Test: Uncharted: Drakes Schicksal (Action-Adventure)

von Jörg Luibl



Publisher: Sony
Release:
06.08.2007
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ab 24,90€
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Historisch oberflächlich

Natürlich ist das nur ein Action-Adventure, aber gerade die Kulturen Südamerikas hätten so leicht, so viele Ansatzpunkte
Der fiese Granatwerfer hat ausgeschossen: Manchmal hilft es, sich schnell aus der Deckung heraus auf Feinde zu stürzen.
bieten können, um das Ganze wenigstens etwas zu vertiefen oder noch bessere Rätsel einzubauen. Gerade die nur sporadisch auftauchenden Knobeleien hätten eine nachvollziehbare Einbindung in die Spielwelt gebrauchen können. Drake muss zwar keine Kisten verschieben wie anno dazumal Lara, aber dafür Hebel und Schalter bedienen. Auch das ist theoretisch eine willkommene Abwechslung, aber nur ganz selten kommt es mal zu einem Logikrätsel mit Symbolen - und dann ist es entweder stupide einfach oder so abstrus zu entziffern, dass man die Designer verfluchen will. Insgesamt sorgen diese ruhigen Passagen ja dennoch für Abwechslung vom Actionalltag. Doch so gut Naughty Dog in Sachen Kulisse, Kraxelei, Leveldesign und Kampfdynamik auch ist, so unterdurchschnittlich sind sie letztlich in Sachen Rätseldesign. Es gibt einige Kopfnüsse, man freut sich darüber, aber das geht weitaus besser!

Und warum hat man die Reaktionsspielchen so selten genutzt? Wenn schon Quick-Time-Reactions, dann bitte anspruchsvoller! Resident Evil 4 hat gezeigt, wie man es machen muss. Ab und zu gibt es eine Szene, in der man schnell
Drake erkundet verschachtelte Katakomben, in denen diverse Tür- und Druckmechanismen warten. Diese Rätselelemente sorgen für angenehme Abwechslung.
eine Taste drücken muss, um z.B. einem herunter fallenden Gegenstand auszuweichen - es gibt kurz Herzklopfen, dazu eine Cutscene, sehr schön. Aber erstens kommt das viel zu selten vor, wird dazu nicht über weitere Tastenkombinationen vertieft und zweitens wird das auch für so langweilige Aktionen wie das schnelle Betätigen eines Rades benutzt, damit sich irgendwo eine Tür öffnet. Dafür hätte man sich die Reaktionsspielchen auch sparen können. Erst im finalen Kampf nutzt man diese Herzklopf-Mechanik gezielter, dann aber leider in nervender Trial&Error-Manier...

Versöhnende Joker

Aber Naughty Dog kann diese Schwächen im Adventure-Bereich des Spiels im letzten Drittel ausgleichen. Da wird endlich mal die komplette Umgebung in eine Art Rätselspielplatz verwandelt: Drake muss Zahlenplatten folgen und nacheinander bestimmte Mechanismen in Gang bringen, um vom Startpunkt zum Ziel zu gelangen. Das Leveldesign ist hervorragend, der Schwierigkeitsgrad ist angenehm und man fühlt sich angesichts all der Apparaturen und Räderwerke fast an Myst erinnert. Außerdem durchbricht man hier endlich den Wechsel von Ballerei und Rätselei, den man bis dahin fast immer vorausahnen konnte, indem man Drake schon während des Knobelns attackiert - sehr gut!

Im letzten Drittel wird es nochmal richtig düster: Aus dem hellen karibischen Flair wird langsam eine schattige Dunkelheit. Lauert dort noch etwas anderes als Banditen? Dieser Hauch von Horror tut dem Spiel richtig gut...
Auch die Dramaturgie kann letztlich noch einen versöhnenden Joker zücken: Es gibt etwa nach der Hälfte der Spielzeit endlich eine kleine atmosphärische Überraschung, die das andeutet, als Drake & Co einen aufgespießten Banditen finden. Aus der karibischen Helligkeit wird dann langsam eine leicht gruselige Dunkelheit. Das liegt an den immer düsteren Katakomben und Grüften und dem Hauch von Horror, den man plötzlich zu spüren glaubt: Wer hat diesen Mann auf bestialische Art und Weise getötet? Was sind das für seltsame Fußspuren? Und ist noch etwas anderes in diesem Dschungel unterwegs als Schatzjäger? Mit diesen Fragen sorgt Naughty Dog für eine angenehme Wendung, die die Hoffnung auf Survival-Horror aufkeimen lässt - und die wird nicht enttäuscht. Ohne zu viel verraten zu wollen: Die Monotonie der Gegner wird in den letzten Kapiteln ebenso aufgebrochen wie die scheinbar durchschaute Story.

