God of War Collection01.12.2009, Paul Kautz
God of War Collection

Special:

Spartaner sind nicht nur durch die Zahl 300 sowie einen diätfreundlichen Lebensstil bekannt - vor einigen Jahren hat einer von ihnen auch im Alleingang dafür gesorgt, dass die seinerzeit bereits ohrenbetäubend lauten Abgesänge auf die PlayStation 2 mit einem Mal verstummten. Mittlerweile sind sie aus gutem Grunde wieder aufgebrandet, doch der Name des Spartiaten sowie seine Ruhmestaten sind heute noch genauso beeindruckend wie eh und je.

Gib mir mehr!

Video: Die God of War Collection (ab 26,68€ bei kaufen) enthält die ersten beiden Kratos-Abenteuer - technisch runderneuert, und perfekt spielbar wie eh und je.Gut vier Jahre ist es her, dass der Name Kratos zum ersten Mal auf der PlayStation 2 ausgesprochen wurde - und der Name erklang wie Donnerhall, verursachte ein spielerisches Beben, von dem sich all die Nachahmer bis heute nicht erholt haben. Die technische Perfektion, das brillante Spieldesign, der unfassbar gute Soundtrack, die glorreiche Abwechslung zwischen Action und Adventure, die brachialsten Bossfights aller Zeiten - die Kiste mit den Superlativen ist groß und schwer. Selbst für uns bemitleidenswerten deutschen Spieler, die ein Jahr länger auf God of War warten durften, da die USK der ersten Fassung die Jugendfreigabe verweigerte - erst im zweiten Anlauf gab es den gewünschten roten Kleber, zusammen mit einer kleinen Änderung im Spiel. Die alte Leier.

Das Schöne für alle: Sony Santa Monica ruhte sich mitnichten auf den kuschelig weichen Lorbeeren des ersten Teils aus, sondern kurbelte heftig an der »Da geht noch was!«-Maschine. Das Resultat: God of War 2 sah nochmals geiler aus! Und bis heute gibt es kein Spiel auf dieser Muttererde, das mit einem derart brachialen Bossfight startet: Der Kampf gegen den Koloss von Rhodos ist nicht etwa ein Teil des ersten Levels - er IST der erste Level! Es spielt keine Rolle, wie lange das jetzt her ist, die Wucht und schiere Größe dieses Spieleinstiegs raubt mir jedes Mal wieder den Atem. Heute mehr als je zuvor.

Der Geist der Vergangenheit

Spielerisch hat sich nichts getan, was eine gute Nachricht ist - schließlich gehören die beiden God of Wars nach wie vor zu den besten Action-Adventures überhaupt. Schade nur, dass es das PSP-Spiel nicht auch in die Collection geschafft hat.
Will man God of War sowie den zweiten Teil im Original genießen, braucht man eine PS2. Es geht nicht anders, denn auf der PS3 laufen die Spiele nicht. Dass Sony nun eine Compilation mit beiden Spielen für PS3 veröffentlicht, mag ein wenig nach Vorsatz aussehen, aber dieses vorschnelle Urteil ist völlig fehl am Platze. Hätte sich Sony das Leben leicht machen wollen, hätte man einfach Images beider Spiele-Discs zusammen mit einem Emulator auf die Blu-ray geklatscht und fertig wäre der Lack - aber nö, Entwickler Bluepoint Games ging die Extrameile. Das bedeutet nicht, dass die beiden Spiele auf ein Mal auf der Engine des dritten Teils basieren. Aber es gibt jede Menge Verbesserungen im Detail, welche die Abenteuer in ein beeindruckend schönes Licht tauchen. Wie zum Beispiel die höhere Auflösung: 1280x720 Pixel ist eine deutliche Steigerung zu den 512x448 Bildpunkten des Originals, das HUD wurde nicht einfach (wie sonst bei derlei Umsetzungen üblich, hallo Soul Calibur !) hochgerechnet, sondern für die Auflösung neu gepinselt - dadurch erkennt man viele Details, die vorher im Pixelbrei verborgen waren.       

