Colin McRae: DiRT22.09.2007, Michael Krosta
Colin McRae: DiRT

Im Test:

Das Schicksal kann manchmal grausam sein! Am 14. September erschien die PS3-Umsetzung von Colin McRae: Dirt (ab 16,00€ bei kaufen). Nur einen Tag später verunglückte der Namenspatron der Rennspielserie aus dem Hause Codemasters tödlich, als er mit seinem Hubschrauber abstürzte. Doch die PS3-Version von Dirt zeigt, dass der Name Colin McRae weiterhin für Qualität steht, auch wenn die Serie hier einen etwas anderen Weg einschlägt…

Gleiche Startbedingungen

Inhaltlich ist die PS3-Umsetzung mit der PC- und Xbox 360-Vorlage identisch. So dürft ihr euch auch auf der Sony-Konsole in eine Vielzahl von Rallye-Veranstaltungen stürzen, die z.B. auch Rennen mit CORR Buggys oder Trucks einschließen. Auch Bergrennen wie das motorisierte Erklimmen des Pikes Peak sowie Knockout-Wettbewerbe beim Crossover stehen auf dem Programm. Wer dagegen einfach nur wie früher in klassischen Rallye-Veranstaltungen Wertungsprüfungen absolvieren will, kommt

Auch auf der PS3 steht die gelungene Cockpitansicht zur Verfügung.
ebenfalls auf seine Kosten, da eine Vielzahl an nationalen und internationalen Events bereit steht. Höhepunkt ist aber die Karriere, in der ihr euch ähnlich der DTM Race Driver-Serie in diversen Herausforderungen bis an die Spitze vorkämpft und auf dem Weg dorthin massig Fahrzeuge und Lackierungen mit den Siegprämien einkauft. 

100 Spieler online

Auf der Verpackung protzt Codemasters erneut mit dem 100-Spieler Online-Modus, der jedoch nichts weiteres ist als ein gleichzeitiges Zeitfahren für bis zu 100 Teilnehmer, bei dem nicht einmal die Ghost-Fahrzeuge angezeigt werden, was bei einer so gewaltigen Anzahl aber auch störend sein könnte. Leider hat Codemasters auch auf der PS3 am Abstimmungsverfahren vor den Online-Rennen festgehalten. Das heißt, dass ihr mit eurer Stimme nur minimalen Einfluss darauf habt, welcher Kurs gefahren wird. Auch das Auto wird festgelegt und ist mit der Wahl der Strecke verknüpft. Ja, es macht anfänglich Spaß, sich im Zeitfahren mit anderen Rallye-Piloten zu messen - sei es online oder im LAN. Aber schnell vermisst man direkte Duelle und freiere Entscheidungsmöglichkeiten. Warum hat man sich nicht die Mühe

Verschiedene Spielmodi und Rallye-Vehikel sorgen für Abwechslung.
gemacht, Karriere-Events wie Rally-Cross auch für den Mehrspielermodus umzusetzen? Dieser (Rück-)Schritt ist für mich immer noch unverständlich.

Die Wunderbremse

Das Gleiche gilt für das Fahrverhalten: Zwar war die Colin McRae-Serie niemals eine Hardcore-Simulation im Stil von Richard Burns Rally, aber trotzdem durchaus fordernd. Dirt tendiert dagegen stärker in die Arcade-Richtung und spielt sich dadurch zwar deutlich flotter, aber auch simpler. Vor allem das Bremsverhalten der Boliden ist alles andere als realistisch, da die PS-Monster selbst auf Schotter viel zu schnell zum Stehen kommen. Zwar deuten die vielfältigen Einstellungsmöglichkeiten und das vollwertige Schadensmodell eher auf eine Simulation hin, doch spricht das leicht zugängliche Fahrverhalten eine andere Sprache. Überhaupt

Zwar besitzt Dirt keine WRC-Lizenz, doch sind zumindest Originalfahrzeuge im Spiel enthalten.
könnt ihr das Setup meist vollkommen außer Acht lassen, wenn ihr unfallfrei durch die Abschnitte kommt. Erst die Anforderungen im höchsten Schwierigkeitsgrad machen das Herumschrauben an Fahrwerk, Getriebe & Co wirklich notwendig.

