Fortnite16.08.2018, Marcel Kleffmann

Vorschau: Rette die Welt und Battle Royale

Vor etwas mehr als einem Jahr tauchte Fortnite (ab 30,83€ bei kaufen) nach langer Entwicklungszeit als nicht ganz klar gekennzeichneter Early-Access-Titel auf. Los ging es als kooperatives Bau-Actionspiel gegen Zombies, bevor dann mit einer kostenlos spielbaren Battle-Royale-Variante eine beispiellose Erfolgsgeschichte eingeläutet wurde. Wir haben uns beide Spielvarianten in der Vorschau angeschaut.

Rette die Welt ohne Battle Royale

Spricht man heutzutage über Fortnite, ist in der Regel das Battle-Royale-Phänomen gemeint. Aber eigentlich startete Fortnite im Juli 2017 als Bau-Actionspiel mit starken Survival- und Tower-Defense-Elementen in den kostenpflichtigen Early Access auf PC, PS4 und Xbox One. Der Modus war beliebt und sorgte für eine Million Verkäufe in einem Monat. Doch der kostenlos spielbare Battle-Royale-Modus (Ende September 2017) und dessen großer Erfolg änderten alles. So stellte Entwickler Epic Games die MOBA Paragon komplett ein, um mehr Personal zur Verfügung zu haben. Und der ursprüngliche Modus wurde erstmal links liegen gelassen - so hat es jedenfalls den Anschein, was sehr bedauerlich ist, denn der erste Modus, der nun Fortnite: Rette die Welt heißt, war trotz Baustellencharakter überaus gelungen.

Rette die Welt

Bei Rette die Welt müssen bestimmte Objekte gegen die Hüllen bzw. Zombies verteidigt werden.

In der bunten Comic-Welt von Fortnite sorgt ein violetter Sturm für Ungemach und lässt zombieähnliche Hüllen die Welt überrennen. Im Laufe einer storygeleiteten Questreihe durch mehrere Gebiete soll man herausfinden, was die Ursache ist und die Hüllen sowie den Sturm zurückdrängen. Dazu baut man zunächst eine zentrale Basis auf (im ersten Gebiet ist das Sturmschild), erfüllt im Umkreis der Region diverse sich wiederholende Aufgaben und baut immer wieder die Basis aus, um sie danach zu verteidigen. Dabei gewinnt man an Stärke, schaltet Fähigkeiten frei, erforscht Verbesserungen sowie und Technologien und erhält weitere Waffen, Anhänger, Überlebende, Pläne etc. und verläuft sich im chaotischen Menüdschungel.

Rette-die-Welt-Missionen folgen einem simplen Strickmuster, das zwar überaus gelungen ist, sich jedoch stark wiederholt. Entweder alleine oder kooperativ im Team mit vier Spielern geht es darum, ein bestimmtes Objekt auf der Karte zu finden und es zu verteidigen. Die aus der Verfolgerperspektive gesteuerten Charaktere laufen kreuz und quer über die Karte und können dort nahezu alles mit der Spitzhacke abbauen. Je nachdem, wo man seine Spitzhacke reinhaut, werden Ressourcen eingesammelt. Aus einem Baum bekommt man Holz, eine Hauswand bringt Stein und Fahrzeuge bringen Metall.

Mittlerweile greifen auch Mini-Bosse an. Diese dicke Hülle verfügt über eine Heilungsaura.

Mit diesen Grundressourcen können im Baukastenprinzip Wände, Bodenflächen, Decken, halbhohe Brüstungen etc. gebaut werden - oder man baut Rampen/Treppen, um Orte zu erreichen, die normalerweise schwer zu erreichen sind. Neben diesen Grundressourcen findet man beim Abbau und Durchsuchen von Kisten und Co. haufenweise Crafting-Ressourcen, die für die Herstellung von Waffen und Fallen nötig sind, denn selbst die beste Waffe geht nach einiger Zeit kaputt.

