Warhawk05.10.2007, Jan Wöbbeking
Warhawk

Im Test:

Nanu, Warhawk (ab 25,00€ bei kaufen) gibt es jetzt auch als Blu-ray-Variante? Sollte das Spiel nicht exklusiv als Download im PlayStation Store erhältlich sein? Nein, die actionreichen Massenschlachten findet ihr jetzt auch im Laden eures Vertrauens. Freunde gepflegter Unterhaltungen freuen sich übrigens über das beiliegende Bluetooth-Headset. Allerdings kostet das Bundle mit 61,95 Euro rund doppelt so viel wie die Variante aus dem Internet. Lohnt sich die Investition?

Rush Hour

»Brrratz!« Ein gewaltiger Knall lässt die Membran meiner Boxen erbeben. Der gegnerische Panzer vor meinen Augen hat sich effektvoll in seine Einzelteile zerlegt. Doch ich habe keine Zeit, das Feuerwerk zu genießen. Mein Mitfahrer klappert nervös mit der Einstiegsluke unserer gepanzerten Festung, während ich einen Blick auf die Karte werfe.

Spannend: Stadtrundfahrt durch Bagdad.
Recht hat er, Zeit ist Geld, vor allem in Warhawk. Auch ich fühle mich nach einer fünfstündigen Session aufgekratzter als der cholerische Unreal-Tournament-Junge von Youtube.

Wieder knallt es. Diesmal hat es unser Vehikel erwischt. Das Empfangskomitee am anderen Ende der langen Brücke hat uns ein nettes Begrüßungsgeschenk mit der Bazooka zugestellt. Glücklicherweise bin ich rechtzeitig ausgestiegen, und bereits anderthalb Sekunden später sitze ich im Cockpit eines in der Nähe herumstehenden Kampfjets. Mit einem lässigen Doppelklick auf den R-Trigger zünde ich meinen Nachbrenner. Keine zwei Sekunden sind verstrichen, als ich den gegnerischen Stützpunkt erreicht habe und meine Rache mit einer MG-Salve vollende. Eins meiner 15 Team-Mitglieder ist gerade dabei, den Posten zu erobern, also kümmere ich mich um den heran rauschenden Flieger, der mich bereits ins Visier genommen hat. Ich zünde einen Satz Ablenk-Geschosse, vollführe ein paar aberwitzige Pirouetten, und schon habe ich den Spieß umgedreht. Jetzt verwandeln meine eigenen zielsuchenden Raketen den Widersacher in ein blitzendes und rauchendes Feuerwerk.

Battlefield auf Speed

Ihr habt es sicher schon gemerkt: Warhawk ist wie Battlefield, nur auf doppelter Geschwindigkeit. Und unrealistischer natürlich, denn alles ist auf einfachen, schnörkellosen Arcade-Spaß ausgelegt.

Jetzt geht's rund: Mit Hilfe des rechten Sticks fliegt ihr Loopings und Schrauben.
Story, Kampagne, KI-gesteuerte Bots, Renderfilmchen - all das gibt es hier nicht. Das Menü wirkt grafisch so simpel wie in einem Freeware-Spiel. Immerhin könnt ihr dadurch blitzschnell durch die Seiten blättern. Auch sonst gibt es keinen unnötigen Schnickschnack, die Entwickler haben sich einzig und allein auf das Wesentliche konzentriert: die Online-Schlachten mit bis zu 32 Spielern.

Und die flutschen derart flüssig über den Bildschirm, dass es gar nicht auffällt, dass die Mitspieler sich ganz woanders befinden. In all meinen Spielstunden sind mir so gut wie keine Lags aufgefallen. Das liegt offenbar am guten Netcode und daran, dass ihr eure Spielregion selbst festlegen könnt. Außerdem prüft Warhawk beim Eröffnen eines eigenen Spiels euren Datendurchsatz. Mit meinem Upload von 900 kb pro Sekunde durfte ich z.B. einen Server mit bis zu zwölf Leuten eröffnen. Wenn ihr wollt, könnt ihr auch einen Dedicated Server aufmachen, auf dem regulär bewertete Matches laufen. Dann dürft ihr selbst allerdings nicht mitspielen. Außerdem bietet Sony selbst einige Server an, auf denen bei Matches mit bis zu 32 Spielern die Ergebnisse in euren Rang einfließen. Neben der Bewertung werdet ihr für Teamwork, eine hohe Anzahl spezieller Kills und ähnliche Leistungen mit Abzeichen belohnt.                    

