In Japan ist Konamis Winning Eleven-Serie unumstrittener König der Fußballspiele. Immerhin hat sich der letzte Ableger für die PS2 bis jetzt 500.000 Mal verkauft. Doch ab November dürfen auch europäische PS2-Kicker wieder zum Pad greifen und sich an Pro Evolution Soccer -in Japan: Winning Eleven 5- versuchen. Wir haben uns das japanische Modell eingehend angeschaut und verraten Euch in einer Import-Preview, ob Pro Evolution Soccer das Zeug hat, sich auch gegen das scheinbar allmächtige FIFA 2002 durchsetzen zu können.

Nach dem Spiel ist vor dem Spiel

International Superstar Soccer hat es -wie einige andere Vertreter auch- nicht geschafft hat, auf der PS2 ein Spielgefühl hervorzurufen, wie es ISS Pro Evolution 2 auf der PSone transportieren konnte. Daher sind die Erwartungen an Pro Evolution Soccer recht hoch; stammt es doch vom gleichen Team wie das legendäre PSone-Game.

Das wird schon beim Intro deutlich, das im Prinzip 1:1 vom kleinen Bruder übernommen wurde. Und auch das gewohnt gute Spielgefühl der ISS-Serie wurde nahtlos auf die PS2 übertragen und zudem noch durch einige Erweiterungen verfeinert. So hat man jetzt die Möglichkeit, in mehreren Geschwindigkeiten zu sprinten, wodurch sich neue taktische Möglichkeiten bieten.

Auch die Ballphysik wurde einer Generalüberholung unterzogen und an allen Ecken und Enden getweakt. Einerseits kommt dadurch ein neuer, erweiterter Realismus ins Spiel, andererseits gibt es gelegentliche Frustmomente, weil der Ball mal wieder im Mittelfeld von einem Spielerbein ans nächste springt.

Das Pass-System kennt man ebenfalls aus dem Vorgänger; mit einer Ausnahme: Der Doppelpass -bei ISS Pro Evolution 2 eine absolut tödliche Waffe- wurde entschärft. Zum einen ist er schwerer durchzuführen, zum anderen bei weitem nicht mehr so effektiv.

Der größte spielerische Unterschied liegt im Bereich der Torwart-KI. Bei ISS 2 weitestgehend fehlerfrei, lässt sie bei der japanischen Fassung von Pro Evolution Soccer doch ein wenig zu wünschen übrig.

Jedoch darf man sich jetzt nicht zu der Vermutung hinreißen lassen, dass man plötzlich Ergebnisse in FIFA-Niveau erreicht.

Denn dazu ist das allgemeine KI-Niveau und auch der Schwierigkeitsgrad einfach zu anspruchsvoll: Die computergesteuerten Spieler laufen intelligent in die Räume bzw. decken die Stürmer gut ab, so dass man um jeden Meter kämpfen muss.

Erzielt man schließlich ein Tor, ist die Freude dann natürlich umso größer.

An Spielmodi wird es vermutlich gewohnte Kost geben: Die Freundschaftsspiele stehen genauso auf dem Programm wie diverse Pokal-Wettbewerbe und die Master-Liga, in der Ihr für jeden Erfolg Punkte bekommt, die Ihr dann in neue Spieler investieren könnt.

Und zum Üben gibt es einen Trainingsplatz, auf dem Ihr alle spielrelevanten Situationen proben und einstudieren könnt.

Do It Yourself

Wem die zahlreichen Spieler der enthaltenen National- und Vereinsmannschaften nicht ausreichen, wird im Editor genügend Möglichkeiten finden, den Spieler seiner Wahl zu basteln. Natürlich gibt es auch die Möglichkeit, die integrierten Spieler zu modifizieren und so die Kader an den aktuellsten Stand anzupassen.

Gewaltig aufgestockt hat man auch bei den Spielereigenschaften, die sich vervierfacht haben, und die man während des Spieles auch gut nachvollziehen kann: Einem Spieler mit schwachem Technikwert verspringt der Ball häufiger als einem Kicker der Marke Ronaldo.

Und auch taktisch gibt es zahlreiche Möglichkeiten: Verschiedene Spielsysteme, Deckungsaufgaben und und und geben Raum für taktische Finessen und sorgen für ein abgerundetes Spielerlebnis.

Der Ball ist rund

Vorbei sind die Zeiten, in denen man verpixelten Bällen auf dem Spielfeld nachjagte: Mit Pro Evolution Soccer wird vorerst der Grafik-Standard in Sachen Fußballspiele gesetzt.

Die flüssigen Animationen der gut wiederzuerkennden Kicker können genauso begeistern wie die Wiederholungen und die stimmungsvollen Kamerafahrten vor den Spielen.

Die vier Stadien -in der fertigen Europa-Version sollen sieben Arenen enthalten sein- sind mit animierten (Pixel-)Zuschauern gefüllt bis auf den letzten Platz.

Bengalische Feuer und Konfettiregen sorgen für Stimmung, wie man sie bisher noch nie gesehen hat.

Olé, olé, olé, olééééé

Zwar sind die Kommentare in dem vorliegenden Import japanisch, doch wenn sich der Enthusiasmus und die Emotionalität der beiden Sprecher in den westlichen Sprachraum hinüberretten sollte, steht uns ein außergewöhnliches Kommentar-Erlebnis bevor.

Großes Lob verdient der Zuschauerhintergrund, der sich dynamisch an das Spielgeschehen anpasst: Mannschaftsspezifische Gesänge, Raunen und grenzenloser Jubel geben sich die Klinke in die Hand und sorgen für eine fantastische Sounduntermalung. Daneben geht das übliche "Plopp" eines Ballkontaktes fast unter.

Ausblick

Wenn bei der Umsetzung für den europäischen Markt nicht allzu sehr geschludert wird -und zu der Sorge besteht bei Konami eigentlich kein Anlass- haben wir hier den neuen Spitzenreiter des Konsolenfußballs. Grandiose Spielbarkeit, sehr realistisches Ballverhalten, eine angemessene Grafik und hervorragende Sounduntermalung werden auch Fußball-Langeweiler überzeugen können. Wenn jetzt auch noch ein wenig an der Torwart-KI gefeilt wird, wird es FIFA 2002 schwer haben, sich in die Herzen der Fans zu spielen. Ich freue mich jedenfalls schon auf November, wenn die deutsche Version in den Handel kommt und bin gespannt auf das unausweichliche Duell mit FIFA 2002.