Gegen die ganze Welt
Das Teilen der Inhalte ist ein Kinderspiel, denn mit wenig Aufwand schickt man seine Challenges an Freunde und andere Clubs, die ihrerseits das Ganze wie in einem Schneeballprinzip weiter verbreiten können. Wer nicht gleich die ganze PSN-Welt herausfordern möchte, kann auf Privatsphäre-Optionen zurückgreifen, die sich sowohl für Clubs als auch die Challenges aktivieren lassen. So können Mitglieder z.B. auf den eigenen Freundeskreis beschränkt werden oder nur bestimmte Clubs zum Duell eingeladen werden. Wer auf die ganze Online-Vernetzung verzichten will, kann sogar alleine die Karriere in Angriff nehmen und sich ausschließlich mit der KI messen, auch wenn durch eine solche Abschottung viel vom Reiz verloren geht. Trotzdem ist es schön, dass die Entwickler immerhin eine solche Option anbieten und nicht alles zwanghaft auf das reine Online-Erlebnis ausrichten.
Unausgereiftes Balancing
Insgesamt werden fünf Schauplätze geboten.
Allerdings muss an der KI bis zum Release noch fleißig geschraubt werden, denn bisher lässt vor allem das Balancing noch zu wünschen übrig: Zwar hat mir Game Director Paul Rustchynsky hoch und heilig versprochen, dass man auf das unrühmliche Gummiband verzichten will, doch bisher sieht es noch nicht danach aus. So ist mir aufgefallen, dass das Feld ziemlich langsam wurde, als ich mich bewusst zurückfallen gelassen habe. Auch ist es passiert, dass plötzlich andere Fahrzeuge mit einem Überschuss an Geschwindigkeit von hinten angerauscht kamen und an mir vorbeigeschossen sind, obwohl ich keinen Fehler gemacht habe.
Außerdem schwanken die Leistungen der KI-Piloten noch zu stark: Trotz gleich bleibendem Schwierigkeitsgrad setzt sich der Führende manchmal uneinholbar ab und kommt dabei zehn oder mehr Sekunden früher als beim gleichen Rennen zuvor. Gut, in der besagten Club-Challenge spielte die finale Platzierung nur eine sekundäre Rolle, da es in erster Linie auf die Zeit ankam, aber trotzdem sind die krassen Unterschiede der KI-Auftritte Besorgnis erregend. Das Auftreten im Zweikampf gefällt mir dagegen schon richtig gut: Während Codemasters in seinen Rennspielen die Konkurrenz oft zu ruppig ans Werk gehen lässt, hat Evolution eine bessere Balance zwischen Aggression und Fairness gefunden. Hier geht es bei Rangeleien zwar auch hart zur Sache und es wird Lack zwischen den Boliden getauscht, aber über eine ausgeprägte Abschuss-Mentalität verfügen die Fahrer zum Glück nicht. Zudem muss man sich über Schäden keine großen Gedanken machen: Kollisionen bringen lediglich Kratzer und Beulen mit sich, doch Auswirkungen auf die Fahrphysik muss man nicht befürchten.
Mischung aus Anspruch und Fahrspaß
Auch der Innenraum der Autos wird komplett modelliert.
Das Modell haben die Entwickler bewusst als eine Mischung aus Anspruch und Fahrspaß angelegt. Zwar verwertet man als Basis meist Daten, die direkt von den Autoherstellern stammen, doch werden die Werte anschließend von den Designern angepasst, um das PS-Erlebnis zugänglicher zu machen. DriveClub will keine Simulation sein – der Verzicht auf optionale Fahrhilfen, Setup- oder Tuningoptionen unterstreicht den Ansatz. Hier starten alle unter den gleichen Voraussetzungen – nur Spieler mit einem Lenkrad bekommen die Möglichkeit, den Anspruch minimal zu erhöhen. Doch auch Pad-Raser müssen keine Fahrt wie auf Schienen befürchten: Die Fahrphysik erinnert mehr an Project Gotham Racing als ein Burnout, auch wenn das herausragende Niveau von Bizarre Creations hier nicht ganz erreicht wird. Trotzdem muss man ein gewisses Gefühl für Gas und Bremse beweisen, wenn man PS-Schleudern wie den Ferrari F12 Berlinetta, McLaren 12C oder einen RUF RT12 unfallfrei über die abwechslungsreichen Fantasie-Kurse bewegen will, die von realen Schauplätzen in Chile, Kanada, Indien, Schottland und Norwegen inspiriert wurden. DriveClub soll sich realistisch anfühlen und trotzdem zugänglich sein – ein Spagat, den dieses Fahrmodell überraschend gut meistert. Leider steht noch nicht fest, welche Lenkräder man unterstützen wird, doch befindet man sich bereits in Gesprächen, damit Spieler auch ihre PS2/PS3-Geräte weiter nutzen können. Eine alternative Lenkung via Bewegungssensoren ist dagegen schon beschlossene Sache.