Grand Theft Auto: Vice City Stories12.03.2007, Paul Kautz
Grand Theft Auto: Vice City Stories

Im Test:

Vor nicht mal einem halben Jahr ging die GTA-Serie auf der PSP in die zweite Runde - dieses Mal mit einem Revival in der schillernden Eighties-Metropole Vice City. Obwohl bewährt hohe Qualität geliefert wurde, hinterließ die Handheld-Gaunerei einige offene Wünsche - und wie das Schicksal es so will, gibt’s bei der PS2-Umsetzung sogar noch mehr davon.

Eine knallig-rosa Welt!

Ende letzten Jahres lieferte Vice City Stories (VCS) auf der PSP genau das, was man von ihm erwartete: Coole GTA-Action, tolle Technik, knalligen Gangster-Spaß - alles darüber erfahrt ihr aus unserem ausführlichen Test. Die wichtigste und leider gleichzeitig traurigste 

Der Zahn der Zeit ist gut geschliffen: Technisch ist VCS mittlerweile ziemlich angestaubt.
Neuerung der PS2-Version ist die ersatzlose Streichung des Mehrspielermodus': Kein Deathmatch, kein Bombenlegespiel, kein Rennen, kein gar nichts. PS2-Teufelskerle bleiben einsame Helden, die sich durch eine für GTA-Verhältnisse eher traurige Story schlagen müssen: Held Vic Vance, der Bruder von VC-Nebendarsteller Lance Vance, bleibt farblos und eindimensional, seine Motive scheinen undurchsichtig und unlogisch. Immerhin gibt es einige sehr coole Nebenfiguren, außerdem ist die Story umfangreich - und dazu gibt es noch die üblichen Nebenmissionen.

Auch die technische Seite ist eher traurig, denn genau wie beim Quasi-Vorgänger Liberty City Stories  ist es hier keine so irre Idee, PSP-Grafik auf PS2-Bildschirmgröße aufzupusten, ohne sich um Texturen oder 3D-Modelle zu kümmern. Resultat: Große Figuren rennen (zumindest gut animiert) durch verwaschene Szenarien, die bestenfalls auf Par mit dem fast fünf Jahre alten Vice City sind - seit damals hat lediglich die Sichtweite dazugelernt. Im Vergleich zur PSP-Fassung gibt es außerdem weniger Fade-In-Probleme, auch die Blur-Effekte lassen sich abschalten - aber man sollte sie anlassen, verschleiern sie doch zumindest die gröbsten Hässlichkeiten.

Die schwer bewaffnete Flasche

Dank der Nutzung des zweiten Analogsticks steuert sich VCS auf der PS2 etwas besser als auf der PSP.
Spielerisch folgt VCS seinem Vorgänger Liberty City Stories auf dem Fuße: Genau wie er spielt es in einer bekannten  Stadt, zeitlich einige Jahre vor dem »Hauptprogramm«. Ihr trefft auf viele vertraute Gestalten wie Großmaul Ricardo Diaz, euren Bruder Lance Vance, den Uber-Macho Umberto Robina oder den Waffennarren Phil Cassidy, aber natürlich auch frische Gestalten wie die Huren Mona und Mary, das Trailer Trash-Ehepaar Marty J. Williams samt Frau Louise oder den undurchsichtigen Geschäftsmann Brian Forbes. Ihr durchrast Vice City, das traditionsgemäß anfangs nur zum Teil begehbar ist, mit Autos (vom Porsche- oder Ferrari-Verschnitt über Quad Bikes bis hin zu Gabelstaplern oder LKWs), Motorrädern (Dirtbikes, Chopper oder Rennmaschinen wie die gute alte PCJ 600) - und ziemlich spät kommen auch Jetskis und Helikopter ins Spiel, die sich mit dem zweiten Analogstick naturgemäß besser als mit dem PSP-Nippel steuern lassen. Ihr ballert euch durch Horden von Polizisten, Mexikaner- oder Biker-Gangs, zerstört Geschäfte der Konkurrenz, klaut nicht zu knapp Autos oder liefert euch Straßenrennen. Das Missionsdesign ist abwechslungsreich und kreativ wie eh und je: Es gilt Drive-Bys zu überstehen, Läden zu zerstören, Alkohol-Paletten mit einem Gabelstapler zu verladen, einen gestohlenen Truck zu beschützen, ein Quad-Bike-Rennen zu gewinnen, vom Helikopter aus gegnerische Gangs ins Visier zu nehmen, ein brennendes Bordell mit einem Feuerwehrwagen zu löschen oder wichtige Paket schneller als Konkurrenten abzuholen.

Die Jetskis sind neu im gewohnt ausufernden Sortiment an Beförderungsmitteln.
 Es bleibt also alles beim Alten, auch wenn's einige sinnvolle Neuerungen bzw. Erweiterungen gibt: Vic kann schwimmen, nach einer vergeigten Mission ein günstiges Taxi nutzen, das ihn direkt zum Auftragsanfang bugsiert, Gangs rekrutieren und unter diversen Klamottensets wählen. Ärgerlich ist der Nahkrampf: Prinzipiell könnt ihr schlagen, treten, euren Gegner packen und Angriffe blocken. Praktisch allerdings hat es schon seinen Grund, dass es in GTA so viele Waffen gibt, denn sobald eine gewisse Distanz unterschritten ist, habt ihr keine Chance mehr! Steht euch der Feind gegenüber, kriegt ihr selbst mit Waffe in der Hand nur aufs Maul - die einzige Rettung besteht dann darin, kurz die Beine in die Hand zu nehmen, etwas Distanz zu gewinnen, sich umzudrehen, und den Feind aus der Entfernung auszuschalten. Steckt ihr zwischen mehreren Angreifern fest, ist der Griff zum letzten Savegame fast unumgänglich.  

Fazit

War Vice City Stories auf PSP eine mittelschwere Enttäuschung auf hohem Niveau, muss man bei der PS2-Umsetzung den letzten Teil streichen: Die Technik kratzt mittlerweile hart an der Augenschmerz-Grenze, ein PSP-Game ohne sinnvolle Optimierung auf PS2-Größe aufzublasen ist einfach keine gute Idee. Der Mehrspielermodus wird schmerzlich vermisst, aber am schlimmsten ist, dass sich VCS gerade auf der PS2 verdammt viel, größtenteils hausgemachter Konkurrenz ausgesetzt sieht - und den Kürzeren zieht. Man merkt dem Spiel deutlich an, dass es für den Handheld entwickelt wurde, und da gehört es auch hin. Klar macht das Cruisen durch Vice City auch auf der PS2 viel Spaß, die Figuren sind abgefahren, das Missionsdesign ist kreativ. Doch sollte man sich die Fassung eigentlich nur gönnen, wenn man unbedingt neues GTA-Futter braucht - im Zweifelsfall sollte man lieber zu San Andreas greifen.

Pro

gute Atmosphäre
meist flüssige, detailreiche Grafik
coole englische Dialoge
ausgezeichneter Soundtrack
tolle Vehikel-Steuerung
intelligentes Missionsdesign

Kontra

kein Mehrspielermodus mehr
eckige Figuren und matschige Texturen
öde Story
krampfiger Nahkampf

Wertung

PlayStation2

Immer noch ein gutes GTA, aber mit deutlichen spielerischen und technischen Schwächen.

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