Fünf Helden gegen Tod & Teufel
Die Kulisse protzt vor allem mit Eis- und Feuerzaubern sowie großflächigen Explosionen. Im Vergleich zu früheren Spielen versinkt der Bildschirm hier schon sehr früh im Rauch- und Partikelregen. Ist das zu viel des Guten? Das kommt darauf an, ob Capcom die schweren Effekt-Geschütze, die schon zu Beginn aufgefahren werden, im weiteren Verlauf noch toppen oder geschickt variieren wird. Man kann auch über das Figurendesign
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Der Spanier Roberto geht am liebsten mit Hut und Faust in den Nahkampf. Sein Beat'em Up-Stil ist der größte Stilbruch innerhalb der Serie. Ob er trotzdem gut ankommt? |
und insbesondere den Beat'em Up-Stil von Roberto streiten, an dem übrigens das Street Fighter-Team mitgewirkt hat: Von hinten sieht er aus wie ein Windelträger, er trägt eine schwarze Melone und prügelt sich wie ein Boxer durch - interessant und skurril oder lächerlich und albern? Der Europäer dürfte die Fans spalten, aber ist für das Weiterkommen unverzichtbar.
Jeder Kämpfer ist der Schlüssel für einen bisher unerreichbaren Levelabschnitt: Die eine kann durch Löcher kriechen, der andere kann Felsen wegsprengen, sich am Kletterhaken über Abgründe schwingen oder die Stimmen der Toten nutzen, um Hinweise zu bekommen. Oftmals muss man auch über geschickten Figurenwechsel den richtigen Hebel oder Gegenstand finden, um Türen zu öffnen. Das sind die wichtigen Ruhephasen nach dem Sturm der Schwerter.
Man wird mit dem richtigen Partner nicht nur Rätsel knacken und neue Abschnitte entdecken, sondern auch Bossmonster mit Teamattacken ins Schwitzen bringen: Wenn man geifernden Riesenkäfern oder 20 Fuß großen Dämonen begegnet, sollte man sich gut überlegen, wen man mit in den Kampf nimmt. Schließlich kann Ohatsu aus der Distanz Granaten abfeuern, während Jubei eher mit schnellen Kontern glänzt und Tenkai gleich ganze Gegner auf seine Seite hext. Dieser im Mönchsstil kämpfende Charakter mit dem weißen Haar gehört zu den interessantesten der fünf.
Enormer Umfang
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Ohatsu lässt es krachen und die Genma tanzen: Sie ist die Meisterin der Schusswaffen und Granaten. Nur ihre Feuerkraft kann manche Hindernisse pulverisieren. |
Nicht nur die Spielzeit, auch das Angebot an Zwischensequenzen kann sich sehen lassen: Satte zwei bis drei Stunden der Story werden in erstklassigen Filmen präsentiert, die jedem Kämpfer Persönlichkeit einhauchen. Ihr könnt zudem jede Figur zu ihrer Vergangenheit oder der aktuellen Situation befragen - manche geben hilfreiche Tipps. Obwohl die Erzählung etwas spröde in Gang kommt, gewinnt sie aufgrund der Berührungspunkte mit früheren Onimusha-Teilen sowie der emotionalen Beziehungen unter den Helden durchaus an Fahrt.
Ist man die ersten Stunden noch skeptisch, wird spätestens beim tragischen Auftritt von Ohatsu die Neugier geweckt und der erste verzwickte Bosskampf entfesselt - eine wirklich gelungene Inszenierung. Hier muss allerdings erst der Test zeigen, wie das Verhältnis von oberflächlichen Soap-Szenen und epischer Dramatik ausfällt, wie gut das Schicksal der neuen Figuren in den Plot geflochten wird. Auch der kleine Helfer in eurem Hauptquartier, der wie ein pummeliges Stofftier an der Leine von der Decke hängt und euch immer wieder Tipps gibt, stellt selbst hart gesottene Fans auf die Kitschprobe...
Trotzdem lässt das Abenteuer die Motivationsmuskeln spielen. Satte Spielzeit, komplexes Charaktermanagement, fünf
Kampfstile - schon jetzt ist klar, dass der Umfang der große Trumpf von Dawn of Dreams sein wird: Es gibt 20 Waffen, die frei austausch- und aufrüstbar sind, sowie 100 kombinierbare Gegenstände vom Kraut über Öl bis hin zur Eidechse. In den richtigen Händen entstehen daraus z.B. Heil- oder Manatränke. Einzigartige Waffen oder Rüstungen bekommt ihr, wenn ihr Kistenrätsel löst oder in speziellen Herausforderungen gegen die Zeit gut abschneidet: In diesen "Tests of Valor" gilt es, Feinde gegen die Uhr zu vernichten. Wer hier nicht auf Anhieb so gut abschneidet, kann es päter noch mal versuchen oder beim Händler Ausrüstung kaufen und verkaufen - allerdings sind diese dann nicht so mächtig.