Time and Eternity04.07.2013, Jens Bischoff
Time and Eternity

Im Test:

Mit dem Anime-Rollenspiel Time and Eternity (ab 49,95€ bei kaufen) schicken einen die Luminous-Arc-Macher von Imageepoch auf eine turbulente Hochzeitsreise durch Zeit und Raum. Ob es sich lohnt das ruhelose Pärchen zu begleiten, verrät der Test.

Tod in weiß

Ausgerechnet als der besiegelnde Kuss erfolgen soll, wird die Hochzeit von Prinzessin Toki von einer Gruppe Assassinen gestürmt, deren Anschlag ihr Gatte zum Opfer fällt. Nur gut, dass die Königsfamilie über Zeit manipulierende Fähigkeiten verfügt, welche Toki in die Vergangenheit reisen lassen, um das Attentat zu verhindern. Ihr Verlobter gerät versehentlich mit in den Zeitstrudel und kommt Monate vor der Heirat im Körper von Tokis Haustier Drake, einem Zwergdrachen, wieder zu sich.

Da Drake zwar Feuer speien, aber nicht sprechen kann, bleibt er vorerst stiller Beobachter, während Rotschopf Toki und ihre Freundinnen nicht mit Reizen geizend Recherchen und andere Dinge anstellen - von lasziven Naschattacken über schaumige Badeeinlagen bis hin zu erotischen Rollenspielen. In Prinzessin Toki schlummert jedoch noch mehr und zwar ein ganz anderer Mensch: Gerät Toki in Rage, erscheint die blonde Towa und nimmt ihren Platz ein - wie auch während der blutigen Hochzeitszeremonie.

Als Spieler schlüpft man abwechselnd in beide Rollen, die bei jedem Stufenanstieg automatisch wechseln. Neben Erfahrungspunkten sammelt man auch Fertigkeitspunkte, mit denen man Toki und Towa neue Kampffertigkeiten und Talente beibringen kann. Beide können sich sowohl mit Schwert, Flinte als auch Zaubern zur Wehr setzen, wobei

Die zufällig initiierten Duelle laufen in Echtzeit ab.
Die zufällig initiierten Duelle laufen in Echtzeit ab.
Towa besser mit Klingen und Toki besser mit Knarren umgehen kann.

Wie der Zufall will

Die in Echtzeit ausgefochtenen Kämpfe werden wie früher zufällig initiiert, was nicht nur in Gebieten mit hoffnungslos unterlegenen Gegnern ziemlich schnell nerven kann. Zwar gibt es eine Gefahrenanzeige à la Lucifer's Call und Konsorten, anhand der man die nächste Begegnung in etwa abschätzen kann, aber Konfrontationen ausweichen kann man nur mit speziellen Items, bestimmte Gegner herauspicken oder meiden überhaupt nicht. Wer's eilig hat, kann natürlich gleich nach Kampfstart zur Flucht blasen, was aber nicht nur mit möglichen Fehlversuchen, sondern auch garantierten Strafgeldern behaftet ist

Die Schauplätze bieten dank allwissender Kartenfunktion leider keinerlei Erkundungsreize.
Die Schauplätze bieten dank allwissender Kartenfunktion leider keinerlei Erkundungsreize.
Wer die ausschließlich einzeln zu bekämpfenden Gegner kennt, verliert aber sowieso höchstens Zeit, da die Angriffsmuster ähnlich wie im Zeichentrick-Urvater Dragon's Lair stets dieselben bleiben, die Abläufe irgendwann blind beherrschbar sind. So lädt man mit Standardattacken seine Spezialenergie auf, während man Gegenangriffen mit Blocks, Ausweichsprüngen oder Positionswechseln begegnet, bevor man im richtigen Moment zu verheerenden Spezialmanövern oder erschreckend unspektakulären Finishern ausholt.

