Resistance: Fall of Man27.01.2007, Mathias Oertel
Resistance: Fall of Man

Vorschau:

Im Vorfeld galt Resistance als die Killer-Applikation für die PS3, als das Spiel, das wirklich das Next-Generation-Zeitalter einläuten sollte. Doch spätestens auf der TGS wurde diese Hoffnung zumindest aus grafischer Sicht zerstört. Mittlerweile haben wir eine annähernd fertige Fassung gespielt.

Exklusiv-Shooter ist Pflicht

Spätestens seit der Xbox ist es Usus, zum Start mindestens einen exklusiven Shooter-Titel zum Start anzubieten. Damals z.B. war es Halo, das sich als System-Seller etablierte. Die Xbox 360 konnte dann z.B. mit Perfect Dark Zero direkt losballern. Wii schließlich bot mit Red Steel exklusive Action.

Auf der PlayStation 3 soll Resistance die Kohlen aus dem Feuer holen und neben dem auf allen Konsolen erhältlichen Call of Duty 3 für nervöse Zeigefinger sorgen. Doch weder auf der E3 noch auf der Tokyo Game Show konnte die von Insomniac Games betreute Ballerei auf ganzer Linie überzeugen.

Willkommen in der Welt von Resistance - einer Welt, die im Ende der Menschheit gipfeln wird. Wenn ihr nichts dagegen unternehmt!
Die gute alte Zeit

Hach! Insomniac Games! Auf der PlayStation 2 mit der Ratchet & Clank-Serie ein Garant für farbenfrohe, unkomplizierte und technisch anspruchsvolle Unterhaltung. Ein Beweis dafür, dass exzessive Ballereien auch ohne Gewalt einen Heidenspaß machen und mit Humor auftrumpfen können.

Von all dem ist in Resistance nicht mehr viel zu sehen. Humor z.B. sucht ihr vergeblich. Angesichts der Alternativ-Realität, die uns das Team kredenzt und in der Chimeras, merkwürdige Aliens, die von Charakter und Aussehen auch in das Prey-Universum passen würden, über russische Umwege in das Europa eingefallen sind, das man normalerweise als Schauplatz des Zweiten Weltkriegs kennt, ist einem auch nicht zum Lachen zumute. Die Viecher haben einen Virus freigesetzt, der die Menschen auf ihre Verwandlung zu Chimera-Mitläufern vorbereitet und nur ihr als amerikanischer Soldat Nathan Hale seid in der Lage, den außerirdischen Massenmord zu verhindern.

Standard mit coolen Waffen

Abgesehen von dem Außerirdischen-Twist bietet die Story tatsächlich wenig Neues und könnte auch durch irgendwelche Scharmützel gegen Wissenschaftler des Dritten Reiches ausgetauscht werden. Leider bleibt auch das Spielprinzip erstaunlich konventionell und erinnert mit Ausnahme der mitunter verdammt coolen Waffensysteme (von denen eine Hand voll, natürlich die eindrucksvollsten) erst nach einmaligem Durchspielen freigegeben werden) 

Die düstere Farbgebung findet sich auch in Innenräumen...
immer wieder an herkömmliche WWII-Shooter-Kost: Weitestgehend lineare Level-Schläuche warten, die euch (immerhin in jeder Sekunde ruckelfrei) durch graubraune zerbombte Gebiete und graubraune Alien-Einrichtungen lotsen und in denen nur im Ausnahmefall intelligent zu nennende Gegner auf euch und eure Bewaffnung losgelassen werden. Die sind im übrigens auch meist graubraun, so dass sich nach kurzer Zeit ein graubrauner Schleier über euer Gemüt legen dürfte - was wiederum exakt der depressiven Grundstimmung des Spieles entspricht. So kann zumindest von den erwähnten KI-Schwächen abgelenkt werden. In Zeiten von Far Cry (PC), Half-Life 2 und F.E.A.R. erwarte ich von gegnerischen Kämpfern nicht nur eine Kanonenfutter-Mentalität. Vor allem in den unteren Rängen der gegnerischen Armee erwarte ich mehr als das gelegentliche Verstecken hinter einer Ecke. Ich möchte, dass die Truppen zusammen arbeiten, mich aus meiner Deckung herauslocken oder mich. Davon ist in Resistance nur selten etwas zu spüren - zu selten. Denn just in diesen wenigen Momenten geht die Spannungskurve nach oben.

   

Trotzdem: Irgendwo findet sich doch die Motivation, weiterzuspielen. Sei es nun in der Hoffnung, dass die Farbgebung (ich wusste nicht, dass es so viele Graubraun-Töne gibt!) irgendwann dem weicht, was ansatzweise an die PS2-Ausflüge des Insomniac-Teams erinnert. Oder die Aussicht, wieder eine coole Waffe in die Hand zu bekommen. Wie z.B. die bereits recht früh verfügbare Bullseye-Wumme, die als Alternativ-Feuer haftende Zielvorgaben verschießt.

