Super Stardust HD04.08.2007, Jan Wöbbeking
Super Stardust HD

Im Test:

Ihr sehnt euch nach knackigem Acrade-Futter für eure PlayStation 3? Dann hat Entwickler Housemarque genau das richtige für euch. 13 Jahre nach dem Original legt das finnische Team das Action-Feuerwerk Super Stardust für den PlayStation-3-Shop neu auf. Wie in Geometry Wars könnt ihr hier den Highscore in die Höhe treiben bis die Augen tränen. Mit dem Unterschied, dass es von allem mehr gibt: mehr Levels, mehr Gegner und mehr Grafikdetails.

Heimliches Highlight

Jede Konsole aus den Neunziger Jahren, mag sie noch so exotisch oder erfolglos gewesen sein, hat mindestens ein Juwel im Spiele-Programm. Auf dem Jaguar bin ich nächtelang durch die düsteren Flure von Alien vs. Predator geschlichen, und auf dem 3DO gab es z.B. den Capture-the-flag-Klassiker Return Fire.

Rausch ohne Drogen: Leider bleibt euch nur als Zuschauer Gelegenheit, das Funken-Inferno und die detaillierten Planeten zu bewundern.
Auf Commodores Amiga-Konsole CD32 heißt der Stolz meiner Spielesammlung Super Stardust. Leider bekam kaum jemand dieses Juwel zu Gesicht, denn selbst unter den Besitzern der relativ seltenen Mutimedia-Maschine ist der Titel weitgehend unbekannt. Das lag vor allem daran, dass im anbrechenden 3D-Zeitalter sich kaum jemand mit einem angestaubt wirkenden Asteroids-Klon beschäftigen wollte - erst recht nicht auf solch einer erfolglosen Konsole.

Dabei hatte das Spiel der Entwickler aus der finnischen Demo-Szene so viel mehr zu bieten: Bombastische Rendergrafik, motivierend-knackige Gegnerformationen, flotte Rave-Musik und Abwechslung durch Bonus-Missionen unter Wasser und schnelle Flüge durch 3D-Tunnels. Vor allem wurde das Spiel aber nicht, wie viele andere Titel, einfach schlampig von Amiga auf die Konsole umgesetzt. Es gab zwar bereits zwei Versionen davon auf Commodores Homecomputer, doch die CD32-Fassung ist den Finnen noch deutlich besser gelungen als die ohnehin eindrucksvollen Vorgänger. Nur auf der Konsole gab es eine verbesserte Steuerung, Rendervideos, frische Musik direkt von der CD, bessere Sound- und Grafikeffekte und vor allem einen angenehm knackigen, aber nicht mehr so wahnsinnig hohen Schwierigkeitsgrad wie in den Computer-Fassungen. Oder um es kurz zu machen: Es war der rundum gelungene Höhepunkt der Serie, und kaum jemand bekam etwas davon mit.

Back to the Old School!

Doch die Zeiten ändern sich. Arcade-Spiele alter Schule wie Geometry Wars erfreuen sich größter Beliebtheit und auch das Bloodhouse-Team, das heute den weniger martialischen Namen Housemarque trägt, wagt sich an ein Remake. Vieles ist geblieben wie früher: Ihr säubert einen Planeten nach dem anderen von Asteroiden und angreifenden Raumschiffen. Jede der aufrüstbaren Waffen lässt sich gegen sämtliche Gegner einsetzen, doch am schnellsten kommt ihr voran, wenn ihr die passende Farbe auswählt. Gefrorene Asteroiden zerlegt ihr am schnellsten mit dem blauen Laser, der Flammenwerfer schmelzt die goldenen Brocken. Die dritte Waffe im Bunde ist der grüne Rock Crusher, der gewöhnliche Felsbrocken besonders wirkungsvoll in Stücke schmettert.

