Junta: Viva el Presidente!11.02.2011, Jörg Luibl
Junta: Viva el Presidente!

Special:

Wer kennt nicht den Klassiker der fiesen Bluffs und Korruption: Junta gilt als das satirische Flaggschiff unter den Brettspielen. Allerdings wurde das Original aus dem Jahr 1979 nicht nur gerade bei Pegasus frisch aufgelegt, sondern um einen neuen Würfelableger erweitert. Und der beweist, dass man auch ohne großes Regelwerk verdammt viel Spaß beim Putschen, Bluffen und Bereichern haben kann.

Schweiß auf der Stirn

Junta ist ein Würfelbluffspiel für drei bis fünf Putschisten und bei Pegasus für knapp 20 Euro erschienen.
Er trägt die schwarze Sonnenbrille, er ist der Präsident, er bekommt die meisten Karten, aber er sieht alles andere als locker aus. Kein Wunder: Vier überaus zwielichtige Augenpaare sind auf ihn gerichtet. Sie alle warten nur auf einen politischen Fehler. Denn der Chef der Bananenrepublik kann nur an der Macht bleiben, wenn die anderen Spieler nicht putschen. Und damit sie ihm brav die Treue halten und möglichst selbst zerfleischen, muss er jede Runde Versprechungen in Form von Karten abgeben - das kann Geld, Gebäude, Kampfkraft oder Ähnliches sein.

Aber wie soll er da die fünf Siegpunkte erreichen, wenn er wirklich spendabel ist? Nur Gebäude und Spezialkarten bringen einen Punkt, aber Pool, Radiosender & Co kosten vier Millionen Pesos! Eine Miliz kostet zwei Millionen und auch die ist zur Verteidigung der eigenen Macht unabdingbar. Knifflig, knifflig - man könnte die gierigen Putschisten natürlich mit schwachen Karten abspeisen, um nächste Runde groß einzukaufen. Das würden sie einem doch nicht übel nehmen, oder?

Bluffen und Angreifen

Da war es noch friedlich und aufgeräumt: Doch schon beim ersten Spiel ging es in der Redaktion heiß her - oh wie untreu und gemein diese Redakteure doch sind!
Wenn der Präsident seine verdeckten Karten verteilt hat (hey, er hat dem roten Spieler sogar zwei gegeben! Ob da etwa Neid aufkommt?), entscheiden bis zu vier Putschisten verdeckt hinter Papplastern, wie sie ihre Milizen im nächsten Zug einsetzen: Gegen oder sogar für den Inselchef, gegen einen anderen Putschisten oder für die eigene Verteidigung. Von den maximal vier bewaffneten Milizen, die durch Sechserwürfel repräsentiert werden, kann man jede einzeln anweisen - man kann also sowohl angreifen als auch verteidigen. In dieser Phase der verdeckten Operationen ist die Spannung am Tisch fast greifbar.

Danach werden die Laster umgekippt und so manches Vertrauen böse missbraucht: Ich hab dir doch zwei Karten versprochen, wieso greifst du mich an? Wieso nur? Nur wer den Präsidenten nicht überfällt, darf umgehend die Belohnungskarten einstreichen. Die Attacke auf die anderen Spieler lohnt sich aber auch, denn wer den Würfelwettstreit der Milizen gewinnt, darf eine Karte als Beute ziehen. Der Kampf läuft ganz einfach ab: Bevor man würfelt, darf man eine taktische Karte wie z.B. erhöhte Kampfkraft oder das Ignorieren von Gebäuden spielen. Danach rollt man seine Sechser und zählt das Ergebnis zusammen. Greifen mehrere Putschisten den Präsidenten an, werden ihre Würfe addiert - plündern darf dann als Erster der höchste Angreifer.

Fazit

 Böse, rasant und gut - Junta ist ideal für die schnelle Runde am Abend! Natürlich ist es nicht so komplex wie sein großes Vorbild aus gleichem Hause, aber diese Würfelvariante versteht es, die wesentlichen Elemente des Bluffens und Bereicherns einzufangen. Das Artdesign ist bunt und witzig, die Regeln in null Komma nichts verinnerlicht und schon nach ein, zwei Runden ist man mittendrin im politischen Poker um Macht und Reichtum. Manchmal sind es eben die kleinen Spiele, die für großen Spaß am Tisch sorgen - vor allem, wenn freundliche Heuchelei und fieses Gelächter die Atmosphäre bestimmen. Ich empfehle übrigens nach ein, zwei Spielen die Expertenregel: Da kommt noch mehr Gier und Taktik auf, denn die Präsidentenbrille bringt einen zusätzlichen Siegpunkt und man kann selbst Milizen versprechen. Aber Vorsicht: Junta stellt selbst langjährige Beziehungen auf die Probe! Treue ist doch nur ein Wort, wenn es um Millionen geht...

Für alle, die eine Wertung vermissen: Wir werden hier nur unsere Highlights vorstellen. Natürlich gibt es auch in der Brettspielwelt einen bunten Mainstream und billigen Murks, aber wir haben keine Zeit für Verrisse. Das ist zunächst ein Angebot, das wir euch zusätzlich bieten. Deshalb konzentrieren wir uns auf die empfehlenswerten Vertreter und die kreativen Geheimtipps, die man vielleicht nicht in jedem Kaufhaus findet.

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