Intergalaktischer Burnout
Video:
Der Videovergleich zwischen PC, PS3 und 360 zeigt kaum Unterschiede.
Trotz der hohen Verantwortung und seiner durchaus differenzierten Vergangenheit wird Shepard recht schnell zum einfachen Befehlsempfänger, ohne dass er hinterfragen kann, was da alles an Befehlen von der virtuellen Admiralität reinrauscht. Vor allem der Einstieg der ersten fünf Stunden verströmt alles andere als mysteriöse Atmosphäre - lediglich Shepards Träume sorgen für einen wichtigen Kontrapunkt, denn sie verfolgen ihn und zeigen seine Angst. Ansonsten ist die Sache glasklar und so heißt es oftmals: "Es gibt keinen anderen Plan." Aber das heißt nicht, dass Shepard nur ein Ziel hat - er kann sich vor Anfragen kaum retten. Wem hilft er? Wen ignoriert er? Auf der Sternenkarte wimmelt es vor leuchtenden Punkten, aber auch vor roten Reapersignalen.
Sehr schnell füllt sich die Missionsliste: Eine Asari sucht biotische Verstärker, ein Turianer ein Regimentsbanner, ein Volus hat Shepard die Koordinaten für ein Artefakt gegeben, das Krankenhaus der Citadel braucht Nachschub, der Techniker der Normandy sucht irgendein Thermozeug, ein Kundschafter ist verschollen, eine Bombe soll entschärft werden, die Treibstoffversorgung der Allianz ist in Gefahr, die Sicherheitsleute suchen Steuerungspläne für Geschütze, er soll ein Wort für eine irre Sadistin einlegen, ein
Die Technik:
Mass Effect 3 ist grafisch überaus ansehnlich, vor allem die Licht- und Partikeleffekte wurden erheblich verbessert. Aber Killzone 3, Crysis 2 oder Gears of War 3 werden hinsichtlich Animationen oder Texturen nicht erreicht. Die Abschnitte sind größer und sowohl Fassaden als auch Natur wirken plastischer als im Vorgänger. Die famosen Zwischensequenzen mit den Raumschlachten sorgen für Star Wars-Flair. Leider kommt es in diesen Szenen immer wieder zu Rucklern und das Gesprochene ist nicht lippensynchron. Außerdem ernüchtern die Lauf- und Kampfanimationen sowie manche späten Textureinblendungen. Zweimal wurde in einem Gespräch der Partner nicht angezeigt.
Die Unterschiede zwischen PC, PS3 und 360 halten sich in Grenzen. Für Ersteren wurden hoch auflösende Texturen per Download angekündigt.
Dokumentarfilmer will, dass er Fotos schießt, er soll eine Jägerbasis verteidigen und irgendwo Zivilisten retten, außerdem ein Interview geben und gute Mine zum tödlichen Spiel machen. Und da fehlen noch Aufträge mit hoher Priorität, die meist wichtige Allianzen oder Aufträge mit alten Bekannten wie Liara, Garrus, Miranda oder Tali betreffen. Auch wenn man nicht alle in sein Team aufnehmen kann: Gerade bei diesen Wiedersehen spürt man die erzählerische Sogkraft einer dreiteiligen Saga. Man fühlt sich fast ein wenig Zuhause.
Viel Action im Weltraum
BioWare kleckert nicht, sondern klotzt mit Möglichkeiten: Irgendwann hat Shepard knapp 70 Aufträge im Logbuch, wobei erledigte ausgegraut werden. Aber letztlich ist das mehr Masse als Klasse, mehr Action als Abwechslung. Es gibt nur ganz wenige Aufträge, in denen man tatsächlich mal einen Schalter für einen Kran bedienen oder Artefakte aktivieren muss – und diese wenigen haben kaum Rätselanspruch. Gerade im letzten Drittel des erzählerisch interessanten, aber spielerisch manchmal ermüdenden Abenteuers fragt man sich: Schon wieder Geballer? Noch eine Welle? Außerdem erledigen sich viele der nichtmilitärischen Nebenmissionen wie etwa der Zusammenschluss der verfeindeten Söldnerbanden fast wie von selbst – hier ein bisschen reden, da hinlaufen. Aber was ich vor allem vermisst habe: Mehr strategische und gruppenspezifische Entscheidungen. Im zweiten Teil musste Shepard z.B. gegen Ende bestimmen, wer was macht - da kam es auf die Spezialisierung der Gefährten an, ob sie erfolgreich waren.
Teilweise filmreife Zwischensequenzen stehen im Kontrast zur lediglich soliden Kulisse.
Warum gibt es das hier nicht öfter? Warum wird Shepard nicht häufiger gefragt, wen er irgendwo für eine Recherche, einen Kampf oder etwas anderes einsetzt? Das hätten auch kleine Aktionen innerhalb der Actionabschnitte sein können. Nur ganz selten darf man mal bestimmen, wer etwas repariert oder wer sich vom Dreierteam trennt, während man mit dem anderen weiter ballert. Aber man hat eben nicht das Gefühl, dass derjenige dort etwas gemäß seiner Klasse leisten muss und es später ein Ergebnis gibt – er ist einfach kurz beschäftigt.
So muss man immer und immer wieder nur die beiden Kampfteilnehmer wählen, ohne dass man deren Talente auch mal anderweitig berücksichtigen muss. Und wenn sie mal notwendig sind, werden sie automatisch ausgewählt - da braucht man nicht mehr viel nachdenken. Hier verschenkt BioWare viel Potenzial! Es gibt quasi nur drei Missionstypen: Landen und kämpfen, auf der Citadel reden und suchen, Planeten anfliegen und scannen. Dass Ersteres das Spieldesign dominiert, dürfte nicht mehr überraschen. Dazu passt, dass eine der neuen Figuren ein stiernackiger Soldat mit Schrotflinten-Faible ist, der auch als Fenix‘ Kumpel in Gears of War durchgehen könnte: James. Wer ein explosives Latino-Frontschwein sucht, wird hier fündig. Immerhin gelingt es BioWare, dem auf den ersten Blick plumpen Krieger einige interessante Facetten abzugewinnen, wenn er mit Shepard in den Ring steigt.