Mit Super Stardust HD wird übrigens endlich aufgeklärt, warum Gegner, die früher rechts vom Bildschirm verschwanden, wieder links auftauchten: Die Schlachten spielen sich auf der Oberfläche von kleinen Asteroiden ab, die ihr in ein paar Sekunden umrundet habt. Auf der PS3 werden die Himmelskörper natürlich nicht mehr als flaches Renderbild dargestellt wie vor dreizehn Jahren. Statt dessen fliegt ihr um die gekrümmten Himmelskörper herum. Die Weltallbrocken und die gegnerischen Schiffe gleiten ebenfalls durch die mit einem Gitter symbolisierte Athmosphäre des Himmelkörpers.

Grafik-Schock!

Die darunterliegenden Planetenoberflächen besitzen derart scharfe und detaillierte Oberflächen, dass sich manch ein Vollpreisspiel eine Scheibe davon abschneiden könnte. Zugegeben, der Grafikchip muss bei diesem Titel ungleich weniger leisten, als bei einem Spiel mit offenem Terrain.

Was ist jetzt los? Mit einem HDTV-Gerät seid ihr in Sachen Übersicht deutlich im Vorteil.
Doch Super Stardust ist klar das grafische Highlight der sämtlicher Download-Shooter. Bei den Massenexplosionen fliegen euch die tausenden Splitter und Funken nur so um die Ohren.

Es gibt ein Wiedersehen mit vielen alten Gegnern wie die große fliegende Untertasse. Sie strahlt jetzt im gleißenden Licht, wenn ihr sie mit dem Flammenwerfer bearbeitet. Besitzer eines hochauflösenden Fernsehers profitieren am meisten von der grafischen Pracht. Erstens genießen sie eine viel bessere Übersicht, was bei einem derart schnellen Spieltempo überlebenswichtig sein kann. Außerdem können nur sie die erwähnten scharfen Texturen und leuchtenden Farben in voller Pracht genießen. Außerdem fällt auf einem HDTV-Gerät das lästige Flimmern der Schriften weg, dass mich unangenehm an frühe Playstation-2-Titel wie Virtua Tennnis erinnerte.

                

Eine einschneidende Neuerung

Obwohl Super Stardust HD seinen Vorgängern in vielen Punkten ähnelt, gibt es ein entscheidendes Detail, welches das gesamte Spielgefühl entscheidend verändert. Früher feuerte und bewegte sich das Raumschiff nur nach vorne. Durch die zwei Analog-Sticks könnt ihr beim neuen Teil aber zu jeder Zeit in jede gewünschte Richtungen fliegen und schießen.

Im Notfall hilft euer verlässlicher Freund Mister Smartbomb. Auch mit einem Turbo-Boost könnt ihr euch aus brenzligen Situationen befreien.
Da ihr auf diese Weise viel mehr Widersacher erledigt, haben die Entwickler die Levels dementsprechend vollgestopft. Ähnlich wie in Geometry Wars fliegt ihr durch riesige Heerscharen von rotierenden Gesteinsbrocken und feindlich gesinnten Raumgleitern. Aufgrund des kugelrunden Planeten bleibt zwar mehr Platz zum Ausweichen. Doch trotzdem wird das Spiel zu einem blitzschnellen Reaktionstest, der in jedem Sekundenbruchteil eure komplette Aufmerksamkeit fordert, bis die Augen tränen.

Knallharte Highscore-Jäger finden mit Super Stardust ihr Eldorado. Andererseits bin ich ein wenig enttäuscht darüber, dass das Spiel jetzt derart stark auf schnelle Reaktionen fokussiert ist. Die gemütlicheren Vorgänger waren zwar auch knackig schwer, doch dort kam es eher darauf an, die Steuerung zu beherrschen. Es ging darum, Gas und Bremse richtig dosieren und die Flugbahn vorausberechnen, um nicht in den nächsten Gegner zu rauschen. Gleichzeitig musste man stets in der Lage sein, sich rechtzeitig umzudrehen, um auf den nächsten anrückenden Gegner zu feuern. Dadurch war das reine Durchspielen der Levels deutlich interessanter.

