PlayStation VR11.12.2015, Michael Krosta

Special: Fakten, Spiele & potenzielle Highlights

Während sich Nintendo und Microsoft derzeit noch bedeckt halten, will Sony schon Anfang 2016 mit einem eigenen VR-Headset auf dem Zukunftsmarkt mitmischen und eine Alternative zu PC-Geräten wie Oculus Rift oder HTC Vive anbieten. Was auf der GDC 2014 noch mit einer Anspielung auf die Matrix-Filme als Project Morpheus vorgestellt wurde, hört seit der Pressekonferenz auf der diesjährigen Tokyo Game Show auf den offiziellen Namen PlayStation VR. Wir haben die bisherigen Fakten zusammengetragen und schon mal einen Blick auf kommende Spiele geworfen, von denen wir ausgewählte Highlights etwas detaillierter vorstellen...

Technische Daten

Das Headset ist mit einem 5,7 Zoll (14,5cm) großen OLED-Display ausgestattet, das eine FullHD-Auflösung von 1080p bietet und ein Blickfeld von 100 Grad ermöglichen soll. Pro Auge beträgt die Auflösung allerdings "nur" 960x1080 Pixel. Neun LED-Tracker helfen im Zusammenspiel mit der PlayStation-Kamera bei der Positionsbestimmung des Spielers im Raum und der Erfassung von Kopfbewegungen. Der Move-Controller, der 2010 auf den Markt kam, wurde ebenfalls schon mit Weitsicht für den Einsatz bei VR-Anwendungen und das Zusammenspiel mit PlayStation VR konzipiert. Allerdings kann das Headset auch mit dem normalen DualShock4-Controller und sogar der PlayStation Vita verwendet werden.

Aus Project Morpheus ist mittlerweile PlayStation VR geworden.

Flüssige Darstellung

Sony verspricht eine Darstellung von 120 Bildern pro Sekunde – entweder nativ oder mit Hilfe von asynchroner Reprojektion, die man sich ähnlich vorstellen kann wie eine zusätzliche Zwischenbildberechnung bei Fernsehern. Die hohe Bildrate soll nicht nur die Immersion verstärken, sondern durch die schnellen, aber weichen Schwenks bei Kopfbewegungen auch möglicher Übelkeit (Motion Sickness) entgegen wirken. Hinsichtlich der Latenz hat man deutliche Fortschritte gemacht: Laut Sony beträgt sie aktuell nur noch 0,018 Sekunden und wurde damit im Vergleich zum Prototypen mehr als halbiert. Dadurch soll eine Verzögerung für den Nutzer quasi nicht mehr zu spüren sein.

Der soziale Faktor

Sony betont immer wieder, dass PlayStation VR zwei separate Bildschirmausgaben simultan berechnen kann. Daher ist es möglich, dass Zuschauer auf dem Fernseher ein anderes Bild sehen als der Spieler unter dem VR-Helm. Die Intention dahinter ist klar: Obwohl man sich mit VR bewusst von der realen Welt abschotten kann, will Sony die soziale Komponente nicht vernachlässigen. Genau wie Nintendo bei der Wii U möchte man auch hier Konzepte fördern, bei denen sich der Helmträger asymmetrische Duelle mit seinen Mitspieler liefert oder mit ihnen zusammenarbeiten muss. Im Idealfall würde die Kommunikation unter den Teilnehmern zu einer zentralen Komponente des Spielverlaufs.

Im ersten Halbjahr 2016 soll der Startschuss für PlayStation VR fallen.
Offizielle Preisangaben gibt es zwar noch nicht, doch stellte Shuhei Yoshida als Boss der Sony Worldwide Studios bereits in Aussicht, dass man sich preislich vermutlich in Regionen bewegen wird, die sich mit den Kosten zur Anschaffung einer Konsole bewegen werden. (Update 15.03.2016: Sony gab den Preis von 399 Euro bekannt). Außerdem betonte er, man wolle mit PlayStation VR kein Geld verdienen und es zu einem möglichst niedrigen Preis anbieten, mit dem man aber auch möglichst keinen Verlust durch starke Subventionen einfährt. Trotzdem lautet das erklärte Ziel, schnell eine möglichst große Nutzerbasis für PlayStation VR aufzubauen. Laut Möchtegern-Orakel Michael Pachter könnte für Sony die Strategie aufgehen: Er sieht das Headset auf Augenhöhe mit Oculus Rift und für beide eine geteilte Marktführerschaft, während er Konkurrenten wie StarVR oder HTC Vive eher ein Nischendasein prophezeit.