Die grandios inszenierten Bosskämpfe waren und sind ein Markenzeichen der Serie.
Um Kantentreppchen zu vermeiden, bekamen die Spiele zweifaches Anti-Aliasing verpasst, gleichzeitig wurde der Schärfegrad der Texturen erhöht (teilweise auch die Auflösung). Die Bildwiederholrate, die beiden Originalen gelegentlich in die Knie ging, bleibt jetzt stabil wie die Chinesische Mauer bei 60 Frames pro Sekunde - und es gibt keinerlei Tearing mehr! Kurz gesagt: Die ohnehin schon immer verblüffend schönen Spiele sehen besser aus als je zuvor.

Das dürfte auch daran liegen, dass GoW 1&2 zu ihrem Erscheinen ihrer Zeit technisch weit voraus waren. Normalerweise kommt die Rückkehr zu geliebten Spielen aus vergangenen Tagen oftmals mit einem Verlust der rosa Brille und heftigen Tränenausbrüchen einher. Und gerade in hoher Auflösung sieht man deutlich, wo der Zahn der Zeit zugebissen hat - die Figuren, speziell im ersten Teil, sehen mittlerweile ziemlich grob aus. Außerdem fühlen sich die für die Story so wichtigen Zwischensequenzen optisch wie das fünfte Rad am Wagen an: Die hochkonvertierten Videos sind deutlich grober und farblich weniger frisch als der Rest des Spiels, der Wechsel zwischen Ingame und Video kommt auf großen Fernsehern immer wieder als leichter Schock daher. Nichtsdestotrotz können sich beide Spiele, der zweite Teil mehr als der erste, nach wie vor mehr als sehen lassen - und stecken selbst aktuelle HD-Titel wie Rise of the Argonauts problemlos in die Tasche.

Keine Zeit zur Entspannung: Die Geschicklichkeitstests sind teilweise sehr herausfordernd.
In Sachen Boni haben sich die Entwickler nicht lumpen lassen: Zum einen gibt es für Pokaljäger jede Menge Trophies abzustauben. Zum anderen warten 26, teilweise sehr lange Videos auf der Disc, die wirklich jeden Aspekt der Entwicklung beider Spiele beleuchten - Animation, Soundtrack, Zwischensequenzen, Kampfsystem, Leveldesign, Partyvideos der Entwicklers, Designkonzepte, Trailer, Interviews, entfernte Levels  uvm. Schade ist nur, dass man die Videos nicht direkt aus dem Compilation-Hauptmenü heraus ansehen kann. Stattdessen muss man zurück ins XMB, dort zum Video-Bereich und da drauflos scrollen. Genauso wenig ist es übrigens möglich, von einem Spiel zum anderen zu wechseln - dazu muss man immer zurück ins PS3-Menü und von dort aus das Spiel neu starten. Eine Art Bonus ist auch der beiliegende Gutschein, der einen Download-Code für die von der E3 bekannte God of War 3-Demo enthält - allerdings ist der nicht in allen Packungen enthalten.

Fazit:

Ein klassischer Test hätte bei der God of War Collection keinen Sinn ergeben: Beide Spiele sind noch im Handel erhältlich und klassische Bundles testen wir nicht. Auf der anderen Seite wollten wir euch auf keinen Fall diese Sammlung vorenthalten - ein Special war für uns also die logische Konsequenz. Aber wenn ihr unbedingt Wert auf eine Zahl legt, dann würde ich ohne zu zögern eine 90 auf den Tisch klatschen - denn sowohl God of War als auch der zweite Teil haben bis heute kein bisschen ihrer Faszination verloren. Klar, im Detail haut die Grafik nicht mehr aus den Sandalen, nichtsdestotrotz sehen beide Spiele unverändert super aus. Die God of Wars gehören zu den wenigen Spielen, die sich an keiner Front eine Blöße geben: Präsentation, Spielbarkeit, Abwechslung, Soundkulisse, Story und Spieltiefe sind heute ebenso Meisterklasse wie damals - zu schade nur, dass der Vollständigkeit halber der PSP-Quickie Chains of Olympus  nicht auf der Disc zu finden ist. Egal: Für gerade mal 40 Dollar (plus Importkosten) gibt es hier zwei der besten Action-Adventures aller Zeiten mit einem der garstigsten Helden, die je einen Bildschirm bevölkert haben!

     

 
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