Vorschau: Detroit: Become Human (Adventure)

von Jan Wöbbeking



Entwickler:
Publisher: Sony
Release:
12.12.2019
25.05.2018
Erhältlich: Digital (Epic Games Store)
Jetzt kaufen
ab 13,99€
Spielinfo Bilder Videos
Unklare Rolle in der Gesellschaft

Nach der Attacke der Demonstranten will ihn sein Mentor außerdem fit für ein selbstständiges „Leben“ machen. „Ich werde nicht immer da sein“, gibt er zu Bedenken und fordert ihn auf, seine eigene Rolle und seine Ziele in der Gesellschaft zu ergründen. Ein interessanter Ausgangspunkt, denn wie Quantic Dream bereits verraten hat, muss man in seiner Rolle später entscheiden, wie konsequent und gewaltsam sich der Widerstand der Maschinen gegen seine menschlichen Herrscher auflehnt. De Fondaumière betont, dass sein Spiel keine Antworten geben, sondern Fragen aufwerfen soll: „So könnte die Zukunft aussehen und ihr müsst entscheiden!“ Das rege natürlich zum Nachdenken darüber an, wie schnell wir als Gesellschaft auf die Entwicklung reagieren müssen, um etwa die Künstliche Intelligenz zu begrenzen. Laut Westerheide könnten eines Tages auch eine Art „Menschenrechte“ für KIs nötig werden:

„Ich habe letztes Jahr vorm Bundestag dafür plädiert, wir müssen sie wie Firmen behandeln: Rechenschaft ablegen, haftbar machen, was Versicherung angeht. Aber sie können sich auch selbst verwalten, Steuer erheben, Leute einstellen. Jeder Algorithmus da draußen, der mit Aktien handelt, hat bereits einen enormen Einfluss auf uns. Wir müssen ein rechtliches Grundkonstrukt dafür haben, das dann erweiterbar ist. Vielleicht kriegen sie irgendwann Menschenrechte. Das wird nicht ohne gehen und das wird mit einem gewissen Konflikt einhergehen.“

Killswitch oder Massenmord?

Kann eine Maschine das Vertrauen der eingeschüchterten Tochter leichter gewinnen als ein Mensch?
Kann eine Maschine das Vertrauen der eingeschüchterten Tochter Alice leichter gewinnen als ein Mensch?
Problematisch sei in dem Zusammenhang die Notabschaltung intelligenter Systeme: Sollten sie erst einmal menschenähnliche Rechte genießen, könnte man die Deaktivierung schließlich als Massenmord interpretieren. Wie aktuell das Thema ist, zeigen auch die Schlagzeilen: Laut Heise.de hat sich das EU-Parlament Anfang April dafür ausgesprochen, einen rechtlichen Status für Roboter in Form einer "elektronischen Person" zu schaffen. Einige Experten hätten allerdings öffentlich dagegengehalten, dass der Appell von einer durch Science Fiction verzerrten Wahrnehmung inspiriert sei.

In David Cages Abenteuer spielt die Wahrnehmung ebenfalls eine wichtige Rolle: Die visuelle Umsetzung profitiert erneut stark vom Aufwand, der ins Performance-Capturing geflossen ist. 300 Schauspieler arbeiteten über zwei Jahre lang daran, die 37.000 Animationen authentisch in den Kasten zu bekommen. Danach folgte natürlich noch die Zusammenführung, bei der die nicht aufgenommenen Augenbewegungen direkt von den Designern animiert werden. Das Ergebnis kann sich wirklich sehen lassen, wird vor allem zu Beginn allerdings ein wenig von der störrischen Kameraführung  gestört.

Ein Spiel als Lobby-Programm für KI-Rechte?

Trotzdem dürfte der Großteil der Spieler sich bei so viel Liebe zum Detail stark mit den Protagonisten identifizieren. Die künstlichen Personen scheinen hier allgemein deutlich sympathischer rüberzukommen scheinen als ihre Gesprächspartner aus Fleisch und Blut. „Das Spiel ist ein Lobbyprogramm für KI-Rechte“, scherzte auch Westerheide, weil sie zumindest im Einstieg viel rationaler und sozialer agierten als die Menschen. De Fondaumière konterte allerdings mit dem Argument, dass sich die Persönlichkeit der Charaktere später noch entwickelt. Das Design der Kulissen hinterließ ebenfalls schon einen interessanten Eindruck: Quantic Dream hat sich für einen Mix aus vielen verfallenen Stadtteilen und futuristisch aufgemotzten reicheren Vierteln entschieden.