(Vorläufige) Liste der VR-Spiele für PlayStation VR

  • 100 Ft Robot Golf (optionale VR-Unterstützung)
  • Ace Combat 7 (optionale Unterstützung)
  • The Apollo 11 VR Experience
  • Adrift (VR-Unterstützung)
  • The Assembly
  • Battlezone (zeitexklusiv)
  • Bebylon Battle Royale
  • Chernobyl VR Project
  • Crystal Rift
  • Dead Secret
  • Distance
  • Dreams (VR-Unterstützung angedacht)
  • Eagle Flight
  • Eve: Valkyrie
  • Fated
  • Futuridium VR (exklusiv)
  • The Gallery: Six Elements
  • GNOG (zeitlich exklusiv)
  • Godling (exklusiv)
  • Golem
  • Gran Turismo Sport (exklusiv, aber nur Unterstützung)
  • Harmonix Music VR
  • Headmaster (exklusiv)
  • The Hum: Abductions
  • Job Simulator (PS VR exklusiv, Starttitel)
  • Joysound VR (exklusiv)
  • Jurassic Encounter
  • Keep Talking and Nobody Explodes (VR-Unterstützung)
  • Loading Human
  • The London Heist
  • Mortal Blitz VR
  • Nighttime Terror 2
  • Omega Agent
  • Paranormal Activity VR
  • Playroom VR (exklusiv)
  • Pollen (Entwicklung soll auf VR ausgerichtet und optimiert werden)
  • Rez Infinite (optionale VR-Unterstützung)
  • RIGS (exklusiv)
  • Robinson: The Journey (exklusiv)
  • Summer Lesson
  • SuperHyperCube (exklusiv)
  • Synthesis Universe
  • Technolust
  • The Modern Zombie Taxi Co. (exklusiv)
  • Until Dawn: Rush of Blood (exklusiv)
  • Vanguard V
  • VizionEck (exklusiv, aber VR wohl optional)
  • Volume: Coda (kostenlose VR-Erweiterung, zeitlich exklusiv)
  • Wayward Sky (exklusiv)
  • White Day
  • World of Diving (nur VR-Unterstützung, vielleicht trotzdem interessant)
  • World War Toons (auch nur Unterstützung)
  • XING: The Land Beyond
Highlights

Weiter zu den potenziellen Highlights

Highlights:

Battlezone

Ein Remake des Spielhallen-Klassikers aus den frühen Achtzigern, das mit retro-futuristischer Präsentation den Geist des Originals einfangen und gleichzeitig modern wirken will. Die Panzerschlachten werden zeitlich exklusiv mit PlayStation VR starten, bevor Entwickler Rebellion eine PC-Umsetzung für Oculus Rift nachreicht. Das Original von Atari gilt mit dem speziellen Spielhallenautomat als Vorreiter für VR-Technologien.

Eve Valkyrie

Im Gegensatz zum jüngst angekündigten Ace Combat 7, das VR-Unterstützung lediglich als Option anbieten wird, setzt CCP bei dieser Weltraum-Action im Eve-Universum voll auf die neue Technologie – nicht nur am PC, sondern auch an der PS4. Im Cockpit von Jägern liefert man sich in diesem auf Mehrspieler fokussierten Titel Dogfights gegen die VR-Piloten des gegnerischen Teams und schaltet mit der Zeit weitere Schiffe sowie Equipment frei. Zwar gibt es

In Eve Valkyrie wird man sich vor allem Weltraumschlachten gegen andere Spieler liefern.
auch Solo-Missionen, doch dienen diese in erster Linie als Tutorials, um mit dem Fliegen im VR-Weltraum vertraut zu werden. Über eine vollwertige Kampagne wurde innerhalb des Studios zwar nachgedacht, doch aktuell sieht es danach aus, als würde man sich nur auf die Trainings-Missionen beschränken, weil die Realisierung eines solchen Unterfangens zu aufwändig wäre.

Playroom VR

Playroom VR will vor allem die Möglichkeiten zur sozialen Interaktion beim Spielen mit VR in den Vordergrund rücken. Die Sammlung an Party-Minispielen ist auf asymmetrische Auseinandersetzungen oder Teamwork zwischen Headset-Träger und den restlichen Spielern ausgelegt. Ermöglicht wird dies dadurch, weil PlayStation VR zwei separate Bilder berechnen und ausgeben kann. Es bleibt abzuwarten, ob diese Minispiel-Sammlung das Wii Sports für PlayStation VR werden kann.

RIGS

Hat RIGS das Zeug zum VR-eSport?
In RIGS: Mechanzied Combat League dreht sich alles um teambasierte Action, bei der man im Sport der Zukunft in flotten und schwer bewaffneten Mechs gegeneinander in einer Arena antritt. Die Matches sind mit ihrem eSports-Charakter hoch kompetitiv und durch die verschiedenen Stärken der Mechs auch taktisch geprägt. Neben den Mehrspieler-Modi plant Guerilla Cambridge auch Inhalte für Solisten anzubieten. Die hohe Geschwindigkeit dürfte sich als Härtetest für die mögliche Übelkeit bei VR-Spielen erweisen.

