Brettspiel-Test: Dungeon Fighter (Würfelspiel)

von Jörg Luibl



Entwickler:
Release:
12.03.2012
Spielinfo Bilder  
Akrobatische Wurftechniken

Im Turm stecken Monsterkarten in drei Stufen: Je weiter man im Dungeon kommt, desto stärker werden sie.
Im Turm stecken Monsterkarten in drei Stufen: Je weiter man im Dungeon kommt, desto stärker werden sie.
Recht schnell entsteht am Tisch nicht nur eine angenehme Spannung vor dem Aufdecken der nächsten von über 50 Monsterkarte, die in drei Leveln natürlich immer fieser und stärker werden, von Skeletten über Werwölfe und Kopflose bis  hin zu Drachen. Die Karten sind witzig illustriert und das Absteigen in den Dungeon wird sehr schön durch den Pappturm symbolisiert, in dem sie in drei Packen untereinander geordnet stecken. Hinzu kommt einfach jede Menge Spaß angesichts der akrobatischen Verrenkungen, die man im Angesicht der Fieslinge auf sich nehmen muss. Es gibt über zwanzig Handicaps, die für witzige Situationen und fingerfertige Herausforderungen am Tisch sorgen.

Manchmal muss man nur ein, zwei Schritte weggehen, manchmal blind, sitzend oder mit der schwachen Hand werfen. Manchmal muss der Würfel zweimal aufkommen, irgendwo abprallen, gepustet, durch die Beine oder gedreht geworfen werden. Aber selbst der Rückwärtswurf, der Sprungwurf, der Kopf- und Nasenwurf sind noch nichts im Vergleich zu jenen olympischen Herausforderungen wie dem „Kartensprungschuss“: Der Würfel muss tatsächlich über eine quer liegende Karte hopsen! Oder der „Katapultschuss“: Man muss eine Karte über die Tischkante hinaus ragen lassen, sie an der einen Seite festhalten, auf der anderen den Würfel platzieren und ihn nach oben schleudern – Wahnsinn.

Klassische Rollenspielreize

Das Erdelemntar hat es in sich: Es verlangt den "Katapultschuss" - seeeeeeehr knifflig.
Das Erdelemntar hat es in sich: Es hat 13 Lebenspunkte und verlangt den "Katapultschuss" - seeeeeeehr knifflig.
Zugegeben sind gerade die letzten beiden Würfe nahezu gleichbedeutend mit einem kollektiven Heldensterben voller Flüche - aber man kann sie tatsächlich schaffen, wenn man drei  Jahre in einem gut beleuchteten Keller nichts anderes trainiert. Das Scheitern gehört allerdings zum Spielspaß dazu, denn in den ersten Anläufen haben wir nie die Kammer des Bosses erreicht, aber wurden trotzdem richtig gut unterhalten. Ähnlich wie bei Dark Souls macht Übung den Meister, zumal zwischendurch auch klassische Rollenspielreize bedient werden.

Man sammelt Gold und kann in den Shop-Bereichen des Dungeons an die 50 überzeichnete Waffen, Rüstungen und Gegenstände wie „Eau de Napalm“ oder „Kopfstecher“ kaufen, die das lustige Flair von Munchkin verströmen. Die Helden werden nicht über Level oder Werte entwickelt, aber sie  können drei Dinge tragen und sollte sie clever einsetzen: Denn mit ihnen kann man auch bei schweren Würfen noch etwas rausholen oder sich und die Gruppe wenigstens in den nächsten Raum retten. Schön ist auch, dass sich die neun Helden etwas unterschiedlich spielen, das sie immer nur drei von 16 möglichen Spezialfähigkeiten besitzen.

So kann Lady Mary ein Monster über Betörung auf ihre Seite ziehen, der Zauberer verwandelt Bestien in Kröten, der Elf markiert Feinde mit seinem Pfeil für Extraschaden, der Zwerg Brockenstock kann mit seinem Bierschutz jedem Schaden entkommen und der Dieb stibitzt selbst dann zwei Goldstücke, wenn sein Wurf nicht die Zielscheibe erreicht. Es
Helden, die zum Jammern geboren wurden - aber sie haben je drei Spezialtalente!
Helden, die zum Jammern geboren wurden - aber sie haben je drei Spezialtalente!
ist zwar schade, dass die drei Dungeonkarten selbst so mickrig ausgefallen sind, aber dafür baut man vor jedem Spiel quasi eine neue Kerkersituation.

Ausblick

Witzig, kreativ, fies! Wer abseits komplexer Regelwerke nach einem kurzweiligen Dungeon-Crawler für die ganze Familie sucht, wird hier fündig. Der ironische Fantasystil erinnert an Munchkin, die Frequenz des Scheiterns an Dark Souls und sehr schnell entsteht eine unterhaltsame Partystimmung zwischen Seufzern des Entsetzens sowie üblen Flüchen und grenzenlosem Jubel. Aber selbst die Niederlage gegen die Monster gehört einfach mit zum Spielspaß, der von kleinen Rollenspieltugenden, aber vor allem großer Fingerfertigkeit beim akrobatischen Würfeln lebt: Man muss mal blind, rückwärts, von der Nase aus oder pustend so würfeln, dass man die Zielscheibe erreicht. Und wer einmal einen „Kartensprungschuss“ gemeistert hat, der fühlt sich wirklich wie ein Held – auch wenn er Brockenstock heißt oder so dämlich aussieht wie Torm.

