Star Wars: Das Kartenspiel19.06.2013, Jörg Luibl
Star Wars: Das Kartenspiel

Special: Möge das Deck mit dir sein!

Es kann nur eine geben: Die dunkle oder die helle Seite der Macht! Nicht nur im Kino oder am Bildschirm, sondern auch am Tisch. In Star Wars: Das Kartenspiel kämpfen zwei galaktische Fraktionen mit aller Prominenz von Darth Vader bis Yoda gegeneinander. Allerdings haben Sith und Jedi ganz unterschiedliche Taktiken zur Verfügung und Ziele vor Augen.

Möge das Deck mit dir sein!

Star Wars: Das Kartenspiel (nur für zwei Leute geeignet) ist auf Deutsch für knapp 30 Euro beim Heidelberger Spielverlag erschienen.
Star Wars: Das Kartenspiel (nur für zwei Leute geeignet) ist auf Deutsch für knapp 30 Euro beim Heidelberger Spielverlag erschienen.
Ich habe eine gute erste Hand gezogen: Luke Skywalker ist dabei, dazu C-3PO, die Hüterin des Friedens, der Raumjäger Rot Fünf, die Schicksalskarte „In der Hitze des Gefechts“ sowie das Ereignis „Gegenschlag“. Mit diesen sechs Karten kann ich sowohl angreifen als auch kontern. Mein Ziel als Spieler der Jedi besteht darin, mindestens drei Einsatzziele der Sith zerstören. Die liegen wie Länder auf der anderen Seite des Tisches aus, sorgen für Spezialeffekte und haben eine bestimmte Zahl an Lebenspunkten – die muss ich auf null bringen. Und zwar bevor Darth Vader & Co den Todesstern auf zwölf drehen. Das Problem ist, dass die Jungs verdammt gut bewaffnet sind…

Wie zerstöre ich ihre Einsatzziele? Ich darf in meinem Zug beliebig viele Einheiten aus meiner Hand aufmarschieren lassen und ihnen eines der drei ausliegenden Ziele zuweisen. Allerdings muss ich ihre Kosten bezahlen können, indem ich Fokusmarker auf all die Karten lege, die Rohstoffe produzieren – das sind meist die eigenen Einsatzziele bzw. Länder. Für Luke Skywalker und die Rote Fünf müsste ich satte sieben Rohstoffe erübrigen. Aber weil ich meinen Machtbereich schon fleißig um „Trainingsgelände auf Dagobah“ erweitert habe, geht das genau auf. Aber Vorsicht: Wer zu viele Karten erschöpft, hat vielleicht keine Energie mehr für einen Konter über ein Ereignis übrig! Man muss also immer abwägen, wie viel man ausgibt und ob man nicht etwas zurückbehält.

Dynamischer Schlagabtausch

Der Kampf läuft dann angenehm flott und taktisch ab: Nachdem Luke und der Raumjäger als Angreifer etwas nach vorne geschoben wurden, darf mein Gegenüber die Verteidiger bestimmen. Jetzt geht es in einem kleinen Bluffspiel zunächst darum, wer den wichtigen Kampfvorteil erhält: Dafür spielt man verdeckt Karten aus der Hand aus, bis beide Seiten passen. Das kann schmerzhaft sein, denn ist einem dieser Vorteil wichtiger als später Yoda auszuspielen? Zwar geht es dann nur darum, wer die meisten Punkte hat, aber besonders

Man braucht nicht viel Platz für den Aufbau: Neben den 240 Karten sind knapp hundert Marker für Schaden, Schild und Fokus enthalten. Hinzu kommen Todessternanzeige sowie Gleichgewichtanzeige.
Man braucht nicht viel Platz für den Aufbau: Neben den 240 Karten für sechs Fraktionen sind knapp hundert Marker für Schaden, Schild und Fokus enthalten. Hinzu kommen Todessternanzeige sowie Gleichgewichtanzeige und 32-seitige Anleitung.
effizient sind die Schicksalskarten, die zusätzlich Schaden anrichten oder alle Effekte egalisieren können. Wer den Kampfvorteil schließlich gewinnt, darf als Erster zuschlagen sowie alle Angriffssymbole seiner Karten nutzen – das kann Schaden gegen eine Einheit, Schaden gegen ein Ziel sowie Taktik sein, die Gegner quasi noch vor dem Schlagabtausch erschöpft.

Luke darf z.B. mit seinen Laserpistolen zwei Schüsse abgeben, so dass die „Schwester der Nacht“ mit ihrem einzigen Lebenspunkt stirbt – sehr schön. Als der Spieler der dunklen Seite dann das Ereignis „Macht-Würgegriff“ ausspielt, kann ich es abwenden, indem ich C-3PO opfere.  Und Luke hat ja noch zwei Angriffe mit Explosionsschaden übrig, die ich auf das Einsatzziel „Im Netz des Imperators“ richte – jetzt liegen dort zwei Schadensmarker und das Land hat nur noch zwei Lebenspunkte übrig. Da der Spieler der dunklen Seite keine Verteidiger mehr befehligt, besorgt mein Raumjäger mit dreifachem Explosionsschaden den Rest. Hurra, ich habe ein Einsatzziel zerstört, fehlen nur noch zwei! Eine gemeine, aber feine Regel besagt übrigens: Sollte am Ende des Kampfes kein Verteidiger mehr lebendig sein, darf man einen zusätzlichen Schaden auf ein Einsatzziel verteilen.