Die Kulisse kann sich sehen lassen, aber dennoch nur eingeschränkt das Next-Gen-Versprechen von Sony einlösen - das unglückliche Los eines Starttitels...
Schafft ihr es, einen Gegner mit dieser Markierung zu versehen, könnt ihr euch getrost hinter eine Ecke zurückziehen und losfeuern. Denn ab sofort suchen sich die Leuchtspurgeschosse ihr Ziel automatisch. Hier lässt Insomniac genau die Klasse aufblitzen, die dafür sorgte, dass die Ratchet & Clank-Serie bis heute zu meinen Lieblings-Ballereien auf der PS2 gehört.

Und letztlich hat es die schreibende Zunft tatsächlich geschafft, so etwas wie Spannung aufzubauen und dem Spieler Fragen in den Kopf zu hämmern, die einen bis zum Ende beschäftigen: Wieso ist Nathan Hale scheinbar immun? Wieso haben sich die Viecher ausgerechnet Europa und England als Hauptangriffsziel ausgesucht? Wie kann der Virus aufgehalten werden? Wieso gibt es in dieser Welt keine knalligen Farbtöne mehr?

Gears of Resistance

Ein Punkt, der uns natürlich beschäftigt hat, ist der Vergleich mit aktuellen Shootern für den härtesten Konkurrenten, die Xbox 360. Und selbst wenn Resistance eine eintönige Grund-Farbgebung hat, Abwechslung im Gegner- und Leveldesign erst sehr spät einsetzen und die Abschnitte unter dem Strich nicht so weitläufig sind, wie man sich wünschen würde: Schlecht sieht die Chimera-

Eines muss man Insomniac lassen: Die Hauptfigur Nathan Hale sieht klasse aus und überzeugt mit feinen Animationen in den Zwischensequenzen...
Hatz nicht aus. Die Netzhaut wird mit sauberen Explosionen, teilweise extrem vielen Gegnern auf dem Bildschirm sowie sporadisch eingesetzten Lichteffekten vielleicht nicht so üppig verwöhnt, wie man es von einem Gears of War kennt. Doch trotzdem ist die Kulisse für einen Starttitel akzeptabel, zumal die Geschwindigkeit der Engine vollkommen unabhängig von Effekthagel und Gegneraufkommen eine angenehm stabile Bildwiederholrate auf den Schirm bringt. Bedingt durch das, was sich im letzten Jahr auf der Xbox 360 getan hat, muss die PS3 allerdings vorerst noch den Beweis schuldig bleiben, dass man technisch mehr auf dem Kasten hat als das Konkurrenzprodukt aus Redmond.

Hoffnung Multiplayer

Der Einzelspieler-Modus, der ohne wirklich irgendwo herauszuragen, ordentlich bei der Stange hält, ist aber nur eine Seite der Resistance-Medaille.

Die andere wird vom Mehrspieler-Modus gebildet, den wir auf unserer Debug PS3 noch nicht in Augenschein nehmen konnten. Doch mit bis zu 40 menschlichen Spielern, zahlreichen Modi sowie einem scheinbar bei Battlefield 2 entliehenen Rang-System mit 60 Stufen sowie Clan-Werkzeugen könnte Resistance neue Standards für Konsolen-Online-Action setzen. Dies werden wir im finalen Test auf Herz und Nieren überprüfen.  

Ausblick

Machen wir uns nix vor: Resistance ist sowohl spielerisch als auch in Sachen Kulisse eine Etage tiefer angesiedelt als derzeit aktuelle 360-Shooter. Man könnte die Einzelspieler-Kampagne mit viel bösem Willen auch als Call of Duty 2: The Alien Edition bezeichnen! Es ist viel los, es kracht an allen Ecken und Enden, aber letztlich kann Sony das Next-Gen-Versprechen optisch nicht einhalten. Doch angesichts der Tatsache, dass die Ballerexperten von Insomniac einen der obligatorisch mit Vorurteilen belegten Starttitel abliefern (mussten?), kann man Resistance den Spaß nicht absprechen - vor allem die erzählerischen Fragen sowie die Waffensysteme halten die Neugier aufrecht. Der Mehrspieler-Modus, der immerhin Gefechte mit bis zu 40 (!) Spielern bietet und den wir in der Debug-Version noch nicht anspielen konnten, dürfte auch noch einiges herausreißen und könnte sich eventuell sogar als die Macht erweisen, die das Türchen zu Gold aufstößt.

Ersteindruck: gut

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