Vielleicht hat Naughty Dog diese wohltuende Wendung etwas zu spät und etwas zu plötzlich in das Finale des Abenteuers eingeflochten. Vielleicht hätte man schon vorher ein paar mysteriöse Spuren auslegen sollen, die misstrauisch und neugierig machen. Und hier kommen wieder all die Schätze ins Spiel, die man so findet: Gerade über diese Kostbarkeiten oder alte Notizen oder seltsame Geräusche hätte man wunderbar erste Indizien auf das Unheil streuen können, das euch im Finale übermannt. Wie dem auch sei: Unterm Strich sichert sich Uncharted gerade aufgrund dieses angenehm bösen Stimmungswechsels letztlich den verdienten Gold-Award.     

Kommentare

Chibiterasu schrieb am
Also nach den ersten beiden Stunden finde ich Teil 2 schon etwas besser. Gerade durch den ganz minimalen Stealth Einsatz kommt zu Beginn im Museum schon mehr Atmosphäre auf als im ganzen ersten Teil.
Aber mal sehen, wie viele Gegner ich dann noch umballern muss.
Es ist halt ein Problem wenn ein Spiel fast nur aus Klettern und Schleichen besteht und beides (für mich) unglaublich langweilig und monoton gestaltet ist.
Vejieta schrieb am
EinfachNurIch hat geschrieben:Mich hat Uncharted 2 mehr genervt als der Erste, da stehe ich aber wohl ziemlich alleine mit dieser Meinung.
genervt hat mich der 2. teil nicht aber hab nach ein paar stunden kein bock mehr gehabt. war glaube bei der zugfahrt.
teil 3 hab ich mich garnicht erst ausgeliehen...
EinfachNurIch schrieb am
Also der erste hat mir noch ganz gut gefallen, obwohl das Spielgefühl eher Gears of War als Tomb Raider ist. Den 2. habe ich nie fertig gespielt, da ist mir im letzten drittel irgendwie die Luft ausgegangen. Den 3. habe ich erst vor ein paar Tagen von einem Bekannten bekommen und den dann auch durchgespielt. Gekauft hätte ich es mir nicht und wenn ich es nicht gepielt hätte, wäre es auch kein Verlust gewesen. Habe, bzw. spiele im Moment gerade die TR Trilogie (Legend, Anniversary und Underworld), jedes einzelne Spiel gefällt mir besser als Uncharted. Auch wenn Legend und Unterworld schon recht actionlastig sind. Allerdings nicht in dem Masse wie Uncharted. Vor allen Dingen die Kletterei ist bei Uncharted einfach nur Mist, da muss noch nicht mal ich nachdenken und ich habe bei TR schon manches Mal den Weg suchen müssen. Mich hat Uncharted 2 mehr genervt als der Erste, da stehe ich aber wohl ziemlich alleine mit dieser Meinung.
Chibiterasu schrieb am
Hab das Spiel auch endlich durch und ich fand es fürchterlich.
Abgesehen von ein paar optisch schönen Szenarien und sinnlos rumballern bei der Autoverfolgungsjagd hatte ich echt leider quasi keinen Spaß damit.
Ja, nette Abenteuerstory pipapo aber das Gameplay und Pacing ist so öde und monoton. Endlose Ballereien, saulangweilige kurze Kletterabschnitte, viele selbstablaufende Sequenzen wo man mal nen Knopf drücken muss, fürchterlicher Endkampf usw. Das macht jede aufkommende Atmosphäre zunichte.
Für mich eines der überbewertesten Spiele überhaupt und wohl die entäuschendste Spielerfahrung dieser Generation.
Absolut uninspiriertes Game.
Gut, der Zweite soll ja wesentlich besser sein. Den werde ich mir noch ansehen.
Wenn mir der nicht gefällt kann ich Teil 3 wohl gleich noch eingeschweißt verkaufen.
johndoe730744 schrieb am
ja ich hab auch jetzt 2 stunden gespielt und bin absolut begeistert...ist echt nen mächtiger quantensprung...der 1. ist trotzdem durchwachsen meiner meinung nach...typischer grafikblender
schrieb am