MAG11.01.2010, Jan Wöbbeking
MAG

Vorschau:

Zipper Interactive bläst zum Angriff: Schon am 29. Januar dürfen sich PS3-Besitzer in Massenschlachten mit rekordverdächtigen 256 Spielern wagen. Massive Action Game, kurz: MAG (ab 6,10€ bei kaufen), lautet der schnörkellose Titel des PS3-exklusiven, reinen Online-Shooters. In der vergangenen Woche konnten sich interessierte Spieler in der offenen Beta einen ersten Einblick verschaffen - auch wir haben uns ins Getümmel gestürzt.

Klassen Marke Eigenbau

Vorgegebene Klassen gibt es nicht: Wer seine Truppe beim Angriff als helfender Rettungsanker unterstützen will, kann sich einfach das Medizin-Tool kaufen und einen Slot damit ausrüsten. Oder man wählt zu Beginn der Mission die selbst erstellte Sniper-Klasse und hilft seinen Kameraden, indem man die MG-Geschütze aus der Ferne aufs Korn nimmt. Ab Level 15 wird übrigens die Fähigkeit freigeschaltet, den Anführer ("OIC") spielen zu dürfen. Nur er darf z.B. Luftschläge und andere Gemeinheiten anordnen. Er kann - wie alle anderen -

Der Krieg zwischen den Privatarmeen spielt etwa im Jahr 2030. Einige der Waffen sind an heutige Prototypen angelehnt.
das Getümmel auf einer rotierbaren Übersichtskarte betrachten, bewegt sich aber auch höchstpersönlich durch die Schlacht. Teamkameraden in seiner Nähe kommen in den Genuss nützlicher Vorteile: Sie können z.B. schneller laufen und Sprengsätze anbringen.  Man muss sich übrigens bei der Charakter-Erstellung für eine der drei großen Privatarmeen entscheiden und kann danach nur dann mit Freunden zusammen spielen, wenn diese nicht für den Gegner kämpfen. Zur Wahl stehen die klassische Militär-Corporation Valor, die Technik-Spezialisten von Raven und die Underdogs im Cyberpunk-Gewand namens S.V.E.R.

Die Ballermänner und die Fähigkeiten des eigenen Soldaten lassen sich ähnlich wie in Modern Warfare 2 aufmotzen: Über Kills, das Erfüllen von Einsatzzielen sowie das Befolgen von Befehlen steigt mein Level und mein Punktekonto. Diese Währung lässt sich gegen alternative Waffen, Aufsätze wie Zielfernrohre und  körperliche Fähigkeiten wie mehr Ausdauer beim Laufen oder eine erhöhte Resistenz gegen Giftgasgranaten eintauschen. Da deutlich weniger Punkte zu Verfügung stehen als ausgegeben werden können, sollte man sich gut überlegen, wofür man den Zaster ausgibt und am besten ein paar spezialisierte Ausrüstungen zusammenstellen.

Taktik oder Chaos?

Damit die Matches für bis zu 256 Mann nicht in ein heilloses Durcheinander ausarten, haben die Socom-Macher den gewaltigen Teams ein streng mathematisches Organisations-Prinzip inklusiver diverser Chat-Kanäle verpasst: Acht Söldner bilden ein Squad, vier Squads ein Platoon und je nach Spielmodus kämpfen sich bis zu vier Platoons von unterschiedlichen Ecken der Map bis zum heiß begehrten Hauptziel in der Mitte vor.

Außer an bestimmten Zielpunkten lässt sich leider nicht viel in der Umgebung zerstören.
Nicht alle Modi reizen die Belastbarkeit der bereitgestellten Server aus: In "Sabotage" z.B. können sich Einsteiger erst einmal auf einer "kleinen" Karte mit 64 Spielern an die grundlegenden Mechaniken gewöhnen. Der einfache Missionsablauf bietet nicht ganz so viel Verwirrungspotential: Vier Squads versuchen zuerst zwei Stallitenstationen zu erobern und diese gleichzeitig zu halten. Um den Sieg komplett zu machen, wird ein letztes Ziel in die Luft gesprengt. Das defensive Team muss natürlich versuchen, den Ansturm der Gegner bis zum Ablauf der Timers aufzuhalten.

