts nicht gelöscht wie in PGR 2, sondern wandern stets auf euer Konto. Und drittens könnt ihr zur Not wie beim Hallenfußball mit der Bande spielen, denn all zu sehr wirft euch eine Kollision damit nicht aus der Bahn.Rasen ohne Tempolimit: Auf den langen Geraden über Tokioter Brücken lässt sich euer frisch getunter Wagen bis zum Anschlag ausfahren.
Leider wird es dadurch kinderleicht, die KI-Kontrahenten zu schlagen. Auch bei den Autobahnrennen habe ich in den ersten zehn Stunden beinah jeden Gegner auf Anhieb besiegt. Mit der Zeit taucht auch der eine oder andere härtere Brocken auf, aber insgesamt ist das Spiel viel zu leicht geraten. Wer eine größere Herausforderung sucht, darf sich ein Duell mit einem Freund im Splitscreen oder über die Telefonleitung liefern. Dazu stehen die gleichen Rennmodi zur Auswahl wie in der Karriere. Leider leidet die Grafik hier deutlich stärker unter Bildratenschluckauf als im Solomodus.
Fazit
Gut kopiert ist besser als schlecht erfunden. Doch The Fast and the Furious wartet sogar mit einigen Spielelementen auf, die das Vorbild Import Tuner Challenge nicht bieten kann: Die Driftrennen entpuppen sich als überaus unterhaltsame Disziplin. Doch andererseits könnt ihr nicht so detailverliebt an euren Vehikeln herumschrauben wie in manch anderem Tuningraser. Auch visuell hinterlässt The Fast and the Furious einen zwiespältigen Eindruck: Einerseits wurde die nächtliche Bergwelt und die glitzernde Metropole stimmungsvoll inszeniert. Auf der anderen Seite sorgen die monoton wirkenden Hochhäuser mit ihren unscharfen Texturen für Langeweile. Auch das häufig auftretende Ruckeln stört den Gesamteindruck. Das größte Problem ist allerdings der viel zu niedrige Schwierigkeitsgrad: Wie im Vorbild Import Tuner Challenge lassen sich auch hier beinah sämtliche Kontrahenten ohne nennenswerte Gegenwehr abziehen. Schade, denn mit etwas anspruchsvolleren KI-Gegnern würden die Duelle deutlich mehr Spaß machen.
Pro
Kontra
Wertung
PlayStation2
Durchschnittlicher Tuning-Raser mit spaßigen Driftrennen, aber viel zu niedrigem Schwierigkeitsgrad.
Du musst mit einem 4Players-Account angemeldet sein, um an der Diskussion teilzunehmen.