A.O.T. Wings of Freedom26.08.2016, Jens Bischoff

Im Test: Kampf den Titanen

Mit A.O.T. Wings of Freedom (ab 34,97€ bei kaufen) entführen Omega Force und Koei Tecmo in die blutige Manga- und Anime-Welt von Attack on Titan, wo hinter riesigen Mauern lebende Menschen einen erbitterten Kampf gegen gefräßige Titanen führen. Wir haben uns an die Front begeben und den Menschen fressenden Riesen im Test auf den Zahn gefühlt.

Anime-Krieger gegen den Mauerfall

Inhaltlich deckt Wings of Freedom die wichtigsten Ereignisse der 25 Episoden langen ersten Staffel der Anime-Serie zum japanischen Manga Attack on Titan ab. So erlebt man in über 20 Einsätzen Schlüsselszenen und -kämpfe, die vom Abschluss des Trainingslagers bis hin zur Stellung des weiblichen Titanen an der Sina-Mauer reichen.

In der Welt von Attack on Titan leben die Menschen hinter riesigen Schutzwällen.
Insgesamt drei riesige Mauerwälle und Soldatenregimenter wurden zum Schutz der letzten Menschen vor den gefräßigen Riesen errichtet, die es immer wieder abzuwehren gilt.

Als Protagonist Eren Jäger lernt man vor allem den an vorderster Front agierenden Aufklärungstrupp und dessen Mitglieder kennen. Im Lauf der im Cel-Shading-Look inszenierten Geschichte schlüpft man aber auch immer wieder in die Rollen anderer Soldaten wie Erens Kameraden aus Kindheitstagen Mikasa Ackermann und Armin Arlert oder Spezialeinsatzführer Levi, die alle über individuelle Stärken und Talente verfügen. Insgesamt sind mit Eren, Mikasa, Armin, Levi, Jean, Connie, Sasha, Christa, Hanji und Erwin zehn spielbare Charaktere am Start.

Auf den Spuren von Spider-Man

Eine Besonderheit, die sämtliche Soldaten teilen, ist der Einsatz so genannter 3D-Manöver-Ausrüstung. Die besteht im Wesentlichen aus einer an der Hüfte getragenen, gasbetriebenen Apparatur zum Abfeuern und Einziehen von Stahldrähten, deren Ankerenden sich in Umgebungsobjekte und Gegner rammen lassen.

Im Trainingslager übt man den akrobatischen Luftkampf mit der gasbetriebenen 3D-Manöver-Ausrüstung noch an wehrlosen Holzattrappen.
Damit kann man sich nicht nur wie Spider-Man rasant durch die Lüfte schwingen, sondern auch direkt zu den Schwachstellen der Titanen katapultieren und sie mit wechselbaren Nahkampfklingen malträtieren.

Treffer an Knie und Ellenbogen führen oft sogar zum Verlust der angrenzenden Gliedmaßen. Die können sich mit der Zeit zwar wieder regenerieren, berauben den Gegner aber zumindest vorübergehend wichtiger Bewegungs- und Angriffsmöglichkeiten. Zudem lassen sich so auch immer wieder begehrte Materialien für das Entwickeln neuer Ausrüstung ergattern. Den Garaus machen kann man ihnen aber nur, wenn man ihren Nackenmuskel durchtrennt. Die Folgen sind nicht nur fatal, sondern in der Regel auch sehr blutig, was sich aber wie auch der Schwierigkeitsgrad in den Optionen ändern lässt.

Feuer frei!

Abgesehen von luftigen Klingenangriffen können auch eine Reihe von Granaten und Fallen gegen die in unterschiedlichen Größen und Abarten auftretenden Titanen eingesetzt werden. Je nach Schauplatz lassen sich oftmals sogar Kanonentürme bemannen und manuell bedienen. Wichtige Objekte wie Geschütze, Gegner, Verbündete, Nachschubdepots oder Hilfsobjekte werden dabei praktischerweise auf der eingeblendeten Karte vermerkt.

Der Aufklärungstrupp ist auch in den verwaisten Außenbezirken unterwegs.
Ziele von Haupt- und Nebenmissionen werden zudem meist mit farbigen Rauchsignalen markiert, damit man sie schon von Weitem ins Visier nehmen kann.

Hat man genug Kampfenergie gesammelt, kann man zudem ein spezielles Signal ausstoßen, dass zusätzliche Kräfte mobilisiert und vorübergehend den Verschleiß der Ausrüstung aufhebt. Da Gas- und Klingenvorräte begrenzt sind und immer wieder aufgestockt werden müssen, gilt es trotzdem immer wieder vorausschauend zu kämpfen. Wer sich wie in Dynasty  Warriors ein Pferd anschafft, kommt aber auch ohne Sprit und Ankerziele schnell von einem Punkt zum anderen. Die Vierbeiner laufen sogar brav nebenher und lassen sich selbst in vollen Galopp besteigen, so dass man sie weder rufen, noch lange auf sie warten muss.

Flexible Rückendeckung

Seinen bis zu vier direkt auf den Schlachtfeldern rekrutierbaren Team-Mitgliedern kann man ebenfalls Anweisungen erteilen, wenn auch nur sehr eingeschränkt. Wer über die Taktikgespür-Fähigkeit verfügt, kann aber auch direkte Angriffsorder auf bestimmte Gegner oder Körperstellen erteilen und so oft entscheidende Unterstützung erhalten. Wird man selbst Opfer eines Angriffs, hat man in der Regel kurz Zeit, um diesem in Zeitlupe auszuweichen - eine Lebensenergieleiste gibt es keine.