Besetzt!

Im Zonen-Modus erobert ihr wie in Battlefield die neutralen Stützpunkte auf der Karte. Besetzt ihr zwei aneinander grenzende Posten, verbinden sich eure auf der Karte rot oder blau eingefärbten Zonen. Dadurch kommt ihr an mehr Fahrzeuge, die in eurem neu erschlossenen Gebiet herumstehen.

Hommage an Bob Ross: In diesem Level wird die Schlacht auf einer malerischen Inselgruppe ausgefochten. 
Beim zweiten Modus im Spiel handelt es sich um eine klassische Capture-the-Flag-Variante. Durch erobern von Spawn-Punkten könnt ihr euch langsam an den Gegner heran arbeiten. Besonders viel Spaß macht es, den heimkehrenden Flaggendieb mit eurem wendigen Flieger aus der Luft zu beschützen.

Die letzten zwei Spielvarianten sind Deathmatches und Team-Deathmatches, die ihr auf einer der fünf Karten austragt. Moment mal, nur fünf Karten - ist das nicht arg wenig? Eigentlich schon, aber je nach Spielmodus sind die riesigen Levels in mehrere Bereiche unterteilt, ähnlich wie in Battlefield 2. In einem Team Deathmatch mit kleiner Teilnehmerzahl bekriegt ihr euch zum Beispiel nur in den Gassen eines kleinen Stadtkerns. Oder die Schlacht spielt sich auf nur zwei der zahlreichen Inseln und der dazwischen hängenden Brücke ab. Die einzelnen Ausschnitte sind clever platziert, so dass ihr unterschiedliche Taktiken für ein und dieselbe Mission austüfteln könnt. Oder ihr startet einen reinen Luftkampf. Dann bekriegt euch mit euren Flugzeugen über dem Luftraum einer kompletten Map.

Hübscher Ausblick

Trotz einer beeindruckenden Weitsicht bleibt die Framerate auf dem Level von soliden 30 Bildern pro Sekunde. Aus der Nähe wirken Vegetation und Gebäude zwar etwas blass und detailarm, aber immerhin gibt es schöne Oberflächenstrukturen auf den Charakteren, Wänden und Metalloberflächen zu bewundern. Die sind bei näherer Betrachtung zwar nicht so gestochen scharf wie die in Perfect Dark Zero oder in Gears of War, aber trotzdem hübsch anzuschauen.

Bis zu vier Spieler dürfen sich im Splitscreen bekriegen.
Der namengebende Warhawk und sein Gegenstück der zweiten Mannschaft, der Nemesis, sind eine Kreuzung aus Düsenjäger und Schwebe-Flugzeug. Mit einem Druck auf die Dreieck-Taste wechselt ihr zwischen den beiden Modi hin und her. Im langsamen Schwebeflug könnt ihr an einem Fixpunkt verharren und so eure Gegner genauer anpeilen. Doch gleichzeitig stellt ihr dann ein leichteres Ziel für Angreifer dar. Im Flug-Modus dagegen benutzt ihr den linken Analogstick wie einen klassischen Steuerknüppel. Wenn ihr die standardmäßig ausgeschaltete Neigungserkennung aktiviert, steuert ihr euer Flugzeug, indem ihr das Joypad wie ein hyperaktives Kind im Kaufhaus nach rechts und links kippt. Dann dürft ihr das Fadenkreuz sogar frei mit dem Analogstick auf dem Bildschirm umher wandern lassen, um eure Mitspieler schneller vom Himmel zu holen. Andererseits konnte ich mein Flugzeug mit dieser Variante nicht so souverän unter Kontrolle halten wie mit der konventionellen Steuerung.