Motivierende Hüllenjagd

Während der Erkundungs- und Sammeltour stößt man gelegentlich auf schlafende oder umherstreifende Hüllen, Bau-Herausforderungen, zu rettende Überlebende und andere Mini-Events. Hat man das zu verteidigenden Ziel ausgemacht, gilt es eine schützende Festung zu errichten. Dabei geht das Bauen nach kurzer Eingewöhnungszeit überraschend gut und einfach von der Hand - nur die Modifikation von bestehenden Bauelementen mit Türen oder Fenstern fressen etwas mehr Zeit. Es lassen sich problemlos mehrstöckige Bauten errichten, die im Anschluss mit Fallen versehen werden können. Allerdings ist es nicht so leicht, die passenden Orte für die Fallen zu finden, da man nicht genau weiß, wo die Feinde herkommen und ihre Laufwege nicht klar visualisiert werden.

Ist das Bauwerk fertig, kann die Angriffswelle der Hüllenwesen gestartet werden. Kleine Zombies, fettleibige Hüllen, Fliegeviecher, Zermalmer, Mini-Bosse und Co. müssen aufgehalten werden -

Dies ist nur einer von mehreren Fortschrittsbäumen.

von den Fallen und mit reichlich Waffeneinsatz. Waffen gibt es reichlich und je nach Typ und Seltenheitsstufe mit mal mehr oder weniger Wumms plus Zusatzeffekten. Es wird zwischen Waffen und Plänen unterscheiden. Waffen könnten direkt eingesetzt werden, gehen aber mit der Zeit kaputt. Hat man keinen Bauplan dieser Waffe, kann sie nicht erneut gebastelt werden. Für den Waffen- und den Munitionsbau benötigt man Materialen, die man in der Umgebung findet oder von besiegten Hüllen fallengelassen werden. Apropos Knarren: Das Gunplay ist eher actionlastig und die aufploppenden Schadenszahlen sind ein hervorragendes Trefferfeedback à la Borderlands. Sind alle anstürmenden Hüllen erledigt, gibt es Beutebelohnungen je nach Effektivität in den Bereichen Bauen, Kampf und Crafting.

Baustellen-Charakter

In den meisten Missionen geht es darum, ein bestimmtes Objekt zu verteidigen und daher wiederholt sich die ganze Schose ziemlich häufig, vor allem die stetigen Verteidigungen der Hauptbasis (zu Beginn Sturmschild), die mehrfach und pro Gruppenmitglied absolviert werden müssen. Mehr Abwechslung würde Fortnite in diesem Bereich gut tun.

Zwischen den Missionen darf man sich im Menüdschungel verlieren und seinen Charakter mit Fertigkeiten und Talenten verbessern, Forschung betreiben, Gegenstände auseinandernehmen, Überlebende in Trupps für Kampfboni stecken, Leute auf Missionen schicken und so weiter. Dem Management fehlt es jedoch an Struktur, Übersichtlichkeit und guten Erklärungen. Seit August 2017 sind schon Verbesserungen vorgenommen worden, aber ein durchdachtes Menü sieht anders aus.

Battle Royale

Soweit zum Rette-die-Welt-Modus, der seit der Battle-Royale-Lawine immerhin mit der Hordenherausforderung, mehreren Eventquests und einigen Optimierungen (Hüllen hinterlassen Beute, Inventarzugriff im Menü etc.) bedacht wurde. Ursprünglich war es geplant, dass Rette die Welt irgendwann Free-to-play wird, aber seit dem Battle-Royale-Trubel wurden keine konkreten Angaben hierzu gemacht.

Zur besseren Team-Koordination können farbige Markierungen auf der Karte platziert werden.

100 Spieler auf einer Insel

Fortnite: Battle Royale ist als Free-to-play-Spielmodus völlig losgelöst von Fortnite: Rette die Welt. Nur die Premium-Währung (V-Bucks) gilt übergreifend. Im Battle-Royale-Modus hat man also keinen Zugriff auf die Rette-die-Welt-Charaktere und die Waffen.

