Territorialer Wettkampf
Ein Blick auf die (unterentwickelte) Ameisenkolonie des gelben Spielers: Dort hortet man Soldaten, Arbeiter, Larven und Ammen. Rechts gräbt man sich in tiefere Ebenen.
Mit der Zeit wird der Garten also unter den vier Ameisenvölkern aufgeteilt, wird immer mehr zu einem Flickenteppich. Weil es recht wenig Platz gibt, manche größere Hexfeldplättchen nicht überall liegen können und es je nach Untergrund ganz andere (Nahrung, Stein, Holz) oder gar keine Rohstoffe (bei Wasser oder Fliegenpilzen) gibt, gewinnt das Spiel eine angenehme strategische Komponente im Gelände – vor allem zu dritt oder zu viert.
Zumal man feindliche Gebiete auch erobern kann, indem man die Plättchen entfernt und deren Siegpunkte einheimst. Außerdem bekommt man diese für das Jagen von neutraler Beute sowie die Erledigung von 17 Aufgaben, die am Rand ausliegen: Dabei geht es meist darum, eine bestimmte Zahl von Larven, Rohstoffen, Beute oder aneinander liegenden Plättchen zu erreichen, die Kolonie auszubauen oder einfach Soldaten zu rekrutieren.
Die Macht der Ammen
Obwohl es Soldaten gibt, jagen diese lediglich indirekt neutrale Beute: Trifft ein Arbeiter auf eine Spinne, muss man die entsprechende Anzahl Soldaten in der Kolonie haben, um diese zu besiegen – von dort werden sie dann einfach entfernt, die Spinne ist tot. Man baut, entwickelt und bewegt also keine Armee, sondern muss geschickt das Zusammenspiel zwischen Ammen, Soldaten und Arbeitern managen. Erstere sind die wichtigste Einheit im Spiel, denn mit ihnen führt man bis auf die Erkundung sowie die Beutejagd fast alle Aktionen aus. Und man hat zunächst nur drei zur Verfügung,
In diesem Bereich erledigt man Aufgaben, für die es Siegpunkte gibt.
Wer erfolgreich sein will, muss also unbedingt mehr Ammen einstellen, weil sie mehr Aktionen erlauben, darunter auch weitere Tunnelausgänge, das Graben in tiefere Ebenen und Aufgaben meistern. Wie bekommt man Ammen? Indem man sie ins Atelier schickt und dort zwei Nahrung sowie zwei Larven bezahlt. Doch gerade im ersten Jahr hat man kaum Futter. Soll man also lieber auf das zweite Jahr warten? Aber dann muss man im Winter mehr Nahrung bezahlen. Wie man es auch dreht: Man muss recht zügig für einen gesunden Kreislauf sorgen, eine gute Balance aus Expansion und Entwicklung finden, um am Ende siegreich zu sein.
Fazit
Ein Ameisenvolk anführen und sich in einem Garten ausbreiten? Coole Idee! Myrmes hat mich aufgrund seines Szenarios sofort neugierig gemacht: Man spielt in einem floralen Mikrokosmos zwischen Pilzen und Marienkäfern. Ähnlich wie in 4X-Strategiespielen muss man dabei ein Gebiet erkunden, sich geschickt ausbreiten, Rohstoffe sammeln und Feinde besiegen. Allerdings ist Myrmes weniger Kriegs-, sondern eher ein Workerplacement- und Managementspiel, wobei die territoriale Eroberung auf einer Hexfeldkarte hinzukommt. Aufgrund der eigenwilligen Spielmechanik braucht man zwar mehrere Anläufe, bevor man alles durchschaut und das Potenzial der Entwicklung ausschöpfen kann. Aber dann kommt es vor allem zu dritt oder zu viert zu einem spannenden Wettkampf, bei dem jeder Siegpunkt wichtig ist.
Für alle, die eine Wertung vermissen: Wir werden hier nur unsere Highlights vorstellen. Natürlich gibt es auch in der Brettspielwelt einen bunten Mainstream und billigen Murks, aber wir wollen euch alle zwei Wochen kreative Geheimtipps und ungewöhnliche Spieleperlen empfehlen, die man vielleicht nicht in jedem Kaufhaus findet.
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