Ferrari Challenge29.07.2008, Michael Krosta
Ferrari Challenge

Im Test: Rote Flitzer aus Maranello mit Kurs auf die Pole Position?

Ferrari – allein bei der Erwähnung des Namens leuchten schon die Augen von Auto- und Motorsport-Fans auf der ganzen Welt, denn schon immer ging eine Faszination von den meist roten Nobel-Karossen aus Maranello aus. Nachdem sich Sega bereits in den Neunzigern mit F355 Challenge der Marken-Rennserie gewidmet hat, bringt Mark Cale von System 3 die Ferrari Challenge (ab 28,12€ bei kaufen) zurück auf die Videospiel-Bühne. Kann der Racing-Titel auf der PS3 die Faszination und Atmosphäre des Motorsports einfangen?

Würdiger Einstieg

Sanfte Choräle dringen aus den Lautsprecherboxen, die kurze Zeit später mit modernen Elektrobeats unterlegt werden. Dazu schwenkt die Kamera langsam um die roten Schönheiten mit ihren sexy Rundungen herum und zeigt uns jedes feine Detail - von der polierten Stoßstange bis zum kraftvollen V8-Motor im Heck, der gut sichtbar hinter einer Glasabdeckung untergebracht ist. Angemessener kann man ein Spiel rund um die Edelmarke Ferrari wohl kaum einführen - die Titelmusik ist schlichtweg der Hammer.

Im Zentrum steht der F430, das aktuelle Modell, mit dem die Ferrari Challenge auch in der Realität ausgetragen wird. Mehr werdet ihr am Anfang auch nicht zu sehen bekommen, denn alle weiteren 21 Flitzer aus Maranello, wie der F40, F355 oder auch der FXX werden erst in den diversen Rennmodi freigeschaltet. Zunächst sollte man sich als Anfänger aber dem Tutorial widmen, das außergewöhnlich gut ausgefallen ist: Anstatt nur eine Aufgabenliste abzuhaken, dreht ihr sofort eure Runden auf der

Der Fokus der Fahrphysik liegt auf Simulation. Trotzdem wirken sich gerade die nassen Bedingungen zu wenig auf das Fahrverhalten aus.
Ferrari-Teststrecke in Fiorano, wobei euch mit Tiff Nedell ein erfahrener Motorsportler zur Seite steht, der euch in Echtzeit mit Tipps versorgt, wie ihr euren Fahrstil verbessern könnt. Am Ende der beiden Runden seht ihr dann in einer Übersicht, in welchen Bereichen (wie Bremspunkte oder Ideallinie) ihr glänzen konntet und wo ihr noch nachsitzen müsst.

Fokus auf Simulation

Die Fahrphysik von Ferrari Challenge erinnert mehr an eine Simulation, auch wenn der Detailgrad eines rFactor oder GTR nicht erreicht wird, obwohl Rennfahrer Bruno Senna am Feintuning der Fahrphysik mitgewirkt hat. Schaltet ihr die Fahrhilfen ABS, Traktionskontrolle und Stabilitätskontrolle hinzu, die sich in mehreren Stufen regeln lassen, habt ihr die aggressiven PS-Monster sicher im Griff - allerdings büßt ihr gerade durch die Traktionskontrolle (zu) viel Geschwindigkeit beim Herausbeschleunigen aus den Kurven ein. Echte Profis verzichten sowieso auf jegliche elektronische Unterstützung, wodurch das Handling deutlich anspruchsvoller wird und die Boliden schnell ins Schlingern kommen. Spielt ihr mit dem Controller, stößt allerdings das automatische Gegenlenken beim Rutschen sauer auf, das euch selbst dann noch unter die Arme greift, wenn ihr sämtliche Fahrhilfen deaktiviert habt. Besonders ärgerlich ist es auch deshalb, weil ihr dadurch in Kurven stellenweise gar nicht so stark einlenken könnt, wie es nötig wäre und deshalb im Kiesbett landet. Was soll das?! Erst wenn ihr ein Lenkrad anschließt, dürft ihr endlich vollkommen manuell das ausbrechende Heck mit Lenkbewegungen korrigieren und freut euch zudem auf ein hervorragendes Force Feedback, dessen Intensität aber nirgends eingestellt werden kann. Überhaupt geben sich die Entwickler von Eutechnyx diesbezüglich sehr sparsam: Am Wheel dürft ihr lediglich die Sensibilität des Lenkrads sowie der Pedale separat in drei Stufen regeln. Detaillierte Anpassungen wie z.B. die der Dead Zone oder des maximalen Bewegungsradius, sind nicht möglich - das Gleiche gilt für Umbelegungen der Funktionen. So hatte ich beim Spielen mit dem Driving Force Pro öfters das Problem, beim Lenken das Digitalkreuz berührt zu haben, was die Fahrhilfen aktiviert, was wiederum am Ende weniger Preisgeld bedeutet. Doch noch schlimmer erwischt es Pad-Piloten, denn hier habt ihr keinerlei Möglichkeiten, die Steuerung auf eure persönlichen Vorlieben anzupassen. Dabei wären gerade das

