RC Revenge Pro26.11.2000, Malte
RC Revenge Pro

Im Test:

"Gib Schub, Rakete" Wer sich heutzutage keinen Formel 1-Boliden leisten kann, der greift zu einem etwas handlicheren Format und trägt seinen Grand Prix eben mit einem ferngesteuerten RC-Racer aus. Und mal ganz ehrlich: einen eigenen Rennwagen wollten wir doch schon immer mal haben. Dass jetzt auch die Fans der PlayStation 2 mit einem RC-Game beglückt werden, ist an und für sich schon mal ganz löblich...

"Gib Schub, Rakete" Wer sich heutzutage keinen Formel 1-Boliden leisten kann, der greift zu einem etwas handlicheren Format und trägt seinen Grand Prix eben mit einem ferngesteuerten RC-Racer aus. Und mal ganz ehrlich: einen eigenen Rennwagen wollten wir doch schon immer mal haben. Dass jetzt auch die Fans der PlayStation 2 mit einem RC-Game beglückt werden, ist an und für sich schon mal ganz löblich...

Acclaim scheint sich in diesem Bereich zu einer Art Monopolist zu entwickeln, denn nach der wirklich gelungenen Umsetzung der Spielidee für den PC (Re-Volt) folgt nun mit "RC Revenge Pro (ab 20,27€ bei kaufen)" die PS2-Version. Allerdings wird man schon beim ersten Antesten das Gefühl nicht los, als würden sich die Programmierer noch immer auf den Re-Volt-Tracks herumtreiben. Nicht dass "RC Revenge Pro" ein Schnellschuss wäre, aber von der PC-Version (die immerhin schon ein gutes Jahr alt ist) können sich die Fahrer auf der PS2 locker die Reifen wechseln lassen.

Worum geht es eigentlich genau?

"RC Revenge Pro" begrüßt Dich in einem Vergnügungspark, in dem nicht nur eine ganze Reihe schnittiger Flitzer darauf warten, von Dir durch die verschiedensten Welten gesteuert zu werden. Ein Turnier-Modus erlaubt es auch, eine richtige Meisterschaft auszufahren. Wie immer gilt das gleiche Prinzip: wenige Fahrzeuge und eine kleine Auswahl an Strecken stehen zur Verfügung, der Rest des Fuhrparks und der Tracks muss freigespielt werden. Allerdings ist die Auswahl der Autos schon zu Beginn optimal gestaltet und sollte für jedes verfügbare Terrain den passenden fahrbaren Untersatz bieten. Vom F1-Racer über Geländewagen und Sportcoupés bis hin zum getunten Van (Marke "A-Team") ist jeder Wunsch zu erfüllen.

Doch der Unterschied zum Vorgänger ist mehr als deutlich. Während "Re-Volt" noch einen Unterschied zwischen Elektro- und Verbrennermodellen gemacht hat, bleibt auf der PS2 der Antrieb völlig unklar, der Sound orientiert sich eher an den Original-Fahrzeugen und hört sich wahrlich nicht nach kleinen Modellen an.

Gameplay

Zu Anfang sucht man sich - wie gewohnt - einen Modus aus, neben dem Einzelrennen bleiben noch die Meisterschaft, das Zeitfahren und der Multiplayer-Modus. Danach geht es an die Auswahl der Autos, hier sollte man zwar im Hinterkopf behalten, auf welcher Strecke man sich austoben möchte, allerdings sind die Unterschiede der einzelnen Fahrzeuge nicht so gravierend, wie man es von "Re-Volt" gewöhnt ist. Wählt man den F1-Racer, bekommt man ein richtiges Formel 1-Fahrzeug, das mit seinem Hinterradantrieb im Gelände nicht wirklich zu überzeugen weiß. Dafür wäre dann wohl eher der "RC Action" geeignet, ein Gelände-Buggy mit Allradantrieb. Wahlweise stehen auch noch mit dem "Phat Trucker" eine LKW-Zugmaschine und ein Jeep in Form des "Canary XL" zur Verfügung. Straßenrennen fährt man am besten mit dem "Griffin", einem sehr schönen Cabrio, dem "Nitro XLi" oder dem "Dark Avenger", zwei hemmungslos von PS nur so strotzenden Sportcoupés. Auch nicht schlecht machen sich "Big Momma", ein Pickup und der "Badd RC", ein Van der Extraklasse. Später stehen dann freigespielte Fahrzeuge wie der "Lunar Lander" (Neill Armstrong lässt grüßen) oder ein Ufo sowie weitere Renner zur Verfügung.

