Horizon Zero Dawn17.06.2016, Benjamin Schmädig

Vorschau: Die kleine offene Welt

Horizon: Zero Dawn – umwerfend schöne Landschaften und Maschinen, die zumindest äußerlich an Tiere, teilweise an riesige Dinosaurier erinnern, die aber auch von einer geheimnisvollen "Fäulnis" verdorben sind, welche sie zu aggressiven Monstern macht. In einer Präsentation ging Entwickler Guerilla Games genauer auf das ungewöhnliche Szenario ein, anschließend durften wir selbst gegen die Maschinen kämpfen. Begeistert waren wir danach allerdings nicht.

Es ist was faul...

Was ist diese Fäulnis, von der die Bewohner der futuristischen Welt 1.000 Jahre in der Zukunft sprechen? Eine riesige Maschine liegt vor den Zäunen ihrer Siedlung; im letzten Moment konnten sie den Angreifer stoppen, der sonst wohl ihr Zuhause einfach zerstört hätte. Aloy, die Heldin des Abenteuers, will der Ursache des Fehlverhaltens auf den Grund gehen und macht sich deshalb auf den Weg in die offene Welt.

Holz und Stein für einen Pfeil

Dabei steht ihr nicht nur die Welt offen, sondern auch die Art und Weise, wie sie sie erkunden will. Bei einem Händler erhält sie etwa Kleidung, die ihr vielleicht das heimliche Umgehen der Maschinen erleichtert, sie dafür aber schwächer

Aloy will der Ursache für die "Fäulnis" der Maschinen auf den Grund gehen.
gegen bestimmte Angriffe schützt. Mit Modifikationen könnte sie deshalb die Resistenz gegen Kälteschaden und andere Werte erhöhen.

Um selbst Munition oder heilende und andere Tränke herzustellen, benötigt Aloy Materialien, die sie in der Natur findet, Händlern abkauft oder ausgeschalteten Maschinen abnimmt. Wie anspruchsvoll das Beschaffen der Ressourcen sein wird, ließ sich den Entwicklern nicht entlocken – in aktuellen Spielszenen sind immerhin zahlreiche Symbole zu sehen, an deren Position Aloy natürliche Ressourcen aufliest. Wer mehr Materialien sucht, wird einen Überschuss haben, sagt Guerilla nur.

Tiermaschinen, aber keine Tiere

Interessant sind Unterhaltungen mit anderen Menschen, denn in denen wählt man hin und wieder zwischen verschiedenen Antworten. Das werde selbstverständlich nicht die große Geschichte ändern, könne aber durchaus Aloys Beziehung zu manchen Personen beeinflussen. Und man werde auf diesem Weg durchaus Entscheidungen über Leben und Tod treffen!

Die Entwickler heben außerdem hervor, dass die Maschinen zwar so aussehen, sich aber nicht wie Tiere verhalten. Immerhin sind alle mit ein und demselben Netzwerk verbunden, jagen sich also z.B. nicht gegenseitig. Und beim

Ihre Ausrüstung kauft die Heldin bei Händlern, Munition und Tränke stellt sie selbst her.
Anspielen zeigte sich, dass sie sich – vermutlich deshalb – auch gegenseitig unterstützen. Denn attackiert man eine von ihnen, gehen in der Nähe befindliche Maschinen zum Angriff über.

Die kleine offene Welt

Die Nähe war allerdings auch das Problem der spielbaren E3-Demo, denn Guerilla platzierte in einem vielleicht 500 mal 500 Meter großen Bereich lediglich etwa ein Dutzend Maschinen. Verließ man das Gebiet, wurde die Demo prompt zurückgesetzt. Verständlich, dass man eine noch nicht fertig gebaute offene Welt nicht ohne Weiteres präsentieren kann. Dennoch ist ein bisschen Action ohne Kontext leider kein Ersatz für z.B. ein belebtes Dorf und wenigstens einen Auftrag, zwei Nebenmissionen oder Ähnliches. All das gab es in der E3-Demo nicht.

Judgment Day

Der Kampf gegen die Maschinen also – wenn auch nicht gegen einen so eindrucksvollen Boss, wie ihn Guerilla in der Vorstellung auf der Pressekonferenz zeigte. Von Aloys taktischen Möglichkeiten haben wir aber schon gegen die kleinen Roboter einiges gesehen. Immerhin pflockt sie Maschinen etwa an, indem sie entsprechende Seile auf sie schießt und im Boden festmacht. Ändert sie anschließend die Programmierung bestimmter Maschinen, kann sie sogar auf ihnen reiten und von dort weiter mit Bogen und Zille kämpfen.

