Digger HD02.03.2010, Jörg Luibl
Digger HD

Im Test:

Sie haben Magic Ball, Mushroom Wars und das herausragende Cuboid gemacht. Und jetzt buddeln die amerikanisch-russischen Entwickler der Creat Studios einen Klassiker für das PlayStation Network aus: Digger. Das Remake für das HD-Zeitalter wird samt Originalspiel aus dem Jahr 1983 gerade für knapp zehn Euro angeboten. Lohnt sich die Reise in die Vergangenheit?

Nostalgie im Bagger

Nicht erschrecken: Das ist ein Bild des Originals aus dem Jahr 1983 - der Klassiker ist im Vintage-Modus voll spielbar. 
Wer sich vor knapp drei Jahrzehnten mit einem Bagger durch die Erde wühlte, wird schon nach wenigen Minuten mit diesem Remake wehmütig seufzen: Hey, der kleine Bagger sieht ja genau so aus wie damals - grüne Schaufelschnauze, roter Körper! Neu und überaus charmant ist übrigens das weiße Auge auf dem Dach; überhaupt kann sich das edle Glimmen und Funkeln unter Tage sehen lassen. Aber innerhalb des Spieldesigns haben sich die Entwickler eng an das Original der Windmill Studios gehalten, das übrigens inklusive der alten Sounds (es boingt und piept), Animationen (ich sage nur: R.I.P.) und Highscore (neongrüne Buchstaben!) komplett spielbar ist.

Es gibt also keine 3D-Experimente: Wie anno dazumal buddelt man sich durch die 2D-Erde, um entweder alle funkelnden Edelsteine einzusacken oder alle Monster zu besiegen - beides schaltet den nächsten Level frei. Dabei gelten die alten Regeln: Digger kann zwar einmal schießen, um einen Feind in Sichtlinie zu besiegen, aber danach lädt sich die Waffe erstmal wieder auf. Und das dauert gefühlte Ewigkeiten, wenn fünf, sechs Viecher nach einem suchen. Viel cleverer, punkte- und trophäenreicher ist es, all die schweren Geldsäcke und Bomben auf die Verfolger regnen zu lassen, am besten in vernichtenden Fallkombos - allerdings muss man dafür erstmal Schächte bauen.

Wer anderen eine Grube gräbt

Wie damals in alten Arcade-Zeiten kommt es hier auf gutes Timing an: Man frisst sich am besten von unten nach oben an einen Gegenstand, lockert die Erde aber erst dann, wenn der Feind naht und gibt selber Gas, um rechtzeitig zu verschwinden. Eine Herausforderung von Digger besteht darin, sich nicht selbst zu begraben. Ansonsten sind schnelle Reflexe und Auge gefragt, denn es lohnt sich, ganz dünne Wände als Hindernisse stehen zu lassen, da die Wegfindung mancher Monster schon schweißtreibend zielgenau ist. Manche sind so bösartig, dass sie sich sogar durch die Erde fressen oder plötzlich beschleunigen - man stirbt hier schneller als man um die Ecke graben kann.

Und so sieht das Remake aus: Die Entwickler haben den Klassiker sehr edel ins Jahr 2010 übertragen - hier im Trailer.
Es sei denn, man futtert à la Pac-Man die seltene Kirsche, um für kurze Zeit vom Gejagten zum Jäger zu werden; hilfreich ist auch das Einfrieren der Verfolger per Bombe. Digger HD ist aber auch als Remake ein erfrischend anspruchsvolles Spielerlebnis - vor allem im Survival-Modus für echte Veteranen: Hier heißt es nämlich Game Over, wenn man kein Leben mehr hat. In der "Kampagne" des Arcade-Modus geht es wesentlich entspannter zu, denn hier wird nach jedem Abschnitt automatisch gespeichert, so dass man die 60 Levels in drei Themenwelten Erde, Eis und Wüste relativ zügig durchläuft. Und da steckt auch ein kleines Problem des Spiels, denn obwohl das Artdesign durchaus edel und authentisch ist, hält sich die optische und inhaltliche Abwechslung in Grenzen.

Erstens ähneln sich die Level zu stark in ihrer Aufmachung (lediglich der Geldsackregen, dem man ausweichen muss, setzt variable Akzente) und zweitens hat man das einzige neue Element des Spieldesigns etwas stiefmütterlich integriert: Das Freischaufeln der Artefakte und Knochenüberreste, die im Hintergrund versteckt liegen. Das weckt zwar die Neugier und verlangt noch mehr Skills, da man quasi keine Erde als schützendes Hindernis stehen lassen darf. Aber es wird zu selten angeboten - es gibt nicht mal eine Hand voll dieser Geheimnisse. Vielleicht hätte man auch mehr versteckte Areale oder Bosskämpfe anbieten können, um das Buddelerlebnis für Solisten noch aufzuwerten. Dafür kommen Mehrspieler wiederum auf ihre Kosten: Man kann kooperativ und gegeneinander um die Wette buddeln; auch im gnadenlosen Survival-Modus.

    

Fazit

Okay, ich mochte den kleinen Bagger schon damals; auch die ähnlich konzipierten 2D-Buddler Dig Dug oder Mr. Do! habe ich verschlungen. Und weil das Original mit all seinen Pieps-Sounds und RIP-Steinen auch dabei ist, habe ich dieses Remake quasi blind gekauft. Die behutsame Modernisierung ist den Creat Studios auch vollends geglückt: Digger schaut charmant aus, die Monster flitzen böse und die Edelsteine funkeln verlockend. Allerdings gräbt man sich etwas zu schnell durch den Arcade-Modus, der lediglich drei Themenwelten bietet, die sich innerhalb des Leveldesigns auch nicht all zu stark unterscheiden. Hier hätte man mit frischen Elementen stärkere Akzente setzen können, ohne das klassische Spielprinzip zu gefährden - aber die interessante Jagd nach Artefakten wird etwas zu stiefmütterlich behandelt. Unterm Strich rechtfertigen die launigen Mehrspieler-Modi sowie das authentische Flair die Investition - für eine Schatzjagd zwischendurch ist der Bagger immer gut.

Pro

edles Remake des Klassikers
böse Monsterwegfindung
gute Mehrspieler-Modi
anspruchsvoller Survival-Modus
enthält Originalspiel von 1983

Kontra

60 Levels schnell durchgespielt
nur ein paar Artefakte finden
wenig Welten
& Kartenabwechslung
kein Online-Mehrspieler

Wertung

PlayStation3

Ein edles Remake des Klassikers mit tollen Mehrspielermodi, dem allerdings die Abwechslung fehlt.

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