Jetzt geht es daran, sich eine Strecke auszugucken. Insgesamt sechs Welten präsentieren zunächst je eine von vier möglichen Strecken, die in den einzelnen Themenparks gefahren werden können. Im Meisterschaftsmodus können dann auch die restlichen Strecken "erfahren" werden.

Im Horrorland darf man sich durch Geisterbahn ähnliche Strecken quälen ("Ich weiß, was Du letzten Sommer gefahren bist"), ohne sich von den Monstren und Mutanten am Rand der Fahrbahn erschrecken zu lassen. Auf der Abenteuerstrecke erwartet den geneigten Rennfahrer "Cars Attacks", die Dschungelstrecke erwartet gleich zu Beginn den "Raser des verlorenen Schatzes". Danach bleiben die AKLM-Studios, sowie die Monster- und Piratenwelt. Und wem das nicht reicht, dem bietet Acclaim einen leicht zu bedienenden und komfortablen Strecken-Editor, Austoben ohne Grenzen. Wirklich cool gemacht ist die Möglichkeit, die Strecke auch auf mehreren Ebenen anzulegen. Während man bei "Re-Volt" danach nur die nackte Strecke fahren konnte, überzeugt die PS2-Version durch automatisch erstellte Umgebungen, ein dicker Pluspunkt für die Spiel-Atmosphäre.

Leider wird der Spielspaß ein wenig durch die enormen Ladezeiten gebremst, doch mit der Zeit gewöhnt man sich auch daran. Als Entschädigung wird der Fahrer mit opulenten Grafiken und einer bisweilen etwas bunten Umgebung belohnt. Die Optionen sind dagegen knapp gehalten, lediglich die Rundenanzahl (1-9), Waffenpickups (ein/aus) und Gegner (max. 7) sind auszuwählen. Dies kommt jedoch der Übersichtlichkeit entgegen - niemand muss sich durch ellenlange Menüs hangeln, bis man zum ersten Mal aufs virtuelle Gaspedal treten darf.

Danach geht der Spielspaß auch schon mit Macht los, allerdings darf die Tatsache nicht unerwähnt bleiben, dass "RC Revenge Pro" im Gegensatz zu seinem PC-Vorgänger eher auf Arcade-Fun hin ausgelegt ist: die Fahrdynamik und vor allem der Realismus sind nicht miteinander zu vergleichen. Während man auf dem PC ständig das Gefühl haben darf, tatsächlich einen Flitzer der Ein-Kilogramm-Klasse zu steuern, bleibt auf der PS2 das etwas lasche Handling (leider kein Sportfahrwerk) und die fast nicht vorhandene Unterscheidbarkeit der einzelnen Fahrzeuge hängen. Lediglich der Truck fällt durch eine sehr weiche Federung und den gewaltigen Antritt positiv auf.

Die Waffen, die man überall auf der Strecke einsammeln kann, sind nahezu komplett von der PC-Version übernommen, lediglich die Darstellung ist an das neue Design angepasst. Wer sich auf Raketenwerfer und Öllachen spezialisiert hat, wird auch auf der PS2 sein Arsenal nutzen können. Die Raketen haben übrigens endlich einen anständigen Homing-Modus erhalten und treffen ihr Ziel nun mit Sicherheit.