Mit Letzterer schießt sie Brand-, Eis- oder elektrisch aufgeladene Granaten, welche Schaden zufügen und manche Gegner eine Zeitlang außer Gefecht setzen. Kleinere kurzgeschlossene Maschinen kann sie mit einem mächtigen Hieb dann endgültig ausschalten. Legt sie Fallen, kann sie diese zudem zerstören und dadurch z.B. zur Explosion bringen, sobald sich ein Angreifer in unmittelbarer Nähe befindet.

Das kenn ich doch!

Als Hauptwaffe nutzt sie natürlich ihren Bogen, mit dem sie am besten Schwachstellen anvisiert: Hält sie beim Zielen die Luft an, verlangsamt sich das Geschehen, was präzise Schüsse ermöglicht. Die Maschinen weichen allerdings geschickt aus – selbstverständliche Zeitlupentreffer gibt es zum Glück nicht. Munition und Heilmittel stellt Aloy übrigens per Knopfdruck mitten im Kampf her. Hier steht die schnelle Action eindeutig im Vordergrund.

Dafür kann sich die Kämpferin auch vor ihren Gegnern verstecken, denn sobald die sie aus den Augen verlieren und nicht wiederfinden, weil sich Aloy z.B. in tiefes Gras duckt, geben sie die Verfolgung schnell auf. Interessant: Diese Dynamik, das Waffenrad, das schnelle Herstellen der Munition sowie die Auswahl der Waffen erinnert frappierend und

Manche Maschinen nutzt Aloy als Reit"tiere", um ihre beeindruckende Welt zu bereisen.
im besten Sinne an die letzten Far-Cry-Abenteuer. In der stark eingegrenzten Demo agierten die Maschinen dabei weniger clever und variantenreich als Ubisofts Gegner, Mögliche Höhepunkte wie der erwähnte Showdown während der Pressekonferenz waren aber noch gar nicht spielbar.

Googles Glas

An Far Cry erinnern leider auch die vielen in der Spielwelt markierten Ressourcen sowie die in der Demo nicht abschaltbaren Symbole über den Maschinen: Sie zeigen an, wenn Gegner alarmiert sind und Aloy bereits auf den Versen sind – eine Hilfe, die das vereinnahmende Beobachten der Umgebung durch eine künstlich darüber gelegte Ebene ersetzt. Auf dieser werden auch markierte Maschinen angezeigt, worauf man allerdings verzichten darf. Man wird die Anzeige bestimmten Vorlieben anpassen dürfen, sagt Guerilla auf Nachfrage – gut! Wie stark man die Symbolwelt minimieren kann, ließen sie allerdings offen.

Die Symbole wirkten ja nicht erschlagend und eine weitere Hilfe ist durchaus stilvoll ins Spiel eingebunden: Aloy holt über eine Art Google Glass Informationen über nahe Maschinen ein. So verschafft sie sich vor einem Kampf Informationen über Schwachstellen, generelle Stärken und Schwächen, also z.B. eine Anfälligkeit für elektrischen Schaden, sowie Ressourcen, die sie nach dem Zerlegen des besiegten Ziels erhalten würde.

Ausblick

Die ersten Minuten mit Horizon: Zero Dawn sind ebenso vielversprechend wie ernüchternd – Letzteres vor allem deshalb, weil man in der E3-Demo lediglich gegen vielleicht ein Dutzend Maschinen kämpft, anstatt einer Mission zu folgen oder anderen Charakteren zu begegnen. Ernüchternd aber auch, weil in Horizon keine überladene, aber eine durchaus dominante Symbolwelt über der eigentlichen Spielwelt liegt. Ahmt es etwa auch das profane Sammeln etlicher Materialien nach, wie man es z.B. aus Far Cry Primal kennt? Oder bettet es das Herstellen eigener Ausrüstung geschickter ein? Immerhin: Die Gefechte gegen die künstlichen Wesen versprechen schon in der eingeschränkten Demo spannende, abwechslungsreiche Kämpfe, weil statt plumpen Ballerns das Erkennen spezifischer Schwächen und der effektive Einsatz verschiedener Pfeile und Granaten im Vordergrund steht. Dass Aloy sich vor den Maschinen auch verstecken und sie sogar bändigen sowie als Reit"tiere" nutzen kann, ist eine tolle Ergänzung ihrer Möglichkeiten. Außerhalb der Action machen nicht zuletzt Unterhaltungen Lust auf das Abenteuer, in denen man bestimmt, wie sich Aloys Beziehungen zu anderen Menschen entwickeln. So viele Fragen Guerilla Games auf der E3 noch offen lässt, so gespannt sind wir darauf, welche offene Welt die Killzone-Macher inszenieren, wenn ihre exotische Kulisse zum ersten Mal frei begehbar sein wird!

Einschätzung: gut

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