Ape Escape21.06.2011, Michael Krosta
Ape Escape

Im Test:

Als Ape Escape (ab 16,98€ bei kaufen) damals auf der guten, alten PSone seine Premiere feierte, gab es eine Besonderheit: Als erster Titel überhaupt konnte er ausschließlich mit dem damals noch neuen Dualshock-Controller gespielt werden - keine Analogsticks, keine Affenjagd. Für die jüngste Fortsetzung ist dagegen Move Pflicht, wenn man das Fangnetz schwingen will...

Fangen auf Schienen

Ein Reiz der alten Ape Escape-Teile bestand vor allem darin, die cleveren Primaten überhaupt erst aufzuspüren, denn viele von ihnen hatten sich gut in den bunten Kulissen versteckt, die sich frei erkunden ließen. Genau diese interessante Spielmechanik fällt jetzt bei der frisch für die PS3 veröffentlichten Move-Variante weg. Stattdessen bekommt man eine Affenjagd auf Schienen und in Ego-Perspektive serviert, bei der man automatisch durch die Welt geleitet wird. Dabei schießt man mit einer Schleuder auf Gegner wie Ufos oder drischt mit dem so genannten Smasher auf sie ein. Letzterer eignet sich auch als Abwehr, denn mit dem richtigen Timing lassen sich Schüsse blocken und

Oh, oh: Die Affen sind wieder los!
Oh, oh: Die Affen sind wieder los!
postwendend an den Absender zurückschicken. Zusätzlich sollte man Bananen ins Visier nehmen - das gibt nicht nur Punkte für die (Online-)Rangliste sowie das Erreichen von Medaillen, sondern peppt auch die Gesundheitsleiste am unteren Bildschirm auf.

Modebewusste Affenbande

Okay, Ape Escape als ein Railshooter mit Bananengeschmack - damit könnte ich zur Not ja noch leben. Aber spielerisch richtig übel wird es, wenn es an das Einfangen der ausgebüchsten Äffchen mit ihren lustigen Blinklämpchen auf dem Kopf geht: In diesem Fall wird auf ein Standbild umgeschaltet, bei dem man die Kamera auf Knopfdruck lediglich leicht nach rechts und links verschieben kann. Jetzt geht es nur noch darum, das Fangnetz mit einer ordentlichen Schwung-Bewegung im richtigen Moment über die nahenden Affen zu stülpen - nämlich genau dann, wenn sie sich direkt vor dem Spieler befinden. Ein erfolgreicher Fang wird mit einem gesprochenen „Hab dich“ bestätigt, was unglaublich schnell auf die Nerven geht. Das wird auch dann nicht besser, wenn man alternativ selbst einen Spruch über das Mikrofon der PS Eye Cam aufnimmt.

Doch nicht immer springen die Affen fast von alleine ins Netz. Manchmal muss man sie erst mit einem Schuss aus der Schleuder anlocken. Und nicht immer gelingt der erste Versuch, denn manche der kleinen Racker sind äußerst flink und klauen bei ihren Angriffen sogar einige Bananen (und damit Gesundheit), die man sich aber mit einem gezielten Schuss schnell zurückerobern kann. Insgesamt gibt es sieben Variationen innerhalb der Affenbande, die man anhand ihrer Hosenfarbe zuordnen kann. Hellblau gekleidete Gegner greifen z.B. gerne aus dem Nichts von der Seite an, während "Schwarzhosen" mit ihrer Farbkanone ein heilloses Chaos auf dem Bildschirm anrichten können. Unabhängig davon unterscheiden sie sich auch in ihrem Aussehen und so schwirren z.B. Affen mit extra coolen Sonnenbrillen durch die Gegend. Alle bereits gefangenen Exemplare schalten einen Eintrag in der Affziklopädie ein, wo man auch seine Favoriten markieren kann.  

