Im Test:
Plötzlich Gott
Seine einzige Aufgabe im Himmel ist es fortan, über Gebete an ihn herangetragene Wünsche zu gewähren. Die Vorauswahl trifft eine gigantische Maschine, die Gläubige und Gott über virtuelle Welten miteinander in Kontakt treten lässt. Das Wunschspektrum ist dabei genauso vielschichtig wie skurril. Neben Menschen unterschiedlichster Epochen tragen auch Geister, Untote und Märchenfiguren ihre Wünsche an Gott heran. Da lehnt sich Aschenputtel gegen den Verlauf ihrer Geschichte auf oder ein ängstlicher Zombie fühlt sich gemobbt.
Doch ganz gleich, was sich wer wünscht, die Erfüllung erfolgt jedes Mal auf die gleiche Art und Weise: Gott und sein persönlicher Leibengel Lilliel begeben sich in mehrstufige Labyrinthe im Rogue-Like-Stil, in denen sie Zug um Zug als Monster manifestierte Anomalien bekämpfen, um den eigentlichen Kern der Wünsche offenzulegen und die Seele des Wünschenden ans Ziel zu geleiten. Mit der Zeit werden die Wünsche allerdings immer merkwürdiger und Renya beginnt sein Tun und Umfeld zu hinterfragen. Was geschah mit seinen Vorgängern?
Ohne Fleiß kein Preis
Aber wer auch immer sein Gegenspieler ist und was auch immer in der Maschine vor sich geht, Renya muss weiter Wünsche erfüllen, um stärker zu werden. Zwar werden er und seine später frei wählbaren Engelsbegleiter nach jedem Auftrag wieder auf Stufe eins zurückgesetzt, aber die getragene Ausrüstung lässt sich immer weiter aufrüsten, die dabei entstehenden Kraftsteine zur Verbesserung der Grundwerte verwenden. Selbst, wenn man im Einsatz das Zeitliche segnet und seine Habseligkeiten verliert, steigen die Basiswerte leicht an, so dass man trotz aller Rückschläge immer etwas stärker wird.
Eine gewisse Geduld und Frustresistenz muss man natürlich dennoch mitbringen, wenn man plötzlich von Gegnern umzingelt, von fiesen Fallen überrascht oder von seinem Begleiter im Stich gelassen wird. Später kann man aber immerhin Ausrüstungssets festlegen, die auch im Todesfall nicht verloren gehen, Goldreserven sicher im Bankschließfach deponieren und andere himmlische Komforteinrichtungen in Anspruch nehmen. Beutehatz und Charakterpflege werden jedenfalls immer facettenreicher und motivieren mit vielen individuellen Freiheiten.
Himmelskrieger nach Maß
Dazu zählt nicht nur der Einsatz verschiedener Hieb-, Stich- und Schusswaffen, sondern auch das Aktivieren unzähliger Spezialmanöver. Da zieht man per Enterhaken Gegner zu sich heran, düst mit patentiertem Prinny-Triebwerk flammenspeiend über sie hinweg oder stüzt sie mit Sporen aus dem aufgesetzten Pilzhelm ins Verderben. Die Möglichkeiten sind ähnlich schräg wie die Ausrüstungsobjekte, die von Panzerchassis-Schuhen über vor den eigenen Kopf gebundene Lockkarotten bis hin zu Rucksäcken voller aggressiver Fledermäuse reichen.
Zug um Zug
Die Kämpfe in den zufallsgenerierten Labyrinthen laufen traditionell rundenbasiert ab. Bewegt sich der Spieler, bewegen sich anschließend auch alle Gegner, verharrt man an Ort und Stelle, steht auch alles andere still.
Zudem kann man Gegner, Verbündete und andere Objekte in Reichweite hochheben, herumtragen und werfen. Darüber hinaus gibt es auch ortsspezifische Interaktionsmöglichkeiten wie Förderbänder, Katapulte oder Schiffsschrauben. Die Schauplätze sind durchaus abwechslungsreich und warten mit individuellen Strukturen wie Fluchten vor heranrückenden Nebelwänden, dreidimensionalen Gravitationswürfeln oder in ständiger Bewegung befindlicher Plattformen auf. Auch bei den Bosskämpfen war man um spielerische Vielfalt bemüht.
Das Erkunden der kompakten, isometrischen Rasterwelten gestaltet sich auf Dauer dennoch recht eintönig. Die verpixelten Figuren wirken wie aufgeblasen, die Kulissen geradezu museumsreif. Dennoch dringt man bereitwillig immer tiefer in die virtuellen Wunschwelten vor, um stärker zu werden und mehr über seine ungewöhnliche Situation zu erfahren. Die englischen Sprecher machen dabei einen ausgezeichneten Job und untersteichen gekonnt die Charakterzüge der jeweiligen Figuren. Wer will, kann aber auch jederzeit auf japanischen Originalton umschalten. Nur die Todesschreie der Gegner klingen wie ein eingeschmuggelter Praktikantenstreich und Deutsch gibt's nicht einmal als Untertitel...
Fazit
Mit The Guided Fate Paradox hat NIS America ein im Anime-Stil serviertes Rogue-Like im Angebot, dessen Charme man sich trotz eingesparter Lokalisierung nur schwer entziehen kann: Da wird man per Lotterie zu Gott, bekommt einen bizarren Engelsharem zugeteilt und muss in einer hoch komplexen Maschine die Gebete von enttäuschten Märchenfiguren, verängstigten Zombies und anderen skurrilen Glaubensbrüdern und -schwestern erhören. Doch so abgefahren die Handlung, so ungewöhnlich die Charaktere und Schauplätze, so bieder und antiquiert die Inszenierung: Die verpixelten 2D-Figuren sehen aus wie hochskalierte PS2-Vorlagen, die isometrischen 3D-Kulissen sogar als hätte man sie einem PSone-Spiel entnommen. Zwar wird versucht den tristen Zufallslevels mit architektonischen Spielereien etwas Abwechslung einzuhauchen. den spielerischen Reiz macht allerdings eher die Hatz nach immer besserer Ausrüstung und durchschlagskräftigeren Himmelskriegern aus. Geduldige Jäger und Sammler mit einem Faible für ausgefallene Szenarien werden ihr Gottsein jedenfalls nicht bereuen.
Pro
Kontra
Wertung
PlayStation3
Charmantes Abenteuer vor ungewöhnlicher, aber antiquierter Kulisse.
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