Das Wagen-Setup hinterlässt einen gemischten Eindruck: Zwar dürft ihr Detail-Einstellungen an Spur und Sturz vornehmen, aber an der wichtigen Getriebeüberstzung dürft ihr nicht schrauben. 
analoge Beschleunigen und Bremsen sowie die Lenksensibilität Punkte gewesen, die man gerne individuell nach seinem Geschmack abstimmt.

Lückenhaftes Setup

Auch das Wagen-Setup, das leider nicht in allen Spielmodi zur Verfügung steht, lässt einige Möglichkeiten vermissen. Zwar dürft ihr recht oberflächlich am Fahrwerk herumschrauben und neben der Höhe auch separat die Härte für Front und Heck bis hin zu Sturz und Spur einstellen, aber der Zugriff auf das Getriebe wird euch z.B. komplett verwehrt. Dabei spielt gerade die Gangübersetzung keine unwichtige Rolle, wenn man den Boliden genau auf die Charakteristik der jeweiligen Strecke abstimmen will. Doch um ganz ehrlich zu sein, werdet ihr euch eh nicht großartig mit dem Setup befassen müssen. Warum? Weil ihr es nicht braucht!

         

Langweilige Rennen

Ich weiß wirklich nicht, was die Entwickler geritten hat, als sie sich dazu entschlossen haben, den Rennverlauf so zu gestalten, wie sie es letztlich getan haben. Von der Spannung des realen Motorsports mit nervenaufreibenden Überholmanövern und engen Duellen bei wahnwitzigen Geschwindigkeiten fehlt hier jede Spur. Es gibt gleich mehrere Gründe, warum das so ist: Fehler Nummer eins ist der zweifelhafte Zug, nur einen Standard-Schwierigkeitsgrad anzubieten, bei dem selbst halbwegs versierte Fahrer innerhalb kürzester Zeit problemlos an den 15 Konkurrenten vorbeiziehen. Fehler Nummer zwei besteht darin, das Fahrerfeld mit KI-Deppen zu füllen, die vermutlich selbst beim Idiotentest zur Führerscheinprüfung durchfallen

Es hätte so schön werden können, wenn die Rennen gegen die KI nicht so langweilig werden und höchstens durch die ablaufende Uhr Druck entsteht - nicht aber durch die Verfolger um Rückspiegel.
würden. Lassen sie euch nicht wehrlos passieren, ziehen sie kurz vor eurem geplanten Überholmanöver auf eure Spur - auch wenn das bedeutet, dass sie bei der nächsten Kurve durch diese Schwachsinns-Aktion geradewegs im Kiesbett landen. Das passiert nicht einmal, sondern immer wieder und mehr als diese beiden Varianten kennt die KI nicht. Und Himmel, die Kerle sind soooo verdammt langsam unterwegs und mehr Verkehrshindernis als eine Herausforderung. Wenn ich es nicht mit eigenen Augen sehen würde, käme ich kaum auf die Idee, dass hier alle Fahrer mit dem gleichen Material, der gleichen PS-Power unter der Haube an den Start gehen. Auch habe ich mich im Nachhinein manchmal gefragt, wie überhaupt die z.T. astronomisch guten Qualifying-Zeiten der KI zustanden kommen, die in keinem Verhältnis zu ihren Leistungen im Rennen stehen. Dort sieht es nämlich meist so aus: Ihr startet relativ weit hinten oder im Mittelfeld, setzt euch innerhalb weniger Minuten an die Spitze und dreht dort bis zum Ende einsam eure Runden. Tatsächlich habe ich später die größte Herausforderung darin gesehen, meine eigenen Rundenzeiten zu unterbieten, während meine Verfolger mit Abständen von über einer Minute komplett aus meinem Blickfeld verschwunden sind. Klingt langweilig? Ist es auch! In einem 5-Minuten-Rennen müsst ihr euch vielleicht etwas anstrengen, um von ganz hinten nach vorne zu fahren, aber wer sich an die maximale Rennzeit von 45 Minuten heran wagt, kann sich vorstellen, wo das endet. Selbst bei 15 Minuten-Events fahrt ihr schon nach der Hälfte der Zeit gelangweilt an der Spitze.

