Im Test: Es gibt kein Entkommen
Worte sind überflüssig
Eigentlich muss man zur Disgaea-Serie kaum noch Worte verlieren. In eine ähnliche Kerbe schlagend wie Ogre Battle, Final Fantasy Tactics oder Fire Emblem, hat das rundenbasierte Taktieren mit seiner PS2-Premiere im Jahr 2003 viele Rollenspiel-Strategen für sich begeistern können. Gründe dafür gab es einige, u.a. eine herrlich überzogene Story um Kämpfe von so genannten "Overlords" um die Vorherrschaft in der "Netherworld". Doch vielmehr begeistern konnte das Kampfsystem mit seinen vielschichtigen Mechaniken, die in den Fortsetzungen kontinuierlich ausgebaut wurden, so dass man sich wortwörtlich hunderte von Stunden um die Ohren schlagen konnte, wenn man alles ausreizen wollte.
Erzählerisch banal
Leider kann man das für die Geschichte nicht sagen. Zwar werden wieder interessante Figuren aufgeboten, doch die Dynamik, die Prinz Laharl und seine (ihm eigentlich nach dem Leben trachtende) Vasallin Edna zusammen mit der Engelsanwärterin Flonne im allerersten Teil erreicht haben, wird hier nicht einmal ansatzweise aufgebaut. Der geheimnisvolle Dämon Kilia und die Oberdämonin Seraphina, die einem weiteren bösen Overlord an den Kragen wollen, harmonieren zwar gut miteinander. Doch die Geschichte ist weder so zynisch wie man es von älteren Teilen kennt noch gibt es so clevere Gags, an die man sich im Laufe der letzten zwölf Jahre gewöhnt hat. Sie ist im Rahmen der häufig ernsten Taktik-Rollenspiele immer noch unterhaltsam, ist aber gemessen an den serieneigenen Standards mau.
Spielsysteme bis zum Abwinken
Natürlich muss man nicht alle zur Verfügung stehenden Systeme verinnerlichen oder nutzen. Doch je mehr man sie verwendet und durchschaut, wie sie einem helfen können, umso mehr Zeit verbringt man mit diesem rundentaktischen Schwergewicht. Zumal auch Veteranen sich über kleine Veränderungen und Optimierungen vieler dieser Systeme freuen können. Die Gegenstandswelt z.B., in der man gezielt versuchen kann, die von den Figuren getragene Ausrüstung unabhängig vom Charakter zu verbessern, bietet nicht nur mehr Optionen, sondern auch zufällige Ereignisse. Die Erstellung neuer Kämpfer ist umfangreicher denn je und profitiert von zahlreichen frische Klassen. Die Chara World, das Gegenstück zur Gegenstandswelt, mit dem man versuchen kann, einzelne Figuren abseits der Schlachten zu verbessern, wurde im Vergleich zu Disgaea 4 ebenfalls überarbeitet und erinnert mittlerweile an eine Mischung aus Mario Party und dem Sphärenbrett aus Final Fantasy 10.
Neues und Altes
Das Magichange-System, mit dem man Monster vorübergehend in eine Waffe umwandeln kann, die von humanoiden Figuren genutzt werden kann, kehrt nach seiner Disgaea-D2-Auszeit leicht überarbeitet zurück. Natürlich bekommt man nach den Schlachten immer noch Belohnungen, die proportional zur Effektivät bzw. dem ausgeteilten Schaden besser werden. Man kann nach wie vor Fähigkeiten nicht nur lernen, sondern auch kaufen oder über zufällig verteilte Schriftrollen lernen. Ebenfalls sehr interessant ist das "Squad"-System, das als Evolution des Club-System aus Teil 3 gesehen werden kann. Im Laufe der Kampagne werden zunehmend mehr Spezialtrupps ("Squads") freigeschaltet, auf die man seine
Natürlich hinterlässt die PS4-Premiere einen technischen besseren Eindruck als alle Vorgänger zusammengenommen. Die Ladezeiten sind angenehm, die Farben leuchten, die Sprites fransen nicht mehr an den Rändern aus, die Spezialeffekte bei Kombo- oder Spezialattacken sind aufwändig wie nie zuvor. Nur: Das hätte man mit viel gutem Willen auch aus einer PS2 und ohne Probleme aus einer PS3 herausholen können. Es bleibt, wie es war: Wer Disgaea spielt, macht dies nicht wegen des Grafikpomps und Polygon-Protzerei, sondern wegen der enormen Möglichkeiten, die man in allen mechanischen Belangen zur Verfügung hat. Übrigens auch im umfangreichen Editor, mit dem man eigene Karten anfertigen und der Community als Herausforderung zur Verfügung stellen darf.
Fazit
Wie seine Vorgänger ist Disgaea 5 ein Zeit fressendes Monster, ein Taktikrollenspiel-Schwergewicht. Noch mehr Spielsysteme und Mechaniken als je zuvor, die alle irgendwie miteinander verbunden sind und sich mitunter bedingen, machen den Einstieg trotz verbesserter Tutorials nicht leicht. Und wer mit dem knallbunten Artdesign oder dem überzogenen Humor in der für Serienverhältnisse eher unspektakulären Geschichte nichts anfangen kann, wird sich auch dieses Mal nicht für die Querelen in der Netherworld erwärmen können. Ganz zu schweigen von der Kulisse, die zur PS4-Premiere endlich annähernd PlayStation-3-Niveau erreicht. Doch was hier unter den sich hässlich kräuselnden Wellen schlummert, ist ein mutierter Riesenkrake, bei dem jeder Arm eine neue Mechanik versteckt, die einen umschlingt und tiefer und tiefer in den Motivationsstrudel zieht. Stunde um Stunde vergeht wie im Flug und tiefe Augenringe zeigen, dass man sich wieder einmal die Nacht um die Ohren geschlagen hat, um sein Team zu optimieren. Denn Gelegenheit dazu gibt es genug. Für mich ist Disgaea 5 der ungekrönte König der strategisch angehauchten Rollenspiele, die seinerzeit auf Konsolen mit Fire Emblem, Ogre Battle oder Final Fantasy Tactics ihren Anfang nahmen.
Pro
Kontra
Wertung
PlayStation4
Altbackene Kulisse hin, für Serienverhältnisse schwache Story her: Disgaea 5 ist ein Schwergewicht der Taktik-Rollenspiele, das einen monatelang beschäftigen kann.
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