Superwaffen

Neben Fangnetz, Smasher und Schleuder bekommt man außerdem Zugriff auf Supergeräte, die von Affen mit roten Hosen allerdings auch vor ihrem Einsatz zerstört werden können. Da wäre zum einen das Affenvakuum, das bei Aktivierung alle Primaten in der Umgebung wie ein großer Staubsauger aufsaugt. Geht man näher an die Kamera, erhöht sich die Kraft, geht man weiter zurück, deckt man dagegen einen größeren Bereich ab. Der Bananisierer ist dagegen vor allem dann praktisch, wenn die Gesundheit knapp ist oder man vornehmlich viele Punkte für die Bestenliste gewinnen möchte: Er verwandelt Gegner in Bananen! Gleichzeitig sammelt der mächtige Strahl sämtliche Objekte ein, die sich in der Nähe befinden. Grundvoraussetzung für den Einsatz der Supergeräte sind jedoch Batterien, die man mit der Schleuder oder dem Smasher einsammelt. Doch egal, womit man

Schießt man die Ballons ab, geht auch den Affen die Luft aus.
Schießt man die Ballons ab, geht auch den Affen die Luft aus.
auf die Affenjagd geht: Im Vergleich zu den durchaus unterhaltsamen Teilen der Vergangenheit bekommt man hier nur ein monotones Move-Gezappel, an dem man schon allein aufgrund des mangelnden Anspruchs schnell die Lust verliert.  

Wenige Minispiele

Neben der Geschichte, die erneut die Jagd auf den affigen Schurken Specter in den Mittelpunkt rückt und mit netten Anime-Zwischensequenzen erzählt wird, stehen außerdem drei Minispiele zur Auswahl, von denen zwei allerdings erst freigeschaltet werden müssen. Bei der Geräte-Rallye treten zwei Spieler kooperativ an: Während der eine das ferngesteuerte Auto mit dem Dualshock-Controller durch den Hindernisparcours dirigiert, schießt der andere mit dem Move-Controller auf Hindernisse. Auch beim zweiten Minispiel "Sprüher-Abwehr" darf man gemeinsam ran und schützt dieses Mal die Affen auf dem Boden, indem man rechtzeitig Objekte einfriert, die vom Himmel fallen. Abgeschlossen wird die recht magere Auswahl von der "Scharfschleuder": Dabei handelt es sich um ein kleines Such-Minispiel, bei dem man per Steckbrief gesuchte Affen unter Zeitdruck aufspürt und mit der Schleuder anvisiert.

Fazit

Den Vorgängern konnte ich noch etwas abgewinnen, denn das Aufspüren und die Jagd auf die abgedrehten Affen hatte durchaus ihren Reiz. Aber dieses neue Ape Escape macht zu viel falsch: Mit der Fokussierung auf den Move-Controller verbauen sich die Entwickler bewusst die Bewegungsfreiheit und opfern den Erkundungs- sowie Suchreiz zugunsten einer monotonen und überwiegend automatisierten Zappel-Reise - eine schlechte Entscheidung. Warum hat man nicht einfach das klassische Spielprinzip übernommen und für die Kombination aus Navigation- sowie Move-Controller umgesetzt? Statt aufregenden Verfolgungsjagden sowie dem Absuchen der Abschnitte inklusive dem vorsichtigen Heranpirschen an die ausgebüchsten Chaoten wechseln sich hier öde Schienen-Abschnitte mit starren sowie anspruchslosen Fangsequenzen ab, die an Langeweile kaum zu überbieten sind. Da mag die Steuerung mit dem reibungslosen Gerätewechsel und der präzisen Zielmechanik noch so gut funktionieren - Spaß macht diese zwanghaft auf Move getrimmte Affenjagd nicht!

Pro

nette Anime-Filmchen
bekloppte Affen-Variationen
präzise Bewegungssteuerung

Kontra

überwiegend anspruchslos
eingeschränkte Bewegungsfreiheit
nerviges "Hab dich"-Sample
monotoner Spielablauf

Wertung

PlayStation3

Affiger Bananen-Shooter auf Schienen ohne Anspruch, Charme und Witz der Vorgänger. Die zwanghafte Beschränkung auf Move bricht dem Spieldesign das Genick.

0
Kommentare

Du musst mit einem 4Players-Account angemeldet sein, um an der Diskussion teilzunehmen.

Es gibt noch keine Beiträge. Erstelle den ersten Beitrag und hole Dir einen 4Players Erfolg.