Im virtuellen Detroit der Zukunft treffen architektonische Gegensätze aufeinander.
Im virtuellen Detroit der Zukunft treffen architektonische Gegensätze aufeinander.
Auch die schon früher von uns angespielte Befreiungsaktion mit Connor war erneut Teil des Spiels (mehr dazu hier in der Vorschau). Nachdem wir zur Rettung der Geisel vom Dach gestürzt waren und auf dem Boden aufschlugen, schritt Connor allerdings kurze Zeit später schon wieder unversehrt durch eine Kneipe – obwohl es sich bei ihm laut Geschichte um einen einzigartigen Prototypen handelt. Ich hoffe darauf, dass sie ihn lediglich wieder zusammengeflickt haben. Auf Rückbklicke und wilde Epochenwechsel wie im wirr inszenierten Beyond: Two Souls kann ich nämlich gerne verzichten. Um alle Wege von Detroit: Become Human zu erleben, soll man etwa 25 bis 30 Stunden lang beschäftigt sein. Ein gewöhnlicher Durchgang dauere dagegen nur geschätzte zehn bis zwölf Stunden.
 

AUSBLICK



Nach meiner ersten Begegnung mit Detroit: Become Human freue ich mich aufs Spiel und fürchte mich zugegebenermaßen auch ein wenig vor der Zukunft. Schön, dass Sony ein paar Kenner der KI-Forschung eingeladen hat. Ihre Diskussion stellte sich nicht als bloße PR-Show heraus, denn das Spiel wirft tatsächlich wichtige Fragen auf, mit der sich die reale Gesellschaft in gar nicht so ferner Zeit befassen muss. In einem derartigen Szenario machte es mir bereits deutlich mehr Spaß, Entscheidungen zu fällen als in anderen erzählerisch fokussierten Adventures mit historischem oder rein fiktivem Thema. Schön, dass das Medium Videospiel einen weiteren Schritt in die Richtung solcher gesellschaftlichen Themen wagt. Den Alltag und das Spannungsverhältnis der Droiden zu ihren menschlichen Meistern wurde bereits stimmungsvoll vermittelt. Quantic Dream sollte allerdings endlich mal etwas gründlicher an der nach wie vor unnötig hakligen Steuerung schrauben. Entscheidende Fragen sind auch, wie stark und erzählerisch geschickt sich die Entscheidungen auf die spätere Handlung auswirken – und wie die Handlungsfäden der drei Figuren verknüpft werden. Ich bin gespannt auf das Endergebnis – und auf unsere kommenden realen Overlords aus Metall, denen ich hiermit schon einmal präventiv huldige!

Einschätzung: gut
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Kommentare