In anderen Modi liefern sich 64 Spieler ein einfaches Team-Gefecht oder es kämpfen 128 Teilnehmer darum, feindliche Fahrzeuge aus einer Basis zu stehlen bzw. den Angriff zu unterbinden. Die Königsdisziplin ist aber der Domination-Modus: Nur hier tummelt sich die volle Zahl von 256 Spielern auf dem Schlachtfeld. Die Angreifer brechen von außen durch diverse Verteidigungsanlagen und nehmen nacheinander zwei Ringe von Zielobjekten ein, um schließlich das Zentrum der Macht auseinanderzunehmen.

         

Sprich mit mir!

Mangelnde Kommunikation lässt nicht nur Ehen scheitern: Wer noch kein Bluetooth-Headset besitzt, sollte sich spätestens für MAG eines anschaffen, denn koordiniertes Vorgehen ist hier das A und O. Nicht nur die einfachen Kämpfer sollten miteinander kommunizieren - der Anführer tauscht sich mit seinen Untergebenen, den anderen Squad-  sowie den Platoon-Anführern aus. Letztere beziehen ihre Order wiederum vom an der Spitze thronenden "OIC" - dahinter steckt der oberste Befehlshaber der Privatarmee. Zumindest stellt Zipper Interactive es sich so in der Theorie vor: Kluge Kommandotaktik mit klaren Zielen und Befehlen von oben - in der Realität herrscht leider noch viel zu häufig das Schweigen im Walde. Der Großteil der Beta-Spieler hetzte in unseren Matches nahezu kommentarlos durchs Kriegsgebiet.

Präzise: Sogar einfache Sturmgewehre treffen auf weite Distanz erstaunlich gut.
All zu hübsch sehen die Industrieanlagen und Holzhüttendörfer übrigens nicht aus: Nur ab und zu trifft man auf eine Textur, dessen Oberfläche auch aus der Nähe noch durch eine Normal Map scharf bleibt. Auch die Bäume in mittlerer Entfernung ploppen oft recht abrupt in eine andere Form, wenn man auf sie zu läuft. Insgesamt wirkt das Schlachtfeld recht blass und unbelebt, wenn man es mit den überaus detaillierten und zerstörbaren Umgebungen von Battlefield: Bad Company 2 vergleicht. Ich musste z.B. zuerst einmal die Helligkeit durch den Gamma-Regler erhöhen, damit ich die Gegner im recht dunklen und kontrastarmen Bild besser erkennen konnte. Glücklicherweise sind das Kleinigkeiten, die sich letztlich nicht tragisch auf den Spielspaß auswirken müssen - schließlich hat die PS3 auch noch jede Menge Soldaten zu berechnen. Trotzdem kann man mit diesem Ergebnis grafisch nicht gegen das neue DICE-Spiel anstinken.

Massive Action

Als ich mich nach ein paar Minuten an die durchwachsene Präsentation gewöhnt hatte, fühlte ich aber sofort das euphorische Kribbeln, welches sich nur in virtuellen Massenschlachten in meinem Bauch breit macht: Manch einer mag die langen Laufwege von den Spawn-Punkten bis zur Action bemängeln, doch mir macht es einfach richtig viel Spaß, mich hinter den Zelten des gegenrischen Camps an einen Turm heran zu pirschen, um dann um so konzentrierter den Angriff zu starten, damit ich ja nicht schon wieder drauf gehe. Der Spielablauf wirkt deutlich weniger hektisch als z.B. in Call of Duty: Modern Warfare 2. Wenn ich doch erwischt werde, habe ich immerhin noch eine reelle Chance, von einem Sani ins Leben zurückgeholt zu werden. Nach zwei, drei eingesteckten Treffern windet sich mein Charakter nämlich meist für rund zwanzig Sekunden am Boden, bevor der den Löffel abgibt. Es bleibt also genug Zeit, um per Standardbefehl oder Mikro einen Medizinmann herbei zu rufen - oder von ihm die Nachricht zu erhalten, dass es selbst mit Rauchgranaten-Tarnung zu riskant für ihn ist, mich ins Leben zurück zu holen. Dann lasse ich meinen Soldaten per Knopfdruck den Heldentot sterben und nehme mit einem neuen den Weg vom Spawnpunkt auf mich.

