The Last of Us16.08.2012, Jan Wöbbeking
The Last of Us

Vorschau:

Auf der E3 war The Last of Us (ab 20,00€ bei kaufen) einer der vielversprechendsten Titel, auf der gamescom zeigte Sony trotzdem nicht all zu viel Neues aus dem postapokalyptische Survival-Abenteuer. Die beiden Köpfe des Teams bei Naughty Dog Neil Druckmann Bruce Straley meldeten sich nur in einer Videobotschaft zu Wort.

Joel und Ellie aus Fleisch und Blut

Ellie und Joel im Spiel...
Ellie und Joel im Spiel...
Neben dem Bildschirm saßen allerdings die beiden Hauptdarsteller Troy Baker (synchronisierte zahlreiche Animes und Videospiele) und Ashley Johnson (hatte z.B. eine Nebenrolle in The Avengers). Sie waren angereist, um einen Einblick in ihren Alltag vor der Kamera zu geben und Fragen zu beantworten. Im bereits auf der Comic-Con vorgestellten Trailer sieht man, wie die junge Allie und ihr eigenbrötlerischer Mentor Joel sich beim ehemaligen Automechaniker Bill einschleichen. Gespielt wird Letzterer von William Earl Brown, welcher z.B. in der HBO-Serie Deadwood vor der Kamera steht. Zunächst gibt es einen kleinen Kampf, bis die drei schließlich voneinander ablassen und die Lage diskutieren. Joel überredet den älteren Mann nach einem Streitgespräch schließlich dazu, ein Fahrzeug zu reparieren – er schulde ihm schließlich noch einen Gefallen. Die dafür benötigten Teile liegen allerdings – wie könnte es anders sein – am anderen Ende der Stadt. Und auf dem Weg dorthin wimmelt es nur so vor Sprengfallen und anderen Gefahren.

In ihrem Grußwort an die gamescom-Besucher erklären die Entwickler Druckmann und Staley mit abwechselnden Statements, warum sie in ihrem Spiel zu derart schroffer, hart dargestellter Gewalt greifen. Egal ob in anderen Medien oder in einem Videospiel: Es sei allgemein schwer, die Opfer darzustellen, welche Figuren wie Ellie und Joel in einer Extremsituation bringen müssten. Realistisch inszenierte Gewalt sei bei ihrem harten Überlebenskampf das geeignetste Stilmittel.

Moralisches Dilemma

...und ihre Darsteller Ashley Johnson und Troy Baker auf der gamescom.
...und ihre Darsteller Ashley Johnson und Troy Baker auf der gamescom.
Auch Troy Baker empfand das moralische Dilemma seines Charakters Joel beim Casting als interessantesten Aspekt an der Rolle: „Meine Entscheidung fiel, als ich eine spezielle Zeile in der Beschreibung der Rolle las. 'Es gab keine moralische Grenze, welche Joel noch überschreiten konnte.' Das hat mich interessiert. Ich würde nie so sein wollen wie Joel, aber diesen Gegenpol zu meiner Einstellung wollte ich kennenlernen.“ Auch wenn Joel es sich nicht eingestehe - seine Hauptmotivation sei, durch seine Beschützerrolle für Ellie seine Sünden zumindest ein wenig rein zu waschen. Die Details zu Joels Vergangenheit blieben aber auch in Köln weiter im Dunkeln. „Es ist gar nicht so einfach darauf einzugehen, ohne zu viel zu verraten“, erklärt Baker.

Ashley Johnson ging vor allem auf die Besonderheiten ein, welche das Performance Capturing in einem sterilen Raum mit sich bringen. Mit Hilfe mehrerer Kameras, speziellen Leuchtpunkten und Anzügen fängt Naughty Dog die Muskelbewegungen ein. Für sie sei das Drehen mit purer Vorstellungskraft kein Problem, erklärt Johnson. „Den Anzug anzuziehen, ist zunächst seltsam. Und dann schaut man auch einen anderen Darsteller in einem albernen Kostüm an.

Durch den Munitionsmangel werden Metallrohre zur wertvollen Waffe.
Durch den Munitionsmangel werden Metallrohre zur wertvollen Waffe.
Daran gewöhne man sich aber sehr schnell. „Ich bin es gewohnt meine Vorstellung spielen zu lassen“, erzählt sie. Auf die Vorbereitung angesprochen berichtet sie: „Mir reicht zur Vorbereitung meist der Dreh selbst. Die Emotionen kommen dann einfach spontan aus mir heraus. In dem Moment fühle ich mich auch nicht als Ellie, sondern bin ich selbst. Ich will keine Schauspielerin sein, welche am Abend vorher jede Zeile akribisch durchgeht und am nächsten Tag auf die vorbereitete Weise abspult.“

Baker stimmt ihr zu „Zu viel Vorbereitung kann auch stören. Mir ist es wichtig, mich mit Neil abzusprechen, was zwischen den Zeilen passiert. Das bringt er sehr gut rüber.“ Manchmal würden die Figuren sogar einfach das beschreiben, was ohnehin vor der Nase liegt – damit der Spieler die Handlung besser erfasst. „Meist erzählt aber die Welt die Geschichte ganz von selbst.“ Solche Details sollten gut abgestimmt werden, auch von anderen Entwicklern. Viele Teams legten den Fokus zu sehr auf eindrucksvolle Zwischensequenzen, statt die Welt durch Mittel wie die stetigen Unterhaltungen in Uncharted lebendig wirken zu lassen.

Aus der Finsternis vor die Kamera

Wo führt die Reise hin?
Wo führt die Reise hin?
Auch ihm gefalle die Arbeit im Capturing-Studio: „Es ist eine Befreiung. Sonst sitze ich ja meist in einem kleinen dunklen Aufnahmestudio vorm Mikro.“ Privat verbringe er viel Zeit vor der Konsole. Nach seinen Lieblingstiteln befragt berichtet er: „Ich bin leidenschaftlicher Gamer und großer Uncharted-Fan. Besonders gut gefallen mir auch z.B. Final Fantasy 13, Catherine und Batman: Arkham City.“

Zum Schluss der Präsentation warfen wir noch einen Blick auf die vielen Schritte der Post-Production sowie eine Szene, bei der sich langsam aus einem kahlen Gerüst ein lichtdurchflutetes Bild mit zahlreichen Effekten entwickelt. Auch Bilder von Audio-Aufnahmen wurden gezeigt, welche z.B. alternative Bewegungen vertonen. „Auch das ist sehr wichtig für eine glaubhafte Atmosphäre: Wie ich in einer bestimmten Situation beim Ausweichen huste und atme zum Beispiel“, ergänzt Baker.

Ausblick

Mit Spielszenen hat Sony auf der gamescom leider geknausert, und über die Vorgeschichte der beiden Hauptfiguren hätte Naughty Dog ebenfalls mehr verraten können. Auch den beiden Leitern des Teams war die Kölner Messe offenbar nicht wichtig genug, um persönlich aufzutauchen. Die Erklärungen der Hauptdarsteller haben die Präsentation aber dennoch interessant gestaltet. Dass Naughty Dog die erzählerische Umsetzung ernst nimmt, ist nichts Neues, aber es war aufschlussreich, einen Einblick in die Arbeit hinter der Illusion zu bekommen. Ich freue mich nach wie vor sehr auf den Survival-Trip.

gc-Eindruck: sehr gut

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