Im Test: Ungewöhnliche Buchfreundschaft
Schmöker mit Gedächtnisschwund
Als Spieler übernimmt man dieses Mal die Rolle der jungen Sophie Neuenmuller aus Kirchen Bell, die ihr alchemistisches Talent von ihrer verstorbenen Großmutter geerbt hat, aber noch ganz am Anfang ihrer Karriere steht. Eines Tages fällt ihr allerdings ein Buch ihrer Oma in die Hände, das ihr Leben schlagartig verändert.
Allerdings leidet das Buch unter akuter Amnesie, kann sich gerade noch daran erinnern, Plachta zu heißen und von dem geheimnisvollen Kessel gehört zu haben. Als Sophie ein neues Rezept in Plachtas Seiten kritzelt, kommen jedoch weitere Erinnerungen zurück und die beiden beschließen, so viele Rezepte wie möglich zu sammeln, um sowohl dem begehrten Kessel als auch Plachtas rätselhafter Vergangenheit auf die Spur zu kommen.
Zug um Zug
Im Verlauf ihrer Nachforschungen bekommt Sophie Unterstützung von Freunden und anderen Weggefährten, die sie auf den gefährlichen Expeditionen nach neuen Zutaten und Rezepten, die in der Regel an bestimmte Ereignisse oder Errungenschaften geknüpft sind, begleiten. Bis zu drei Bodyguards stehen der jungen Alchemistin außerhalb der Stadt zur Seite, wenn es zu Konfrontationen mit Monstern kommt.
Zudem kann neuerdings jeder Kampfteilnehmer bei Aktionsvergabe zwischen offensiver und defensiver Grundhaltung wechseln, um je nach Höhe der angesammelten Spezialenergie und Teamverbundenheit entsprechend geartete Unterstützungsaktionen selbstständig auszuführen. Ansonsten kann man auch konventionell angreifen, sich verteidigen, individuelle Fertigkeiten und ausgerüstete Gegenstände einsetzen sowie nicht automatisch gelingende Fluchtversuche unternehmen.
Hässliches Entlein
Potentielle Gegner bewegen sich frei durch die auch auf der PS4 wenig anschaulichen, aber wenigstens ruckelfreien Spielumgebungen, während sich mit gut platzierten Stabattacken Startvorteile im anschließenden Kampf sichern lassen. Während manche Schauplätze aus mehreren, eher kompakten Arealen bestehen, erfolgen generelle Ortswechsel wie gewohnt über eine mit immer mehr Reisezielen versehene Weltkarte im Spielbrettstil.
Hinzu kommt, dass Wetter und Tageszeit mehr Einfluss auf das Spielgeschehen haben. So bestimmen sie nicht nur Leben und Rhythmus der Dorfbewohner, sondern auch welche Zutaten man findet und welchen Kreaturen man begegnet. Einem generellen Zeitdruck unterliegt man aber wie schon bei Atelier Shallie nicht mehr, begrenzten Stauraum im Reiserucksack, dessen Kapazität sich wieder schrittweise ausbauen lässt, hingegen schon.
Motivierende Bastelstunde
Wer zu lange ohne Verschnaufpause in der Wildnis unterwegs ist, riskiert körperliche Ermüdungserscheinungen, die sich vor allem negativ auf die Kampfkraft auswirken. Wer Probleme hat, kann aber auch jederzeit auf einen anderen der vier verfügbaren Schwierigkeitsgrade wechseln.
Die alchemistische Synthese von Objekten wurde hingegen kräftig überarbeitet. Vor allem das neue Platzieren und Manipulieren von Tetris-ähnlich geformten Zutaten auf elementaren Bonusrastern, die von der Wahl verschiedener Kessel beeinflusst werden, sorgt für frischen Wind. Die Crafting-Möglichkeiten sind jedenfalls sehr vielschichtig und Umfassen auch das Anfertigen neuer Ausrüstung und Hilfsmittel. Zudem können mit Hilfe anderer Dorfbewohner Gegenstände dupliziert, Ausrüstung verstärkt, Geschenke ausgetauscht, neue Erscheinungsformen für Plachta fabriziert werden und vieles mehr.
Fazit
Technisch hat sich Gust für die PS4-Premiere seiner Alchemistensaga nicht sonderlich ins Zeug gelegt. Die Kulissen wirken trostlos, die Animationen hölzern, die Effekte antiquiert wie eh und je. Selbst die noch recht ansehnlichen Charaktere haben ihre besten Tage inzwischen längst hinter sich. Und auch wenn man's mittlerweile gewohnt ist: Eine packende Story sucht man auch auf der PlayStation 4 ebenso vergeblich wie eine deutsche Lokalisierung. Spielerisch wird zwar ebenfalls Altbewährtes geboten, aber da ist das Fundament zum einen wesentlich solider und zum anderen mit einigen durchaus sinnvollen Änderungen und Ergänzungen behaftet. So wirken sich Tageszeit und Wetter neuerdings stärker aufs Spielgeschehen aus, während man bei Kampf und Crafting neue Einflussmöglichkeiten genießt. Auf künstliche Zeitlimits wurde wie schon bei Atelier Shallie gänzlich verzichtet, so dass es sich angenehm entspannt sammeln und experimentieren lässt. Für mehr als gerade noch befriedigende Rollenspielkost ist das aber zu wenig.
Pro
Kontra
Wertung
PlayStation4
Solide, aber altbackene PS4-Premiere von Gusts Alchemisten-Saga.
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