Im Prinzip sind bei Battle Royale vor dem Matchbeginn alle Mitspieler gleich (stark). Sie unterscheiden sich ausschließlich optisch voneinander. An einem royalen Spieler-gegen-Spieler-Turnier nimmt man alleine, im Zweier-Team oder im Squad mit maximal vier Spielern teil. Hat das plattformübergreifende Matchmakingsystem insgesamt 100 Spieler gefunden, geht es los - mehr Einstellungsmöglichkeiten gibt es abgesehen von einem Event oder einer zeitlich begrenzter Spielvariante nicht. Und es gibt bloß eine weitläufige Karte, die Epic Games mit den letzten Saisons leicht angepasst hat (Meteoriteneinschlag, Risse im Raumzeit-Kontinuum). Im Gegensatz zu PlayerUnknown's Battlegrounds kann Fortnite nicht aus der Ego-Perspektive (FPP) gespielt werden, lediglich aus der Verfolgersansicht (TPP).

Das Bauen geht überraschend schnell.

Comichaft, farbenfroh und schnell

Ansonsten läuft alles wie gewohnt mit. Man springt unbewaffnet per Fallschirm oder Gleiter aus dem fliegenden Schlachtbus ab und landet irgendwo auf der Karte - entweder mitten im Getümmel oder an abgelegenen und vielleicht nicht so frequentierten Abschnitten. Im Team lassen sich praktische Farbsignale setzen, um eine gemeinsame Landeposition zu markieren. Nach der Landung macht man sich auf die Suche nach Waffen, die es in unterschiedlichen Formen und Farben (Seltenheitsgrade) gibt - und natürlich jagt man stets besserer Beute hinterher.

Selbstgebaute Befestigungen helfen gegen Beschuss, geben einen Höhenvorteil und beschleunigen die Fortbewegung.

Da lediglich fünf Plätze für Waffen und Co. zur Verfügung stehen, muss man entscheiden, welche Knarren mitgenommen werden. Neben Schrotflinten, Pistolen, Maschinengewehren und Co. gibt es Granaten, Haftminen und anderes Zeug – allesamt mit limitierter Munition. Aufsätze oder Modifikationen für die Waffen gibt es nicht. Sonstige Ausrüstung fehlt ebenfalls. Erwähnenswert im Vergleich zu PUBG ist noch der Schildtrank, der dem Spieler ein persönliches Energiefeld verleiht.

Bisher gleicht Fortnite: Battle Royale sehr stark PlayerUnknown's Battlegrounds, nur lässt sich ein Großteil der Umgebung mit der Spitzhacke kleinhacken. Dadurch bekommt man die Grundressourcen, mit denen man, wie bei Rette die Welt, fleißig bauen kann. Sobald die Gefechte entbrennen, zeigen sich große Unterschiede zu PUBG. Abgesehen davon, dass das ganze Geschehen comichaft überzeichnet und actionlastig ist, fängt man bei Beschuss sofort an, wild in der Gegend Wände hochziehen, um kurzzeitig Schutz zu haben, sich zurückzuziehen oder zum Gegenangriff auszuholen. Auch beim Weglaufen oder sogar beim Frontalangriff auf den Gegner lassen sich jederzeit eigene Barrieren, Rampen oder Wände errichten, die die Gegner natürlich - vor allem mit explosiven Sachen - zerstören können. Das Einreißen eines feindlichen Forts mit schweren Waffen und die Beobachtung eines herunterstützenden Gegners sind bisweilen schon sehr befriedigend. Nur blöd, dass das Bauen als zentrales Element so gar nicht vorher erklärt wird, sofern man nicht Rette die Welt gespielt hat.

Erst Bauen, dann Schießen

Das Tempo der Kämpfe ist trotz der Baumöglichkeiten wesentlich höher als bei PUBG und trotzdem sind die Schusswechsel nicht so intensiv und nicht so spannend. Bei PlayerUnknown's Battlegrounds fiebert man aufgrund des realistischeren Settings eher mit dem eigenen Charakter mit. Bei Fortnite war das nicht so. Klar machten die Gefechte Spaß und waren kurzweilig, aber richtig fesseln wollte es nicht, was zum Beispiel am nervigen Bunny-Hopping liegt, das bei Kämpfen im näheren Umfeld ausbricht und eher lächerlich als spannend ist. Nur zum Ende einer Runde, wenn das Teilnehmerfeld langsam einstellig wird, nimmt die Intensität langsam zu.