Grafik / Sound

Wer die brillanten und originalgetreuen Texturen von "Re-Volt" gewöhnt ist, wird sich etwas umstellen müssen, denn bei "RC Revenge Pro" dominiert das bunte, bonbonfarbene Design. Detaillierte Spiegelungen und Lichteffekte sind hier nicht an der Tagesordnung. Der Sieg ist das Ziel; wer den Blick umher schweifen lässt, wird nur vom Fahrgeschehen abgelenkt und vermutlich mit einem Ausritt in die Botanik bestraft. Dass die PS2 bis zu 30 Millionen Polygone berechnen kann, scheint bei Acclaim wohl als Untertreibung durchgegangen zu sein, an einigen Ecken wird die Performance der neuen Konsole schon arg strapaziert, was in geringen Frameraten spürbar wird. Hier hätte man besser etwas an der Umgebung gespart.

Abschließend bleibt noch zu sagen, dass man auf dem PC trotz der geringeren Geschwindigkeit - die Fahrzeuge rasen auf der PS2 mit bis zu 90 Sachen umher - ein schnelleres Rennen erfährt, das Fehler etwas härter bestraft. Der dabei erhöhte Schwierigkeitsgrad resultiert meiner Ansicht nach in deutlich längerem Spielspaß.

Am ehesten unterschiedet man die Fahrzeuge - neben dem charakteristischen Äußeren natürlich - durch den Sound. Der LKW dieselt wie ein Großer, der Van lässt den Achtzylinder unter der kurzen Haube gurgeln und den Formel 1-Renner kann man in ungeahnte Drehzahlbereiche quälen, ganz wie das Vorbild. Und genau das ist auch schon das große Manko: hier geht es um 30 Zentimeter kleine Modellautos, nicht um richtige Fahrzeuge im Maßstab 1:1! Bei "Re-Volt" war dieses Problem perfekt gelöst, die Elektroflitzer schnurrten über den Parcour und die Benziner knatterten sonor bis kreischend vorneweg. Doch insgesamt überwiegt auch hier der positive Gesamteindruck - endlich kann man auch etwas genauer nach "hinten hören", wenn ein Gegner zum Überholen ansetzt.

Multiplayer

Der lästige Spiltscreen ist auch hier nicht zu vermeiden: leider hat man keine Wahl, denn der Bildschirm wird horizontal geteilt, was zur Folge hat, dass die Fahrzeuge und die Umgebung arg schrumpfen. Doch hat man sich daran erst einmal gewöhnt, beginnt auch gegen mehrere Gegner der Spaß am Rennen. Wie bei Konsolen üblich, entfallen die sonst beim PC nötigen Einstellungen und Verbindungen, einen zweiten (oder mehr) Controller angesteckt und schon geht unter "Multiplayer" der Spaß los.

Fazit

Wir kommen um einen Vergleich mit "Re-Volt" gar nicht herum, schließlich entspringen beide den Acclaim-Studios. Wer eine realistische Simulation mit perfekter Detailtreue sucht, wird sicherlich auf dem PC am besten bedient, zumal sich dort noch die Möglichkeit bietet, zusätzliche Autos zu laden und zu verändern. Für ein schnelles Rennen zwischendurch, aber auch für eine längere Turnier-Session bietet "RC Revenge Pro" für die PlayStation 2 eine ganze Menge Spielspaß. Der Realismus bleibt zwar etwas auf der Strecke (und gerade das macht ein RC-Autorennen doch so interessant), die Wagen fahren sich wie ein Original (und hören sich auch so an) - aber um die Wartezeit bis "Re-Volt 2" zu überbrücken ist es auf jeden Fall bestens geeignet.

Spaß beiseite, unterschiedlicher könnten diese beiden Acclaim-Games zwar nicht sein, aber für beide gibt es ein gemeinsames, schlagendes Argument: es macht einfach Spaß!

Wertung

PlayStation2

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