Special:
Nostalgische Sprünge
Wo ist das Ding? Verflixt, ich brauche noch eine Flasche! Nein, keinen Alkohol gegen die vorweihnachtliche Kälte, sondern das letzte von 30 Geheimnissen in diesem Level. Wenn ich es finde, schalte ich eine weitere Fähigkeit für den Meisterdieb Sly Cooper frei. Bisher habe ich die coole Zeitlupe, den effektiven Hechtsprung und das automatische Ansaugen der Münzen aktiviert. Und obwohl der acht Jahre alte PS2-Waschbär weder mit hoch auflösenden Texturen noch mit Explosionsorgien lockt, komme ich kaum von ihm los - schon damals habe ich diese Premiere mit satten 92% gefeiert. Und ich bereue diese Wertung nicht, wenn ich heute mit dem Langfinger losziehe.
Zeitlos gutes Spieldesign
Der Hauptgrund für diesen Spaß am Klassiker liegt jedoch weder in der neuen Unterstützung für stereoskopisches 3D noch in den Minispielen für Motionfuchtler: Ich habe mich sogar richtig gefreut, dass Sony die neue Bewegungstechnik nicht in die Klassiker gepresst hat, sondern dass Motion nur in separaten Spielen zum Einsatz kommt. Wie die sind? Kurz, unspektakulär, belanglos! Kaum der Rede wertes Zielen und Schießen. Sammler wird da eher die komplette Trophäenintegration in jedem der drei Hauptspiele freuen - selbst die Minispiele locken mit Auszeichnungen.
Aber das ist alles moderner Schnickschnack, den erstens kaum einer hat (3D-Fernseher), zweitens kein Fan will (Motiongefuchtel) und drittens kein Veteran (Trophäen) braucht. Oder doch? Der Hauptgrund für meine Motivation ist jedenfalls das zeitlos gute Spieldesign von Sucker Punch. Auch heute muss man angesichts der deutschen Synchronisierung zwar ein Ohr zudrücken und manche Missionen wiederholen sich auf Dauer. Es gibt jedoch kaum einen Plattformer, der einen so magisch von einer Aufgabe zur nächsten zwingt, weil man sich quasi Schritt für Schritt weiter entwickelt, kaum Längen begegnet und ständig etwas findet.
Die drei Spieleklassiker sind stark, aber die Minispiele inklusive Move braucht niemand - gut, dass Sony die Bewegungstechnik als optionales Erlebnis ausgelagert hat.
Man hangelt, schleicht und kämpft sich Stunde um Stunde durch wunderbar lebendig wirkende Areale, löst klar strukturierte Aufgaben und hat sein Ziel ohne Sackgassen immer vor Augen. Man erkennt hier in jedem der drei Spiele eine kreative Qualität. Auch wenn Teil 2 mit seiner Integration einer offenen Stadt und Teil 3 schließlich ohne wesentliche Neuerungen (bis auf eine 3D-Brille!) nicht mehr an die Wertungsklasse der Premiere anknüpfen konnten und vor dem Gespenst der Stagnation flohen, bieten sie immer noch richtig gute Unterhaltung: Man kann sich in der Stadt nach Belieben austoben, Charaktere wechseln, Items kaufen und kommt kaum von den cleveren Missionen los.
Fazit
Verdammt, ist dieser Waschbär gut gealtert! Ich mochte Sly ja schon immer aufgrund seiner eleganten Akrobatik und des intelligenten Missionsdesigns, aber dass ich acht Jahre nach seiner Premiere die PlayStation 3 anschmeiße und den ersten Teil bis zur miesen Bosskröte an einem Stück spielen muss, weil es einfach Spaß macht, spricht für das zeitlos gute Design. Sucker Punch hat auch mit den Nachfolgern richtig gute Unterhaltung für kleine und große Hüpfer inszenziert, die sich auch heute niemand entgehen lassen sollte. Selbst ohne die für mich überflüssige 3D- und Motion-Unterstützung sollte diese sehr gut modernisierte Trilogie in keiner Sammlung fehlen. Für knapp 40 Euro bekommt man hier ein kreatives Stück Videospielgeschichte!
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