Ab und zu geht es mit dem Fallschirm aufs Schlachtfeld.

Auch in anderen Situationen ist Kommunikation der Schlüssel zum Erfolg: Es ist z.B. viel sinnvoller, sich als eingespieltes Verteidiger-Team gute Verstecke zu suchen und die Angreifer auf ihrem Weg zum Zielpunkt kalt aus dem Hinterhalt zu erwischen. Oder ein Platoon-Leader überzeugt seine Untergebenen davon, im Modus Sabotage nicht wie gewöhnlich vorzugehen, sondern mit vereinten Kräften einen einzigen gegnerischen Turm zu überfallen. Danach schlägt sich ein Teil der Mannschaft seitlich durch die Bunker zum zweiten Punkt durch. Ist auch der eingenommen, wird es hektisch. Dann rennen nämlich alle Angreifer und Verteidiger zum letzten Ziel, z.B. eine verwinkelte Ruine, und liefern sich dort ein heftiges Scharmützel.

Ballern mit Gefühl

Nachdem ich das Gebäude erreicht und mich in einer Ecke verschanzt habe, merke ich wieder einmal, wie präzise und feinfühlig die Handhabung gelungen ist. Ich lege die Waffe an wie in Modern Warfare 2, die Bewegungen des Fadenkreuzes erinnern aber eher an die Steuerung der Halo-Reihe. Schon mit meinem Standard-Sturmgewehr kann ich ein ganzes Grüppchen Angreifer aus der Ferne vernichten. Da ich mich etwas zu weit aus der Deckung gewagt habe, krümmt sich mein Alter Ego kurz danach aber selbst am Boden. In diesem Spiel ist es auch mit kleinen Wummen relativ einfach, jemanden in weiter Entfernung auszuschalten. Etwas seltsam wirken allerdings die Tasten-Layouts: Bevor ich eine Granate schmeißen darf, muss ich sie erst umständlich mit L2 auswählen.

       

Ausblick

Es dauerte zwar ein Weilchen, bis ich das Geflecht von Aufgabenstellungen verinnerlicht hatte - doch dann hatte ich eine Menge Spaß mit MAG. Grafisch spielt es leider nicht in der ersten Liga wie etwa Battlefield: Bad Company 2. Dazu wirken die Kulissen mit ihren schwachen Texturen und nur wenigen zerstörbaren Elementen einfach zu blass. Doch spielerisch bieten die Massenschlachten erfreulich viel taktisches Potential. Voraussetzung dafür ist natürlich, dass die Mitstreiter das Chat-System intensiv nutzen - was in der Beta leider noch nicht all zu oft der Fall war. Doch selbst wenn nur ein Teil des eigenen Teams koordiniert über das Spielfeld wuselt, wirken die Gefechte dank der schieren Menge an Spielern beeindruckend - vor allem zum Ende eine Matches wird es spannend. Technisch muss man sich scheinbar keine Sorgen machen: Während der Beta waren die Server zwar ab und zu nicht erreichbar oder es brach mitten im Match die Verbindung ab - doch wenn ein Match zustande kam, lief meist alles erfreulich flüssig und lagfrei ab. Auch die feinfühlige Steuerung könnte einigen PC-Spielern die Berührungsangst zu einem Analog-Controller nehmen. Ich bin gespannt, wie sich das Spiel Ende des Monats in der finalen Fassung präsentiert!

Ersteindruck:  gut

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