Brettspiel-Test: Die Akte Whitechapel (Detektivspiel)

von Jörg Luibl



Release:
kein Termin
01.05.2011
Spielinfo
Der gehetzte Killer

Das Spiel bietet viel Historisches: Darunter die offiziellen Ermittler und eine Chronologie der Morde im Anhang der Anleitung.
Das Spiel bietet viel Historisches: Darunter die offiziellen Ermittler und eine Chronologie der Morde im Anhang der Anleitung.
Spätestens dort wechselt die Spielbalance zu Gunsten der Ermittler, falls sie sein Heimatgebiet in den Nächten zuvor bereits eingegrenzt haben. Manchmal entkommt man als Killer wirklich nur um Haaresbreite, was zwar unheimlich Spaß macht, aber gegen gewiefte Mitspieler verdammt schwer ist. Daher sollte man Jack über die optionale Zusatzregel der Anleitung etwas stärken: Dann kann er Polizisten im Vorfeld verschieben, um ihren Patrouillenstart weit weg vom Tatort zu bringen, oder bewusst falsche Hinweise geben.  Denn ansonsten hat er vor jeder Nacht nur die Möglichkeit, die potenziellen Tatorte über das Auslegen verdeckter Frauenmarker zu markieren; darunter sind auch immer einige falsche zum Bluffen.

Ganz wichtig für ein faires Spielerlebnis ist allerdings, dass sich Polizisten und Jack streng an die Regeln halten. Das sage ich deshalb, weil wir in den ersten Abenteuern zwei zentrale, darunter eine missverständliche Regel nicht beachtet haben, so dass die Balance etwas ins Wanken gebracht wurde. Zum einen darf Jack auf seinem letzten Zug zum Versteck auf gar keinen Fall eine Spezialbewegung wie Kutsche oder Flucht durch einen Häuserblock nutzen – sonst ist es für ihn zu einfach! Zum anderen, und darüber kann man streiten, weil die Anleitung da nicht ganz klar ist, darf ein Polizist den Killer scheinbar nicht festnehmen, selbst wenn er gerade auf dessen Feld nach Hinweisen sucht. Er muss also gezielt „Festnahme“ als Aktion wählen – so wird es für die Polizisten natürlich kniffliger, was zwar wenig plausibel anmutet, aber der Balance entgegen kommt. Wer es ihnen einfacher machen will, kann auch dazu eine optionale Regel einsetzen.

Ausblick

Jörg Luibl (44)  Das ist bisher der aktuellste Brettspiel-Tipp: Die Akte Whitechapel ist gerade erst erschienen. Und ich kann diese morbide Jagd allen Freunden von Scotland Yard wärmstens empfehlen. Das Artdesign im Stile des 19. Jahrhunderts ist edel, das Regelheft anschaulich umfangreich, es gibt optionale Regeln und das Spielprinzip bietet mit den getrennten Routen, der Pflicht zur Basisrückkehr sowie der Hinweissuche interessante deduktive Ergänzungen gegenüber der recht einseitigen Flucht von Mr. X – wobei die regionale Eingrenzung des Verstecks von Jack the Ripper hier die eigentliche Herausforderung ist. Zwar hängt die Balance stark von der Disziplin des Killers ab, außerdem habe ich spezielle Fähigkeiten für die einzelnen Ermittler vermisst. Aber Gabriele Mari und Gianluca Santopietro ist eine sehr stimmungsvolle Weiterentwicklung des klassischen Katz- und Mausspiels gelungen, die man auch zu zweit immer wieder gerne auf den Tisch bringt. Und keine Bange, liebe Eltern: Das Spiel ist zwar offiziell ab 16 Jahren erhältlich, aber weder die Illustrationen noch die Aktionen sollten deutlich jüngere Kinder vom Tisch fern halten.

Für alle, die eine Wertung vermissen: Wir werden hier nur unsere Highlights vorstellen. Natürlich gibt es auch in der Brettspielwelt einen bunten Mainstream und billigen Murks, aber wir haben keine Zeit für Verrisse. Das ist zunächst ein Angebot, das wir euch zusätzlich bieten. Deshalb konzentrieren wir uns auf die empfehlenswerten Vertreter und die kreativen Geheimtipps, die man vielleicht nicht in jedem Kaufhaus findet.

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Kommentare

JohnMiller schrieb am
Hey Jörg,
die ersten beiden Partien liegen hinter uns und wir sind von diesem Brettspiel einfach nur begeistert.
In der erster Runde wurde ich schon in der ersten (!!) Nacht gefasst - zwar kurz vor meinem Versteck, aber wenn man nicht jeden seiner Schritte gut plant und die Ermittler ziemlich früh auf die richtige Spur kommen, hat man wenig Chancen zum "Überleben" bzw. in das Versteckt zu kommen.
In der zweiten Runde hat mein Bruder Jack gespielt. Diesmal wäre Jack fast ins Versteck bekommen - aber nur fast. Mein Bruder hat uns bis zur zweiten Nacht an der Nase herumgeführt. In der dritten Nacht, haben wir dann die entscheidene Spur gefunden (zwei Morde sind aber auch ordentlich :D) und in der vierten und letzten Nacht haben wir Ihn dann eine "Zahl" bzw. Station vor seinem Versteck verhaftet ;)
Danke nochmal für den Spieletipp Jörg und einen guten Rutsch ins neue Jahr ;)
Jörg Luibl schrieb am
Hey, aber bleib bloß noch hier! :wink: Bankraub kenne ich noch gar nicht.
JohnMiller schrieb am
Hi Jörg,
erstmal VIELEN, VIELEN Dank für den Tipp bzgl. boardgamegeek!!
Mittlerweile hab ich ein Exemplar von Whitechapel ergattern können :D
Hab zusätzlich neben Whitechapel noch ein anderes Brettspiel gefunden, dass ich natürlich auch gleich haben musste: Bankraub
Dieses Spiel kann ich dir wärmstens empfehlen 8)
Meine erste Anlaufstelle für Brettspiele wird in Zukunft boardgamegeek sein!
Also, vielen Dank nochmal für den Tipp Jörg und mach so weiter mit den Brettspieletests :wink:
Gruß
Johnny
Jörg Luibl schrieb am
Lass dich nicht täuschen. Boardgamegeek ist die beste Seite, wenn es um Brettspiele geht. Da treffen Freaks, Entwickler und Händler zusammen.
JohnMiller schrieb am
Hey Jörg,
vielen Dank für deine Nachricht.
Ich hab diesem Anbieter eine Mail geschickt - bin gespannt was dabei rauskommt.
Diese Seite kannte ich noch gar nicht - muss aber sagen, dass die irgendwie "billig" aussieht ;) Lasse mich aber gerne eines besseren belehren ;)
schrieb am