Overkill statt Abwechslung

Doch all das fällt jetzt weg, da ihr jederzeit blitzschnell in jede Richtung ausweichen und schießen könnt. Nur in den taktischer angehauchten Bosskämpfen habt ihr ein wenig Zeit zum Durchatmen. Dann kommt ein ähnliches Spielgefühl auf, wie im Vorgänger. Weggelassen haben die Entwickler leider auch die 3D-Ballersequenzen und die Bonus-Missionen unter Wasser,

Vorsicht, bissige Weltraumschlange!
in denen ihr wie im Klassiker Thrust gegen die Erdanziehung ankämpfen musstet. Außerdem wird eure ausgewählte Waffe nicht mehr heruntergestuft, wenn ihr ein Leben verliert. Früher sorgte dieser Umstand für eine Prise Taktik, indem man in all zu brenzligen Situationen lieber eine weniger aufgerüstete Waffe opferte.

Doch trotz der einfacheren Steuerung müsst ihr auch bei Super Stardust HD auf der PS3 taktisch vorgehen, um euch mit einem guten Ergebnis in der Highscore-Liste zu verewigen. Ähnlich wie bei Geometry Wars werden diejenigen belohnt, die lange durchhalten. Ja mehr Gegner ihr zerbröselt, ohne selbst pulverisiert zu werden, desto höher steigt auch der Punkte-Multiplikator. Zerstört ihr einen großen Rutsch an Gegnern besonders schnell, freut sich euer Konto über einen Bonus. Extrapunkte gibt es außerdem, wenn ihr mit dem Dash durch eine Reihe von Punkte-Items rast. Dieser Turbo-Boost macht euch für ein paar Sekunden unbesiegbar. Er eignet sich bestens dafür, aus brenzligen Situationen zu entkommen, ohne dafür eine Smart-Bomb zu verschwenden.

Doppelt hält besser

Ihr dürft euch übrigens auch kooperativ an einer Konsole in das Getümmel stürzen. Die Action wird untermalt von energetischer elektronischer Musik und ein paar daruntergemischten Geigen und Blasinstrumenten. Die Stücke sind nicht mehr ganz so treibend wie die geniale psychedelische Rave-Musik in den Vorgängern, passen mit ihren eingängigen Melodien aber gut zur Action.               

Fazit

Für Highscore-Jäger ist Super Stardust der ultimative Adrenalin-Rausch. Geometry-Wars-Fans finden in dem Spiel alles, was sie brauchen: Einen knackigen, aber gut ausbalancierten Schwierigkeitsgrad, ein einfaches, aber motivierendes Punktesystem, bombastische Grafik mit scharfen Texturen und einem Inferno an leuchtenden Explosionen. Doch als Fan der Serie bin ich ein wenig enttäuscht darüber, dass mich das erste Durchspielen mich lange nicht so stark gefesselt hat wie bei den Vorgängern. Aus dem Asteroids-Klon Super Stardust ist der Robotron-Klon Super Stardust HD geworden, denn ihr könnt neuerdings, wie bei Geometry Wars, mit dem zweiten Stick in sämtliche Richtungen schießen. Dadurch müsst euch nicht mehr so stark auf das Meistern der Steuerung konzentrieren, sondern statt dessen blitzschnelle Reflexe einsetzen, was auf Dauer etwas monton werden kann. Die strategischen Aspekte beschränken sich im Wesentlichen darauf, zu überleben und den Punktestand möglichst effektiv in die Höhe zu treiben. Wer es etwas ruhiger mag und Wert auf interessant aufgebaute Levels und Gegner-Formationen legt, empfehle ich, sich auch einmal Blast Factor aus dem PlayStation Store, Mutant Storm auf Xbox Live Arcade oder Xyanide auf der Original-Xbox anzuschauen. Für Punktejäger und Geometry-Wars-Anhänger ist dagegen Super Stardust die erste Wahl.

Pro

motivierend aufgebaute Punktejagd
knackiger, aber nicht unfairer Schwierigkeitsgrad
gestochen scharfe und detaillierte Texturen
ein Overkill an glühenden Gegnern und Projektilen
imposante Explosionen
Grafik ideal auf hochauflösende Bildschirme zugeschnitten

Kontra

auf Dauer etwas monoton
lange nicht so abwechslungsreich wie die Vorgänger

Wertung

PlayStation3

Knackig-schwerer Adrenalin-Rausch im Stil von Geometry Wars

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