Achtung, Turbulenzen!

Ihr könnt die Empfindlichkeit der Neigungserkennung und der Sticks übrigens stufenlos feintunen. Zusätzlich gibt es eine »Profi-Steuerung«, mit der ihr noch mehr Kontrolle über eure Luft-Stunts erlangt. Wenn ihr im normalen Modus den rechten Stick bewegt, seht ihr, wie sich euer Flugzeug vor euren Augen in der gedrückten Richtung überschlägt. Im Profi-Modus macht die Kamera dagegen jede Bewegung eures Kunstfliegers mit. Eine Kotztüte liefert Sony nicht mit - sehr wohl aber das Bluetooth-Headset Jabra BT135. Zumindest, wenn ihr euch für die Vollpreis-Variante entscheidet. Benutzer der Download-Version im PlayStation Store müssen auf das Zubehör verzichten, zahlen aber auch nur 29,99 Euro.

Seid ihr zu Fuß unterwegs, wirkt die Steuerung von Soldat und Zielkreuz leider etwas schwammig. Auch die Waffen sind nicht sonderlich gut ausbalanciert. Mit der Standardpistole oder dem Maschinengewehr müsst ihr mehrere Magazine verballern, bis euer Gegner endlich ins Gras beißt. Benutzt lieber das Messer - damit macht ihr im Nahkampf einen besseren Schnitt. Ein Hieb mit der Klinge und euer Kontrahent ist Geschichte. Mit der Zeit stellt man sich aber darauf ein, die Panzer, Jeeps, Flugzeuge und die zahlreich herumliegenden Bonus-Waffen wie der Flammenwerfer und die Bazooka zu benutzen. Dann spielt die schwache Durchschlagskraft der Standard-Pusten keine Rolle mehr.

       

Fazit

Warhawk ist Action in Reinkultur. Mein bester Freund würde die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, weil alles so schrecklich unrealistisch ist - aber genau deshalb liebe ich das Spiel. Die futuristischen Kampfjets lassen sich so irrwitzig schnell und direkt steuern, wie ich es mir in Battlefield immer gewünscht habe. Dank der Mischung aus Flug- und Schwebe-Modus könnt ihr genauso schnell ausweichen wie angreifen. Allein die spannenden Dogfights am Himmel machen schon einen Heidenspaß, doch zusammen mit euren Mitspielern am Boden ergeben sich auf den intelligent entworfenen Karten unzählige taktische Möglichkeiten. Wenn ihr als Fußsoldat unterwegs seid, kann das Spiel in punkto Steuerung, Waffen-Balance und Grafikdetails zwar nicht mit aktuellen Referenz-Shootern mithalten. Doch der Fokus liegt klar auf dem Kampf mit Warhawks und Fahrzeugen, und die sind so reichlich auf den Maps verstreut, dass sich so gut wie jedes Match zum atemlosen Dauer-Gemetzel entwickelt.

Pro

blitzschnelle Multiplayer-Action
traumhaft direkte, Arcade-lastige Flugsteuerung
fantasievoll gestaltete Levels mit großen Höhenunterschieden
viele Fahrzeuge auf der Map sorgen für spannende Gefechte
Matches mit bis zu 32 Spielern laufen flüssiger als Wasser
Voice-Chat
mitgeliefertes Headset in der Blu-ray-Variante
große Insel-Panoramen mit weiter Sicht
ansehnliche Oberflächenstrukturen auf einigen Texturen

Kontra

am Boden sind die Waffen nicht optimal ausbalanciert
Zielen mit Sniper und MG klappt nicht so gut wie in Referenz-Shootern

Wertung

PlayStation3

Vorsicht, Warhawk macht süchtig! Atemlose Multiplayer-Schlachten im Stil von Battlefield.

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