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Avalanche kehrt zu dem zurück, was man am besten kann: Explosive Action in einer offenen Welt.
Unverhofft kommt oft: Ich habe mit Kollegen in der Redaktion immer wieder darüber orakelt, dass es eigentlich Zeit für ein neues Just Cause wäre. Dazu ist es zwar derzeit noch nicht gekommen, doch das Team, das hinter den actionreichen Ausflügen von Rico Rodriguez steckt, hat auf der Microsoft-Pressekonferenz einen neuen Titel angekündigt, der auf die gleichen Tugenden setzt wie die Just Cause-Serie: Eine riesige offene Welt sowie brachiale Action. Allerdings bedient man in diesem Fall eine Lizenz.
Doch nicht nur irgendeine, denn mit Mad Max hat man sich einen modernen Klassiker geangelt. Dabei orientiert sich das Spiel inhaltlich weder an der Endzeit-Action mit Mel Gibson in der Rolle des einsamen Rächers Max Rocketansky noch an dem neuen Film, der derzeit in Produktion ist. Ähnlich wie die Batman-Titel von Rocksteady nutzt man die Figur, ihre Geschichte und das Universum, in diesem Fall die erbarmungslose Postapokalypse des zweiten Kinostreifens, um eine unabhängige Story zu erzählen. Um die wird derzeit allerdings noch ein Geheimnis gemacht. Die Premieren-Präsentation auf der E3 dient vor allem dazu, die spielmechanischen Grundlagen des Open World-Titels aufzuzeigen.
Ein Mann, ein Ziel: Überleben in einer tödlichen Endzeit.
Das Spiel wird ähnlich wie
Just Cause missionsbasiert die Geschichte vorantreiben, während das Ödland, das meiner Einschätzung nach nicht hinter den 1000 Quadratkilometern Panaus (dem Schauplatz des letzten Avalanche-Titels) zurückstecken muss, rechts und links tonnenweise optionale Aktivitäten anbietet. Dabei setzt man auf eine gesunde Mischung aus Gebietserforschung, klassischer Third-Person-Action mit einem Schwerpunkt auf brachialem Nahkampf sowie einer großen Portion Vehikel-Kampf. Dabei wiederum liegt der Fokus nicht auf ballistischen Gefechten à la Twisted Metal, sondern auf Kollisionen, bei denen die Physikengine eine große Rolle spielen wird. Das Gewicht der Kontakt aufnehmenden Fahrzeuge hat starken Einfluss auf den Ausgang der Karambolage, ebenso die Geschwindigkeit oder, der Untergrund, auf dem man sich in dem Ödland bewegt. Nicht zu vergessen eventuelle Ausrüstung, mit der man seinen fahrbaren Untersatz aufgewertet hat, und die sich über die physikalische Auswirkung der Bereifung, des Gesamtgewichts usw. im Fahrverhalten widerspiegelt.
Ähnlich wie in Pursuit Force kann es bei den Duellen gegen die Banden im Ödland dazu kommen, dass sie versuchen, auf Max’ Wagen zu springen und ihn von dort anzugreifen. In diesem Fall kann der Held mit seiner doppelläufigen Schrotflinte dafür sorgen, dass sich der Trittbrettfahrer wieder verabschiedet - und wie! In einer Szene wurde der Bandit vom Rückstoß zurückgeworfen, prallte (hallo Physik!) von dem neben Max fahrenden Vehikel ab und landete ein paar Meter weiter vorne, wo er nur knapp von den Reifen des Interceptors (so hieß die Karre im ersten Mad Max-Film) verfehlt wurde. Doch viel Zeit, um diese Details aufzunehmen, bleibt nicht. Die Auto-Gefechte sind ebenso schnell wie dynamisch - und dazu explosiv: Meist enden sie damit, dass die Gegner in einem eindrucksvollen Feuerball die Verfolgung aufgeben.
Vehikel-Kämpfe sind ein Kernelement von Mad Max.
Doch Max, der im Übrigen von einem Kumpan begleitet wird, der ihn z.B. mit einer Art Harpune unterstützt, die gut getimt sogar den Fahrer aus dem Auto ziehen kann (!), lässt seine in zahlreichen Bereichen modifizierbare Karre auch mal stehen. Die dann folgende klassische Schulterperspektiven-Action steht hinsichtlich Dynamik und Intensität dem Vehikel-Kampf in nichts nach. Natürlich hat er mit seiner abgesägten Schrotflinte gute Argumente auf seiner Seite, doch im Nahkampf weiß er sich auch mit Fäusten zu wehren, setzt mit dem Messer tödliche Schnitte und kann zahlreiche andere Waffen aufnehmen und einsetzen. Und obwohl Max nicht gerade für seine subtile Herangehensweise bekannt ist (er ist nunmal kein Sam Fisher), hat auch er die Möglichkeit, sich unbemerkt seinen Gegnern zu nähern und sie unbemerkt auszuschalten. Und wenn man partout auf Distanz bleiben möchte, hat man in seinem Fahrzeug auch noch ein modifiziertes Scharfschützengewehr, dass verheerenden Schaden hinterlässt und sich natürlich optimal eignet, um durch das Detonieren von Treibstofffässern den Subwoofer zum Glühen zu bringen, während die Feinde reihenweise mit in die Luft fliegen oder die Umgebung in ihre Einzelteile zerlegt wird.
Die Mad Max-Essenz wird von Avalanche nahezu perfekt erfasst. Der virtuelle Max Rocketansky ist ein schweigsamer Rächer in einer gnadenlosen postapokalyptischen Welt, in der jeder und alle mit- und gegeneinander um das Überleben kämpfen. Der Vehikel-Kampf wird ebenso gnadenlos wie explosiv inszeniert und baut auf starke Physik-Einbindung. Die Nahkämpfe wirken sehr intensiv und schonungslos. Natürlich wird letztlich viel von der noch nicht näher erläuterten Story und dem Abwechslungsgrad der optionalen Aktivitäten abhängen. Doch das, was man in der Präsentation zu sehen bekam, macht mich extrem neugierig. Dass ich ein Fan von Avalanche bin, ist kein großes Geheimnis. Um so mehr freue ich mich, dass das Team für eine weitere große Überraschung dieser E3 verantwortlich ist. Die Veröffentlichung ist für 2014 auf PS4 und Xbox One geplant.