Zusammen über die Ziellinie

Oft genug hat die PS3 bei Umsetzungen von der Xbox 360 den Kürzeren gezogen - sei es durch stärkere Kantenbildung, längere Ladezeiten oder Einbußen bezüglich der Bildwiederholungsrate. Im Fall von Dirt haben es die Entwickler dagegen geschafft, den PS3-Rallyeausflug auf par mit der Vorlage zu halten. Klar, an manchen Stellen flimmert es dezent stärker als auf der Microsoft-Konsole und die Farbpalette wirkt einen Tick heller, doch sind Lichteffekte und die überwiegend flüssige Darstellung mit leichten Pop-Ups sowie vereinzelten Tearing-Problemen gleichwertig. Das gilt auch für die Soundeffekte, die auf der PS3 genau so sauber rüberkommen wie auf der 360. Einziger Wermutstropfen für Besitzer von Hightech-Equipment: Im Gegensatz zur Xbox 360 gibt es auf der PS3 keine 1080p-Unterstützung. Hier rast ihr mit einer maximalen Auflösung von 720p durch die HD-Kulissen. Sollte das nicht eigentlich mal umgekehrt sein? Und gerade bei Rennspielen, insbesondere Offroad-Titeln, macht sich das Fehlen der Rumble-Funktion negativ bemerkbar. Da Sony aber endlich den DualShock 3 angekündigt hat, bleibt die Hoffnung, dass diese Funktion im kommenden Frühjahr per Patch nachgereicht wird. Freuen können sich dagegen jetzt schon alle, die ein Force Feedback-Lenkrad an der PS3 benutzen, denn das wird vom Spiel hervorragend unterstützt und stellt das weniger gelungene Gerüttel von Microsofts Racing Wheel in den Schatten. Allerdings werden nur bestimmte Lenkräder des Herstellers Logitech unterstützt - genauer gesagt das Driving Force, Driving Force Pro sowie das deutlich teurere G25.    

   

Fazit

Colin McRae: Dirt ist auf der PS3 genau das, was es auch schon auf der Xbox 360 und dem PC war: Ein leicht zugängliches Rennspiel rund um den Rallye-Sport, das seine Prioritäten mehr in Richtung Arcade verschoben hat, aber trotzdem kein reiner Spaßraser im Stil von Sega Rally ist. Trotzdem hat man das Gefühl, als hätten die Entwickler selbst nicht so richtig gewusst, was sie überhaupt wollen. Könnten die vielen Einstellungsmöglichkeiten aus einer Simulation stammen, wirkt das Fahrverhalten wie ein Kompromiss aus Realismus und Spielbarkeit, der aufgrund des fragwürdigen Bremsverhaltens aber auch auf der PS3 einen faden Beigeschmack behält. Auch der Mehrspielermodus, der keine direkten Duelle erlaubt und die Strecken- und Fahrzeugwahl an ein Abstimmungsergebnis bindet, ist alles andere als zeitgemäß. So leidet die PS3-Umsetzung an den gleichen Schwächen, die schon der Xbox 360- und PC-Fassung den Weg zum Award-Podest versperrt haben. Technisch hat Codemasters aber ganze Arbeit geleistet und lässt den Sony-Colin gleichwertig mit der 360-Vorlage über die Ziellinie brettern – wenn auch "nur" in 720p und ohne Rumble, doch dafür mit der besseren Force Feedback-Unterstützung.

Pro

stylische Präsentation
viele Rennserien
leicht zugänglich
gute Mischung aus Arcade- und Sim
gelungene Soundabmischung
lizenzierter Fuhrpark
nettes Streckendesign
Cockpit- und Helmansicht
Schadensmodell
präzise Anweisungen des Co-Piloten
motivierende Spielmodi
fünf Schwierigkeitsgrade
viele Einstellungsmöglichkeiten
schicke Lichteffekte

Kontra

extrem schwacher Mehrspielermodus
schwankende technische Qualität
vereinzelte Pop-Ups
übles Bremsverhalten
für Simulationsfreunde zu arcadelastig
zu aggressive KI
KI-Aussetzer
lange Ladezeiten
keine Regen-, Schnee-, oder Nachtrennen

Wertung

PlayStation3

Technisch gelungene Umsetzung der Xbox 360-Vorlage mit den gleichen Stärken und Schwächen.

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