Im Test:
Prinzessin auf Abwegen
Im letzten Teil der aktuellen Atelier-Trilogie verschlägt es einen ins entlegene Königreich Arls, das gern Teil der aufstrebenden Republik Arland werden möchte, die man schon in Atelier Rorona und Totori bereist hat. Um dieses Ziel zu verwirklichen, muss das verschlafene Arls aber zunächst auf Vordermann gebracht werden. Eine Aufgabe, die der König gern zusammen mit Tochter Meruru bewältigt hätte.
Doch die Prinzessin hat ganz andere Dinge im Kopf und würde am liebsten Karriere als Alchemistin machen. Doch vielleicht geht ja beides? Zusammen mit Butler Rufus wird ein Plan ausgearbeitet, die Entwicklung des Königreichs mit Hilfe alchemistischer Zuwendung voranzutreiben. So muss Meruru von nun an jedes Jahr bestimmte Vorgaben erfüllen, um sich weiterhin der Alchemie widmen zu dürfen.
Alle Jahre wieder
Der jährliche Kontrollrhythmus ist dabei recht human und verlangt keine Höchstleistungen, kann einen im Fall eines Scheiterns aber auch sehr weit zurückwerfen. Man leistet Pionierarbeit, erledigt Aufträge, erteilt Baugenehmigungen und hofft mit seiner Arbeit möglichst viele Untertanen zu gewinnen. Denn Erfolg wird einzig an erreichter Entwicklungsstufe und Einwohnerzahl gemessen. Doch egal, ob man gerade Waren herstellt, Zutaten sammelt, Außenposten besucht oder Monster bekämpft: die Uhr steht nie still.
Licht und Schatten
Für Atelier-Neueinsteiger gibt es sogar eine kurze Zusammenfassungen der beiden Vorgänger, auch wenn erzählerisch alle drei Episoden eher gehaltlos sind und eigentlich keine Vorkenntnisse erfordern. Veteranen freuen sich natürlich trotzdem über einige bekannte Gesichter und Anspielungen, auch wenn der vorwiegend kindische Humor schnell nerven kann und man nach wie vor wehmütig auf seelige Atelier Iris-Zeiten zurückblickt. Eine deutsche Übersetzung hat man sich leider abermals gespart. Auch durchgehende Sprachausgabe sucht man vergebens. Dafür hat man aber wieder die Wahl zwischen englischer Synchro und japanischem Originalton.
Keine Wahl hat man hingegen bei der Installation der Spieldaten, die, ob man will oder nicht, knapp zwei Gigabyte Festplattenplatz einfordert. Grafisch hat man zwar durchaus etwas zugelegt und auch beim Leveldesign gibt es Fortschritte zu vermelden. Begeisterung löst aber nach wie vor beides nicht aus. Zu veraltet wirken Technik und Kulisse, auch wenn es den einen oder anderen atmosphärischen sowie architektonischen Lichtblick gibt.
Öde Scharmützel
Sterben kann man übrigens nicht: Wird allen drei Gruppenmitgliedern im Kampf das Licht ausgeblasen, wacht man nach ein paar Tagen wieder zu Hause auf. Hier kann man sich jederzeit ausruhen, den Spielstand sichern, sein Team umstellen, Geschäfte abklappern oder selbst produktiv werden. Im heimischen Alchemistenkessel stellt man nicht nur Auftragsgegenstände, sondern auch Heiltränke, Bomben, Schmuck oder Materialien zur Waffen- und Rüstungsproduktion her.
Viel zu tun
Man kann auch eine Reihe einzigartiger Hilfsmittel wie Turboschuhe, Riesentaschen oder Fluchtteppiche fertigen und ausrüsten. Die Rezepte sind einmal mehr fest vorgeschrieben können aber je nach verwendeter Zutaten Resultate mit sehr individuellen Eigenschaften liefern. Mit der Zeit findet man immer mehr Rezepte, erhält immer hochwertigere Zutaten und kombiniert immer mächtigere Eigenschaften.
Auch das Errichten neuer Gebäude bringt nicht nur mehr Einwohner und Entwicklungspunkte, sondern hält je nach Gebäudeart auch noch andere positive Auswirkungen wie zusätzliche Erfahrungspunkte, steigende Warenangebote oder höhere Erfolgsraten bei alchemistischen Anstrengungen bereit. Welche Boni man sich zuerst sichern will, kann man relativ frei bestimmen, das Resultat ist aber nicht sonderlich individuell und beim Erreichen der höchsten Entwicklungsstufe sogar stets identisch...
Fazit
Atelier Meruru ist wie seine beiden Vorgänger ein charmantes, aber auch sehr unspektakuläres Anime-Rollenspiel, bei dem man unter Zeitdruck unterschiedliche Dinge sammeln, kombinieren und organisieren muss. Dieses Mal soll man so sogar ein ganzes Königreich zum Florieren bringen, indem man alchemistische Entwicklungshilfe leistet, Bauvorhaben realisiert und die Einwohnerzahl erhöht. Präsentation, Kampfsystem und Leveldesign haben dabei durchaus Fortschritte gemacht und auch der künstliche Stressfaktor hält sich aufgrund sehr pauschaler Ziele in Grenzen. Doch auch wenn es hier und da gelungene Anpassungen gibt, dem Spielverlauf mangelt es nach wie vor an Freiheit und Abwechslung, dem Szenario an Spannung und Tiefe. Fans werden zwar solide unterhalten, aber wer schon mit Rorona und Totori nicht warm wurde, den werden auch Merurus Reize garantiert kalt lassen.
Wertung
PlayStation3
Einmal mehr ein solides, aber unspektakuläres Rollenspiel für sammelwütige Anime-Fans.
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