Robinson: The Journey

Crytek entführt Spieler mit diesem zumindest vorerst PS4-exklusiven VR-Titel auf einen unbekannten Planeten, den man in der Rolle eines abgestürzten Jungen zusammen mit dessen elektronischem Begleiter in Egoansicht erforscht. Die Welt

Crytek vermischt Hightech mit einer prähistorischen Welt.
erinnert dabei mit ihren riesigen und mitunter gefährlichen Dinosauriern sowie dicht bewachsenen Dschungel-Landschaften an eine urzeitliche Erde. Es lässt sich bisher noch nicht abschätzen, was man spielerisch bieten will und wie groß die Bewegungsfreiheit sein wird. Die Geschichte soll laut Crytek aber eine große Rolle spielen. Eines ist sicher: Dank der CryEngine zählt Robinson: The Journey zumindest visuell zu den eindrucksvollsten Titeln für PlayStation VR.

Gran Turismo Sport

Gran Turismo Sport wird von Polyphony Digital zwar nicht speziell für VR entwickelt. Aber genau wie die geplante Unterstützung des Helms bei Project Cars oder der mögliche Ausbau der Tech-Demo DriveClub VR zu einem vollwertigen Ableger dürfte das Rasen in der virtuellen Realität die Immersion im Cockpit spürbar verstärken und ggf. sogar dazu beitragen, Bremspunkte und Abstände im 3D-Umfeld besser abschätzen zu können.

Until Dawn: Rush of Blood

Mehr eine Geisterbahn auf Schienen als echten Survival Horror warten im VR-Ableger von Until Dawn.
Schon bei Until Dawn bewies Supermassive Games, dass man guten und unterhaltsamen Horror inszenieren kann. Über den VR-Ableger Rush of Blood ist bisher nur bekannt, dass es sich um ein vollwertiges Spiel handeln wird, das inhaltlich an eine Geisterbahn angelegt ist und daher den Weg von Lightgun-Spielen wie Deadspace: Extraction oder Resident Evil: The Umbrella Chronicles einschlagen soll. Darüber hinaus arbeitet das Studio an einem weiteren VR-Spiel, dessen Szenario sich ähnlich liest wie Robinson: The Journey: Jurassic Encounter ist aktuell zwar nur eine Tech-Demo, aber versetzt den Spieler ebenfalls in eine prähistorisches Welt voller Gefahren.

The London Heist

Bei Verhören kann es schon mal ungemütlich werden bei The London Heist.
Bisher präsentierte Sony lediglich einzelne Kapitel aus The London Heist, die von einem Schusswechsel hin zu einer intensiven Verhörszene reichten. Genau wie viele andere Präsentationen vermittelte man auch hier den Eindruck, als wolle man nur mit Tech-Demos zeigen, was mit VR auch bei traditionellen Ansätzen alles möglich sein kann. Ob es am Ende zu einem vollwertigen Spiel reifen kann, wird sich zeigen. Zuletzt gab es Hinweise, dass Sony London das Konzept als Fortsetzung zum PS2-Titel The Getaway zu einem zusammenhängenden Railshooter ausbauen könnte.(Update 16.03.2016: Mittlerweile ist bekannt, dass London Heist ein Teil der Techdemo-Spielesammlung PlayStation VR Worlds sein wird)

Eagle Flight

Nur Fliegen ist schöner? Abwarten...
In der Rolle eines Adlers fliegt man über und durch das Paris - 50 Jahre, nachdem Menschen die französische Hauptstadt verlassen und wieder der Natur überlassen haben. Trotzdem dürfte man bei Erkundungsflügen noch die eine oder andere Sehenswürdigkeit wiedererkennen. Mit bis zu sechs Spielern liefert man sich in Mehrspieler-Modi außerdem tierische Dogfights. Spannend dürfte sein, wie gut Ubisofts VR-Kontrolltechnologie auf Dauer funktioniert und ob man längere Ausflüge tatsächlich ohne Übelkeit überstehen kann, denn gesteuert wird der Adler mit Kopfbewegungen. Neben PlayStation VR werden auch HTC Vive und Oculus Rift mit Eagle Flight versorgt.

Rez Infinite

Der Dreamcast-Klassiker wird für VR wiederbelebt - und könnte ein Vorzeige-Titel für die neue Technologie werden.
Eigentlich ist Rez Infinite nur eine erweiterte Umsetzung des Dreamcast-Originals von 2001. Und eigentlich ist VR nur als Option angedacht, denn auch ohne das Headset wird man an der PS4 loslegen dürfen. Aber Vieles deutet darauf hin, dass der bizarre Techno-Trip erst in der virtuellen Realität seine komplette Faszination entfachen wird. Deshalb könnte der Klassiker zu einem der Vorzeige-Erlebnisse für PlayStation VR werden, wenn Spieler komplett in der Welt voller elektronischer Beats und minimalistisch-stylischen Kulissen versinken – im Idealfall in einem VR-Anzug, in dem man die Musik sogar spüren kann.

 
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