Ausnahmen bestätigen die Regel

Doch es gibt Ausnahmen, wie ich es erst gestern zu meiner eigenen Überraschung feststellen musste. Herausforderungsmodus; Karriere in Europa; 15 Minuten-Rennen in Monza; ich starte als Letzter. Schon nach den ersten Metern sehe ich, dass sich der Führende ganz schön weit vom restlichen Fahrerfeld abgesetzt hat. In den nächsten Runden kämpfe ich mich souverän wie immer auf Platz zwei vor, aber den Ausreißer, der mittlerweile über eine Minute Vorsprung auf den Drittplatzierten hat, krieg ich nicht mehr. Was ist denn da los? Ein KI-Bug? Oder handelt es sich hier um ein letztes Überbleibsel von dem, wie die KI vielleicht ursprünglich aussehen sollte? Nichts Genaues weiß man nicht. Fest steht nur, dass solche Aktionen nicht gerade positiv zur Spielbalance beitragen. Daneben vermisst man auch Features wie Boxenstopps, die selbst bei der maximalen Rennzeit im Gegensatz zur realen Serie nicht vorgeschrieben werden. Auch eine Reifenabnutzung sucht man hier vergebens. Nicht gerade so toll für einen Titel, der sich den Simulationsanspruch auf die Fahnen geschrieben hat... Auch beim Strafsystem zeigt man sich sehr inkonsequent: Mal wird man fürs Abkürzen mit einer

An Kameraperspektiven herrscht kein Mangel.
gedrosselten Motorleistung bestraft, mal nicht. Und für Rempeleien bekommt ihr generell einen Freifahrtschein, was natürlich dazu führt, dass man andere Fahrer gerne als Stopper oder nützliche Banden in Kurven missbraucht.

Viele Spielmodi

Neben der Karriere, in der ihr in Italien, Europa und Amerika in jeweils sieben Läufen á zwei Rennen (+ optionalem Qualifying) mit dem F430 um die Meisterschaft kämpft, stehen euch mit der Zeit auch weitere Spielmodi offen. Schaltet ihr neue Modelle frei und fügt sie gegen einen entsprechenden Kaufpreis eurem Fuhrpark hinzu, stehen im Trophäenmodus weitere Herausforderungen für die einzelnen Ferraris zur Verfügung. Dabei gilt es, gleich mehrere vorgegebene Strecken hintereinander zu fahren. Nach einem ähnlichen Prinzip funktioniert der Arcademodus, der in vier Stufen vom Anfänger bis zum Experten unterteilt ist - große Unterschiede beim KI-Verhalten gibt es allerdings nicht. Euer Hauptproblem ist viel mehr die Zeit, die gnadenlos heruntertickt, während ihr euch vom letzten auf den ersten Platz vorkämpfen müsst. Wollt ihr beim Zeitfahren neue Rundenrekorde aufstellen, ist zunächst etwas Vorarbeit nötig, denn die Strecken stehen erst dann zur Verfügung, wenn ihr sie zuvor in einem der anderen Modi mindestens als Dritter abgeschlossen habt. Das dürfte angesichts der laschen Karriere allerdings kein großes Problem sein. Wollt ihr nur zwischendurch ein paar Runden drehen, bekommt ihr die Möglichkeit dazu in Einzelrennen, in denen ihr Fahrzeug, Rundenanzahl und die Witterung nach euren Wünschen einstellen könnt. Neben trockenen Pisten erwartet euch auch Regenwetter, was zwar toll aussieht, aber kaum Einfluss auf das Fahrverhalten hat. Zwar wird das Herausbeschleunigen aus Kurven etwas rutschiger, aber die Bremspunkte sind auf nassem Asphalt die gleichen wie unter trockenen Bedingungen.