Für alle, die eine Wertung vermissen: Wir werden hier nur unsere Highlights vorstellen. Natürlich gibt es auch in der Brettspielwelt einen bunten Mainstream und billigen Murks, aber wir wollen euch alle zwei Wochen kreative Geheimtipps und ungewöhnliche Spieleperlen empfehlen, die man vielleicht nicht in jedem Kaufhaus findet.

Weitere Brettspieltests im Archiv!

Kommentare

noob_deluxe schrieb am
dx1 hat geschrieben:Die Zielscheibe erinnert mich an "Hell for Leather" von CobwebGames: http://www.youtube.com/watch?v=CHj-lFG8cLA
wow danke für den indirekten tipp. bin mit meinen leuten schon länger an pen and paper rollenspielen interessiert, nur sind wir bisher daran gescheitert dass diese, vor allem für den GM, immer mit einem ziemlichen aufwand in der vorbereitung verbunden sind. "hell for leather" umgeht dass scheinbar sehr geschickt... werden dass sicher demnächst mal ausprobieren.
Jörg Luibl schrieb am
Jup, gute Anregung, würde auch passen - nur ist die Liste der Tod-dos momentan noch lang. Mal sehen!
IdentityTheft schrieb am
Hey Jörg,
würde mich freuen, wenn du auch mal ein klassisches Holz-Brettspiel vorstellen würdest, bei denen es meist um Taktik und Geschicklichkeit geht. Beispielsweise Carrom oder Crokinole, die ja in Nordamerika/England sehr beliebt sind und hier keiner kennt.
Braz schrieb am
DaViSFiT hat geschrieben:Hmm witzig. Wir haben allersdings noch so viel vor uns ;) Mir fehlt echt immer mehr eine Bewertung :Häschen:
nawarI hat geschrieben:... habe ich die Idee für ein futuristisches Brettspiel-Rennspiel , wo man die Strecke mit Powerups (im Stile von Mariokart) und Checkpoints selber zusammenbaut und danach als schnellstes durchfahren muss. (c)
Gibts schon sowas in der Art. War irgendwas mit Eis und irgend nem Tier :Vaterschlumpf: . Gibts auch Steilkurven oder sowas.. gibt auf jedenfall Tests davon im I-Net, soll sogar ziemlich gut sein.
Es gibt in der Tat schon sowas ähnliches, nämlich Junkyard Races http://www.gen42.com/junkyard-races
Was du mit Eis und Tieren meinst ist bestimmt Snowtails? Da gibt`s aber keine Powerups und die Tiere sind nur "normale" Schlittenhunde.....
Jedenfalls gibt`s schon einige gute Rennspiele: Formula D (=Formula De), Snowtails, Savannah Tails, Bolide, Rallyman, Junkyard Races, Powerboats usw. Da wird`s schwer werden ein Spiel zu entwickeln, das in eine Lücke mit genügend Marktpotential passt. *mutmaß*
Generell zum Beitrag: Dungeon Fighter oder Dungeon Spiele
Ist zwar ein komplett anderes Spiel, aber hat auch das Thema "Dungeon" mit dabei und ist vielleicht für Diablo 3 Fans von Interesse -> Das Spiel nennt sich "Thunderstone" :Hüpf: . Es ist zwar ein "Dominion"-Ableger, aber das Feeling eines Diablos (=Kaufe Waffen und Zaubersprüche auf dem Markt/Dorf und gehe dann in den Dungeon, um Monster zu kloppen) wurde hier ganz gut umgesetzt. Ist zwar alles Kartenbasiert, aber dennoch ein sehr gutes Spiel mit ähnlichem Hintergrund.......nur so als Tip. :idea:
Demnächst gibt`s nämlich das Thunderstone Advanced, was zugleich eine Erweiterung wie auch ein neues Stand Alone (für Leute, die das Basisspiel noch nicht besitzen) ist....also durchaus mal vielleicht ein Blick wert, zumal das "normale" Basisspiel Thunderstone gerademal so um die 20 Euro kostet.....
Numrollen schrieb am
Hmm witzig. Wir haben allersdings noch so viel vor uns ;) Mir fehlt echt immer mehr eine Bewertung :Häschen:
nawarI hat geschrieben:... habe ich die Idee für ein futuristisches Brettspiel-Rennspiel , wo man die Strecke mit Powerups (im Stile von Mariokart) und Checkpoints selber zusammenbaut und danach als schnellstes durchfahren muss. (c)
Gibts schon sowas in der Art. War irgendwas mit Eis und irgend nem Tier :Vaterschlumpf: . Gibts auch Steilkurven oder sowas.. gibt auf jedenfall Tests davon im I-Net, soll sogar ziemlich gut sein.
schrieb am