Digimon Story: Cyber Sleuth - Hacker's Memory19.01.2018, Jens Bischoff

Im Test: Rückkehr nach Eden

Mit Hacker's Memory haben Media.Vision und Bandai Namco Entertainment die Fortsetzung von Digimon Story: Cyber Sleuth jetzt auch in Europa veröffentlicht. Was Fans der digitalen Sammelmonster auf der PlayStation 4 erwartet, verrät der Test.

Jagd auf Datenräuber

In Hacker's Memory, dem bereits sechsten Spiel der Digimon-Story-Reihe, schlüpft man in die Rolle eines Users, der Opfer eines folgenschweren Datenraubs wurde. Zusammen mit der auf solche Delikte spezialisierten Hackergruppe Hudie und einem mysteriösen Unbekannten versucht man, die Diebe ausfindig zu machen und seine digitalen Besitztümer zurückzuerlangen.

Die Gestaltung der Tokioter Stadteile und Einrichtungen wirkt sehr authentisch.

Dazu begibt man sich in die Abgründe des Cyberspace (Eden), wo man mithilfe kampferprobter Digimon vor allem im Hackerhort Kowloon auf Spurensuche geht.

Da Hudie häufig für Zaxon arbeitet, treffen Cyber-Sleuth-Veteranen auch auf ein paar vertraute Gesichter wie Fei, Yuugo, Arata oder Kyoko. Zudem gibt es Boni für einen Speicherdatenimport. Trotz spielerischer und inhaltlicher Verbindungen sind aber keine Vorkenntnisse vonnöten, um die knapp 20 Kapitel umspannende Hauptgeschichte zu verstehen. Vieles wird zudem in Dialogen rekapituliert oder auf Wunsch erklärt, um Neueinsteiger nicht im Regen stehen zu lassen. Dieses Mal darf man sich sogar über deutsche Bildschirmtexte und Untertitel freuen. Sprachausgabe gibt’s aber nach wie vor nur auf Japanisch - und auch das nicht durchgehend.

Auf den Mund gefallen

Außerdem bleibt der frei benennbare Protagonist das ganze Spiel über nahezu gänzlich stumm. Auch textlich tritt er abgesehen von Wahlmöglichkeiten bei Gesprächen und Kurznachrichten kaum in Erscheinung, wodurch er in der Gruppe oft wie ein Sonderling oder gar Fremdkörper wirkt. Dabei hat er im Intro ganz normal geredet...

Merkwürdiges Schweigen: Der frei benennbare Protagonist bleibt leider fast das ganze Spiel über stumm, obwohl er anfangs sogar als Erzähler in Erscheinung tritt...

Lobenswert sind hingegen die sehr authentisch gestalteten Tokioter Stadtteile, in denen man zwischen den Cyberspace-Ermittlungen unterwegs ist - sei es, um Nachforschungen zu betreiben, sich mit Freunden zu treffen oder begehrte Sammelmedaillen zu ergattern. Manchmal findet man sogar versteckte Text-, Ton- oder Videodateien, die intime Geheimnisse über bekannte Personen preisgeben.

Die meiste Zeit arbeitet man aber hinter der Fassade eines Internetcafés an der Aufklärung des eigenen sowie anderer an die Hackergruppe herangetragener Fälle, bei denen es nicht nur um Cyber-Kriminalität, sondern auch um Alltagssorgen, Beziehungsprobleme oder urbane Legenden geht. Am PC kann man eingehende Hilfsanfragen auswählen, den Cyberspace erkunden, im DigiMarkt auf Schnäppchenjagd gehen oder sich im DigiLab um seine Digimon kümmern. Hier gibt es Heil- und Kaufmöglichkeiten sowie virtuelle Inseln, auf denen man seine digitalen Begleiter besuchen, füttern und verschiedene Aufgaben erfüllen lassen kann.

Breites Spektrum

Zudem legt man fest, wer einen begleiten, wer als Reserve dienen oder wer sich wie verwandeln soll. Auch spezielle Dungeons zur Monsterhatz können hier freigeschaltet sowie Online-Kämpfe gegen andere Digimon-Spieler bestritten werden - spezielle Belohnungen sowie wechselnde Event- und Ranglistenkämpfe inklusive. Generell erhält man im Kampf mit anderen Digimon einen Teil ihrer Datensätze und sobald man hundert Prozent erreicht hat, kann man im DigiLab eine Kopie erstellen, sie trainieren und irgendwann in ein anderes, noch stärkeres Digimon verwandeln.

In den rundenbasierten Kämpfen gilt es Digimon-Typen und -attribute zu beachten.

Insgesamt sind 327 der digitalen Monster im Spiel enthalten, von denen man bis zu elf mit sich führen und bis zu drei auf einmal im Kampf einsetzen kann.