    

Unfälle ohne Rumms!

Davon abgesehen weiß die Fahrphysik aber vor allem mit einem angeschlossenen Lenkrad zu gefallen und es macht - ungeachtet der lahmen KI - richtig Spaß, mit den Ferraris über die lizenzierten Pisten wie Silverstone, Monza, Homested oder Hockenheim zu preschen und dabei sogar den Windschatten zu nutzen. Vor allem die Cockpitperspektive versetzt euch mit den originalgetreu nachmodellierten Innenräumen sofort in den engen Schalensitz der Sportflitzer, auch wenn die beiden weiteren Innenansichten mit Motorhaube und Stoßstange ein deutlich höheres Geschwindigkeitsgefühl vermitteln. Auch von außen dürft ihr die Flitzer bewundern, doch bekommt ihr hier eher den Eindruck, die Boliden mit einer Mittelachsensteuerung über den Asphalt zu dirigieren. Trotzdem schön, dass man so viele Ansichten integriert hat, bei denen für jeden was dabei ist. Selbst an ein Schadensmodell hat man gedacht, das in diesem Fall aber nur optischer Natur ist und zudem sehr rudimentär ausfällt. Bis auf ein paar abfallende Karosserieteile und brüchige Scheiben gibt es keine Möglichkeit, den Luxusrenner in ein echtes Wrack zu verwandeln - hier mussten die Entwickler wohl zu viele Kompromisse mit den Lizenzgebern aus Italien eingehen. Ob damit auch zusammenhängt, dass die Soundeffekte bei Kollisionen oder Unfällen erbärmlich klingen? Hier kracht und scheppert nichts - nur ein unspektakuläres Zischen ist zu hören, das ganz und gar nicht zu den teils heftigen Einschlägen passen will. Da hören sich die kernigen Motorenklänge schon deutlich besser an, bei denen ihr sogar die Fehlzündungen am Auspuff wahrnehmt - herrlich! Beim Soundtrack schaltet man dagegen wieder in den Rückwärtsgang

Im Editor dürft ihr die Lackierung der Ferraris editieren und eigene Logos und Muster kreieren.
, denn scheinbar ging der Großteil vom Musik-Budget für den Titel-Song drauf. Wie sonst sind die langweiligen Songs zu erklären, die euch während der Rennen begleiten? Zum Glück kann man die Hintergrundmusik in den Optionen stumm schalten...

Stockender Motor

Für ein Rennspiel kann es eigentlich nichts Schlimmeres geben als eine Grafikengine, bei der das Geschehen ins Stocken kommt und so dem Geschwindigkeitsgefühl einen herben Dämpfer versetzt. Bei Ferrari Challenge ist leider genau das in regelmäßigen Abständen der Fall - gerade in Kurven geht die Framerate, die ohnehin nicht mehr als 30 Bilder pro Sekunde schafft, gerne mal in die Knie, selbst wenn weit und breit kein anderes Fahrzeug auf dem Bildschirm zu sehen ist. Besonders angesichts der langen Entwicklungszeit und den ständigen Verschiebungen frage ich mich, warum gerade hier nicht alles daran gesetzt wurde, diesen Bereich zu optimieren. Davon abgesehen wirken die Kulissen trotz einiger netter Details wie aufgewirbeltem Laub auf mich übertrieben bunt und werden teilweise von fiesen Pop-Ups geplagt. Vor allem auf langen Geraden wie in Spa oder Maranello seht ihr selbst mitten im Fahrstress, wie der Hintergrund plötzlich aufgebaut wird. Erfreulich ist aber, dass sich das übliche Kantenproblem der PS3 hier in Grenzen hält - auch wenn es hier und da mal etwas flimmert - und sich auch die Partikeleffekte durchaus sehen lassen können. Auch die Replays sind im Prinzip mit den tollen Schnitten und Perspektiven absolut sehenswert, bieten aber leider viel zu wenig, ach quatsch, keinerlei Optionen. Ihr dürft weder spulen, noch Ansichten und Fahrer auf Knopfdruck durchschalten oder die schicken Filmchen abspeichern - auch von einem Foto-Modus fehlt jede Spur, obwohl die Ferraris zu den schönsten Motiven zählen dürften, die man in der Autowelt finden kann.