Fähigkeiten und Verstärkungen

Das Artdesign ist stimmungsvoll, die Auswahl an Motiven groß. Schön ist, dass es thematisch zusammen hängende Reihen gibt.
Das Artdesign ist stimmungsvoll, die Auswahl an Motiven groß. Schön ist, dass es thematisch zusammen hängende Reihen gibt.
Wie in vielen anderen Kartenspielen gibt es limitierte, schützende sowie Elite-Einheiten, zig Ereignisse und auch Verstärkungen, die einzelne Helden schlagfertiger machen: Das Jedi-Lichtschwert bringt seinem Träger zusätzliche Angriffe, das Shii-Cho-Training erlaubt multiple Schadensverteilung, das uralte Monument verleiht einem mehr Macht. Apropos: Diese übersinnliche Fähigkeit spielt auch eine Rolle, denn man kann drei seiner Einheiten gezielt in der Macht ausbilden, so dass man im Wettstreit zwischen dunkler und heller Seite die Oberhand behält.

Das wird wiederum durch den Gleichgewicht-Marker symbolisiert und bringt direkte Vorteile: Jedi dürfen einem Ziel einen Schaden zuführen, Sith dürfen den Todessternanzeiger weiter drehen. Scheint es in den ersten Spielen noch so, dass die Jedi einen Vorteil haben, gleicht sich das im weiteren Verlauf immer mehr aus und es kommt zu einem spannenden Kopf-an-Kopf-Rennen: Zwar müssen die Jedi nur drei Ziele zerstören, aber die Sith drehen den Todesstern immer für alle bereits erledigten Ziele vorwärts – also die alten mitgerechnet.

Zusammenhängende Kartenreihen

Jede Karte kostet beim Ausspielen Rohstoffe, die man über Länder/Einsatzziele erntet.
Jede Karte kostet beim Ausspielen Rohstoffe, die man über Länder/Einsatzziele erntet. Hier ein klassischer Konter: Der Gegenschlag.
Das Besondere an Star Wars: Das Kartenspiel ist, dass man sein Deck aus 48 Karten nicht willkürlich aus allen, sondern aus acht thematisch zusammen hängenden Kartenreihen erstellt: Die sind nummeriert und bestehen aus Orten, Helden, Ereignissen oder Verstärkungen. Im Set 1 der Jedi ist z.B. neben Luke Skywalker auch das Lichtschwert, die Fertigkeit „Vertraue deinen Gefühlen“ oder das Trainingsgelände von Dagobah enthalten. Leider gehen die Verbindungen der Karten nicht so weit, dass sie auch im Spiel für effiziente Kombos sorgen, zumal sie ja alle mit den anderen Reihen gemischt werden.

Ihr seid nicht zufrieden mit Jedi oder Sith? Kein Problem: Im Grundspiel sind noch weitere Fraktionen enthalten, darunter die Rebellenallianz sowie die Schmuggler und Spione für die helle Seite, die imperiale Flotte sowie der Abschaum und die Kriminellen für die dunkle Seite – insgesamt befinden sich 240 ansehnlich designte Karten im Spiel. Zu Beginn empfiehlt es sich jedoch, eines der vier vorgefertigten Decks zu wählen, die man später nach eigenen Wünschen anpassen kann. Regeln dafür sowie für offizielle Turniere sind in der angenehm illustrierten und leicht verständlichen Anleitung enthalten. Wie bei anderen

Was ist ein "Living Card Game"?

Eigentlich dasselbe wie ein "Trading Card Game" à la Magic: the Gathering mit anderem Vertriebsmodell: In einer Grundbox findet man bereits viele Karten vor und braucht später keine Booster oder gar einzelne Karten kaufen, sondern Themendecks, die das Spiel bzw. eigene Deck "lebendig" halten - und man weiß immer genau, was drin ist. Wir werden uns demnächst andere Vertreter wie "Game of Thrones" oder "Android: Netrunner" anschauen. „Living Card Games“ sind bereits weitere Themendecks erschienen bzw. angekündigt.

Fazit

Nachdem ich jahrelang viel zu viel Geld in Magic: The Gathering versenkt habe, wollte ich eigentlich die Finger von „Trading Card Games“ lassen – auch von den neuerdings so beliebten „Living Card Cames“. Aber wer sich diese Box kauft, bekommt mit 240 Karten verteilt auf sechs Fraktionen genug Raum für Experimente, so dass man lange Zeit ohne Nachkäufe stimmungsvollen Star-Wars-Spaß haben kann. Das Spielprinzip setzt zwar auf klassische Elemente wie Erschöpfung, Verstärkung, Konter und Ereignisse, aber bietet einige interessante Kniffe wie das Bluffen um den Vorteil, das Ringen um die Macht sowie unterschiedliche Spielziele. Das klassische Artdesign im Stil der alten Filme und das flotte Kampfsystem sorgen für kurzweilige und trotz des unvermeidlichen Zugglücks angenehm taktische Unterhaltung.

Für alle, die eine Wertung vermissen: Wir werden hier nur unsere Highlights vorstellen. Natürlich gibt es auch in der Brettspielwelt einen bunten Mainstream und billigen Murks, aber wir wollen euch alle zwei Wochen kreative Geheimtipps und ungewöhnliche Spieleperlen empfehlen, die man vielleicht nicht in jedem Kaufhaus findet.

 
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