NieR: Automata24.06.2016, Benjamin Schmädig

Vorschau: Androiden mit Herz?

Auf die Gefahr hin mich zu wiederholen: Nier gehört zu den besten Abenteuern, die ich je erlebt habe, denn darin verband Taro Yoko eine intensive Erzählung mit einem Spiel, das Jump&Run, Top-Down-Action, Bullethell-Shooter und Text-Adventure in sich vereinte. Für Nier: Automata (ab 19,80€ bei kaufen) sitzt Yoko erneut am Steuer und auf der E3 beschrieb der Game Director Einzelheiten dieser Fortsetzung.

Was nur Videospiele können

In Anbetracht der emotionalen Kraft von Nier war ich überrascht, wie pragmatisch Taro Yoko Spieldesign interpretiert. Zwar hatte er eine Geschichte im Kopf sowie überraschende Wendungen, von denen er erzählen wollte. Er beschreibt aber auch, wie er ganz verschiedene Inhalte, erzählerische vermutlich ebenso wie spielerische, einfach deshalb zusammenbrachte, weil er einfach so viele Spieler wie möglich begeistern wollte.

Grundsätzlich entwirft Yoko die Inhalte seiner Spiele ohnehin erst, nachdem er die technischen Möglichkeiten abgeschätzt und Eckpfeiler des interaktiven Designs konzipiert hat. Klar: Das machen andere Entwickler genau so. Wenn der Nier-Vater über seine Arbeit und seine Spiele spricht, klingt er aber angenehm ehrlich, weil er ohne das Pathos der einen großen Vision auskommt. Und immerhin hat er ein höchst interessantes Ziel: Er will Spieler

Taro Yoko will seine Spieler mit Überraschungen und einer interessanten Geschichte fesseln.
überraschen. Er will vertraute Mechanismen durchbrechen, die Grenzen des Mediums ausloten und etwas erschaffen, das nur Videospiele können.

Action und Rollenspiel

Aus diesem Grund verrieten weder Yoko noch Game Designer Takahisa Taura auf der E3 Einzelheiten zur Handlung, die über bereits enthüllte Informationen hinausgehen. Sie stellten erstmals aber das Kampfsystem in den Vordergrund, zeigten verschiedene Schauplätze, darunter eine Wüste, eine Stadt voller Ruinen sowie ein Lager von Widerstandskämpfern, und erklärten, dass Nier: Automata genau wie sein Vorgänger ein actionreiches Rollenspiel sein wird, dessen Heldin Waffen und Fähigkeiten verbessern kann. In Ortschaften kauft und verkauft 2B, so der Name des weiblichen Androiden, dabei Materialien und Ausrüstung. Dort erhält sie außerdem Aufträge – genau wie im Vorgänger.

Ähnlich wie im Vorgänger wird außerdem die Welt aufgebaut sein; aus weitläufigen Schauplätzen, die allerdings nicht mehr von Ladepausen getrennt sein sollen. 2B wird zudem auch beim Erkunden der Welt Aufgaben entdecken und wie Nier Charaktere finden, die sie so lange begleiten, wie es die Erzählung vorsieht. Auf der E3 kämpfte etwa 9S an ihrer Seite, der ihr u.a. als Hacker unter die Arme greift. Außerdem wurde bereits 2A enthüllt - ein Prototyp, nach dessen Entwürfen 2B und 9S gefertigt wurden.

Ich bin ohnehin auf die Geschichte gespannt, in der es offenbar um die Menschlichkeit und auch das Geschlecht von 2B geht. Sie soll außerdem Fragen um ihren ständigen Begleiter beantworten; eine Drohne, in der laut Yoko eine

Platinum Games inszeniert gewohnt schnelle, taktische Kämpfe.
„trockenere“ Persönlichkeit steckt als in dem grantigen Grimoire Weiss des Vorgängers. Warum das so ist, das könne man im Verlauf des Abenteuers erfahren.

Nachwuchskräfte

Die Drohne fliegt dabei nicht teilnahmslos umher, sondern unterstützt 2B im Kampf. Immerhin schießt man mit ihr auf Gegner und hängt sich für weite Sprünge an den fliegenden Begleiter. Im Nahkampf wechselt man hingegen jederzeit zwischen den zwei ausgerüsteten Waffen, reiht natürlich schnelle Kombos aneinander und weicht mit einem schnellen Schritt in alle Richtungen ankommenden Hieben oder Geschossen aus. Ähnlich wie Nier muss 2B dabei auch die an einen Shooter erinnernden Kugelmeere durchqueren, wobei sie einige der roten Projektile zerschlagen kann.

Man merkt es der flotten Action an und Taro Yoko betont auch, dass vor allem das Platinum-Team unter Takahisa Taura für die Entwicklung verantwortlich ist. Während Taura dabei schon Erfahrung z.B. als Designer von Metal Gear Rising gesammelt hat, weist der Game Director darauf hin, dass sich Nier: Automata vor allem bei jungen Entwicklern in Arbeit befindet. Und natürlich wollen auch die interessante Bosskämpfe inszenieren - wie sie sowohl für Nier als auch für Platinum Games typisch sind.

Ausblick

Ob Taro Yoko auch mit dem zweiten Nier so überraschen und vor allem so emotional fesseln kann wie mit dem Vorgänger, lässt sich noch nicht absehen. Immerhin hält er seine Geschichte ebenso unter Verschluss wie die angekündigten Überraschungen. Dass Platinum Games, also das Studio, aus dem Bayonetta und Metal Gear Rising stammen, die Entwicklung übernommen hat, tut dem actionreichen Rollenspiel aber schon mal gut. Denn in der kurzen E3-Demo attackiert man mit schnellen Kombos, wechselt jederzeit zwischen zwei Waffen, wirft Gegner in die Luft und beschießt sie über große Entfernungen. Das spielt sich flott, ohne etwas Besonderes zu sein. Man erforscht außerdem weitläufigere Schauplätze als zuletzt und erhält Aufträge nicht nur in Ortschaften, sondern auch beim Erkunden der Umgebung. Schade, dass die Entwickler trotz vieler beantworteter Fragen bisher nur einen kleinen Einblick geben – der war aber zumindest vielversprechend.

Einschätzung: gut

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