Shatter27.07.2009, Jan Wöbbeking
Shatter

Im Test:

Entwickler Sidhe macht Schluss mit dem Klötzchen-Frust: Wenn in Shatter ein letztes störrisches Steinchen im Level stehen bleibt und meine Kugel immer und immer wieder an ihm vorbeizischt, puste ich sie einfach ans Ziel. Die Kombination aus Staubsauger und Laubgebläse ist nicht die einzige Neuerung im modernen Breakout-Spiel der Australier: Dank einem neonfarbigem Splitter-Gewitter, Physik-Spielereien und einem genialen Elektro-Soundtrack wirkt das Arcade-Spiel aus dem PSN-Store beinahe wie ein flotter Zwei-Stick-Shooter.

Pusten, saugen, ballern, splittern!

Das Grundprinzip ist das gleiche wie im Spielhallen-Original von 1976: Ähnlich wie in "Pong" steuere ich am Bildrand einen Schläger, mit dem ich eine Kugel in Richtung diverser Klötzchen-Formationen schleudere, bis alle Exemplare zerstört sind. Seit dem Original gab es vermutlich mehrere hundert Klone und Weiterentwicklungen des Spielprinzips,  doch Shatter wirkt von den mir bekannten mit Abstand am modernsten: Die kunterbunten Klötzchen besitzen dank der Physik-Engine allesamt ein eigenes Gewicht.

In den runden Levels lassen sich die Blöcke besonders gut in Sicherheit pusten. Oder ihr zerballert sie einfach mit einem Splittersturm.
Habe ich mit meiner Kugel ein rundes Gebilde aus der Verankerung gebolzt, torkeln die verbleibenden Steine durch das Level.

Mit Hilfe der L- und R-Tasten kann ich die Kugel zielsicher in die passende Richtung pusten oder saugen. All zu stürmisch darf ich allerdings nicht vorgehen, sonst krachen mir die locker im Raum schwebenden Steine entgegen. Bestenfalls verlassen sie nur das Level und sorgen dafür, dass der Punkte-Multiplikator sinkt. Schlimmstenfalls kicken sie mich vom Spielfeldrand, wodurch häufig auch die Kugel sausen geht. Schaffe ich es dagegen, die herumeiernden Quader rechtzeitig aufs Spielfeld zurück zu pusten, kann ich die danach in Ruhe auseinandernehmen. Zur Belohnung darf ich kleine blaue Splitter einsaugen, welche den Multiplikator in die Höhe treiben und mir Schildenergie sowie einen alles zerfetzenden Feuerstoß spendieren.

Killer-Wurm und »Blocktopus«

Letztgenante Wumme eignet sich prima dazu, den dicken Bossgegnern (wie einem riesigen Wurm, einer bunt schimmernden Krake oder der stacheligen »Kunstblume«) einzuheizen. Oder ich gehe das Risiko ein und feuere gleich mehrere Kugeln gleichzeitig ins Spiel.

Der schlecht gelaunte »Blocktopus« lässt sich gut mit mehreren Kugeln gleichzeitig bearbeiten.
Die bunt glühenden Techno-Biester lassen das Herz eines jeden Psychedelic-Shooter-Fans höher schlagen. Auch die Reise durch die dreidimensionalen Hintergründe mit ihren leuchtenden Schaltkreisen und Edelsteinen passt prima. Die technische Brillianz von Super Stardust HD erreicht Shatter zwar nicht, trotzdem erzeugt das weich schimmernde Neon-Design eine ganz eigene Stimmung. Das Highlight des Spiels ist aber der Soundtrack von Jeramiah Ross aka Module. Seine Tracks wirken wie eine Reise von hypnotischen Elektro-Loops über komplexe Melodien im Stil alter Computerspiele bis hin zu langen Gitarrensolos, welche an die epischen Stücke von Pink-Floyd oder Mike Oldfield erinnern.

All zu sehr sollte man sich aber nicht von der audiovisuellen Pracht einlullen lassen. Shatter bietet zwar ein entspannteres Spieltempo und einen deutlich niedrigeren Schwierigkeitsgrad als aktuelle Zweistick-Shooter - im Splitterinferno geht trotzdem ab und zu die Übersicht verloren. Ein weiteres Manko ist der Umfang: Es dauert zwar rund zwei Stunden, bis man alle Levels hinter sich gebracht hat, doch danach warten nur noch ein Boss-Rush und ein minimalistischer Classic-Modus auf den Spieler. Natürlich kann man auch in der normalen Karriere und in einzelnen Welten auf Punktejagd gehen - leider ist das aber nicht so motivierend wie z.B. in Geometry Wars: Retro Evolved 2 oder in Super Stardust HD.   

Fazit

Die Entwickler aus Downunder haben ganze Arbeit geleistet: Kaum etwas an Shatter erinnert noch an das angestaubte Original-Breakout. Überall fliegen bunt glühende Splitter über den Bildschirm, es gibt fette Bosskämpfe, einen zum Heulen schönen Soundtrack und einige neue spielerischer Feinheiten. Mit dem Ideenreichtum von Nervous Brickdown kann das Spiel zwar nicht mithalten, im Gegenzug wirken die wenigen vorhandenen Neuerungen sehr durchdacht: Mit Hilfe der Kombi aus Staubsauger und Laubgebläse lassen sich Bonus-Splitter einsaugen, herumtrudelnde Blöcke auf Abstand halten und andere praktische Dinge bewerkstelligen. Leider konnten sich die Entwickler offenbar nicht entscheiden, ob sie den Fokus auf die Kampagne oder die Highscore-Jagd legen sollten. Erstere ist zwar abwechslungsreich, fällt für meinen Geschmack aber zu leicht aus. Als ich nach rund zwei Stunden durch war, konnte mich die Punktejagd nicht so lange ans Pad fesseln wie in einem guten Zweistick-Shooter. Auch ein Mehrspielermodus wäre nett gewesen. Andererseits bietet Shatter nach all dem hektischem Geballer endlich mal wieder ein etwas entspannenderes und wunderhübsch designtes Arcade-Erlebnis.

Pro

<P>
modernes Breakout mit erfrischenden Physik-Extras
perfekt aufs Spiel zugeschnittene Elektro-Melodien
hübsches Neon-Design mit glühenden Splittern
entspannender Spielfluss
abwechslungsreiche Levelkonstruktionen
fette Bosskämpfe
Kugel-Flugbahn lässt sich stark beeinflussen</P>

Kontra

<P>
Kampagne etwas zu einfach
keine Multiplayer
oder Online-Modi
leichte Übersichtsprobleme im Splitterhagel</P>

Wertung

PlayStation3

Erfrischend modernes Breakout-Remake mit Physik-Spielereien und genialem Soundtrack aber nicht all zu großem Langzeitspaß.

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