Fragwürdiges Balancing: Eigentlich rast ihr der KI auf und davon. In diesem Fall konnte allerdings ein Fahrzeug halbwegs gut mithalten und mit einem Vorsprung von über 1,5 Minuten (!!!) vor dem Verfolgerfeld über die Ziellinie rasen. 
Zumindest aber dürft ihr die Karossen mit eigenen Logos und Schriftzügen verzieren, wobei die ganze Aufmachung des Editors ziemlich dreist von Forza Motorsport 2 kopiert wurde, dabei aber nicht alle Feinheiten der Vorlage bietet.

Online-Rennen

Der Onlinemodus von Ferrari Challenge ist etwas ganz Besonderes. Nicht etwa, weil er euch zig Optionen und ein lagfreies Rennvergnügen beschert, sondern weil er einfach ganz besonders schei...benkleisterig ist! Sorry für die Wortwahl, aber etwas anderes fällt mir nicht ein, wenn ich zu Hause ungelogen über 30 verdammte Versuche gestartet hab, entweder in eine Online-Session einzusteigen oder selbst ein funktionierendes Spiel zu eröffnen. Ben ging es übrigens genau so, nur hat er bereits nach der 20er-Marke verzweifelt aufgegeben. Trotzdem haben wir es zumindest einmal geschafft, per Verabredung ein gemeinsames Rennen zu starten - natürlich nur in einer öffentlichen Lobby, denn das Anlegen privater Sessions ist nicht möglich. Und tatsächlich - es ging! Allerdings nur etwa eine Minute lang, denn danach ist Ben rausgeflogen - wie auch einige internationale Mitspieler, die ebenfalls kurzzeitig in ein Rennen einsteigen konnten. Ich selbst hab es übrigens bis heute nicht geschafft, mit meiner PS3 (NAT 2 und DSL 10000+ übrigens!) in ein offenes Spiel einzusteigen. Bei der Lobby ist immer Schluss, in der man keinerlei Informationen bekommt, wie weit der aktuelle Rennverlauf schon fortgeschritten ist und welcher Spieler an welcher Position liegt. Mit einem plötzlichen Verbindungsabbruch und dem anschließenden Rausschmiss aus der Lobby kann man ja notgedrungen noch leben. Wenn sich aber die ganze Konsole aufhängt und selbst der PS-Button keine Rettung mehr bringt, muss irgendwas gewaltig faul sein. Was hat Eutechnyx denn da für einen Dreck fabriziert? Unsere Redaktions-PS zeigte sich mit optimalen Leitungsverbindungen offener für Online-Sessions und es war (vielleicht auch bedingt durch die Uhrzeit) möglich, sich einer Session anzuschließen. Die anfängliche Freude wich aber auch hier schnell der Ernüchterung: Selbst bei zwei Fahrern, beide aus Deutschland, war ein reibungsloser Ablauf durch die teils extrem krassen Lags nicht möglich. Hinzu kommt, dass über den Wagen bei Onlinerennen die Netzwerknamen der jeweiligen Teilnehmer in einer Art Comic-Sprechblase angezeigt werden, die die Sicht ziemlich stört. Wenn mich das schon bei einem Mitspieler nervt, will ich gar nicht wissen, was mit maximal 16 Fahrern in einem engen Fahrerfeld auf dem Bildschirm abgeht. Sieht man dann überhaupt noch was von der Strecke?

Davon abgesehen, lässt auch die Optionsvielfalt im Mehrspielermodus sehr zu wünschen übrig. Es werden lediglich Einzelrennen ohne Qualifying-Sessions ausgetragen - eine Online-Meisterschaft oder Varianten wie der Wettlauf um die besten Sektorenzeiten oder Elimination gibt es nicht. Wer sich nicht online auf die Ferrari-Duelle einlassen will (oder besser: kann), darf auch lokal im LAN Rennen austragen. Da wir die Funktion nicht testen konnten, kann ich leider nicht sagen, ob es hier ähnlich katastrophal zugeht wie online. Die Möglichkeit zu Splitscreen-Rennen hätte die Ehre für Mehrspieler-Rennen vielleicht noch ein kleines bisschen retten können, doch sucht ihr eine solche Option vergebens.       

