Spannende Ballwechsel
Trotzdem bietet Tennis World Tour gerade im Vergleich zu AO International Tennis deutlich spannendere, dynamischere und längere Ballwechsel. Neben recht sicheren Standard-Returns kann man auch mehr Risiko eingehen und auf Kosten der Ausdauer die Stärke der Schläge durch längeres Knopfdrücken dosieren und mit dem Analogstick auch die Richtung stärker beeinflussen. Wie gewohnt hat man die Wahl zwischen flachen Schlägen, dem Topspin, Slice und Lob, wobei man Letzteren mit einem Schmetterball beantworten kann. Am Netz erweist sich zudem der Stopp-Ball als schlagkräftige Waffe, die hier allerdings nicht so übermächtig ausfällt wie bei der Konkurrenz. Dafür führen hier Lobs häufig zum Erfolg, weil es der Gegner nur selten rechtzeitig schafft, wieder rechtzeitig vom Netz zur Grundlinie zurück zu rennen.
Etwas gewöhnungsbedürftig ist der Aufschlag: Da es keinen Ziel-Cursor gibt, ist oft ein gewisses Feingefühl oder pures Glück gefragt, um einen starken und wohl platzierten Service hinzulegen. Entsprechend hoch ist die Fehlerquote – und das nicht nur beim Spieler, sondern auch der KI. Ich habe selten ein Tennisspiel erlebt, bei dem die Aufschläge so häufig versemmelt werden. In manchen Partien leistete sich die KI sogar auf höheren Stufen hin und wieder zwei Doppelfehler in Folge. Das erscheint mir doch etwas übertrieben.
Der Aufschlag ist häufig ein Glücksspiel.
Apropos: Übertrieben sind auch die automatischen Hilfen bei Schlägen und Bewegungen, die sich nicht abschalten lassen. Es wirkt oft so, als würde der Spieler regelrecht vom Ball angezogen. Teilweise werden da sogar noch Returns gemeistert, obwohl der gelbe Filzball eigentlich unerreichbar erschien. Umgekehrt gehen vergleichsweise einfache Aktionen seltsamerweise daneben. Ärgerlich zudem, dass die Schlagtypen mitunter automatisch variiert werden. Obwohl man z.B. einen aufgeladenen flachen Return angesetzt hat, spielt das Tennis-Ass einen sanften Slice übers Netz. Dadurch entwickeln sich die Ballwechsel nicht selten in eine ungewollte Richtung. Richtig nervig ist zudem ein Bug, wodurch der eigene Spieler bei der Annahme des Aufschlags unkontrolliert und völlig willkürlich in irgendeine Richtung los spurtet. Da hat der Gegner leichtes Spiel und das Ass ist ihm eigentlich schon sicher. Gleichzeitig ist es ein weiteres Indiz dafür, dass man den Titel vielleicht etwas vorschnell veröffentlicht hat. Auch beim Auswahlbildschirm für seine bevorzugten Agenten oder Trainer, die ebenfalls kleine Vorteile wie mehr Erfahrung, Kontroll-Boni & Co mit sich bringen, ist es nicht möglich, die einzelnen Kandidaten auszuwählen, weil immer wieder zum aktuell ausgewählten bzw. angestellten Mitarbeiter zurückgesprungen wird. So kann man sich gar kein Bild davon machen, was die anderen Leute zu bieten haben. Genau wie die Skill-Karten und der Spieler steigen übrigens auch Trainer und Manager im Rang auf und erlauben dadurch mit der Zeit den Zugriff auf weitere Boni.