Die Baumöglichkeiten machen den Unterschied, da sie zugleich die Geländegegebenheiten egalisieren, schließlich kann man sich aus jedem Tal einen eigenen Weg bahnen und anstatt die Treppe in einem Haus benutzen, baut man selbst von außen eine schiefe Ebene aufs Dach und darüber hinaus. Alles ist wesentlich rasanter als bei PUBG, außer man igelt sich ein, aber dafür gibt es ja Granaten und Raketenwerfer.

Der wöchentliche Unterschied

Trailer: Überblick über den fünften Season Pass.

Dennoch könnte die Karte etwas mehr Interaktivität und Überraschungen bieten, mit den Rissen im Raum- und Zeit-Kontinuum hat Epic Games in Season 5 angedeutet, dass da mehr möglich ist. Mehr Fahrzeuge und weitere Karten wären ebenfalls nicht schlecht.

Dafür profitiert Fortnite: Battle Royale massiv von wöchentlichen Updates, die Spielmodi-Varianten (50-gegen-50; Sandkasten), Saisons, neue Waffen, Sammelzeug etc. umfassen, was das Spiel nicht so statisch wie PUBG wirken lässt. Es fühlt sich so an, als hätten die Entwickler jede Woche etwas Neues auf Lager, obgleich manche Updates nur winzig sind. So wird das Spiel lebendig gehalten, und zwar in einem Tempo, von dem die große Konkurrenz nur träumen kann.

Fortnite: Battle Royale ist kostenlos spielbar, enthält ausschließlich kosmetische Mikrotransaktionen (Skins, Emotes etc.), die keinen Einfluss auf die Stärke der Spielfigur haben. Und dann ist der noch der Battle Pass - eine 100 Stufen umfassende Sammlung aus Mini-Herausforderungen und Aufgaben, mit der stufenweise kosmetische Sachen, XP-Boost und V-Bucks freigeschaltet werden. Dieses stufenweise Abarbeiten von Zielen ist einer der wenigen Motivationsfaktoren, sich weiter in die Battle-Royale-Gefechte zu stürzen. Am Ende einer Saison läuft der Pass aus. Nicht erlangte Belohnungen verfallen. Die normale Battle-Pass-Version kostet knapp 10 Euro. Auch eine kostenlose (silberne) Battle-Pass-Variante mit weniger Belohnungen ist vorhanden.

Ausblick

Der gewaltige Erfolg von Fortnite: Battle Royale ist nicht unverdient. Die bunt überzeichneten Gefechte sind temporeich, unkompliziert, mit witzigen Ideen versehen und profitieren enorm von den Baumöglichkeiten, die das Spiel von PUBG und Konsorten abhebt. Diese dienen nicht nur zum Verschanzen, sondern auch zur zügigen Fortbewegung. Dennoch nerven exzessives Bunny-Hopping in den Gefechten und die überschaubaren Interaktionsmöglichkeiten. In Sachen Spannung kommt Fortnite: Battle Royale nicht an PUBG heran. Mehr Fahrzeuge und eine weitere Karte würden ebenfalls nicht schaden. Vorbildlich ist hingegen die Versorgung mit zusätzlichen Ereignissen und Spielmodi-Variationen. Das technische Grundgerüst lässt PUBG zudem im Regen stehen. Trotz der kurzweiligen Battle-Royale-Gefechte gefällt mir der kooperative Modus Fortnite: Rette die Welt besser, auch wenn dieser aktuell eine große Baustelle ist. Der kooperative Dreiklang aus Sammeln, Bauen und Kämpfen greift wunderbar ineinander und motiviert dank zahlreicher Fortschrittsysteme - trotz unfertiger Kampagne, zu wenig Abwechslung und einem überladenen Menüdesign. Irgendwie ist es bedauerlich, dass der Battle-Royale-Modus aktuell so sehr im Vordergrund steht, denn das eigentliche Grundspiel, Fortnite: Rette die Welt, finde ich als offensiver Tower-Defense-Sympathisant à la Orcs Must Die wesentlich ansprechender. Ich hoffe daher, dass der enorme Erfolg der royalen Variante sich doch noch positiv auf Rette die Welt auswirkt.

Einschätzung: gut

(Warum kein Test? Sowohl Fortnite: Rette die Welt als auch Fortnite: Battle Royale sind noch im Early Access und werden von uns erst nach dem offiziellen Start bewertet. Anm.d.Red.)

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