Der Puppenspieler15.08.2013, Benjamin Schmädig
Der Puppenspieler

Vorschau:

Der hat mir glatt den Kopf abgebissen! Der Mondbärenkönig. Der Lump! Erst verwandelt er mich in eine Holzpuppe und dann das. Aber ich lebe ja noch. Und ich will hier raus - erstens. Zweitens habe ich keine Ahnung, wie ich das anstellen soll. Am besten renne, springe und kämpfe ich mich einfach durch die farbenfrohen Pappwände, die wie in einem Puppentheater rauf und runter klappen.

Eine Liebeserklärung

Die Kulissen wackeln und rumpeln bedrohlich über mir. Dann verschwinden sie plötzlich und wie aus dem Nichts klappen neue Wände und Decken auf – ein Ortswechsel. Hier ein Zischen, da ein Knirschen, hinter mir ein riesiges Tentakel. Ich laufe und hüpfe durch den bunten Parcours. Es ist wie LittleBigPlanet in einem kreativen Urknall.

Spieleregisseur Gavin Moore liebt Tim Burton, er mag Monty Python. Sein schräges Abenteuer ist eine Liebeserklärung an das Holzfigurentheater. Ein verschwörerisch munkelnder Erzähler kommentiert das Geschehen, das Publikum jubelt oder buht, märchenhafte Musik von Patrick Doyle (Merida – Legende der Highlands, Harry Potter und der Feuerkelch) begleitet mich.

Nicht den Kopf verlieren!

Mir wurde also der Kopf abgebissen. Vom Mondbärenkönig, der alle Kinder der Welt in Holzfiguren verwandelt. Glück im Unglück: Dank der Umwandlung überlebe ich den

Eine Bühne als Spielwelt: Das Abenteuer findet in einem Puppentheater statt.
Eine Bühne als Spielwelt: Das Abenteuer findet in einem Puppentheater statt.
Missbrauch als Appetithappen und schnappe mir einen neuen Schädel. Erst den eines Skeletts, dann eine Tauchermaske, eine Spinne, eine Banane, Piratenhut, Ritterhelm und mehr. Ein Schädel, ein Leben – bis zu drei trage ich bei mir. Aktiviere ich sie an den richtigen Stellen, öffnen sich Verstecke oder geheime Herausforderungen. Ganz schön fies: Ich habe einige lange Levels gespielt und selten hatte ich den richtigen Kopf dabei. Da steckt scheinbar jede Menge Grübelstoff für ehrgeizige Sammler drin.

Drei Leben sind übrigens ganz schön wenig; das Abenteuer hat es nämlich in sich. Ohne gutes Timing, um über rollende Fässer zu springen und geschickte Finger, um im richtigen Moment Papier zu zerschneiden, sind die drei Köpfe jedenfalls ratzfatz futsch. Kutaro, so der Name meines Holzhelden, duckt sich außerdem unter schweren Schlägen oder rollt unter Fallen hindurch.

Mit- oder Gegenspieler?

Papier schneiden? Das macht die verzauberte Schere Calibrus – Gavin Moores Pendant zu Excalibur. Für mich heißt das: Knopf drücken, um Stoffe oder Papiere zu schneiden, meist

Ständig ändert sich die Kulisse, kein Bühnenaufbau wiederholt sich.
Ständig ändert sich die Kulisse, kein Bühnenaufbau wiederholt sich.
in luftiger Höhe. Denn wo die Schere trennt, bleibe ich kurz in der Luft hängen – noch ein Schnitt und noch einer und ich "klettere" immer höher. Später kann ich Gegenstände heranziehen oder mit Wucht von hoch oben nach unten hauen. So besiege ich nicht nur Feinde, sondern löse Rätsel und klettere durch vertrackte Labyrinthe.

Und ich bin nicht alleine, denn ein fliegender Kater, später auch eine Fee, schweben dem rechten Analogstick hinterher. Sie sammeln unabhängig von Kutaro Bonussteine und Schädel, was dem Koordinationsgefühl einiges abverlangt. Wo im Hintergrund ständig irgendetwas wackelt, finde ich nämlich Geheimnisse. Viel cooler: Ein Mitspieler übernimmt den Begleiter. So lenkt er z.B. Gegner ab, während ich mich auf die Flucht vor dem Mondbärenkönig konzentriere. Vielleicht klaut er Kutaro aber auch einfach seinen Kopf. Der Lump!

Ausblick

Die Kulisse ist ständig in Bewegung, kein Schauplatz gleicht dem anderen – in dem zum Leben erwachten Puppentheater entsteht eine einzigartige Traumwelt! Der Puppenspieler ist dabei weder ein hektisches Abenteuer noch ist es eine Urlaubsreise: Es ist überraschend fordernd, aber mit Ruhe zu meistern. Rätsel und Geheimnisse bringen Farbe ins Spiel, das ungleiche Teamwork macht unheimlich viel Laune. Verdient das ein "sehr gut"? Künstlerisch auf jeden Fall. Spielerisch stört mich in den ersten Szenen noch die etwas ungenaue Steuerung. Ich möchte mir erst einen umfassenden Eindruck vom vollständigen Abenteuer verschaffen – meine Neugier hat es auf jeden Fall entfacht!

Einschätzung: gut

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