Tearaway Unfolded14.01.2015, Michael Krosta

Vorschau: Papierwelt mit Rissen

Auf der Vita war Tearaway ein kleines Juwel, das leider kaum Beachtung fand: Nur wenige Käufer konnten sich für die bezaubernden Papierwelten erwärmen. Dabei war das Abenteuer perfekt auf die Möglichkeiten des Handhelds zugeschnitten und zeigte eindrucksvoll, wie man die reale mit der virtuellen Welt  verknüpfen konnte. Mit Tearaway Unfolded (ab 28,19€ bei kaufen) wagt Media Molecule den Schritt vom kleinen auf den großen Bildschirm – was bleibt von der ursprünglichen Faszination auf der PS4 erhalten?

HD-Schnipsel

Klar: Die bunte Spielwelt mit ihren wunderschön gestalteten Papierkulissen entfaltet auch auf der Konsole ihren ganz besonderen Charme. Und sie sieht auf dem Fernseher in HD sogar noch einen Tick schicker aus. Bei den Protagonisten gibt es dieses Mal mit Iota und Ato sowohl einen männlichen als auch weiblichen Messenger, wobei die niedlichen Figuren mit ihrem Briefumschlag-Look selbstverständlich wieder nach Lust und Laune angepasst werden dürfen.

Eingeschränkte Möglichkeiten

Auf den ersten Blick wirkt also alles so, wie man es von der Vita kennt und liebt. Und auch an der Mission ändert sich nichts: Genau wie auf dem Handheld wollen die Messenger dem Spieler auch auf der PS4 eine wichtige Nachricht überbringen. Der Unterschied liegt nur darin, wie sie dieses Ziel erreichen, denn vor allem auf die Touch-Funktionen,

Es werde Licht!
die auf der Vita ein zentrales Bindeglied zwischen Spieler, Figur und Welt darstellten, muss man auf der Konsole verzichten.

Stattdessen konzentriert sich Media Molecule auf die Möglichkeiten, die der DualShock4-Controller anbietet: So wird jetzt das Touchpad verwendet, um die Messenger z.B. an Trampolinen zu höheren Sprüngen zu verhelfen. Im direkten Vergleich zum Vorgänger, wo man für solche Aktionen bequem das hintere Touchfeld des Vita nutzen konnte, wirkt es hier nicht mehr so galant, weil man zum Umgreifen gezwungen wird. Schleuderte man früher noch Eichhörnchen und andere Objekte schnell und einfach auf seine Feinde, ist bei Unfolded etwas mehr Arbeit gefragt: Hier müssen sie erst aus dem Bildschirm heraus quasi in den Controller hinein geworfen werden, bevor der Spieler sie anschließend per Zielen mit den Bewegungssensoren wieder in die Spielwelt zurück schmettern darf. Eigentlich eine ganz nette Mechanik, doch im Rahmen der sehr kurzen Demo wurde sie schon derart inflationär gefordert, dass ich jetzt schon frage, wann ich sie im Rahmen der etwa 50 Prozent größeren Kampagne nur noch als nervig erachten werde.

Schau nicht ins Licht!

Die Papierkulissen und Figuren sehen auch auf der PS4 wunderschön aus.
Schön dagegen, dass man der oft als überflüssig angesehenen Lichtleiste des Controllers hier endlich eine stärkere Daseinsberechtigung erteilt. Hält man die Schultertasten gedrückt, leuchtet man mit dem Controller direkt in die Spielwelt. Das sorgt nicht nur für die gewollte Verbindung zwischen Spiel und Realität oder Licht in dunklen Passagen, sondern hat auch einen weiteren Nutzen: Mit den Strahlen hypnotisiert man per Bewegungssteuerung anvisierte Gegner, die anschließend wie willenlose Zombie-Lemminge dem Licht folgen – egal wohin. Und fies wie ich bin, habe ich die Gefolgschaft mit dieser Methode erst zu einer brüchigen Stelle gelockt, diese anschließend mit dem Touchpad zum Einsturz gebracht und die Fieslinge direkt zusammen mit den zerissenen Papierfetzen in den Abgrund befördert.

Auch Bastelkünstler kommen wieder auf ihre Kosten: So traf ich kurz vor dem Ende der Demo noch einen Charakter, der unglücklich darüber war, dass er seinen Bart verloren hatte. Also durfte ich zum Blatt Papier greifen und ihm mit Hilfe der Analogsticks einen Ersatz ausschneiden. Obwohl sich meine künstlerischen Fähigkeiten hier genauso in Grenzen halten wie beim Bemalen von Figuren und Basteln weiterer Gegenstände, zeigte sich mein Gegenüber dennoch erfreut über mein „Bart-Werk“, das ich mir persönlich wohl niemals freiwillig in mein Gesicht gepappt hätte. Vielleicht wäre das Ergebnis etwas besser ausgefallen, wenn ich die Schere nicht nur mit den Sticks, sondern auch mit dem Touchpad hätte führen dürfen.

Ausblick

Auf der Vita habe ich Tearaway geliebt! Neben dem visuellen Stil hat mich vor allem das Spieldesign begeistert, das nahezu perfekt auf die Möglichkeiten der Hardware zugeschnitten wurde und eine einmalige Interaktion zwischen realer und virtueller Welt erlaubte. Was sich auf der Vita so rund und natürlich angefühlt hat, wirkt beim Ableger für die PS4 leider oft zu aufgesetzt. Zwar versucht Media Molecule die vorhandenen Möglichkeiten optimal zu nutzen, doch gelingt dies nur im Ansatz. Vor allem das häufig geforderte Hinaus- und anschließende Hineinschleudern von Objekten empfand ich schon im Rahmen der kurzen Demo neben dem übertrieben starken Fokus auf die Bewegungssteuerung als zu aufgezwungen und redundant. Diese magische Verbindung zwischen Spiel und Spieler, die auf der Vita so exzellent gelungen ist, vermisse ich hier. Charmant ist und bleibt Tearaway aber auch auf der PS4 – schon allein aufgrund der wunderschönen Papierwelt mit ihren knuffigen Bewohnern.

Eindruck: gut      

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