The House of The Dead 417.04.2012, Michael Krosta
The House of The Dead 4

Im Test:

Wenn Zombies mit großen Blutfontänen in ihre Einzelstücke zerlegt werden, ist der Lightgun-Fan entzückt. Die BPjM findet die virtuellen Gewaltorgien dagegen weniger amüsant und zieht deshalb meist den Indizierungs-Stecker. House of the Dead ist seit jeher ein Liebling der Behörde und Dauergast auf dem Index. Das HD-Remake des vierten Teils macht deshalb offiziell einen großen Bogen um Deutschland - im restlichen Europa wird dagegen ab morgen das PSN infiziert. Aber verpassen wir überhaupt etwas?

Wenig Tiefgang & schnell vorbei

Kate und James versuchen hinter die Pläne von Präsident Goldman zu steigen.
Kate und James versuchen hinter die Pläne von Präsident Goldman zu steigen.
Der Move-Controller wird mal wieder zur Lichtpistole umfunktioniert - und macht dabei eine ähnlich gute Figur wie bei anderen Genre-Vertretern, auch wenn die Präzision des Spielhallenvorbilds nicht ganz erreicht wird. Trotzdem ballert man sich recht komfortabel durch die sechs Kapitel der Kampagne, die an Schauplätze wie Geheimlabore, Bürogebäude, rasende U-Bahnen und Zombie-verseuchte Straßen führen. Der Umfang ist nicht gerade üppig, denn typisch für Automatenspiele ist der mit 60 Bildern pro Sekunde sauber inszenierte Actiontrip schon nach ca. einer Stunde vorbei. Danach werden noch ein paar weitere Stages freigeschaltet - doch auch hier sieht man nach ca. 15-20 Minuten schon die erste der drei möglichen Endsequenzen. Das mittlerweile ebenfalls indizierte Overkill hatte nicht nur einen deutlich größeren Umfang, sondern auch mehr Waffen zu bieten. Hier ballert man sich lediglich mit einer Standardwumme inklusive unendlicher Munition durch, hält sich Gegner mit wildem Geschüttel von der Halsschlagader fern oder wirft ab und zu Granaten. Lässige Zeitlupenmomente gibt es nicht - auch das Einsammeln von Items wie Heilpaketen hält sich in Grenzen. Immerhin lassen sich auch Teile der Umgebung wie explosive Fässer zerstören, mit denen man für Chaos sorgen kann. Allerdings hätte man für die Schauplätze noch mehr für alternative Attacken einbeziehen können.

XXL-Mutationen

Zack! Spieler 2 hat's erwischt!
Zack! Spieler 2 hat's erwischt!
Dafür sind die Endbosse echte Hingucker, die sich am Ende der Level den beiden AMS-Agenten Kate und James in den Weg stellen - später feiert sogar Agent G ein Comeback. Da nimmt ein Tyrant-Verschnitt mit seinen gewaltigen Kettensägen-Armen die Waggons auseinander, ein schleimiges Glibbermonster nimmt die Verfolgung auf oder ein sehr agiler Typ mit Umhang und Schwert bittet zum Duell. Dabei hat jedes der Biester seine Schwachstellen, die man entweder selbst herausfinden muss oder im Vorfeld markiert werden. Wie gewohnt darf man sich an einer Konsole kooperativ mit zwei Spielern den Gegnermassen stellen, was das Vorankommen sehr viel einfacher macht. In den Optionen hat man außerdem die Möglichkeit, den Schwierigkeitsgrad und sogar die Anzahl an Lebenspunkten sowie Credits den eigenen Wünschen anzupassen. Selbst die Farbe des Blutes und der Gewaltgrad lassen sich regeln, wobei das Gebotene verglichen mit Overkill relativ harmlos wirkt. Das mag auch damit zusammenhängen, dass einige Gegnertypen mit ihren Strahlenattacken eher futuristisch wirken und bei ihrem Ableben zerbröseln.

Im Koop macht die stumpfsinnige Ballerei immer noch Laune.
Im Koop macht die stumpfsinnige Ballerei immer noch Laune.
Einen Online-Koop sucht man auch hier vergeblich - stattdessen werden lediglich Ranglistenvergleiche über das PSN angeboten. Zudem wartet als Extra ein Video, das einen Blick hinter die Kulissen erlaubt. Technisch wirkt der Titel trotz der meist flüssigen Bildrate und der HD-Behandlung veraltet - sowohl Overkill als auch die Wii-Version von Resident Evil: The Darkside Chronicles machen grafisch eine deutlich bessere Figur. Aber gut…das Original aus dem Jahr 2005 hat ja schon ein paar Jahre auf dem Buckel. Was man ebenfalls vermisst ist der trockene Humor, den Overkill ausgezeichnet hat. Hier wird der Trash kombiniert mit ein paar dämlichen One-Linern etwas zu ernst genommen - aber immerhin erzählt die kurze Geschichte von den Ereignissen, die zwischen dem zweiten und dritten Teil der Serie passiert sind.

Fazit

Bei der HD-Umsetzung von House of the Dead 4 brauchen deutsche Spieler ausnahmsweise mal nicht traurig zu sein, weil es hierzulande nicht offiziell erscheint. Die stumpfsinnige Ballerei zeigt zwar trotz der angestaubten Technik vor allem im Koop immer noch ihre Qualitäten, ist aber zu schnell vorbei, bietet kaum Extras und kann moderneren Vertretern wie Dead Space: Extraction, Resident Evil: The Darkside Chronicles oder dem indizierten Overkill nicht das Wasser reichen. Die erbitterten Duelle gegen die cool designten Endgegner können allerdings selbst heute noch überzeugen, doch befindet sich die Konkurrenz in diesem Bereich mittlerweile ebenfalls auf Augenhöhe oder bietet sogar mehr - so z.B. Namcos kurzweilige Piraten-Ballerei Deadstorm Pirates. Auf der einen Seite ist es schön, dass der Titel nach all den Jahren doch noch den Weg von der Spielhalle auf die Konsole gefunden hat und auch mit dem Move-Controller gut funktioniert. Doch auf der anderen Seite wird mir bewusst, dass ich angesichts aktueller Lightgun-Einsätze und den kultigeren Vorgängern nicht viel verpasst hätte, wenn sich Sega die Portierung gespart hätte.  

Wertung

PlayStation3

Angestaubte Technik, minimaler Umfang und wenig Extras: Die HD-Portierung von House of the Dead 4 macht zwar im Koop Laune, kommt aber ein paar Jahre zu spät.

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