Resogun28.11.2013, Jörg Luibl
Resogun

Im Test:

SuperStardust, Dead Nation, Outland – die Finnen von Housemarque sind eine feste Größe, wenn es um kleine kreative Spiele geht. Sie haben einige meiner Lieblingstitel für das PlayStation Network entwickelt. Vor allem SuperStardust hat mit seinen Planeten, Lasern und Explosionen tiefe Spuren der Faszination hinterlassen. Kein Wunder, dass ich mich auf dieses neue Shoot’em Up gefreut habe. Und wisst ihr was? Es ist das erste Spiel, das die PlayStation 4 exklusiv rockt!

Mensch, wo bist du?

Da ertönt wieder der Alarm aus dem Lautsprecher des Dualshock: Die Keeper kommen! Okay, jetzt alles richtig machen. Diese elenden Menschenjäger stürzen da hinten wieder mit ihren Untertassen vom Himmel, erkennbar am giftgrünen Leuchten um sie herum. Aber ich bin nach einem kurzen Boost rechtzeitig da mit meinem Raumschiff: Jetzt halte ich meine Laser voll rein, brutzle einen nach dem anderen weg und als der letzte Jäger zerbirst, bekomme ich die Belohnung…oder anders: Als der letzte Jäger zerbirst, jagt ein hellgrüner Schweif zu einem der zehn Käfige und befreit einen humanoiden Artgenossen. Hurra!

Grund zur Freude besteht allerdings noch nicht, denn ich muss diesen Menschen erstmal finden, einsacken und in eine Rettungskapsel befördern – meist latschen sie nämlich wie hilflose Hühner herum, obwohl ein Blitzgewitter um sie tobt. Wo war der Mensch jetzt? Wohin verschwand der grüne Schweif nochmal? Aber Vorsicht: Die Rettung läuft hier nicht so gemütlich wie in Gravity Crash, wo ich behutsam neben den Gestrandeten landen und schön warten muss, bis sie einsteigen.

Nein, nein, hier muss ich sie in vollem Tempo aufnehmen sowie unter Dauerbeschuss ans Ziel befördern, während ich wilden Verfolgern

Drei Raumschiffe stehen zur Verfügung, die sich angenehm unterscheiden.
Drei Raumschiffe stehen zur Verfügung, die sich angenehm unterscheiden. Falls ihr PlayStation Plus habt, ist Resogun übrigens kostenlos.
ausweiche. Was heißt befördern? Meist knalle ich sie wie einen Dunk in die Station. Also raus den Boost! Der hat übrigens einen Kniff, der die eigene Waghalsigkeit so richtig reizt: Fliegt man durch Feinde, ist man bei aktiviertem Boos unverwundbar. Und in dem Moment, wo man anhält bzw. den Boost loslässt, sorgt man nochmal für eine Explosion. Aber wie lange darf man sich das erlauben? Ein Tanz auf einem Drahtseil vor neonglühender Kulisse.

Raus, raus, raus!

Hat man einen Menschen am Haken, kann aber auch der gut getimte Rauswurf sein Leben retten: Schafft man es nicht zu den Rettungskapseln, kann man ihn aus der Distanz ins Ziel werfen – eine coole Idee, die dem alten Prinzip des Shoot’em Ups frischen Wind verleiht. Man kann sich die Menschen sogar mit einem Laser vorlegen oder anheben. Wohlgemerkt: kann. Schafft man es nicht, sind sie ratzfatz von all den Jägern, Bombern und Drohnen erlegt. Und dann bekommt man natürlich keinen Bonus für die Rettung wie ein Waffen-Upgrade, eine Smartbomb, ein Extraleben oder ähnlichen Luxus, der in der knallharten Welt von Resogun unheimlich rar gesät ist.

Die ist übrigens nicht rund in Planetenform, sondern kreisförmig wie eine Kuchenform angelegt: Man fliegt im Stile von Defender frei von links nach rechts und kann nicht in alle Richtungen ballern, sondern mit dem rechten Stick nur seitwärts. Wer jetzt denkt, dass das dann halb so wild ist, der hat sich noch nicht in die Voxelkaskaden gestürzt, die sich um einen ergießen, wenn grellbunte Aliens in Bildschirm füllenden Formationen heran rauschen; die treibenden Beats stammen übrigens von Ari Pulkkinen, der fast alles für Housemarque komponiert hat.