Die nur begrenzt zur Verfügung stehenden Zeitmanipulationszauber wie Zeitraffer, Stillstand oder Zurückspulen sind ebenfalls mächtige Werkzeuge. Doch auch ganz gewöhnliche Zauber blasen feindliche Lebensgeister meist in Windeseile aus, während man die elementaren Schwächen seiner Gegner stets auf dem Silbertablett serviert bekommt. Starke Gegenangriffe werden zudem rechtzeitig signalisiert, so dass selbst der Begriffsstutzigste immer weiß, wann er reagieren muss. Und wer trotzdem Probleme hat, kann nicht nur verlorene Kämpfe beliebig oft wiederholen, sondern auch noch den Schwierigkeitsgrad jederzeit herabsetzen.

Mission Hirntod

Ortswechsel erfolgen über eine Weltkarte.
Ortswechsel erfolgen über eine Weltkarte.
Am nervigsten sind aber die bereits beim Betreten eines neuen Spielabschnitts auf der Karte verzeichneten Fundorte sämtlicher Schatzkisten sowie anderer wichtiger Objekte, die jegliche Erkundungsreize zunichte machen. Es gibt in den via Weltkarte erreichbaren Schauplätzen wirklich nichts zu entdecken, das nicht schon auf der Karte verraten wird...

Beim Questdesign hat man sich ebenfalls nicht mit Ruhm bekleckert und bietet fast ausschließlich generische Kampf- und Sammelaufgaben an. Selbst das Aufsuchen vorgesehener Rendezvous-Schauplätze ist wenig spannend, da die Partner stets vorgegeben und Entscheidungsmöglichkeiten kaum vorhanden sind. Dennoch kann man nicht nur Einfluss auf die Freischaltung anzüglicher Bildchen, sondern auch die generelle Zuneigung zu Toki und Towa nehmen und so verschiedenen Spielenden erleben.

Bei der Installation von Spieldaten auf Festplatte, um Ladezeiten zu verkürzen, hat man hingegen keine Wahl: Vor Spielbeginn müssen viereinhalb Gigabyte von Blu-ray auf Platte verschoben werden - ob man will oder nicht. Dafür kann man sich aussuchen, ob man die Dialoge im Spiel lieber auf Englisch oder in japanischem Originalton genießen möchte. Lippensynchron ist aber beides nicht und Deutsch gibt es nicht einmal als Untertitel.

Fazit

Time and Eternity mag stellenweise wie ein spielbarer Anime-Streifen wirken, die zugrunde liegende Spielmechanik kann im Gegensatz zu einem Ni no Kuni oder Tales of Graces jedoch nicht überzeugen. Figuren-, Quest- und Leveldesgin sind einfallslos, die ständigen 1-gegen-1-Zufallskämpfe primitiv und nervig, während sich die Handlung nach dem furiosen Auftakt in Belanglosigkeiten und Logikfehlern verliert. Selbst die anfänglich noch attraktive Zeichentrick-Fassade beginnt rasch zu bröckeln: Statt aufwändiger Anime-Passagen gibt es meist nur mickrig inszenierte Plaudereien mit immer gleich animierten Portraitbildchen. Die tollpatschig-naiven und nur knapp bekleideten Protagonistinnen tragen ihre Waffen wie Handtaschen und ziehen umher, als hätten sie einen Stock im Allerwertesten, während bei den fummeligen Echtzeitkämpfen selbst die Finisher nur bemitleidende Blicke ernten. Duale Beziehungspflege und Charakterentwicklung haben zwar ihre Momente, unterm Strich erwartet Genrefans aber lediglich schwaches Mittelmaß.

Pro

nettes Anime-Flair
individuelle Charakterpflege

Kontra

laue Story & Charaktere
ödes Quest
& Leveldesign
nervige Zufallskämpfe
nicht lokalisiert
Zwangsinstallation

Wertung

PlayStation3

Mäßiges Zeitreise-Abenteuer für wenig anspruchsvolle Anime-Voyeure.

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