Die rundenbasierten Auseinandersetzungen werden meist zufällig initiiert, wobei sich die angezeigte Zugfolge je nach gewählter Aktion dynamisch ändert. Wer an der Reihe ist, kann sein Digimon angreifen, blocken, Fertigkeiten oder Items nutzen, auswechseln oder zur Flucht rufen lassen. Die grafische Inszenierung ist ordentlich, aber weitestgehend unspektakulär, während die musikalische Untermalung teils stark nach DanganRonpa klingt, was angesichts der Kooperation mit Sound Prestige aber nicht verwundert. Neben der Zug- und Kombo-Planung gilt es auch Digimon-Typen und -attribute zu beachten, um wertvolle Angriffs- und Abwehrboni zu erhalten. Zudem sollte man freundschaftliche Bande pflegen, um häufiger in den Genuss verheerender Angriffsketten zu kommen.

Dynamische Wechselwirkungen

Die Häufigkeit der bei Bedarf auch automatisierbaren Zufallskämpfe selbst lässt sich je nach Gruppenzusammensetzung steigern, reduzieren oder auch ganz vermeiden. Je nachdem, wen man gerade im Schlepptau hat, ändern sich nämlich auch die Hacking-Optionen, mit denen man nicht nur Einfluss auf Kampfhäufigkeiten nehmen,

Im Cyberspace kann man teamabhängige Hacking-Fähigkeiten nutzen, um Weg versperrende Firewalls zu deaktivieren, Fallen zu enttarnen oder defekte Objekte wiederherzustellen.

sondern auch das eigene Bewegungstempo erhöhen, Weg versperrende Firewalls deaktivieren, Fallen enttarnen, defekte Objekte wiederherstellen kann und mehr. So dringt man immer tiefer in die verschiedenen Ebenen Edens vor, wo man auf neue Hinweise und Gefahren trifft.

Die weder kipp-, noch schwenkbare Kamera sowie die überhaupt nicht navigierbare Minimap lassen einen zwar oft unnötig umherirren, praktische Schnellreisepunkte und DigiLab-Zugänge stimmen aber wieder versöhnlich. Auch Spezialkämpfe wie die teambasierten Dominanzgefechte, bei denen man punkteträchtige Stellungen erobern und verteidigen muss, wissen zu gefallen. Zudem kann man jederzeit zwischen zwei Schwierigkeitsgraden wählen und den Spielstand sichern - wenn auch nur in drei Slots. Eine Cross-Save-Funktion zwischen PlayStation 4 und PlayStation Vita ist ebenfalls vorhanden. Und wer mit der Story durch ist, darf sich sogar über einen New-Game-Plus-Modus freuen.

Fazit

Schon seit über 20 Jahren machen die Digimon Nintendos Pokémon bereits Konkurrenz. So auch im jüngsten Spross der Digimon-Story-Reihe: Hacker's Memory. War man im Vorgänger noch im Cyberspace unterwegs, um ein wichtiges Heilmittel zu finden, ermittelt man dieses Mal als Teil einer Hackergruppe gegen schweren Datenklau und -missbrauch. Auch hier verschwimmen die Grenzen zwischen realer und digitaler Welt. Aber mithilfe der Digimon wagt man sich ins Abenteuer und nimmt es mit jedem Widersacher auf. Man erkundet sowohl ein authentisches Tokio als auch das digitale Eden-Netzwerk und stellt Ermittlungen an, während der man über 300 Digimon entdecken, rekrutieren, trainieren, modifizieren und verwandeln kann. Das Gruppenmanagement ist sehr vielseitig, die online auch gegen andere Spieler bestreitbaren Rundenkämpfe immer wieder spannend und die betreute Monsterentwicklung unglaublich motivierend. Schade nur, dass es lediglich eine japanische Tonspur gibt, der Protagonist das ganze Spiel über fast gänzlich stumm bleibt und Kamerasteuerung sowie Kartenfunktion sehr limitiert sind. Digimon-Fans sollte das aber nicht abschrecken.

Pro

authentische Schauplätze
motivierende Monsterhatz & -zucht
taktische Kämpfe & Gruppenmanagement

Kontra

fast gänzlich stummer Protagonist
ausschließlich japanische Sprachausgabe
eingeschränkte Kamera & Kartenfunktion

Wertung

PlayStation4

Gelungener Mix aus digitaler Monster- und Verbrecherhatz als Teil einer Hackergruppe.

Echtgeldtransaktionen

Wie negativ wirken sich zusätzliche Käufe auf das Spielerlebnis, die Mechanik oder die Wertung aus?

Gar Nicht
Leicht
Mittel
Stark
Extrem
  • Es gibt Käufe für Fähigkeiten, Karten, Figuren, Waffen, Geld, XP oder Spielmodi.
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