Supervoxelnova

Wer den Boost clever einsetzt, kann gefahrlose durch Feinde jagen und am Ende eine Druckwelle ablassen.
Wer den Boost clever einsetzt, kann gefahrlose durch Feinde jagen und am Ende eine Druckwelle ablassen.
Aber die Masse an Feinden ist auch wichtig für den Multiplikator, denn er ist der heilige Gral der Highscore: Immer wenn welche zerstört werden, sorgen die danach aufgesaugten grünen Teilchen für einen Anstieg, der übrigens auch Menschenleben retten kann - die sterben plötzlich, wenn der Multiplikator zu klein ist! Je mehr Feinde man in kürzerer Zeit ins Jenseits ballert, ohne Pause, desto besser. Und glaubt mir: Man kann hier sehr viele Aliens in sehr kurzer Zeit ins Jenseits befördern. Vor allem, wenn man die Übersteuerung zündet. Das ist quasi eine Superwaffe, die aus den eigenen Schüssen bei aktivierter Zeitlupe mächtig breite Strahler macht, die alles im Umkreis vernichten, so dass nur noch eine gleißende Supernova übrig bleibt. Bullet Hell? Oh ja, es knistert und brutzelt über den ganzen Bildschirm.

Auch das Artdesign kann sich sehen lassen, denn es inszeniert das grelle Leuchten alter Spielhallen-Action. Die fünf Welten namens Acis, Ceres, Decima,  Febris und Mefitis unterscheiden sich allerdings nicht so stark voneinander wie die Planeten in SuperStardust. Trotzdem sorgen die futuristische Neoneleganz und die zwischen Skylines und Festungen wechselnden Hintergründe für eine mal funkelnde, mal in Farben schillernde, ständig wabernde und knisternde Kulisse. Bei den Aliens gibt es neben klassischen Untertassen auch an Meerestiere erinnernde Wesen, aber unterm Strich auch etwas wenig Abwechslung. Bei den Bossen, die nach jeder der drei Phasen eines Levels auftauchen, hätte ich mir ebenfalls etwas mehr Variation gewünscht. Sie sind groß, mächtig, aber meist wie amorphe Kugeln oder Quader designt.

Ferox, Nemesis oder Phobos?

Nur wer Menschen rettet, bekommt u.a. bessere Waffensysteme.
Wer Menschen rettet, bekommt u.a. Schilde und starke Extrawaffen.
Ihr könnt euch in vier Schwierigkeitsgraden für den fortlaufenden Arcade-Modus, freigespielte Einzelabschnitte oder den Online-Koop entscheiden, um Menschen zu retten und Highscores zu knacken – die Weltranglisten solltet ihr euch lieber nicht ansehen. Es gibt übrigens ein Wesen namens JoeFenix, das 733.384.874 Punkte  erreicht und damit den fünften Schwierigkeitsgrad „Hero“ freigeschaltet hat. Man sollte es neurobiologisch untersuchen – falls es kein Koreaner ist.

Drei Raumschiffe stehen zur Wahl, die sich äußerlich sowie hinsichtlich der Fähigkeiten sowie initialen Waffensysteme angenehm unterscheiden. Ferox ist der Allrounder, der für Boost, Übersteuerung und Wendigkeit jeweils gleiche Werte besitzt. Nemesis ist der flinkere Gleiter, der dafür nicht so stark aus den Spezialrohren feuert. Und Phobos ist zwar der träge, aber dafür mächtige Brummer.

Fazit

Wenn man mit einem wölfischen Grinsen vor der PlayStation 4 hockt, obwohl man gerade wieder in tausend Stücke geschossen wurde, dann macht ein Spiel sehr viel richtig. Resogun ist nicht nur so schnell, elegant und explosiv wie man als Shoot’em Up sein muss, es ist innerhalb seines Genres auch ein kreatives Kleinod: Das hitzige Ballern und Ausweichen ist nur eine Seite der Hand-Auge-Medaille, denn auf der anderen muss man noch den Boost, die Übersteuerung und den lukrativen Menschenwurf einsetzen. Den Multiplikator nicht vergessen! Alles notiert? Dann raus! Wenn ihr Arcade-Flair wie in alten Spielhallenzeiten und Bullet Hell moderner Prägung sucht, werdet ihr hier sehr lange grinsen. Freut euch auf diese zigtausend Würfelkaskaden, die sich in 1080p über den Bildschirm gießen!

Pro

Arcade-Spaß pur
kreatives Menschenretten
sehr gutes Multiplikatorsystem
fulminante Explosionskaskaden
drei Schwierigkeitsgrade
Raumschiffe unterscheiden sich
Online-Koop & Ranglisten

Kontra

nur fünf sehr ähnliche Welten
Artdesign fehlt es an Abwechslung
Bosse könnten spektakulärer sein
kein Offline-Koop

Wertung

PlayStation4

Resogun ist so schnell, elegant und explosiv wie man als Shoot'em Up sein muss. Alte Defenderschule trift auf Bullet Hell.

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