Hokurn schrieb am
MrLove hat geschrieben: ?02.05.2018 21:35 Ich muss einfach was loswerden. Sony steht was First Party, Qualität und Line-Up allgemein angeht besser da als Nintendo und Microsoft zusammen.
Wann hat Microsoft zum Beispiel ihr letztes gutes exklusive Spiel herausgebracht? 7Jahre? oder doch 8? Nintendo auch nur noch minimalistische Games ohne Budget. Da blutet mir fast das Gamerherz, aber nur fast, da Sony noch am Markt ist und den sogar beherrscht. Ein glück für jeden und das meine ich ernst
Man muss es ja nicht gleich übertreiben...
Letztes Jahr war Nintendo noch der im Glanze erstrahlte Märtyrer und dieses Jahr liefern sie nur "minimalistische Games".
Nächstes Jahr kommt The Last of Us 2 und 2020 wird's recht sicher nicht so klasse wie 2019. Allein, weils TLOU2 DIE aktuelle Sonymarke ist.
Jetzt hat man mal nen Lauf, aber auch den kann man nicht ewig halten. Und die Ansichten sind ja auch immer sehr verschieden. Für mich ist HZD z.B. nicht der dicke Zeldakonkurrent als bisschen besseres Ubisoftspiel.
Und auch MS wird in den letzten 2,3 Jahren iwas cooles bekommen haben.
herrgottsaggrament schrieb am
Schade um dieses Spiel man hat alles mit hölzernen Animationen verkackt. Die Figuren marschieren wie Pinocchio durch die Gegend, das geht heute überhaupt nicht mehr, es wirkt alles steif und steril.
Leider kann man mit solchem Makel ein ganzes Game versauen, es macht keinen Spaß so durch die Gegend zu latschen.
Auch diese nicht gerade geschmeidigen Stick Interaktionen sind totale Spielverderber, mir hat schon die Demo gereicht um zu wissen, dass dieses Spiel ein Spaßbremse für mich ist.
Das Spiel wirkt dadurch ziemlich träge - ein "NO GO". Da kann auch eine klasse Grafik nix daran ändern. Wenn ich schöne Bilder sehen will besuche ich eine Galerie...
Ich hab es schon lange unterlassen ein Spiel auf Grund der Bewertungen hier zu kaufen....zu subjektiv sind die Beurteilungen und Meinungen, das kann man total vergessen. Nur gut, dass es hin und wieder ein Demo gibt das einem die Augen öffnet.
Es gibt ja zum Glück für den Entwickler für jedes Spiel einen Käufer und Menschen denen so was gefällt...gefällt, sich wie vor zwanzig Jahren hölzern durch eine Welt bewegen und mit umständlichen altbackenen Interaktionen zu beschäftigen...
Es gibt eben Menschen, die einen Guten Kaffee mit einem Kaffeevollautomaten zubereiten und jene die ein Leben lang einen Filterkaffee trinken...
Ja, schade um dieses Spiel, was hätte das für ein Kracher sein können.
herrgottsaggrament schrieb am
Bizzy Dee2 hat geschrieben: ?22.05.2018 22:20
herrgottsaggrament hat geschrieben: ?16.05.2018 11:33 Schade um dieses Spiel. Im Großen und Ganzen macht es schon was her,
alleine schon die geile Grafik und das Konzept zu diesem Spiel. Diese antiquierte Steuerung allerdings gehört verboten, das kann's doch wirklich nicht sein - für mich jedenfalls - wie kann man so ein Game mit so einer Steuerung versauen? Der Spielspaß wir von Anfang an gekillt - schade.
Story - Steuerung und Grafik sind für mich das Oberste aller Kriterien damit bei mir ein Spiel Erfolg hat, aber mit dieser vorsintflutlichen, hakeligen und unmöglichen Steuerung, hat das Game bei mir versagt.
P.S.:
Wie kann man so viel Herzblut in ein Game stecken, mit so viel Arbeit und unzähligen Schauspielern und zu guter Letzt so eine Fuk-Steuerung verpassen????
Du hast noch keine einzige Minute gespielt und bildest dir wegen einem kleinen Satz schon so ein Urteil? Sorry, aber das ist doch albern. "Hey die Steuerung ist etwas gewöhnungsbedürftig, aber man gewöhnt sich drann" ist für dich quasi schon ein Grund, es so zu zerreißen.
Gerade das erste Bauchgefühl ist entscheidend bei einem Spiel. Das ist auch im Leben so - Ziehst du dir Klamotten an in denen du dich nicht wohlfühlst und sagst dann ist etwas gewöhnungsbedürftig das wird schon. Kaufst du dir ein Auto in dem du dich nicht wohlfühlst und sagst etwas gewöhnungsbedürftig, wird schon werden.
Mach das bitte....ich habe nichts zu verschenken. Es gibt bewährte Steuerungsmechaniken, die in zig Jahren gewachsen sind und wenn jemand versucht das Rad neu zu erfinden wird es meist nicht runder. Man kann immer was anders machen, die Frage ist immer ob es dann auch besser ist. Bei Detroit war es eben nix. Die Entwickler haben krampfhaft versucht was neues zu machen, das ist halt nur teilweise gut....mehr nicht. Es wird immer Leute geben die sich mit so einer Steuerung abfinden und den dadurch verlorenen Spielspaß. Diese Steuerung ist weder innovativ noch sonst...
Bizzy Dee2 schrieb am
herrgottsaggrament hat geschrieben: ?16.05.2018 11:33 Schade um dieses Spiel. Im Großen und Ganzen macht es schon was her,
alleine schon die geile Grafik und das Konzept zu diesem Spiel. Diese antiquierte Steuerung allerdings gehört verboten, das kann's doch wirklich nicht sein - für mich jedenfalls - wie kann man so ein Game mit so einer Steuerung versauen? Der Spielspaß wir von Anfang an gekillt - schade.
Story - Steuerung und Grafik sind für mich das Oberste aller Kriterien damit bei mir ein Spiel Erfolg hat, aber mit dieser vorsintflutlichen, hakeligen und unmöglichen Steuerung, hat das Game bei mir versagt.
P.S.:
Wie kann man so viel Herzblut in ein Game stecken, mit so viel Arbeit und unzähligen Schauspielern und zu guter Letzt so eine Fuk-Steuerung verpassen????
Du hast noch keine einzige Minute gespielt und bildest dir wegen einem kleinen Satz schon so ein Urteil? Sorry, aber das ist doch albern. "Hey die Steuerung ist etwas gewöhnungsbedürftig, aber man gewöhnt sich drann" ist für dich quasi schon ein Grund, es so zu zerreißen.
schrieb am