Fazit

Mark Cale sollte es eigentlich besser wissen: Als (ehemaliger) Teilnehmer der realen Ferrari Challenge muss er doch erfahren haben, wie sich Motorsport anfühlt. Warum schafft er es dann nicht, nach einer so langen Entwicklungszeit und ständigen Verschiebungen die Faszination der spannenden Duelle und Überholmanöver auf die PS3 zu übertragen? Es ist mir ein Rätsel, warum die Rennen auf der PS3 durch die lahme KIOH (künstliche Intelligenz ohne Hirn) so schnell so stinklangweilig und dabei auch noch regelmäßig von Rucklern heimgesucht werden müssen. Dabei sind auch die Entwickler von Eutechnyx keine Anfänger mehr, sondern mischen schon seit PSone-Zeiten im Rennspiel-Genre mit. Was ist bloß in sie gefahren? Ich hatte manchmal das Gefühl, als hätten sie noch nie einen Racing-Titel entwickelt oder in den letzten Jahren verpasst, was die Konkurrenz alles auf die Beine stellt. Replays ohne Interaktion? Ein Setup, bei man nicht mal das Getriebe einstellen kann? Online-Rennen, die kaum Optionen bieten und keine privaten Sessions ermöglichen? Wo gibt es denn so was? Und wie kann man einen echten Simulationsanspruch verfolgen, wenn nicht mal Boxenstopps und Reifenverschleiß berücksichtigt werden? Ferrari Challenge hatte so viel Potenzial! Lässt man die lasche KI und das noch viel unsäglichere Debakel mit dem Onlinemodus außer acht, machen die Fahrten in den Maranello-Rennern aber sogar richtig Spaß – zumindest mit einem FF-Lenkrad, bei dem nicht ständig bei jedem Rutscher automatisch gegengelenkt wird, auch wenn man es gar nicht will. Die Fahrphysik kann insgesamt überzeugen und auch die vielen Ansichten (inkl. Cockpitperspektive), Spielmodi sowie die detailliert modellierten Fahrzeuge tragen dazu bei, dass Ferrari Challenge gerade noch im guten Bereich der Wertungsstartaufstellung landet. Trotzdem hätte hier viel mehr drin sein können und müssen.

Pro

wundervolle Automodelle
Cockpit-Ansicht
meist knackige Motorenklänge
lizenzierte Rennstrecken
viele Spielmodi
massig Kameraperspektiven
fordernde Fahrphysik
Fahrhilfen für Anfänger
zwei Witterungsbedingungen (trocken, Regen)
sehr gute Force Feedback-Effekte
Setup-Einstellungen möglich
meist gutes Geschwindigkeitsgefühl
gute Steuerung
Windschatten spürbar

Kontra

blöde KI
teilweise miese KI-Balance
keine richtigen Positionskämpfe
Rennen werden schnell langweilig
instabiler Onlinemodus (Abstürze, Verbindungsabbrüche)
viele Lags (Online)
Regen kaum Auswirkungen auf Bremspunkte
zu wenige Onlineoptionen
Framerate-Einbrüche
nerviges automatisches Gegensteuern (bei Pad, nicht abschaltbar)
keine Einstellungen bei Pad-Steuerung möglich (Sensibilität etc.)
Lenkrad-Setup nur sehr oberflächlich (keine tote Zone etc.)
keine Boxenstopps
keine Reifenabnutzung
Schadensmodell nur sehr rudimentär
keine Getriebeeinstellungen im Setup
keine Onlinerangliste oder Match-Making
Qualifying-Zeiten der KI stehen in keinem Verhältnis zur Leistung im Rennen
keine verschiedenen KI-Schwierigkeitsgrade wählbar
keine Splitscreen-Rennen
keine privaten Online-Sessions möglich
inkonsequentes Strafsystem

Wertung

PlayStation3

Tolles Fahrgefühl und traumhafte Sportwagen. Leider verhindert vor allem die schlechte KI echtes Motorsport-Feeling!

0
Kommentare

Du musst mit einem 4Players-Account angemeldet sein, um an der Diskussion teilzunehmen.

Es gibt noch keine Beiträge. Erstelle den ersten Beitrag und hole Dir einen 4Players Erfolg.