Atelier Sophie: The Alchemist of the Mysterious Book10.06.2016, Jens Bischoff

Im Test: Ungewöhnliche Buchfreundschaft

Mit Atelier Sophie: The Alchemist of the Mysterious Book (ab 34,45€ bei kaufen) geht Gusts Alchemistensaga bereits in die 17. Runde und stattet dabei erstmals auch der PlayStation 4 einen Besuch ab. Wie gut die PS4-Premiere des Anime-Rollenspiels gelungen ist, verrät der Test.

Schmöker mit Gedächtnisschwund

Als Spieler übernimmt man dieses Mal die Rolle der jungen Sophie Neuenmuller aus Kirchen Bell, die ihr alchemistisches Talent von ihrer verstorbenen Großmutter geerbt hat, aber noch ganz am Anfang ihrer Karriere steht. Eines Tages fällt ihr allerdings ein Buch ihrer Oma in die Hände, das ihr Leben schlagartig verändert.

Sophie Neuenmullers Alchemiekarriere startet im beschaulichen Örtchen Kirchen Bell.
Denn das Buch kann sprechen und weiß von einem legendären Alchemistenkessel, der Sophie helfen soll eine wahre Meisterin ihres Fachs zu werden.

Allerdings leidet das Buch unter akuter Amnesie, kann sich gerade noch daran erinnern, Plachta zu heißen und von dem geheimnisvollen Kessel gehört zu haben. Als Sophie ein neues Rezept in Plachtas Seiten kritzelt, kommen jedoch weitere Erinnerungen zurück und die beiden beschließen, so viele Rezepte wie möglich zu sammeln, um sowohl dem begehrten Kessel als auch Plachtas rätselhafter Vergangenheit auf die Spur zu kommen.

Zug um Zug

Im Verlauf ihrer Nachforschungen bekommt Sophie Unterstützung von Freunden und anderen Weggefährten, die sie auf den gefährlichen Expeditionen nach neuen Zutaten und Rezepten, die in der Regel an bestimmte Ereignisse oder Errungenschaften geknüpft sind, begleiten. Bis zu drei Bodyguards stehen der jungen Alchemistin außerhalb der Stadt zur Seite, wenn es zu Konfrontationen mit Monstern kommt.

Neben der Vergabe individueller Kampfkommandos kann man in den rundenbasierten Auseinandersetzungen auch jederzeit zwischen Offensiv- und Defensivhaltung wechseln.
Die Kämpfe laufen wie gewohnt in klassischer Rundenmanier ab. Eine dynamische Zugfolgenanzeige hilft abzuschätzen, welche Aktionen wann ausgeführt werden, um taktische Planungen anzustellen.

Zudem kann neuerdings jeder Kampfteilnehmer bei Aktionsvergabe zwischen offensiver und defensiver Grundhaltung wechseln, um je nach Höhe der angesammelten Spezialenergie und Teamverbundenheit entsprechend geartete Unterstützungsaktionen selbstständig auszuführen. Ansonsten kann man auch konventionell angreifen, sich verteidigen, individuelle Fertigkeiten und ausgerüstete Gegenstände einsetzen sowie nicht automatisch gelingende Fluchtversuche unternehmen.

Hässliches Entlein

Potentielle Gegner bewegen sich frei durch die auch auf der PS4 wenig anschaulichen, aber wenigstens ruckelfreien Spielumgebungen, während sich mit gut platzierten Stabattacken Startvorteile im anschließenden Kampf sichern lassen. Während manche Schauplätze aus mehreren, eher kompakten Arealen bestehen, erfolgen generelle Ortswechsel wie gewohnt über eine mit immer mehr Reisezielen versehene Weltkarte im Spielbrettstil.

Trotz Tageszeiten- und Wetterwechsel wirkt die PS4-Premiere der Serie grafisch altbacken.
Gelegentlich kann man aber auch hier auf Gegner, Bonusfunde und andere Überraschungen treffen.

Hinzu kommt, dass Wetter und Tageszeit mehr Einfluss auf das Spielgeschehen haben. So bestimmen sie nicht nur Leben und Rhythmus der Dorfbewohner, sondern auch welche Zutaten man findet und welchen Kreaturen man begegnet. Einem generellen Zeitdruck unterliegt man aber wie schon bei Atelier Shallie nicht mehr, begrenzten Stauraum im Reiserucksack, dessen Kapazität sich wieder schrittweise ausbauen lässt, hingegen schon.

Motivierende Bastelstunde

Wer zu lange ohne Verschnaufpause in der Wildnis unterwegs ist, riskiert körperliche Ermüdungserscheinungen, die sich vor allem negativ auf die Kampfkraft auswirken. Wer Probleme hat, kann aber auch jederzeit auf einen anderen der vier verfügbaren Schwierigkeitsgrade wechseln.

Das überarbeitete Crafting-System zum Synthetisieren neuer Gegenstände und Ausrüstung bietet neben der Nutzung verschiedener Kessel auch Tetris-ähnliche Puzzle-Elemente.
Auch bei der leider recht spärlich vorhandenen Sprachausgabe hat man freie Wahl zwischen japanischem Originalton und englischer Synchronisation. Deutsch gibt’s aber auch auf der PS4 nicht einmal als Untertitel.

Die alchemistische Synthese von Objekten wurde hingegen kräftig überarbeitet. Vor allem das neue Platzieren und Manipulieren von Tetris-ähnlich geformten Zutaten auf elementaren Bonusrastern, die von der Wahl verschiedener Kessel beeinflusst werden, sorgt für frischen Wind. Die Crafting-Möglichkeiten sind jedenfalls sehr vielschichtig und Umfassen auch das Anfertigen neuer Ausrüstung und Hilfsmittel. Zudem können mit Hilfe anderer Dorfbewohner Gegenstände dupliziert, Ausrüstung verstärkt, Geschenke ausgetauscht, neue Erscheinungsformen für Plachta fabriziert werden und vieles mehr.

Fazit

Technisch hat sich Gust für die PS4-Premiere seiner Alchemistensaga nicht sonderlich ins Zeug gelegt. Die Kulissen wirken trostlos, die Animationen hölzern, die Effekte antiquiert wie eh und je. Selbst die noch recht ansehnlichen Charaktere haben ihre besten Tage inzwischen längst hinter sich. Und auch wenn man's mittlerweile gewohnt ist: Eine packende Story sucht man auch auf der PlayStation 4 ebenso vergeblich wie eine deutsche Lokalisierung. Spielerisch wird zwar ebenfalls Altbewährtes geboten, aber da ist das Fundament zum einen wesentlich solider und zum anderen mit einigen durchaus sinnvollen Änderungen und Ergänzungen behaftet. So wirken sich Tageszeit und Wetter neuerdings stärker aufs Spielgeschehen aus, während man bei Kampf und Crafting neue Einflussmöglichkeiten genießt. Auf künstliche Zeitlimits wurde wie schon bei Atelier Shallie gänzlich verzichtet, so dass es sich angenehm entspannt sammeln und experimentieren lässt. Für mehr als gerade noch befriedigende Rollenspielkost ist das aber zu wenig.

Pro

entspanntes Sammeln & Craften
neue Wetter- & Tageszeiteneinflüsse
taktische Rundenkämpfe

Kontra

maue Story
schwache Technik
nicht lokalisiert

Wertung

PlayStation4

Solide, aber altbackene PS4-Premiere von Gusts Alchemisten-Saga.

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