Der Nacken ist die Achillesferse eines jeden Titanen - wird der dort sitzende Muskel durchtrennt, sackt auch der größte Riese tot zu Boden.
Geht das wiederholt schief, verliert man seine Zeitlupenenergie und der nächste Kontakt endet tödlich, wonach man die aktuelle Mission von vorn oder vom letzten Kontrollpunkt aus wiederholen muss.

Neben dem story-basierten Angriffsmodus für Solisten gibt es auch einen separaten Expeditionsmodus mit freier Missionswahl für bis zu vier Spieler. Allerdings sind die kooperativen Teameinsätze lediglich online möglich, einen lokalen Splitscreen-Modus, um wie in anderen Titeln von Omega Force wenigstens zu zweit auf einer Konsole in die Schlacht ziehen zu können, gibt es leider nicht. Vielleicht ist das aber auch gar nicht so verkehrt, da die Übersicht schon bei ungeteilter Bildschirmnutzung oft zu wünschen übrig lässt - vor allem wenn man zu vielen Gegnern auf zu engem Raum begegnet.

Holprige Technik

Aber auch Kamerakapriolen, Zerstörungseffekte und Clipping-Gewitter sorgen immer wieder für eigentlich unnötiges Chaos. Zudem nagen maue Kulissen, Mager-Texturen, Ruckler und massive Pop-Ups an der Techniknote. Man merkt einfach, dass das Spiel auch mit PlayStation 3 und Vita im Hinterkopf entwickelt wurde. Akustisch sieht's hingegen wesentlich besser aus. Es erklingen sogar die Originalstimmen aus der Anime-Vorlage.

Die Cel-Shading-Charaktere gefallen, Kulissen und Technik sind aber eher mau.
Ohne Japanisch-Kenntnisse muss man sich allerdings auf die nur mäßig übersetzten deutschen Untertitel verlassen.

Gerade während hektischer Kampfsituationen hätte man sich aber wenigstens auch eine englische Tonspur als Alternative gewünscht, um nicht immer auf die Texteinblendungen linsen zu müssen. Bei den oft fließend in den Spielverlauf eingebetteten Story-Sequenzen, die neben all der Brachialgewalt durchaus auch mal leise und melancholische Töne anschlagen, sorgt der japanische Originalton hingegen für perfektes Anime-Flair.

Spürbare Abnutzungserscheinungen

Der Einsatz der immer gleichen Luftkampfmanöver nutzt sich trotz unterschiedlicher Charaktere und cooler Akrobatkeinlagen mit der Zeit zwar spürbar ab, die Hatz nach neuen Fähigkeiten und immer besserer Ausrüstung hält aber dennoch bei Laune. Vor allem das Beschaffen seltener Materialien für Ausrüstungs-Upgrades spornt immer wieder an.

Wie in der Manga- bzw. Anime-Vorlage kommt es auch zu Kämpfen zwischen Titanen - warum, wollen wir Neueinsteigern aber natürlich nicht verraten...
Obendrein kann man Beute und Lohn auch in Schnickschnack wie aufstellbare Titanenstatuen investieren oder zwischen verschiedenen Outfits wechseln.

Später kann man mit dem Erfüllen persönlicher Anfragen sogar spezielle Events und Einsätze freischalten sowie immer lukrativere Erkundungs- und Expeditionsmissionen absolvieren. Story-Einsätze sind ebenfalls wiederholbar, auch wenn am Ende fast alle Missionen typischen Jagd- und Schutzschemata folgen. Nebenbei werden auch regelmäßig neue Galerieinhalte wie Hintergrundinformationen, Filmsequenzen oder Musikstücke hinzugefügt, die man sich jederzeit zu Gemüte führen kann. Und dann kann man ja auch noch selbst als Titan kämpfen und Widersachern auf Augenhöhe begegnen oder ganze Stadtteile in Schutt und Asche verwandeln.

Fazit

Mit A.O.T. Wings of Freedom servieren die Dynasty-Warriors-Macher eine durchaus schmackhafte Versoftung der japanischen Manga- bzw. Anime-Serie Attack on Titan - inklusive Originalsprechern. Zwar wird das akrobatische Luftkampfgemetzel mit der Zeit trotz individueller Charaktertalente und aufrüstbarer Ausrüstung etwas eintönig, aber während der über 20 Einsätze der Kampagne wird man insgesamt ordentlich unterhalten und im Koop-Modus machen auch die ansonsten eher drögen Zusatz- und Wiederholungsmissionen Laune. Allerdings bleiben die Teameinsätze auf Online-Partnerschaften beschränkt, einen lokalen Splitscreen-Modus gibt es leider nicht. Ebenso wenig wie eine englische oder deutsche Tonspur, um ohne Japanisch-Kenntnisse wenigstens mitten im Kampf nicht auf die Texteinblendungen schielen zu müssen. Auch bei der technischen Umsetzung hat man sich nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Für Fans der Serie dürfte sich der oft unnötig chaotische Fronteinsatz gegen die gefräßigen Titanen aber trotzdem lohnen.

Pro

gelungenes Anime-Flair
originelle Luftkampfakrobatik
individuelle Kampftalente
spannende Team-Action

Kontra

mäßige Technik
auf Dauer eintöniger Spielverlauf
kein Splitscreen-Koop
lediglich japanische Sprachausgabe

Wertung

PlayStation4

Anime-Gemetzel mit origineller, aber auf Dauer etwas eintöniger und technisch durchwachsener Luftkampfakrobatik.

0
Kommentare

Du musst mit einem 4Players-Account angemeldet sein, um an der Diskussion teilzunehmen.

Es gibt noch keine Beiträge. Erstelle den ersten Beitrag und hole Dir einen 4Players Erfolg.